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Grüße Euch,

Mich würde interessieren ob jemand, der sich Freiwillig in die Inkontinenz begeben hat, es irgendwann als Fehlentscheidung angesehen hat?
Hallo Stephanson.

Du fragst dich, wie sich Inkontinenz anfühlt? Das ist individuell sehr unterschiedlich, aber im Prinzip wird die Hose nass, ohne dass du es verhindern kannst. Mit Windel kein Problem, aber ohne Windel eine unangenehme Sache. Je nachdem, was die Ursache der Inkontinenz ist, merkst du vielleicht den Harndrang noch. Es ist keine Toilette in der Nähe und du versuchst, falls überhaupt möglich, dem Harndrang Einhalt zu gebieten. Das kann eine sehr seltsame Körperhaltung bewirken und dabei versuchst du zu laufen - zur nächsten Toilette. Es können Schmerzen auftreten, die zum Beispiel wie ein Stechen sind. Du willst auf jeden Fall vermeiden, dass die Hose nass wird und dann kommt der Moment, wo sämtliche Willensanstrengung nichts nutzt, die Blase entleert sich, du merkst, wie deine Unterwäsche warm wird, der Urin am Bein runterläuft, in die Schuhe und dann siehst du, wie sich ein nasser Fleck da bildet, wo dein Schuh steht. Es ist eine Mischung aus Scham, Verzweiflung, aber auch Befreiung - der Schmerz ist weg, die Panik ist weg, jetzt ist es eh zu spät und die Hoffnung, dir begegnet nun niemand im Hausflur, der das Malheur sieht. Es ist auf jeden Fall ein seltsames Gefühl, bei dem sich ganz viele Gefühle mischen können, die sonst nicht zusammen auftreten.

Selbst gewählte Inkontinenz unterscheidet sich da. Du fängst mit konsequentem Tragen von Windeln an, ob du Lust hast oder nicht, ob es grad in deinem Leben passt oder nicht. Das ist wichtig, denn ein inkontinenter Mensch kann sich auch nicht aussuchen, ob er seine Windel anzieht oder nicht. Du gibst jedem Harndrang nach, du hältst den Urin nicht mehr an. Und solltest du - warum auch immer - mal keine Windel anhaben und einen Harndrang spüren, dann lässt du es auch laufen. Du machst also deine freiwillige Inko nicht vom Vorhandensein einer Windel abhängig. Klingt vielleicht eklig, immer und überall laufen zu lassen, aber so ist Inkontinenz auch. Das Klo ist im Prinzip tabu bzw. nur noch bei Stuhlgang zu verwenden.

Natürlich kannst du die Inkontinenz testen: trage einfach die Windeln und lasse immer laufen, wenn sich die Blase meldet. Zwar steuerst du noch deine Blase "bewusst", aber du hast ein Gefühl, wie sich Inkontinenz im Alltag anfühlt mit den Auswirkungen. Genau genommen tut die Inkontinenz selbst nämlich gar nicht weh. Nur die äußeren Umstände können lästig, nervig und manchmal sogar schmerzhaft sein.

Die erste Frage, die du selbst entscheiden musst: kannst du dir das überhaupt leisten? Wie in einem anderen Thread schon berichtet, kostet so eine freiwillige Inkontinenz etwa 150 bis 250 Euro im Monat.

Wenn du zwei Monate lang Windeln getragen hast und jedem Harndrang nachgegeben hast und dich damit abfinden kannst, dass Inkontinenz nicht immer Spaß macht, dann gehst du den Weg einfach weiter. Dein Körper wird anfangen, sich zu verändern, die Windel wird normaler Teil deines Lebens, du gehst lockerer damit um. Du denkst über Harndrang nicht mehr nach, du lässt es einfach laufen. Das wird dir so selbstverständlich werden, dass du es manchmal gar nicht mehr merkst oder nur merkst, dass die Windel nass wird. Das ist nämlich nur Kopftraining, du gibst einfach nur die Kontrolle über deinen Blasenschließmuskel ab.

Irgendwann kannst du dann nicht mal mehr sagen, ob deine Windel schon nass ist oder noch trocken. Diese ganzen Informationen werden unwichtig und von dir nicht mehr bewusst wahrgenommen. Dein Blase wird kleiner, die Zahl der Urinabgaben steigt.

Vor diesem Weg brauchst du keine Angst zu haben und wirst da auch kaum einen AB/DL finden, der diesen Weg bereut. Sie wollten es ja alle, hatten Spaß an den Windeln und bereuen braucht man nichts, da du jederzeit wieder umkehren kannst. Das lässt für dich die Inkontinenz wahrscheinlich nicht echt wirken, hört sich aber einfacher an, als es ist. Hast du den Zustand der freiwilligen Inkontinenz erst mal erreicht, dann kannst du zwar deine Blase noch spüren und deinen Harndrang und auch deinen Blasenschließmuskel noch ansteuern, wenn du es unbedingt willst, aber es funktioniert irgendwann auch nicht mehr, nur weil du es willst. Du hast es verlernt und wirst es erst wieder lernen müssen. Man kann es wieder lernen, aber der Zustand ist eben nicht einfach an- und abschaltbar. Das bedeutet, solltest du aus irgendwelchen Gründen nach einem Jahr oder mehr auf Windeln verzichten müssen, gibts sehr wahrscheinlich eine nasse Hose, auch wenn du das nicht willst. Das ist dann fast so, wie oben beschrieben: du bist dann inkontinent. Das wäre dann wahrscheinlich wie bei einer Dranginkontinenz: du bekommst zwar das Signal "Blase voll, bitte entleeren" noch mit und kannst wahrscheinlich noch einhalten, aber nur sehr kurz, also die Toilette sollte schnell erreicht werden.

Aber davor brauchst du keine Angst zu haben. Wenn du wirklich 24/7 Windeln trägst, lernst du auch, dieses als normalen Teil deines Wesens zu akzeptieren. Die Windeln und die damit einhergehende Inkontinenz wird dich nicht stören, du hast diesen Weg ja bewusst bestritten und hattest oft genug Zeit, dich immer wieder dafür zu entscheiden. Es ist quasi ein tägliches "Ja" zur Inkontinenz. Wenn diese dann wirklich eingetreten ist, hast du so oft "Ja" gesagt, dass dir alle damit verbundenen Nachteile keine Nachteile mehr sind. Und dann kannst du die Windeln auch als notwendiges Utensil deiner Umwelt "verkaufen", denn dann bist du ja wirklich auf die Windeln angewiesen. Dein Charakter wird stärker, du kannst viel lockerer damit umgehen und kommst dir nicht mehr wie ein perverser Spinner vor, sondern als ein Mensch, der sein Leben aktiv leben kann und in manchen Bereichen sogar mehr tun kann, als andere, weil dir dein Harndrang nicht immer wieder Pausen aufzwingt.

Es gibt viele Situationen, für die man nicht bereit sein kann. Ob du bereit bist, liegt wirklich nur an einem Faktor: kannst du dir die Inkontinenz finanziell leisten oder nicht. Es ist nur eine Frage der richtigen Einstellung.