BLINDHEIT
Unter Blindheit versteht man den Verlust der Sehfähigkeit, die Einschränkung der Sehfähigkeit auf unter 2 Prozent oder die Einschränkung des Gesichtsfeldes auf 5 Grad und weniger.
Nicht zur Blindheit nach obiger Definition gehören die Farbenblindheit und die Nachtblindheit. Diese Krankheitsbilder werden der Kategorie Sehbehinderungen zugeordnet.
URSACHEN:
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angeborene:
- fehlende Elemente des Sehapparates
- fehlende Verbindung zwischen Auge und Gehirn
- unerkannte Erkrankungen wie z.B. der angeborene grüne Star
- genetische Veranlagungen, die im Laufe des Lebens zur Erblindung führen können
(z.B. Retinitis, Pigmentosa, Makuladegeneration ...)
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erworbene:
- am häufigsten ist der graue Star, die alterungsbedingte Trübung der Linse
- Altersblindheit bedingt durch Diabetes oder altersbedingte Makuladegeneration, kurz AMD
- langanhaltender unbehandelter Bluthochdruck
- Embolien in den versorgenden Blutgefäßen
- Verletzungen (Amaurose)
MEDIEN FÜR BLINDE:
Die von Louis Braille entwickelte Blindenschrift, die so genannte Brailleschrift, ermöglicht blinden Menschen das Lesen und Schreiben von Texten. Das Moonalphabet, eine weitere Blindenschrift, wurde fast vollständig von der Brailleschrift verdrängt. Das Schreiben von Texten ist z. B. mithilfe der Blindenschreibmaschine möglich, welche bereits 1899 von Oskar Picht erfunden wurde. Es gibt heute auch Braille-Drucker für den PC. Es gibt diverse Zeitschriften für Blinde. Die Zeitschrift Brigitte war die erste deutsche Frauenzeitschrift, die es vollständig in Blindenschrift gibt. Auch wird diese in elektronischer Form als Textdatei angeboten, um sie mithilfe eines durch Sprachausgabe, Braillezeile und/oder Schriftvergrößerung (für Sehbehinderte) modifizierten PCs lesbar zu machen. Viele Zeitschriften, auch Hörzeitschriften (auf Cassette oder DAISY-CD aufgesprochene Beiträge), werden durch Blindenbüchereien oder gemeinnützige Vereine vertrieben. Aber auch die immer mehr aufkommenden Hörbücher ermöglichen blinden Menschen einen weiteren Zugang zur Literatur.
In vielen bekannten Bauwerken werden auch Modelle zum taktilen Erleben aufgestellt. Auf Bahnhöfen werden die Bahnsteige mit speziellen Einkerbungen, sog. Leitlinien, versehen, die es Blinden ermöglichen, sich dort zurecht zu finden. In der Kartographie arbeitet man intensiv an Blindenkarten, die helfen sollen, die räumliche Situation der Umgebung für Blinde erfahrbar zu machen.
Einige Fernsehsender senden Filme im Zweikanalton, bei denen auf dem zweiten Kanal per Audiodeskription die Handlung erzählt wird.
Das jüngste Medium für Blinde heißt DAISY. DAISY ist der Name eines weltweiten Standards für navigierbare, zugängliche Multimedia-Dokumente. Die Abkürzung DAISY steht für "Digital Accessible Information System", zu deutsch: digitales System für den Zugang zu Informationen. Im Frühjahr 2004 wurde die DAISY-CD im deutschsprachigen Raum eingeführt, welche die veraltete Kompaktkassette bald ersetzen soll.
ALLGEMEINE HILFSMITTEL:
Blinde Menschen benutzen einen Langstock (umgangssprachlich oft als Blindenstock bezeichnet), (siehe auch Tag des weißen Stockes). Dieser dient nicht nur zur Orientierung, sondern auch als Kennzeichen im Straßenverkehr, damit jeder Verkehrsteilnehmer auf die Behinderung aufmerksam gemacht wird. Zusätzlich tragen Blinde meist einen Anstecker oder zwei Armbinden. Dort sind auf gelben Untergrund drei schwarze Punkte abgebildet.
Einige Blinde vertrauen sich auch einem Blindenführhund an.
Um sich völlig selbständig orientieren und bewegen zu können, muss die Umgebung allerdings so ausgestattet sein, dass sie akustisch oder taktil ausgewertet werden kann. Dazu dienen Markierungsstreifen auf Gehwegen, ergänzende akustische oder vibrierende Signaleinrichtungen bei Verkehrsampeln, Geländer und Handläufe, aber auch eine vorschriftsmäßige Absicherung von Gefahrenstellen wie Baustellen oder Bodenöffnungen. Das Zurechtfinden in unvertrauten Gegenden bleibt für Blinde aber trotzdem oft schwierig.
ELEKTRONISCHE HILFSMITTEL:
Um den Computer für Blinde nutzbar zu machen, wurde ein spezielles Ausgabegerät entwickelt, das so genannte Braille-Display oder Braillezeile, mit dem der Text auf dem Bildschirm in Brailleschrift Zeile für Zeile ertastbar wird. Das Braille-Display kann, je nach Bauform, bis zu 80 Zeichen abbilden und benötigt eine spezielle Übersetzungssoftware wie z.B. Blindows (Screenreader).
Grafische Benutzeroberflächen erschweren den Umgang für Blinde gegenüber dem klassischen Textmodus. Screenreader aber werden ständig weiterentwickelt, die Betriebssysteme arbeiten besser mit ihnen zusammen, sodass inzwischen auch die meisten Blinden den Umstieg zu Betriebssystemen mit grafischer Benutzeroberfläche gemeistert haben. Dank dieser Technik ist es ihnen möglich, viele Funktionen eines PCs zu nutzen.
Vorlesesysteme setzen Bildschirminhalte in synthetische Sprache um, so dass Sehbehinderte, die die Brailleschrift nicht beherrschen (viele Späterblindete haben nie eine Blindenschule besucht), komfortabel mit diesen Systemen arbeiten können.
Auch für das alltägliche Leben gibt es viele verschiedene Hilfsmittel. Das fängt bei einfachen Dingen wie sprechenden Uhren und Weckern an und geht über den Milchalarm, der das Überkochen der Milch verhindert bis hin zu einer Herdüberwachung, die piept, wenn der Herd zu lange angeschaltet ist oder die Kochplatten gefährlich heiß werden.
Viele Spielehersteller bieten mitlerweile auch Versionen ihrer Spiele für Blinde an. Schon seit geraumer Zeit gibt es Skat-Karten, die mit einer Plastikfolie überzogen sind, so dass Sehende wie gewohnt spielen und Blinde die Karten gleichzeitig ertasten können. Auch für den Computer gibt es mittlerweile eine große Auswahl an Soundgames, bei denen der Spieler die Informationen über den Spielverlauf über die Lautsprecher erhält statt über den Bildschirm. Diese Art der Spiele wird auch bei Sehenden immer beliebter.