Bravo Hosenmatz! Du hast dir sehr grosse Mühe gegeben, uns deine Geschichte näher zu bringen. Sie ist gut und glaubwürdig geschrieben, danke.

Was ich nicht ganz verstanden habe: konntest du dich mit 5, 6 Jahren noch nicht selber wickeln, dass du den armen Opa damit bemühen musstest? Oder wolltest du dich in dem Alter einfach noch wie ein Baby umsorgt fühlen?

Ich persönlich entstamme einer Generation, welche noch mit Stoffwindeln gewickelt wurde. Das Elend dauerte bis zum ersten Geburtstag. Von da an gab es nur noch eine rote Reingummi-Betteinlage nachts ins Bett. Tagsüber gings in die Strickstrumpfhose oder in die Landschaft. Aber zu der Zeit war natürlich striktes und tägliches Töpfchentraining angesagt. Wenn mal was ausserplanmässig abging, folgte die Strafe auf dem Fuss. Ich bin dann in der Pubertät erst bei den zu dieser Zeit aufkommenden Pampers gelandet, später dann bei Erwachsenenwindeln aus der Apotheke. Ich hatte wohl den Drang, etwas Verpasstes nachholen zu müssen. Ich geniesse die 24/7 Windeln bis heute in vollen Zügen, wobei mir AA bisher nur 2 oder 3 mal unbeabsichtigt in die Windel ging. Da ich zu faul zum Reinemachen bin, benutze ich für das grosse Geschäft die ordentliche Toilette.

Seit zehn Jahren bin ich infolge einer missglückten Prostata-OP zu 100% harninko, wodurch meine Windelliebe legitimiert wurde und fortan von der KK finanziert wird. Bunte Windeln und allerlei Gummihöschen in verschiedenen Materialien kaufe ich mir auf eigene Kosten zu, denn meine Leidenschaft darf ja auch etwas kosten, finde ich. Letztere gehören für mich und mein Windelleben immer dazu. Ich mag PVC, PU und Latex als Materialien sehr und die schmeichelnden Höschen vermitteln mir ein zusätzliches Gefühl von Sicherheit, obwohl sie in Kombination mit heutigen Hightech-Plastikfolienwindeln eigentlich entbehrlich sind. Herkömmliche Unterwäsche aus Textil besitze ich längst keine mehr. Ich empfinde sie als unhygienisch.

Dein diskreter Umgang mit dem Thema und der Tatsache, dass du damit ja niemandem zur Last fallen willst, finde ich vorbildlich. Auch die Skrupel wegen der Umweltbelastung und die Ressourcenverschwendung sollten wir Windelliebhaber uns tatsächlich abschminken, denn da hat die Welt beileibe ganz andere Baustellen!

Ganz toll finde ich auch die Toleranz und den Umgang mit deinem Windelwunsch seitens deiner Eltern und Grosseltern. Ich persönlich finde sogar, dass die ganze Reinlichkeitserziehung des Nachwuchses mehr Schaden (vor allem seelischen!) anrichtet, als dass er nützt. Ein Kind, welches reinlich werden will, wird dies früher oder später automatisch. Andere Kinder möchten das aber nicht oder aber dann erst später. Deshalb sollte keinem Heranwachsenden, zu welchem Zeitpunkt auch immer, die Windeln weggenommen oder verweigert werden, es sei denn, die Windeln würden das Haushaltsbudget zu arg belasten. Windeln gibt es für jedes Alter und jeden Geschmack und übergangslos vom Baby bis zum Greis. Den Kindern Zeit zu lassen und eine eigenständige Entwicklung zuzulassen, das sind Zeichen wahrer elterlicher Liebe. Alles andere ist Egoismus oder Kompetitionsdenken gegenüber anderen Eltern.

Nochmals vielen herzlichen Dank für deinen ehrlichen Erfahrungsbericht!
AlwaysDry