Vielen Dank für die Erfahrungsberichte.

Grundsätzlich kann man mit entsprechender Erfahrung einen Katheter legen. Aber es ist eben nicht nur ein Schlauch und braucht schon etwas mehr Wissen, als das Internet vermitteln kann. Ich traue einer ungeschulten Person zum Beispiel nicht zu, sich sterile Handschuhe anzuziehen. Zumindest nicht so, dass sie auch steril bleiben.

Auch beim Katheter gehört viel Erfahrung dazu: Material, Größe und vor allem das sterile Legen. Häufig wird ein Gleitgel empfohlen, dass nur gleitet, aber nicht betäubt. Ich persönlich rate immer zur Verwendung von Instilla-Gel. Das desinfiziert, betäubt und gleitet. Dadurch wird die Irritation der Harnröhre deutlich gesenkt.

Das Fremdkörpergefühl kann man mit dem richtigen Katheter deutlich mindern. Ich persönlich verwende gerne Silikon-Katheter mit einer superweichen Mischung von Uromed. Der Rest ist einfach geschulte Hygiene, geschlossene Systeme und so weiter. Nach ein paar Tagen verliert sich das Fremdkörpergefühl und nach einigen Wochen spürt man den Katheter gar nicht mehr. Der Körper gewöhnt sich dran.

Würde ich einen Katheter ohne Indikation legen? Das ist Abwägungssache und ich finde, der Schreiber des Artikels hat es richtig gemacht: er hat die Erfahrung gesammelt und weiß nun, dass er das nicht mag. Das erspart ihm viel Kopfkino. Ich persönlich würde mir einen Katheter gut überlegen und ihn wirklich nur einsetzen, wenn es dafür einen wichtigen Grund gibt. Manchmal zum Beispiel, damit die Haut sich erholen kann. Aber ganz ehrlich: mir ist der Katheter eigentlich zu stressig. Diese übertriebene Hygiene, dieses Beutel-Gebammel am Bein und der lange Schlauch in der Nacht, das nervt mich schon und ist wirklich nur im Bedarfsfall zu ertragen. Dafür kann sich die Haut aber gut erholen, falls sie mal Erholung nötig hat.

Mich persönlich stört am meisten am Katheter, dass die Beutel praktisch nicht über 750 ml nutzbar sind, weil das Gewicht/Volumen am Bein sonst zu groß wird. Eine Windel hält da in der Praxis einfach mehr aus. Dazu kommt, dass die Blase leer ist und der Beutel voll. Danach staut sich der Urin bin in die Blase hoch und es könnte para laufen (also seitlich am Katheter vorbei) und damit ist der Katheter auch kein zuverlässiger Schutz vor einer nassen Hose.

Der Spaß-Faktor leidet bei mir deutlich, wenn ich einen Katheter benutzen muss. Er mag seine Berechtigung haben, aber ist keine Dauerlösung.

Was das Thema Infektionsgefahr angeht: mit der richtigen Technik ist eine Infektion sehr unwahrscheinlich. Aber dazu sollte man sich wirklich auskennen. Einem Laien würde ich davon nur zur Sicherheit abraten. Man kann bei solchen Systemen einfach an zu vielen Stellen Fehler machen und dann Keime einschleppen. Zwar bringt einen eine Blasenentzündung nicht um, aber es muss auch nicht sein.

Wer doch mit Kathetern experimentiert, dem rate ich, täglich Cranberry-Saft zu trinken, während der Katheter liegt.