Wie lief euer Weg zu 24/7?

[attends_slip_active]

Hallo,
mal ein paar Fragen an alle dauerhaften und langjährigen 24/7 Träger:
- wie war eure "Eingewöhnung" und wie lange hat es bei euch gedauert, bis welcher Meilenstein jeweils erreicht war?
- wie hat sich dauerhaft euer Umgang mit dem Wechseln (gerade auch unterwegs und vor allem bei Freunden und Familie) entwickelt?
- wann habt ihr den Zustand der "vollständigen Gewöhnung" (also der Zustand, wo die Windel gar nicht mehr in der bewussten Wahrnehmung präsent ist) gebraucht?
- und wer in eurem Umfeld weiß davon Bescheid? (Freunde, Familie, Kinder, ...) Ich denke ein Outing als "Inkontinent" ist vermutlich die erste Wahl?

[Urmel62]

Hallo,

ich habe da schon mal etwas zu geschrieben.

Deshalb nur ganz kurz, ich trage seit 2012 24/7.

Beginn Kontrollverlust am Tag so nach 3 Jahren, bei Nacht nach ca. 5 Jahren.
Tatsächlicher vollständiger Kontrollverlust Tag und Nacht nach ca. 10 Jahren seit dem geht ohne Windel nichts mehr!
Das war auch der Zeitpunkt der vollständigen Gewöhnung.
Damit kommt auch spätestens das Abhängigkeitsgefühl, das Unsicherheitsgefühl/Unwohlsein ohne Windel.
Bemerken tut man sie trotzdem noch, aber es ist eben ein normales Gefühl, komisch ist es dann ohne Windel.


Sehr selbstverständlicher Umgang mit der Windel kommt damit automatisch, man wechselt alle 5 Stunden, wer es bemerkt bei dem gibt es Outing als Inkontinent.
Was auch meiner Meinung nach, sobald der Kontrollverlust ereicht ist, keine Lüge mehr ist.

War aber alles eigentlich kein Problem, auch bei der Familie.

Ich habe nichts bereut, im Gegenteil, fühle mich so viel besser.
Habe es mir aber auch vorher gut überlegt, am Anfang gibt es auch jederzeit die Möglichkeit zurück, wenn man es doch nicht mehr mag.

[Windelsonja]

Hi.
Ich habe vorher öfters Pull-ups getragen.
Ich bin dann auf Windeln umgestiegen. Eigentlich sofort auf die Jessa Flexslip. Das Rest hat sich sukzessive entwickelt. Jetzt würde mir bei neiner Kleidung etwas Entscheidendes fehlen.
Gruss. Sonja

[Janek]

Mein Wechselrhythmus tagsüber sollte bei ~ 4 h liegen. Das liegt daran, dass ich in sicherer Umgebung (mit kurzen Wegen) zuhause und am Arbeitsort mit Pants bislang meinen Weg gefunden habe. Wann immer es geht, gehe ich normal aufs Töpfchen, fürs Dicke unbedingt.

Es sind - abseits davon - Autofahrten und generell längere Aufenthalte bzw. Aktivitäten ohne Wechselmöglichkeit zu überbrücken. Zum Weihnachtsmarkt ging ich folglich als "Windela*sch".

Nachts kriege ich nichts davon mit, hier ist auch der von meiner KV versuchte Wunsch nach dem nächtlichen Weckerstellen zum Wechseln als "Unfug" zurückgewiesen worden. Ja, könnte man verlangen - dann ginge auch eine dünnere Nachtverpackung. Dagegen brauchte es anwaltliche Hilfe zum Gewinnen der Einsicht, dass nächtliches Durchschlafen Lebensqualität ist. Ich fürchte, dass unzählige (erwachsene) Bettnässer dem Weckerklingeln nach ~4 Stunden Schlaf unterworfen werden und sich nicht gewehrt hatten.

[Kalokagathos]

Nachts kriege ich nichts davon mit, hier ist auch der von meiner KV versuchte Wunsch nach dem nächtlichen Weckerstellen zum Wechseln als "Unfug" zurückgewiesen worden. Ja, könnte man verlangen - dann ginge auch eine dünnere Nachtverpackung. Dagegen brauchte es anwaltliche Hilfe zum Gewinnen der Einsicht, dass nächtliches Durchschlafen Lebensqualität ist. Ich fürchte, dass unzählige (erwachsene) Bettnässer dem Weckerklingeln nach ~4 Stunden Schlaf unterworfen werden und sich nicht gewehrt hatten.

Unfassbar! Die Menschen von der KV müssen sich einmal selber den Wecker alle 4h stellen. Darauf haben sie sicherlich auch keine Lust. Vor allem, wenn das Problem sich leicht durch dickere Windeln lösen lässt. Dickere Windel vs. alle 4h Wecker: Ganz klar dickere Windel!

[fabu]

- wie war eure "Eingewöhnung" und wie lange hat es bei euch gedauert, bis welcher Meilenstein jeweils erreicht war?

Meilensteine? Es war für mich nie ein geplantes Projekt und es gab nie klare Ziele. Es geschah irgendwie einfach, weil es mir gut tat/tut. (Mehr dazu: https://www.wb-community.com/showthr...l=1#post927620) Es war eine schleichende Steigerung, die 6 Jahre lang dauerte. Ich habe immer öfter Windeln getragen. Zunächst nur am Wochenende, dann auch immer öfter eine oder zwei ganze Wochen lang, gefolgt mehrwöchigen Pausen dazwischen. Die Windelpausen wurde immer kürzer und die gewendelte Zeit immer länger. Vor allem nachts habe ich immer öfter und irgendwann eigentlich immer eine Windel getragen. Irgendwann habe ich auch tagsüber meistens Windeln getragen.

Die einzige bewusste und gut abgewogene Entscheidung war, als ich vor bald 10 Jahren mit meinem Freund zusammengezogen bin und mich entschloss, konsequent 24/7 zu tragen. Danach gab es nur noch beim intensiven Sport wöchentlich 1- bis 2-mal eine kurze Windpause von 1 bis 2 Stunden. Abgesehen davon lebe ich seit 10 Jahren konsequent 24/7 und ich bereue es gar nicht. Die Eingewöhnung in die 24/7-Windel war einfach, weil ich in den zwei Jahren davor bereits 90 % der Zeit Windeln getragen habe.

Seit 2022 bin ich Harninkontinent. Ich kann gar nichts mehr einbehalten. Es läuft einfach durch. Heute tropfe ich andauernd. Eine grosse Veränderung im Alltag war das nicht, weil ich vorher schon so gelebt habe, als wäre ich inko. (mehr dazu: https://www.wb-community.com/showthr...l=1#post867871)

- wie hat sich dauerhaft euer Umgang mit dem Wechseln (gerade auch unterwegs und vor allem bei Freunden und Familie) entwickelt?

Es wurde immer selbstverständlicher und es kam immer seltener zu Unfällen mit auslaufenden Windeln. Einen richtigen Boost im alltäglichen Umgang mit Windeln erlebte ich aber erst, als ich meinen Lebenspartner kennenlernte, der seit seinem 8ten Lebensjahr inkontinent ist. Er hat mir damals viele Tricks und Kniffe beigebracht, von denen ich zuvor nichts wusste.

Meine Familie wusste lange nichts davon. Das Verhältnis zu meiner Familie war damals generell sehr kompliziert. Nachdem wieder Vertrauen zueinander entstanden war, sprach ich sehr offen mit ihnen über meine Windeln. Zunächst fanden sie es sehr seltsam, akzeptierten es aber schliesslich und heute ist es ganz normal, dass Fabian Windeln benötigt. Wieso ist inzwischen auch nicht mehr wichtig. Es ist nun einfach so.

- wann habt ihr den Zustand der "vollständigen Gewöhnung" (also der Zustand, wo die Windel gar nicht mehr in der bewussten Wahrnehmung präsent ist) gebraucht?

Das war erst ca. ein Jahr nachdem ich mich entschlossen hatte konsequent 24/7 zu tragen. Also ca. 7 Jahre, nachdem ich meine erste Erwachsenenwindel getragen habe.

- und wer in eurem Umfeld weiß davon Bescheid? (Freunde, Familie, Kinder, ...) Ich denke ein Outing als "Inkontinent" ist vermutlich die erste Wahl?

Alle die wollen wissen Bescheid. Mein Mann und ich machen kein Geheimnis aus unseren Windeln. Wir brauchen sie. Sowohl physisch als auch psychisch. Wir versuchen, einen natürlichen Umgang damit zu pflegen. Wir stellen unsere Windeln nicht extra zur Schau. Wir drängen das Thema niemandem auf. Wenn jedoch jemand fragt, machen wir kein Geheimnis daraus und sprechen offen darüber. Überall dort, wo man in der Öffentlichkeit die Unterhosen anderer sehen kann, kann man auch unsere Windeln sehen. Ich ziehe mich oft vor allen Anwesenden am Fluss um, wenn ich kajaken gehe. Die Windeln sind unsere Unterhosen und das ist kein Staatsgeheimeis. Und schon gar kein Grund um sich zu schämen.

[Janek]

Klagen vor dem Sozialgericht deshalb sind gar nicht so selten und sie sind von Gerichtskosten befreit. Für mich reichte ein Vergleichsangebot seitens des Gerichts: "Wenn wir urteilen würden, dann..." - die PKV ging darauf ein.

Unterschiedliche Tag- und Nachtversorgung kann man nämlich genau damit begründen: Für den erholsamen Nachtschlaf muss es vom Zubettgehen bis zum Wecken ohne Wechselpause und ohne Unfälle ausreichen. Da ist Diskretion egal, die Verpackung kann ohne Probleme auch dicker ausfallen. Für den Tag ist man mit dünnerem Material unauffälliger unterwegs, den 4-Stunden-Wechseltakt kann ich zumeist einhalten. Zudem sind die Sinne wach und eigentlich sendet jedes Inko-Material seine Zeichen als Wechselaufforderung, bevor die Kapazität erschöpft ist und es unangenehme Erlebnisse gibt.