Ende letzten Monats habe ich nach langer Suche endlich etwas gefunden von dem ich schon Jahre träume: Einen Therapiebadeanzug der Firma Buse-Neopren. Er ist dunkelblau mit türkisen Nahtabdeckungen bzw. Einfassungen. Durch einen unglaublichen Zufall hat ein älterer Herr die gleichen seltsamen Körperproportionen wie ich. Diesem Mann wurden zwei dieser Anzüge verschrieben und von der Firma Andreas Buse angefertigt. Da Er wohl nur einen davon braucht, hat er den anderen bei kleinanzeigen.de zum Verkauf eingestellt. Dort habe ich ihn wenige Stunden später gefunden, da ich dort beinahe täglich mit den Stichworten Inkontinenz, Windeln Erwachsene, Pampers Erwachsene, Tena, Molicare, Seni, Suprima, Orthese und so weiter suche.
Die Verhandlungen gestalteten sich etwas schwierig da das System von kleinanzeigen.de zu diesem Zeitpunkt überlastet war und ständig Nachrichten verloren hat. In der Anzeige hatte der Verkäufer keine Maßangaben gemacht und so gab es einiges hin und her bis mir klar war das mir der Anzug sehr wahrscheinlich passen würde. Nachdem wir uns auch beim Preis einig waren habe ich Ihm die geforderte Summe überwiesen und Er hat den Azug am Dienstagmorgen verschickt. Am Donnerstag hatte ich dann eine Benachrichtigungskarte im Briefkasten und konnte mein Paket in der nächsten DHL-Station abholen.
Zuhause angekommen öffnete ich das Paket und probierte den Anzug sofort an: Er passte mir ausgezeichnet! Ich behielt den Anzug noch etwa zwei Stunden an und habe ihn dann erst einmal in die Waschmaschine gesteckt, das er doch ein wenig nach Rauch roch. Ansonsten ist der kaum vier Monate alte Anzug perfekt erhalten. Kein Pilling, keine Flecken, Löcher oder Abrieb.
Am Freitag war hier in NRW Feiertag, ich hatte frei und am Nachmittag beschloss ich den Anzug einzuweihen. Ich musste erst einmal etwas recherchieren um ein geöffnetes Schwimmbad zu finden. Nach einem Preisvergleich entschied ich mich gegen das sehr teure Aqualand im nahegelegenen Chorweiler und fuhr lieber einige Kilometer nach Hürth ins wesentlich günstigere Familienbad "De Bütt".
Dort angekommen bezahlte ich sieben Euro für drei Stunden und suchte mir eine Einzelkabine zum Umziehen. In der Kabine zog ich mich aus und holte den Anzug, eine Bambinex Adult und einen selbstgenähten weißen Slip aus meinem Rucksack. Ich legte die Windel, den Slip und darüber den Neoprenanzug an und musste dann erstmal tief durchatmen und das nicht nur wegen der sehr warmen und feuchten Luft mit dem unverkennbaren Chlorgeruch.
Nach einem kurzen Moment hatte ich mich wieder gefasst und verließ die Kabine. Zuerst hatte ich leichte Probleme einen freien Spind zu finden. Ein paar Minuten später fand ich aber einen freien Spind, stopfte meinen Rucksack hinein und nahm noch meine Schwimmbrille mit. Dann ging es erstmal unter die Dusche.
Nach dem Duschen betrat ich das eigentliche Schwimmbad und dort schenkte niemand meinem Anzug größere Beachtung, nur ein paar kleine Kinder guckten etwas verwundert. Weil ich mir den Grundriss des Bades nicht angeschaut hatte musste ich mich erstmal umsehen und fand dann das Spaßbadebecken. Das besteht aus einem unregelmäßig geformtem Becken mit ca. 1,30m Wassertiefe, einem runden Sprudelbecken und einem um dieses Becken herumführenden Strömungskanal. Dort hielt ich mich einige Zeit auf bis mir beinahe zu warm wurde. Danach schwamm ich einige Bahnen im großen und wesentlich kühleren Schwimmbecken. Anschließend musste ich mich etwas ausruhen und ging etwas herum. Dabei fand ich den Zugang zum Außenbecken und drehte dort ein paar Runden in der Abenddämmerung. Dann wurde mir etwas langweilig und ich probierte die einzige Rutsche aus. Leider musste ich feststellen das mich der Anzug dabei ziemlich stark bremste. Erst nach einigen Versuchen gelang es mir eine annehmbare Geschwindigkeit zu erreichen. Zwischendurch pinkelte ich ein wenig in die schon gut mit Wasser vollgesogene Bambinex und war sehr froh keine Einwegwindel angelegt zu haben. Anschließend pendelte ich zwischen Spaßbadebecken, Rutsche und Außenbecken hin und her. Irgenwann verlor ich im Strömungskanal meine normale Brille. Diese wurde aber recht schnell von einem schwarzhaarigen Mädchen gefunden die sie gut sichtbar hochhielt. Sehr erleichtert nahm ich meine Brille entgegen und bedankte mich bei dem Mädchen.
Dann sah ich mir die Gastronomie an und fand den Eindruck bestätigt den auch andere Leute vor mir gehabt hatten: Sehr einfache Gerichte zu recht hohen Preisen.
Mit Absicht hatte ich mir zum Mittagessen nur ein belegtes Brötchen gegönnt, denn ich wollte auf keinen Fall im Schwimmbad mein großes Geschäft in die Windel machen. Aus dem gleichen Grund hatte ich auch nicht viel getrunken.
Inzwischen war es fast 20:00 und das Bad leerte sich langsam aber sicher. Ich beschloss die (relative) Ruhe noch ein wenig zu genießen und ließ mich etwas im fast menschenleeren Spaßbadebecken treiben. Gegen 20:45 verließ ich das Bad, stellte mich nochmal kurz unter die Dusche und zog mich mich dann wieder um. In der Windel muss ich einen bis anderthalb Liter Schwimmbadwasser mit nach Hause genommen haben. Zuhause angekommen rächte es sich das ich so lange nichts gegessen und getrunken hatte. Mein BZ war fast auf 400mg/dl und mir war total schlecht vor lauter Hunger. Dann habe ich erstmal eine größere Menge Insulin gespritzt und mir eine Portion Nudeln gekocht. Dazu gab es eine große Flasche Wasser, sowie je eine Flasche zuckerfreie Cola und Fanta. Danach ging es mir wieder besser und ich habe zunächst einmal den Therapiebadeanzug bei 30°C Kurzwäsche ohne Waschmittel in die Waschmaschine gesteckt. Anschließend auch noch die Windel, den Slip und noch ein paar Unterhemden bei 90°C.
Abschließend kann ich sagen das die ganze Sache besser funktioniert hat als ich ursprünglich angenommen hatte. Das einzige das mir an meinem neuen Neoprenanzug nicht gefällt ist die Tatsache das er keine Tasche hat.
Außerdem habe ich noch zwei Dinge auf meine Besorgen-Liste gesetzt: Eine neue Schwimmbrille in Sehstärke (Die alte ist ca. 18 jahre alt.) und eine wasserdichte Tasche für meinen Dexcom-G7-Receiver.
Sobald ich diese Dinge besorgt habe werde ich dieses Erlebnis wiederholen.