Seit Ende November trage nun ich 24/7 Windeln (Ausnahme nur für Entblätterpflichtige Arzttermine). Für mich als DL ist das ein Rekord, wenn auch einer, der durch Corona mit Rückenwind erzielt wurde (Homeoffice, wenig Ausflüge etc.). Ich habe schon vor, das Experiment noch etwas weiter zu führen.
Vielleicht interessiert es ja den einen oder anderen, welche Erkenntnisse ich gewonnen habe:

Wie kams dazu:
Im Normalfall fröhne ich meinem „Hobby“ eher unregelmäßig mal hier und da ein Wochenende oder einen Tag. Im Urlaub auch mal eine ganze Woche. Es kann sein, dass es auch mehrere Monate Pause gibt. Beruflich und gesundheitlich ist es aber aktuell für mich sehr stressig. Und gegen Streß helfen mir Windeln. Das weiß ich und so habe ich im November bereits für meine Verhältnisse viel getragen. Bei meiner besseren Hälfte blieb die Intensivierung natürlich nicht unbemerkt und sie sprach mich an, dass ich aber eine ganze Menge Nachschub bestellen müsste, weil mein Vorratsschrank nahezu leer war.
Das war für mich ein Aufhänger, der nicht besser hätte sein können und ich fragte Sie, ob Sie etwas dagegen hätte, wenn ich eine zeitlang dauerhaft tragen würde. Das hatte sie nicht, sie sah ja auch die positiven Auswirkungen auf mein Wohlbefinden, wenn ich im November getragen habe. Ich glaube zwar, dass sie auch nichts gesagt hätte, hätte ich das einfach gemacht, aber da ich über ihre Akzeptanz meines Hobbys extrem dankbar bin, ist für mich die Offenheit einfach wichtig. Schließlich habe ich reichlich bestellt.

Welche Windel wann?
Durchprobiert hab ich bereits das meiste verfügbare Einwegmaterial. Daher basierte auch diesmal mein Vorrat im Wesentlichen auf Betterdry und Abri Let Maxi für die Nacht und Tena Active Fit Ultima für den Tag. Das ist die Kombi, die sich auch im Dauertest wirklich bewährt hat.
Als sparsamer Mensch hab ich kurze Nächte (um 6h) auch mal ohne Einlage in der Betterdry oder statt Betterdry in der Tena verbracht, aber das hab ich aufgegeben. Es ist zwar nichts passiert (außer dass ich dann morgens auch direkt wechseln musste), aber fürs Sicherheitsgefühl ist die Betterdry mit Einlage und darüber ne Suprima 1218 (glattes PVC) einfach richtig für mich.
Gerade auch in den letzten 2-3 Wochen merke ich, dass ich morgens manchmal nicht mehr so richtig weiß, wie viel ich nachts eingenässt habe. Das heißt nicht, dass ich die Kontrolle über meine Blase verloren hätte, es ist eher so, dass es mir deutlich leichter fällt, im liegen einzunässen und ich dann viel schneller wieder im Land der Träume bin und sich ein Schleier übers Geschehen legt. Da ist es als Kontrollfreak morgens doof entspannt die Windel nochmal nasser zu machen, wenn die Angebetete schon das Bad blockiert.

Dass ich für tagsüber die Tena optimal finde, hab ich hier schon mehrfach gepostet. Das hat sich auch jetzt deutlich gezeigt. Kurz: Passform top, Formstabilität top, Kapazität sehr gut, für mich unter der Jeans quasi unsichtbar, sagt auch meine Verlobte.

Geändert hat sich das Tragen einer Suprima 1217 (leichtes, angerauhtes PU) am Tag. Im Sinne besserer Belüftung verzichte ich aktuell zuhause oder bei kleinen Einkäufen drauf. Für die Haut ist das gut, es gibt aber auch Nachteile:
- Mit ner bequemen Sweathose zuhause hat sich damit das Rascheln je nach Windelmodell stark verstärkt – in den MFH-Keller traue ich mich aber dennoch und unter einer zwar nicht knalleng aber gut sitzenden Jeans ists Rascheln eh kein Problem.
- Gerade wenn man eine Windel mal länger trägt gibt’s hier und da ein Duftwölkchen mehr – z.B. beim Aufstehen von der Couch. Da die Rückfrage bei meiner Verlobten aber ergeben hat, dass ihre feine Nase bisher in diesen Situationen nichts wahrgenommen hat, ist das wahrscheinlich auch eher eine persönliche Angst.

Im Wesentlichen Zuhause ist aber noch ein drittes Windelmodell in den Fokus gerückt. Ich hatte noch ein paar Testexemplare der Incontrol Elite Hybrid. Das sind extrem weiche, aber im Schritt breit geschnittene und recht dicke Windeln mit stabiler Plastikoberfläche (rascheln stark!) und dennoch Klettverschlüssen. Die habe ich aus folgenden Gründen echt lieben gelernt für Tage, an denen ich voraussichtlich das Haus höchstens für einen Spaziergang verlasse:

- Der menschliche Körper scheint unergründlich. Die Flüssigkeitsmengen, die man so über den Tag ausscheidet korrelieren irgendwie nicht immer mit den Trinkmengen und so gibt es Tage, wo ich 4! Tenas über den Tag brauche. Da ist die Incontrol von der Kapazität deutlich besser und sparsamer. Vielleicht sogar einen Hauch besser als die Betterdry.
- Die Klettverschlüsse sind praktisch: Gerade ohne PU-Überhose und in lockerer Sweathose sorgen nicht perfekt geklebte Windeln schnell für ein schlabbriges Hängegefühl. Das mag ich nicht. Die Incontrol lassen sich mit den Klettverschlüssen jederzeit gut nachjustieren. Das geht auch nach Stunden gut, weil die Windel in sich superstabil ist. Gleichzeitig ist das beim großen Geschäft top, das bei mir immer in die Toilette geht.

Erkenntnisse beim Dauertragen:

Pflege und Tragedauer:
Zum schnellen Reinigen beim Wechsel nutze ich die SeniCare Maxi Feuchttücher. Die sind aufgrund ihrer Größe ein echter Luxus. Dennoch war es nach etwa 3 Wochen bei mir wichtig, die Haut zusätzlich mindestens 1x täglich mit einer Creme zu pflegen, da die Haut sonst zu trocken wurde. Ich hatte mir da mal die SeniCare Schutzcreme mit Arginin organisiert, da sie im Gegensatz zu einer Lotion einen Schutzfilm bildet, der aber nicht so weiß und schmierig wird wie mit einer zinkbasierten Creme. Wichtig ist, dass die Haut vorher gut abgetrocknet ist. Bei mir hat sich das bewährt, aber das wird ein ganz individuelles Thema sein.
Je länger ich am Stück getragen habe, desto schwieriger empfinde ich lange Tragedauern. Bei einem netten Windelwochenende fand ich das schön, dass schon gut nasse Nachtpaket noch bis in den Sonntag Nachmittag hinein anzubehalten und voll auszunutzen. Das hat deutlich abgenommen. Auch am Tag ist das mit der Incontrol so eine Sache. Wenns mal doch nicht so kräftig läuft, dann reicht die auch für einen ganzen Tag bis zur Nachtwindel. Aber richtig angenehm finde ich das dann nicht mehr. Tagsüber 2 Windeln und nachts eine ist schon ne gute Sache.

Außer Haus:
Gerade am Wochenende ist das eine Krux mit dem morgendlichen Wechseln. Man schläft aus, hat dann Frühstückshunger. Einer muß Brötchen holen, der andere Spätstück machen. Da hatte duschen bisher nicht Prio 1 und wurde eher auf nach dem Spätstück verschoben. Die Nachtwindel aber schon direkt nach dem Aufstehen in eine Tena zu tauschen, um dann 90min später Duschen zu gehen ist auch doof, auch wenn man eigentlich keinen Bock mehr auf die schwere, nasse Nachtwindel hat. Entweder man steigt frisch geduscht dann wieder in eine leicht feuchte Tena oder man braucht eine weitere frische Windel. Ein Dilemma mit den Gewohnheiten. Also bleib ich dann doch noch in der nassen Nachtwindel und dusche/wechsel erst nach dem Frühstück.
Da ich meine Holde aber nicht jedes Mal Brötchen holen schicken kann, hab ich das dann halt auch selbst gemacht. Das ist Angst überwinden aus der Not heraus quasi. Denn natürlich würde bei der Betterdry mit Einlage jeder der sich grundsätzlich vorstellen kann, dass ich Windeln tragen könnte und sich meinen Schritt genauer beguckt klar vermuten, dass ich geplosterte Unterwäsche anhabe.

Mit nem relativ langen Sweatshirt (geht mir so über 50% des Hinterteils und damit stechen die Beulen, die am Ende des Shirts anfangen nicht mehr so groß aus) über der Jeans war ich dann eben doch beim Bäcker oder auch mal beim Metzger. Hilft ja nichts. Natürlich hat mich keiner angesprochen und es sollte aus meiner Sicht auch niemand aktiv registriert haben. Aber klar: im Gegensatz zur Tena könnte ich damit definitiv hier im Thread Windelsichtungen landen.
Klar ist aber auch, wenn ich das Experiment im Sommer machen würde (oder bis dahin verlängern würde) müsste ich eine andere Lösung finden. Nur mit T-Shirt über der Jeans würde ich mich nicht trauen.

Ansonsten ist es für mich mit der Tena und der Suprima 1217 drüber auch bisher kein Problem gewesen, draußen zu sein. Eine Notersatzwindel ist immer im Kofferraum, aber wenn ich nur wenige Stunden unterwegs bin, achte ich darauf, ggf. vorher eine frische Windel anzuziehen, um nicht wechseln zu müssen.

Einen ganzen Tag waren wir mit ÖPNV in der Großstadt shoppen, da durfte ich meinen Ersatz in einer blickdichten Tüte bei ihr im Rucksack parken. Das Wechseln auf öffentlichen Toiletten macht mir nichts aus – mir ists auch wurscht, ob jemand vielleicht das Aufreißen der Klebestreifen hört. Auch versuche ich die Windel direkt dort zu entsorgen. Da es fast nie Müllbehälter in der Kabine gibt, nehme ich die Windel, verpackt in einen zugeknoteten aber transparenten „Hemdchenbeutel“ auch mal mit vor zum Waschbecken. Diskret zwar, aber natürlich haben das auch schon Menschen registriert. Kann ich aber mit leben.

Mehr Kreativität hat der genau eine Bürotag in der Zeit erfordert. Da hatte ich die Ersatzwindeln im Auto in der Tiefgarage. Musste sogar zweimal wechseln und habe dann halt die Windel mit Rucksack aus dem Auto geholt und in einer Toilette in einer anderen Etage gewechselt. Das geht zwar, aber häufiger hätte ich da keinen Bock, was einem Post-Covid 24/7 Experiment klar entgegen steht.

Am längsten habe ich aber mit mir gerungen, ob ich an Heiligabend beim Besuch bei der Familie Windeln anziehen soll oder nicht. Es war ansich klar, dass ich ohne Wechsel nicht auskommen würde, was für mich diskretionsmäßig der größte Horror ist. Habe es mit meiner Verlobten besprochen, die eine Tena nicht als Hindernis sah. Ihren Vorschlag, den Rucksack mit Ersatz im Flur zu deponieren, und bei Bedarf die Toilette im ersten Stock aufzusuchen, während im EG die Party steigt, hab ich dann auch umgesetzt. Ich hatte mir im Falle des vermisst werdens zurechtgelegt, dass ein großes Geschäft nötig gewesen wäre, dass ich nicht auf der stark frequentierten Gästetoilette erledigen wollte. Die nasse Windel hab ich im Beutel dann in den Rucksack getan. Ging problemlos, auch ohne Ausrede, aber ist außerhalb von Partyalarm so eine Sache. Ich will von meinen Eltern weder gefragt werden, warum ich einen Rucksack mit auf die Gästetoilette nehme (Tür vom Wohnzimmer einsehbar), noch hab ich ne passable Begründung, ins erste OG zu gehen, wenn wir zu 4. im Wohnzimmer sind. Also auch ein aktueller Showstopper für 24/7 dauerhaft.

An Silvester mit Freunden hab ich es ähnlich gemacht. Da bei denen die Toilette aber im Gegensatz zu Wohnzimmer im „anderen Flügel“ der Wohnung ist, wars kein Problem mit Rucksack aus dem Flur dort einzukehren. Bei dauerhaft 24/7 wär das aber auch je nach Wohnsituation der Freunde ein Problemthema.

Last, Lust und Fazit:
Ums Fazit vorweg zu nehmen: Aktuell gibt es keinen Grund weniger Windeln zu tragen.

Mind. 95% der Zeit war es schön, gut verpackt zu sein. Es ist einfach so, dass mir die Windel beim Stressabbau hilft und mir ein geborgenes, schönes Gefühl gibt. Und was einem gut tut und anderen nicht schadet soll man machen. Punkt!
Auch von meiner besseren Hälfte gab es kein negatives Feedback (ich frage regelmäßig). Außerdem bin ich „verkuschelter“, wenn ich Windeln trage, was sie sehr mag.

Dazu kommen natürlich auch andere positive Erwägungen:
Ausschlafen am Wochenende zum Beispiel: Ohne Windel muss ich manchmal zwischen 6 und 7:30h raus, da fällt es schwer, nochmal einzuschlafen. Mit Windel ists super, weil ich bis 9 oder halb 10 im warmen Bettchen bleiben kann. Das freut übrigens auch meine Verlobte. Die ist nämlich eher Frühaufsteherin und findet es schön am Wochenene morgens etwas Zeit für sich zu haben.
Auch weniger Bekanntschaft mit öffentlichen Klos ist ein positiver Aspekt.
Und es macht gelassener. Ob Nachtwindel beim Bäcker oder wegwerfen am Waschbecken im Klo. Das ist wenn dann ausschließlich mein Problem – neimand wird belästigt oder eingeschränkt und daher muss es einfach kein Problem sein. Und das tut gut.

Ja, und wie es sich für einen ordentlichen Fetisch gehört, ist es auch erregend, Windeln zu tragen. Besonders mag ich das prickelnde und gleichzeitig etwas erniedrigende Gefühl außer Haus, wenn niemand von meinem Geheimnis weiß, ich mich aber z.B. in der Kassenschlange im Supermarkt ganz entspannen kann. Im Gegensatz zu ganz jungen Jahren hat sich das für mich in der Altersgruppe 40+ aber alles etwas relativiert. Das Thema Geborgenheit schlägt alles. Insofern sorgt ein Höhepunkt (wie auch immer erlebt) jetzt auch nicht für weniger Windellust.

Wie immer, wenn man etwas in seinem Alltag verändert, ist aber natürlich nicht alles Gold was glänzt:
- Mein Thema mit dem Zeitpunkt des Wechselns der Nachtwindel am Wochenende ist nervig und würde auf Dauer Veränderungen in den Gewohnheiten erfordern
- Insgesamt das nicht mehr so angenehme Gefühl, wenn eine wirklich nasse oder über 8 oder mehr Stunden getragene Windel aus praktischen Erwägungen nicht sofort gewechselt werden kann/soll.
- Die schlechte Planbarkeit der täglichen Urinmenge und der damit schlecht berechenbare Windelverbrauch.
- Die Angst vor dem Auslaufen. Das ist mir bis auf wenige Tropfen zwar bisher nicht passiert, will ich aber auch nicht erfahren, weder draußen noch nachts im Bett. Gerade auch im Bett wäre es mir unangenehm gegenüber meiner Verlobten. Wenn ich das Experiment weiterführe, werde ich mit ihr über einen Bettschutz auf meiner Seite sprechen müssen. Sicher ist sicher.
- Die Müllmenge: Sollte ich „auffliegen“, dann deswegen, da bin ich sicher. Jeden Tag ein blickdichter Sack Restmüll in den geteilt genutzten MFH-Tonnen. Das dürfte mehr sein als in jedem anderen der 24 Haushalte hier. Ich hoffe es spielt keiner Müllpolizei.
- Familie, Freunde und Büro: In Coronazeiten ist das zu managen, danach nicht mehr. Am Ende ists nicht schlimm, denn es muss ja nicht 24/7 sein. Sollte ich meine Meinung hier ändern zu „es muss 24/7 sein“, dann würde das ohne Offenheit zu einigen Personen ein Alptraum und ich müsste vielleicht eine Inkontinenz oder eine Toilettophobie erfinden. Aber soweit will ich gar nicht denken.
- Arztbesuche: Nem Orthopäden oder Radiologen würde ich ggf. ja in in Zukunft mal Windeln gegenübertreten, sofern der Grund des Besuchs nicht mit den an der Urinproduktion beteiligten Bereichen/Organen zu tun hat. Muss ihn ja nicht interessieren woher ich die „Inkontinenz“ habe. Beim Hausarzt würde ich aber die 24/7 immer unterbrechen. Weil da müsste ich raus mit der Sprache und klar Farbe bekennen, dass die Windel keine körperlichen Ursachen hat.

Ich hoffe, es hat etwas Laune gemacht, meine Erfahrungen zu lesen.

Fragen immer gern!