Vor fünf Jahren hatte ich einen Burnout und musste für gut drei Monate in eine Klinik. Abschalten, ausschlafen, sich selbst verstehen und kennenlernen, reflektieren, um das Leben neu organisieren zu können. Ursachen für diesen Zusammenbruch waren übermäßiges Arbeiten, immer vorn sein zu wollen, Ehrgeiz, von den Kollegen und Chefs geliebt zu werden usw. usf.

Darüber hinaus hatte ich ein Doppelleben geführt: einerseits der ideale Familienvater und dann noch die "dunkle Seite", die Liebe zu Männern, was niemand wissen durfte. Wenn man das über Jahrzehnte so lebt, dann kommt irgendwann dein Körper und deine Seele an und gibt dir Signale, erst leichte und dann immer stärkere. Als Mann neigt man dazu, dass alles nicht ernst zu nehmen und immer noch einen drauf zulegen. Wird schon wieder!

Seit meiner Erfahrung in der Klinik und der Hilfe durch meinen Therapeuten gehe ich heute mit allem offener um. Meine Frau weiß seit diesem Ereignis um meine Neigungen (bisexuell und Windeln) und lässt mir den Raum, es auszuleben. Nicht jede Frau ist so tolerant. Da habe ich großes Glück (ob sie das vor dreißig Jahren auch gewesen wäre, ist jedoch offen und mir scheint, dass es damals zum Bruch gekommen wäre). Doch braucht man fast dreißig Jahre, um sich dem zu stellen, was man wirklich ist, es zu akzeptieren? Ich kann hier nur aus meiner Geschichte den Rat geben, steht zu euch und verbiegt euch nicht. Damit soll sich niemand öffentlich outen, der das nicht will und die Folgen nicht abschätzen kann.

Kaum jemand weiß heute um meine Neigungen. Ich gehe nicht damit in die Öffentlichkeit. Nur da, wo Gleichgesinnte sind, kann ich offen damit umgehen. Und in meinem engsten Umfeld kann ich so sein, wie möchte. Das Windelntragen ist für mich Entspannung, Geborgenheit und ein Zurückziehen, gibt mir Sicherheit. In meinem Job als Unternehmensberater habe ich viel Stress und bin getrieben angesichts der Fülle der Aufgaben, Reisen mit dem Auto (5000 Km im Monat), Zeitmangel, fehlende Freunde und das berufliche Spielen einer Rolle.

Ich bin niemals kindlich mit meinem Fetisch. Mit AB usw. kann ich nicht so viel anfangen. Trotzdem verstehe ich die vielen Facetten des Lebens mit großer Toleranz, die ich auch von anderen erwarte aber sehr selten erhalte.