Ich glaube es kommt vor allem darauf an, wie man "Outing" definiert. Ich würde es auf gar keinem Fall jedem sagen oder so offen ausleben, dass es jeder mitbekommt. Spätestens, wenn es Arbeitskollegen oder Kunden (sofern man mit welchen zu tun hat) erfahren, kann und wird das nur zu Problemen führen. Und gerade weil sich solche Dinge am Ende sowieso rumsprechen, sollte man echt aufpassen, wem man davon erzählt.

Hingegen spreche ich mich klar dafür aus, dass man es bestimmten/einzelnen Personen, denen man vertraut, durchaus erzählen kann. Allerdings würde ich dafür auf den richtigen Moment warten. Das sollte schon zum Kontext des Gesprächs passen. Ein guter Freund von mir hat sich vor ein paar Jahren in unserem Freundeskreis als transsexuell geoutet. Als erstes hatte er es mir und einem anderen Freund persönlich erzählt. Im Rahmen dieses Gesprächs haben wir dann, weil es sich so ergeben hat, alle über unsere Vorlieben gesprochen, was dazu geführt hat, dass sich jetzt keiner mehr verstellen oder verstecken muss. Wenn wir uns nun besuchen, kann ich nun problemlos in Windeln rumlaufen. Das alles hat unsere langjährige Freundschaft noch viel enger zusammengeschweißt.

Meine Freundin weiß es auch. Das war etwas holpriger. Allerdings war auch das, nach einigen Monaten, eine gute Entscheidung, weil sich aus Unverständnis am Anfang ein Verständnis und Unterstützung am Ende ergeben hat. Am Anfang war sie zwar verunsichert durch das "Outing", konnte und wollte damit nichts anfangen, aber nach vielen Gesprächen und viel Zeit für sie das zu "verdauen" hat sie gemerkt, dass das alles nicht so "schlimm" ist, wie sie erwartet hat. Mittlerweile trage ich täglich Windeln, oft auch beim Sex. Sie steht da komplett hinter mir.

Beide Male habe ich mir vorher echt viele Gedanken gemacht. Ob ich es erzählen soll und wie diejenigen wohl damit umgehen. Beide Male ist es zum Glück gut verlaufen. Allerdings passe ich dennoch auf, wer davon erfährt und wem ich es erzähle.