Hallo zusammen,
ich möchte diesen interessanten und hilfreichen Post mal wieder aus der Versenkung holen.

Generell denke ich, man muss differenzieren, wie viele hier schon geschrieben haben. Ich habe mehrere Outings hinter mir, sowohl freiwillige als auch unfreiwillige.
Irgendwann in der Pubertät hat meine Mutter in meinem Zimmer Pampers gefunden, ich muss so 12 oder 13 gewesen sein. Sie war geschockt, hat mich gefragt was das sollte, ich habe geschwiegen und damit war das Thema erledigt und wurde nie wieder angesprochen.
Das erste freiwillige Outing hatte ich bei meiner Schwester. Es war mir ein innerer Drang, mit irgendwem außerhalb der Szene darüber zu sprechen und so habe ich mich mit ihr darüber unterhalten. Das ist sicher auch schon 15 Jahre her, und ihre Reaktion war total locker. Das hat mir damals richtig gut getan, eine Art innerer Ballast ist von mir abgefallen.
Das zweite freiwillige Outing hatte ich bei meiner damaligen Freundin, die später meine Frau wurde, mit 29. Wir waren gerade drei oder vier Wochen zusammen und es fühlte sich für mich falsch an, diesen wichtigen Teil von mir vor ihr zu verbergen. Sie hat es auch sehr locker aufgenommen, hat mich sogar regelmäßig gewickelt und ist auch mal zu einem Wochenendtreffen mitgefahren. Irgendwann war ihr das Thema dann doch nicht mehr so recht, und sie wollte es nicht mehr. Einige Jahre habe ich dann nur noch sehr selten und meist heimlich getragen...
Schlimm wurde es für mich nach unserer Scheidung, da kamen dann gleich zwei unfreiwillige "Outings". Zuerst hat mich eine gute Freundin darauf angesprochen, der hatte sie es wohl schon vor der Trennung erzählt. Die besagte Freundin hat aber wiederum sehr gelassen reagiert, sie findet es überhaupt nicht schlimm. Im Gegenteil,sie hat mich ganz viel darüber gefragt und ich kann mit ihr mittlerweile ganz locker drüber plaudern. Manchmal neckt sie mich zwar etwas, aber das ist für mich absolut ok.
Das zweite unfreiwillige Outing war dann, als mich eine Bekannte aus dem Ort angesprochen hat, die es wohl über drei Ecken erfahren hat. Das war schon heftig, zumal ich nicht wusste, wem die Ex noch etwas erzählt hat. Aber auch diese Freundin hat mich gestärkt und wir können ganz offen reden.

Das letzte, wiederum freiwillige Outing, hatte ich bei einem Psychologen, bei dem ich eigentlich wegen anderer Probleme war. Ich hatte die Hoffnung, endlich der Ursache auf den Grund gehen zu können, warum ich diese Vorliebe habe. Zwar konnte er mir dort nicht weiter helfen, aber auch er hat mich sehr bestärkt, indem er mir glaubhaft versichert hat, dass das nichts schlimmes wäre und er von seinen Klienten ganz andere Sachen gehört hätte.

Zusammenfassend kann ich für mich sagen, dass ich eigentlich nur positive Erfahrungen gemacht habe, bis auf die Sache mit meiner Ex. Ich habe keine Freunde verloren, im Gegenteil, die Freundschaften haben sich dadurch vertieft und jeder hat zu mir gehalten. Ich würde mich einer neuen Partnerin auf jeden Fall wieder öffnen. Nach meinen Erfahrungen habe ich für mich beschlossen, dass das einfach ein Teil von mir ist und die Frau, die damit nicht zurecht kommt, leider nicht die richtige für mich ist. Jahrelang verbiegen werde ich mich nicht mehr.

Liebe Grüße
Nukki