Hi Giacomo,

ich bin schwer angetan von deiner Geschichte!

Du hast einen sehr, sehr angenehmen Schreibstil und man kann klar erkennen, wieviel Arbeit du dir gemacht hast, damit der Text möglichst gut lesbar ist. Die optische Struktur, Grammatik, Rechtschreibung und Interpunktion allein sind für einen Hobby-Autor (darf man dich noch so nennen?) sehr beeindruckend. Super finde ich insbesondere die sehr charakter-spezifischen Wortschätze und Ausdrucksweisen. Zwar wirken alle Personen außergewöhnlich distinguiert - im Sinne von Intelligenz und Bildungsstand - aber eben durch die Charakterunterschiede entsteht eine tolle Balance und gewissermaßen eine Bildungs-Utopie. Das allein gefällt mir als Bild schon sehr, sehr gut.

Ich gestehe, der Titel hat mich länger davon abgehalten, deine Geschichte überhaupt zu lesen. Das ist aber eher mein persönliches Problem. Der Kafka-Beiklang hat bei mir vorab immer ein düsteres, depressives, Weltenhass-Bild erzeugt und solche Geschichten sind eher nichts, in dem ich gerne schmökere. Aber im Grunde wird schon nach den ersten zwei Kapiteln klar, dass Finn nicht allzu viel mit Samsa gemein hat.

Ein besonderes 'Hut-ab!' für die Youtube-Playlist. Es war richtig cool, mir Finn beim Boarden vorzustellen und dabei die Musik zu hören, die er gehört hat. Und das ist definitiv ein Feature, welches ich mir klauen werde.

Richtig toll finde ich, wie du immer wieder Flashbacks eingearbeitet hast. Vor allem solche, die so absolut gar nichts mit Windeln zu tun haben. Das macht die Geschichte für mich nochmal besonderer. Natürlich kommt man in unserer "Geschichtenwelt" nicht ohne bestimmte Klischees aus. Und ebenso erleben Finn, Elisabeth, Yannik und alle anderen Hauptfiguren natürlich auch manches, was schon tausendfach beschrieben wurde. Das lässt sich ja schlicht nicht vermeiden, wenn Windeln ein zentrales Motiv sind. Nichtsdestotrotz wirken Szenen bei dir ganz, ganz selten 'konstruiert'. Alles wirkt irgendwie alltäglich, normal und möglich.

Wenn man etwas kritisieren möchte, dann könnte man sagen: "Das ist aber ganz schön viel heile Welt! Welche Eltern würden das denn so "einfach" mitmachen?!" Das ist allerdings nichts was ich kritisieren würde. Ganz im Gegenteil. Ich liebe es, wenn eine Geschichte ohne Drama, Streit und – im schlimmsten Fall – Zwang, Strafen und Gewallt auskommt.

Du hast schon so viel Arbeit in die Geschichte gesteckt und es fällt mir wirklich schwer etwas zu finden, was mir wirklich fehlt. Nichtsdestotrotz ist das bei Kommentaren immer das, was mir (als Hobby-Autor) am meisten hilft und mich am meisten freut. Deshalb versuche ich es mal:

  • Mich würde wahnsinnig die emotionale Gedankenwelt von Finn interessieren. Was außer Zufriedenheit, Freude und "Spitzbübigkeit oder Schelmigkeit" (dieses wohlige Gefühl, etwas Verbotenes zu tun, einfach weil man es will) empfindet Finn? Wie verändert sich seine Beziehung zu seinen Eltern emotional?
  • Auch gefallen mit Detailbeschreibungen immer wahnsinnig gut. Wie sieht es überall aus? Wie riecht es? Wie klingt es? Als Beispiel: Wie fühlt es sich an, sich im Dino-Schlafanzug in die Hängematte oder aufs Sofa zu kuscheln? Wie verändert das Finns Verhalten und wie nehmen andere ihn in dem Moment (und vielleicht danach) wahr.



Vielen Dank für das Teilen deiner Geschichte und nochmal: Chapeau!
kiri