Ich hab mir grad den ganzen Beitrag angeschaut. Gleich am Anfang wird gesagt, dass Babywindeln günstiger sind. Jeder Inkontinente hat sicher das Recht, sich sein Hilfsmittel auszusuchen. Freue mit der Notwendigkeit zu verbinden, ist normal. Da wirkt schon der Mechanismus der "kognitiven Dissonanz". Man muss also einen widersprüchlichen Zustand auflösen. "Erwachsen und Windel" ist so ein Widerspruch, der sicherlich auch in der Gesellschaft begründet ist. Die Windel lässt sich nicht auflösen, da sie ja das notwendige Hilfsmittel ist. Also muss man sich mit der Windel arrangieren und da ist ein "ich trage gerne Windeln" ein guter Grund, eine widersprüchliche Situation aufzulösen. So funktioniert nun mal das Gehirn.

Der Beitrag war sehr umfangreich, hat so ziemlich alle Optionen für inkontinente Personen genannt. Was mir persönlich gefehlt hat, war das Problem der Kostenübernahme durch die Krankenkassen. Da war die Rede von 30 und mehr Prozent Eigenanteil. Das ist aber nach der gesetzlichen Grundlage falsch, denn man muss nur 10 Prozent tragen, maximal 10 Euro. Die gängige Praxis der "Mehrpreise" ist gesetzlich nicht gestützt und wird nur gemacht, weil die Patienten mitmachen und die Krankenkassen dieses Spiel versuchen. Wenns klappt, dann klappt es eben. Wenn an dieser Stelle die Patienten nicht über ihre Rechte aufgeklärt werden, kann die Seite der Kostenträger dieses Verfahren immer wieder weiter nutzen.

Meiner Meinung nach ist es vor allem wichtig, die Betroffenen über die tatsächliche Situation aufzuklären und so die falsche Praxis der Mehrpreise auf breiter Front wieder abzuschaffen. Das ist eine Entlastung für die Patienten und eine Stärkung der Windelhersteller, die ihre "Premiumprodukte" dann wieder voll auf den Markt bringen können. Der Umstand, dass die Tena Slip Active Fit Ultima in Deutschland nicht auf den Markt gebracht wurde, hat mit dieser seltsamen Bezahlpraxis bei Hilfsmitteln zu tun. Zu wenige Patienten wären bereit, für so ein Produkt eine massive Zuzahlung zu leisten, weshalb sich der Aufwand für den Hersteller nicht lohnt. Man kann also zusammenfassend sagen, dass die gesetzwidrige Praxis bei den Inkontinenzhilfsmitteln (Windeln) dazu geführt hat, dass in Deutschland nicht mehr das Maximum an Qualität erhältlich ist.

Ich freue mich, dass ein Betroffener (Florian) so offen vor der Kamera über das Problem gesprochen hat und hoffe auch, dass die im Beitrag gezeigten Urologen an der Situation etwas verbessern konnten.