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Thema: Sturmreiter - SFrisco

  1. #1
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    Sturmreiter - SFrisco

    Sturmreiter

    Prolog

    Das habe ich nun davon gerade noch wollte ich nur schnell pinkeln gehen und jetzt liege ich mit zusammengebundenen Armen auf dem feuchten Boden.
    Meine Klamotten sind nass und zerrissen und ich zittere am ganzen Körper vor Angst und Kälte. Die Flüssigkeit in meiner Blase drückt nach wie vor, so dass ich davon ausgehen muss, dass ich mich noch nicht erleichtern konnte.

    Mir gelingt es nicht mich zu orientieren und obwohl ich das Gefühl habe, dass mich alle meine Sinne im Stich lassen, steigt in mir genau diesem Moment der Geruch von frisch gemähtem Gras in die Nase.
    Um mich herum herrscht ein heilloses Durcheinander. Unzählige Leute, Polizisten, Krankenpfleger, Ärzte und Rettungsassistenten huschen rastlos an mir vorbei.
    Keiner scheint Notiz von mir, einem gefesselten Jugendlichen, zu nehmen der verunsichert auf dem Rasen liegt und auf seinen Abtransport wartet.

    Um gegen die ansteigende Panik anzukämpfen versuche ich mich an die letzten Minuten zu erinnern. Doch so sehr ich mich auch anstrenge, ich scheitere. Ich weiß nur noch, dass ich die Toilette aufsuchen wollte. Ich und Benni hatten so viele Getränke in uns hereingeschüttet, dass ich das Gefühl hatte meine Blase würde gleich platzen. Da wir aber auf der Autobahn unterwegs waren, konnten wir nicht eben anhalten um meinem Bedürfnis nachzukommen. Nach endlosen Kilometern erreichten wir dann einen kleinen Rastplatz und ich verließ fluchtartig das Auto. Eilig rannte ich auf die große Wiese zum einzigen Baum den ich entdecken konnte und genau in diesem Moment als ich mich erleichtern wollte brach die Hölle los. Seit wann ich hier liege weiß ich nicht, was ich aber sehr gut weiß, dass mein Kopf schmerzt und mein Magen rebelliert.

    Abermals versuche ich mich zu orientieren. Wo ist eigentlich Benni. Liegt er auch mit Handschellen fixiert auf dem Acker? Konnte er fliehen oder ist ihm gar etwas schlimmeres passiert?
    Da ich langsam anfange durchzudrehen und das Gefühl habe hier raus zu müssen beginne ich damit mich akustisch bemerkbar zu machen. Doch irgendwie scheint es mir die Sprache verschlagen zu haben.
    Ich schaffe es nicht die Aufmerksamkeit auf mich zu lenken und als mir urplötzlich meine ganze hoffnungslose Situation bewusst wird, entspannt sich mein Schließmuskel und ich Pinkel mich voll.
    Na toll. Ich kann nicht mehr, bin am Ende. Hemmungslos werde ich von einem Heulkrampf geschüttelt. Alles beginnt sich zu drehen und plötzlich stehe ich im Dunkeln.

    Ist glaube an eine Sinnestäuschung, doch ich merke eindeutig den Druck unter meinen Füßen. Ich stehe auf den eigenen Beinen und auch meine Hände sind nicht mehr gefesselt. Ich streife langsam über die schmerzenden Handgelenke und spüre die Abdrücke welch die Kabelbinder hinterlassen haben.

    Ich versuche mich umzublicken. Doch egal wohin ich schaue, überall ist es nur schwarz. Ich höre Schritte und werde panisch. Instinktiv reise ich meine Hände vor den Mund um nicht zu schreien.
    Plötzlich ertönt ein lautes metallisches Geräusch und mit einem unheimliches klackern springt ein Generator an.
    Dieser sorgt mit einem lauten und scheppernden Ton dafür, dass das Licht angeht.
    Endlich kann ich wieder sehen. Ich nehme die Hände von meinem Mund um damit meine Augen abzudecken. Durch das helle Licht werde ich stark geblendet und mir gelingt es mit Mühe mich durch meine Finger zu blinzeln und mich umschauen. Ich erkenne, dass ich mich in einer großen kahlen Halle befinde.
    Der komplette Raum ist weiß gefliest und wirkt sehr steril. An der Decke befinden sich Neonröhren welche ab und an vor sich hin flackern. Es scheint keine Fenster zu geben und ich kann auch keine Tür entdecken.

    Alles wirkt sehr trostlos und ich fühle mich sehr allein und einsam. Wieder beginnen Tränen sich in meinen Augen zu sammeln als plötzlich sich in die Stille direkt hinter mir das helle Lachen eines Jungen ergießt.
    Verwirrt schrecke ich um, denn ich kenne diesen heiteren Freudenausbruch. Nur einer lacht so und das ist mein Benjamin. Nachdem ich es geschafft habe meinen steifen Körper umzudrehen blicke ich direkt in seinen strahlenden Augen. Benni lehnt in seiner typischen Art gewohnt relaxt neben einem Lichtschalter und grinst mich freudig an. Seine wilden blonden Haare sind etwas verrußt und hängen in sein ebenfalls durch ruß geschwärztem Gesicht. Er sieht genauso aus, wie als ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Der einzige Unterschied besteht darin, dass seine Klamotten ähnlich zerschlissen sind wie meine. Es befindet sich jede Menge Dreck an seiner Kleidung, welche man nicht mehr so nennen kann. Das T-Shirt hängt ihn im Fetzen vom Körper und seine Hose ist ebenfalls total zerrissen. An seinem linken Knie kann ich Blut erkennen und im Schrittbereich scheint der Knopf von der Hose geflogen zu sein. Die Hose hängt halb an ihm herunter. Es scheint fast so als hätte er sie ausziehen wollen, wäre aber wie ein zwei Jähriger daran gescheitert.
    Er muss meine Verwirrung wahrgenommen haben denn plötzlich unterbricht er die Stille.

    Es platzt förmlich aus ihm heraus: „Felix was ist los? Wieso schaust du mich an als käme ich von einem anderen Stern. Und warum siehst du so aus als hättest du im Dreck gespielt?“

    Ich weiß darauf keine Antwort und fühle mich gerade nicht in der Lage mit ihm zu sprechen, denn er sieht ja auch nicht so aus, als befände er sich auf dem Weg zur nächsten Hochzeit.
    Und da von mir im Moment keine Antwort zu erwarten ist spricht er einfach weiter und mustert mich von oben bis unten. Dabei wirkt er, im Gegensatz zu mir, gut gelaunt und irgendwie überhaupt nicht verwundert über die gesamte Situation. In seinem gewohnten Singsang haut er mich an: „Was machst du hier und wieso schaust du so erschrocken? Und hast du dir etwa in die Hose gepinkelt?“ Etwas schockiert bleibt er an meiner komplett durchnässten Jeans hängen.

    Ich spüre plötzlich deutlich wie unangenehm und kalt die Hose an mir klebt und rieche gleichzeitig eine Mischung von Urin und Blut welche in mir direkt wieder Übelkeit erzeugt. Peinlich berührt Blicke ich an mir herab und beginne zu stammeln. „Ähm ja aber da war….“

    Aber nur wenige Augenblicke später werde ich von Benni unterbrochen. Er grinst mich an und packt provokativ zwischen seine Beine. Mit einem lauten schnalzen schiebt er sich mit halbruntergelassener Hose genüsslich seine schon nicht mehr trockene Windel zu Recht. Dabei meint er keck „Habe dir ja schon tausendmal gesagt, dass es auch Vorteile hat wenn man eine Pampers trägt.
    Darauf fällt mir im Moment auch nichts mehr ein und ich nicke ihm sanft zu. Dabei bemerke ich die nässe Streifen an seinem linken Hosenbein und denke mir, dass so eine Windel ja auch bloß nichts nutzt wenn man diese nicht regelmäßig wechselt.

    Erster Kontakt

    Zum ersten Mal traf ich Benni vor über drei Jahren. Ich war nach der Schule mit meiner Mutter einkaufen gefahren. Seit dem Auszug meines Vaters war ich der Mann im Haus und sie erwartet von mir, dass ich sie bei allen haushälterischen Tätigkeiten unterstütze..
    Dazu gehört auch der wöchentliche Einkauf, bei welchem ich auch an diesem Tag, sprichwörtlich die tragende Rolle, im Sinne des Lastesels einnahm. Gelangweilt wie immer schob ich den Korb zwischen den Reihen entlang während meine Mutter sich darum kümmerte diesen mit Lebensmitteln und Drogerieartikeln zu füllen. Ich beobachtete währenddessen wie immer die anderen Kunden. Das ist vor allem immer dann besonders lustig wenn die genervte Mama oder die besorgte Oma oder aber das ungeschickte Kind ihren Auftritt haben. Die witzigsten Situationen erlebt man immer im Süßwarenabteil oder aber auch vor der Kasse. Allein über diese Dramen könnte ich Bücher verfassen. Leider bin ich dafür aber viel zu schreibfaul.
    An diesem Tag war der Laden aber recht leer und so bliebt mein Blick auf einen körperlich recht kleinen Jungen zurück, der aber vom Gesicht her wie 12 oder 13 Jahre wirkte und demnach ungefähr genauso alt war wie ich. Er schien zum ersten Mal hier zu sein, denn er ist mir nie zuvor hier im Laden oder in der Gegend aufgefallen. Benni war alleine Unterwegs und trug einen großen schwarzen Rucksack. Dieser schien leer zu sein, denn der Stoff hing schlaff herunter. Irgendetwas an dem Jungen faszinierte mich. Zum einen hatte er ein niedliches Gesicht aber auch sein selbstbewusstes Auftreten und seine Art zu gehen ließen mein Blick an ihm haften.

    Etwas unsicher ging er durch den Laden. Er schaute in jede Regalreihe und blickte sich auch sonst aller paar Meter um. Da er aber weder eine Mutter noch einen Einkaufswagen im Schlepptau hatte war er dennoch schneller als ich unterwegs. In den ersten Gang konnte ich ihn noch folgen, aber als er abermals abbog verlor ich ihn aus dem Blick. Irgendetwas in mir wollte aber wissen, was dieser Junge hier suchte oder kaufen wollte. Und so ließ ich meinen Einkaufswagen stehen und nahm die Verfolgung auf.

    Ich war etwas überrascht als ich ihn im Gang mit den Babyartikeln wieder sah. Im ersten Moment wollte ich in den Gang treten und schauen was er macht aber dann entschied ich mich dafür ihn heimlich wie ein Detektiv zu observieren. Ich schob mich also zurück an die Seitenwand der Regalreihe und blickte heimlich um die Ecke.

    Dabei konnte ich beobachten wie der fremde kleine Blondschopf sich eine Packung mit Babywindeln aus dem Regal nahm. An sich wäre meine Mission jetzt hier abgeschlossen gewesen, denn ein großer Bruder der Windeln für sein kleineres Geschwisterkind kauft war nicht wirklich interessant.

    Doch in diesem Moment blickte mein Objekt sich langsam um und setzte den Rucksack ab. Was tat er da?
    Im Bruchteil einer Sekunde hatte er den schwarzen Rucksack geöffnet und die Packung Windeln darin verstaut. Mit offenem Mund verfolgte ich staunend diesen Vorgang.

    Wieso steckt jemand Windeln in einen Rucksack und blickt sich verstohlen um? Der Junge war ein Dieb dachte ich bei mir. Und im nächsten Moment stürzte ich Heldenhaft in die Regalreihe um ihn zu fangen. Dabei dachte ich an den Ruhm und die Breaking News in den Abendnachrichten sowie den großen Aufmacher in der morgigen Ausgabe der Lokalzeitung: „Felix Jung macht berüchtigten Pampers-Dieb dingfest“ Felix Jung riskiert sein Leben damit sie und ihre Kinder in Frieden weiterleben können.“ Felix Jung der neue Superheld unserer Stadt“ Felix… weiter kam ich nicht denn vor lauter verträumen Gedankenspielchen hatte ich vergessen meinen Feind, den Pampersdieb im Auge zu behalten. Dieser erkannte in dem Moment als ich mit hoher Geschwindigkeit in den Gang einbog die Gefahr und rannte mit der Schulter voran in mich hinein. Und während ich zu Boden taumelte und Sternchen sah konnte er relativ unbeschadet seine Flucht antreten.
    Doch ganz so schnell wollte ich nicht aufgeben. Als bester Werfer meiner Schulmannschaft hatte ich noch einen Ass im Ärmel. Genauso schnell wie ich zu Boden geworfen wurde stand ich wieder auf und nahm abermals die Verfolgung auf. Dabei kam ich an meinem Wagen vorbei und nutzte diesen als fahrbaren Untersatz um noch schneller durch die Reihen zu fliegen. Ich erkannte den Ganoven in einer parallel Reihe und er war schon fast bei den Kassen als ich zu meiner letzten Waffe griff.
    Elegant stieß ich mich mehrmals kraftvoll vom Boden ab und ließ mich nun über den Lenker in den fahrenden Wagen fallen. Ich plumpste derb kopfüber in die Tomaten und zerdrückte diese sowie die Premium Erdbeeren aus holländischer Monokultur mit meinem Körper. Dabei kam auch mein Lieblingspulli etwas ab. Still hoffte ich auf Mama’s Waschkünste, verwarf diesen Gedanken aber als ich an die fleckigen mit Chlor gesäuberten Hemden dachte welche ich als Kind immer getragen hatte. Ich nahm meinen Feind wieder ins Visier und nach kurzer Orientierung fand ich die Mango mit welcher ich den Dieb aufhalten wollte. Der Blondschopf war schon im Kassenbereich angelangt als ich mit der Südfrucht in meiner Wurfhand zum letzten Gefecht blies. Leider verließ mich genau in dem Moment als ich ausholte mein Glück und ich krachte im Wagen sitzend geradewegs in einen Ständer mit Bananen im Sonderangebot.
    Im Bananenmatsch liegend setzte ich zum Wurf an. Doch die Mango rutschte aus meiner Hand und landete neben dem Jungen welcher nicht einmal ein Ausweichmanöver starten musste. Er drehte sich um und grinste mich siegesgewiss an.
    Wütend kratzte ich den Bananenbrei von mir ab und nahm verzweifelt den Dieb mit den Bananen aufs Korn. Ich traf zwar nicht, musste aber für so viel Verwirrung gesorgt haben, dass der Junge statt durch die Tür, vor eine Glasscheibe bretterte.
    Laut krachend und schmerzerfüllt sank er mit einem erschrockenen Aufschrei auf den kühlen Supermarkt Boden.

    Dann ging alles ganz schnell. Mich packte eine wütende Männerhand und ich wurde zu dem Jungen hinüber gezerrt. Dabei wurde ich angebrüllt, was mir den einfiele hier einen Spielplatz aus dem Laden zu machen. Und noch ehe ich mich versah, saß ich neben dem Blondschopf welcher mit wütend ansah und als dämmliches Arschloch titulierte. Ich versuchte ihm mit einem Anblick des Triumphes anzublicken und damit zu demütigen. Dabei bemerkte ich abermals wie hübsch dieser kleine Kerl war. In seinem süßen Gesicht befand sich jetzt kurz unterhalb seines Haaransatzes eine dicke Beule. Man konnte daran deutlich erkennen wo er die Scheibe erwischt hatte. Zusätzlich blutete sein Ellenbogen aber ansonsten schien er ok zu sein. Lediglich seine Hose war im Schrittbereich arg ausgebeult, genauso wie es bei meine zweijährigen Cousin der Fall war wenn er mit seinen Pampers vor mir saß. Und plötzlich schoss mir ein Gedanke in den Kopf. Der Windeldieb klaute nicht für seinen Bruder sondern für sich selbst. Mein Gesichtsausdruck wich von dem eines Gewinner in das von großen erstaunen. Benni erkannte, dass ich sein Geheimnis enttarnt hatte und führte seine Hände vor Scham vor seinen Beinen zusammen.


    Brüder:

    Schon immer hatte ich den Wunsch besessen einen Bruder zu haben. Ich stellte mir das sehr romantisch vor und es passte in mein kindliches Bild, dass es neben meiner Mama und meinen Papa auch einen Bruder gibt. Eifersüchtig schaute ich immer den anderen Kindern hinterher welche auf den Spielplatz ihr kleines Geschwisterkind an den Händen hielten und mit diesem im Sand spielten, wippten oder über die Klettergerüste tobten.
    Mir war dabei immer klar, dass es ein kleiner Bruder sein würde und in meiner Vorstellung war dieser dann auch nur ein oder zwei Jahre jünger als ich. Denn ich wollte mit diesem ja auch zusammen Abenteuer erleben.
    Eine kleine Schwester kam für mich nie in Frage und auch das mein Bruder viele Jahre jünger war als ich war für mich ausgeschlossen. Ich hatte eine klare Idee von einem Bruder und neidete allen anderen Brüdern dieses Geschwisterkind.
    Im Nachhinein lässt sich sagen, dass diese Idee natürlich nicht ganz so konsequent durchdacht war. Denn gleichzeitig stellte ich mir auch vor wie ich meinen kleinen Bruder stolz im Kinderwagen herumfahren würde. Ich malte mir aus wie er zu mir aufsieht und sich nur von mir mit dem leckeren Obst Brei füttern lässt, bei welchen ich dann auch die Reste abbekommen würde. Nur ich dürfte ihm Vorsingen und wenn es ins Bett ginge dann müsste ich immer mit ihm Bilderbücher anschauen. Er würde zu mir aufschauen und wir wären wie Pech und Schwefel. Nur das Wickeln, dass müsste wer anders übernehmen, dass war mir immer klar.
    Das es da aber zu einer Abweichung kommen würde und ich so mindestens zwei Brüder gebraucht hätte, nämlich den einen nur etwas jüngeren für die Abenteuer und den anderen ganz kleinen für kümmern das war mir damals im letzten Kindergartenjahr auch nicht ganz so klar.

    Auch die negativen Punkte, den Streit und Zoff und die ständigen Konkurrenzkämpfe gab es bei mir in der Phantasie nicht. Es war eine tolle ideale Welt mit einer süßen und glücklichen Familie. Leider war acht Jahre nach meiner aktiven Kindergartenzeit nicht mehr viel davon übrig.
    Mein Vater war seit drei Jahren nicht mehr bei uns. Den Unterhaltblieb er uns ständig schuldig und ich war es ihm nicht einmal Wert besucht zu werden.
    Kurz nach der Trennung hat er mir noch unter Tränen versichert wie wichtig ich ihm wäre und auch als das Gericht entschieden hatte das ich zukünftig bei meiner Mutter zu leben hatte fing er im Gerichtssaal an um mich zu heulen. Doch heute weiß ich, dass alles nur Show war.
    Vielleicht gab es damals wirklich die Zeit als ich ihm wichtig war. Ich kann mich zumindest an sehr glückliche Stunden mit ihm erinnern. Doch nach seinem Unfall und der anschließenden Therapie rutschte er immer wieder in dunkle Tage ab an denen er niemanden mehr an sich heranließ außer eine gewisse Frau Irena Klein. Dies war seine Therapeutin und auch wenn es wie aus einer Schnulze klingt. Genau mit dieser und wegen dieser Person hat er uns später verlassen.
    Mittlerweile hat er glaube ich auch ein weiteres Kind bekommen. Soweit ich weiß ist es eine Tochter. Ich habe also eine Halbschwester. Und dann auch noch eine viel jüngere. Gesehen habe ich diese bisher aber nicht.
    Ich weiß auch gar nicht ob mein Vater noch in derselben Stadt wie wir wohnt.

    Und mir ist es auch nun auch egal. Ich hatte so viele Probleme in der Vergangenheit, wo ich mich gefreut hätte mit einem Vater drüber reden zu können. Doch er war nicht da. Auch ein Bruder hätte mir als wichtiger Gesprächspartner dienen können stand ebenfalls nicht zur Verfügung. Meine beiden besten Freunde waren mit ihrer Familie weggezogen. Ganz weit weg in eine Region wo es plattes Land, Ebbe und Flut, hohe Deiche und viele Schafe gibt. Und ich hatte mich mit allen arrangiert.
    Und genau in diesen Moment, wo ich glaubte mich gefunden zu haben und mir klar wurde, dass ich alleine gut zurechtkommen würde und ich niemanden außer meiner Mama habe, da steht er plötzlich vor meiner Tür.

    Er der kleine Hosenscheisser aus dem Supermarkt. Der niedliche Junge welchen ich heldenhaft seinen Diebstahl vereitelt habe. Er steht da, ganz schüchtern leicht gebeugt, herausgeputzt und in Sonntagskleidung im Schlepptau eine Dame vom Sozialamt und bittet mit ihr darum hereingelassen zu werden.
    Ich fasse es einfach nicht. Kürzlich hatte ich mit meiner Mutter darüber gesprochen, dass mal wieder vorrübergehend ein Pflegekind bei uns einziehen wird.
    Was sie mir aber nicht gesagt hatte, dass es dieser Pampersrocker sein würde.

    Auch Benni schien sehr erschrocken mich in der Tür zu sehen und wendete seinen Blick von mir. Ich war immer noch fassungslos und entschied mich lieber dafür meine Mutter zu rufen. Ich wollte mit der Sache und auch mit ihm nichts zu tun haben. „Mama! Mama der Windelscheißer steht bei uns, mit einer Kollegin von dir in der Tür. Könntest du mal bitte kommen“
    Benjamin starte mich wütend und peinlich berührt an. Ich duldete in diesem Moment keine Konkurrenz und entschied mich ihn weiter zu reizen. „Mama du solltest dich beeilen. Ich glaube er hat die Hosen voll denn er stinkt sehr doll.“
    Dies ließ sich Benni jedoch nicht gefallen. Wütend stürzte er sich auf mich und so lagen wir wenige Sekunden mal wieder zusammen nebeneinander auf dem Boden. Ich war größer und stärker als er, doch das Überraschungsmoment hatte er auf seiner Seite.
    Und so kam es, dass ich mich in einer defensiven Haltung befand. Wie unter Tollwut arbeitete er sich an mir ab und wäre nicht meine Mama gekommen und hätte ihn von hinten weggerissen dann hätte er sich mit seinem Windelpo auf mein Gesicht gesetzt. Noch im Ausruf „Ich zeige dir, dass hier nichts Stinkt“ wurde er von Mamas festen Handgriff unter seinen Armen gepackt und von mir weggerissen. Sie blickte böse zu mir und strahlte den kleinen an. „Hallo Benjamin, es freut mich dass du den Weg hierher gefunden hast. Ich finde es schön, dass du dich so schnell mit Felix angefreundet hast. Doch ihr beiden Rabauken, bitte benutzt zum Raufen zukünftig euer Zimmer.“
    Sie wendete sich mir zu und Blickte mich streng an: “Felix, ich bitte dich solche Sprüche in Zukunft zu unterlassen. Benni wird jetzt einige Zeit hier wohnen und ich möchte, dass du ihn wie den Bruder behandelst, welchen du früher immer haben wolltest.“
    Ich war schockiert. Meine eigene Mama trat mir ins Kreuz. Sie zog einen frechen Bengel mir vor und belobigte ihn noch für eine Prügelei.
    In diesem Moment hasste ich den Jungen und ich hasste meine Mutter. Wütend und weinend erhob ich mich vom Flurboden und stürzte ins Bad.

    Ich wollte diesen Jungen nicht hier haben und ich wollte auch niemals mehr etwas von einem Bruder wissen.
    Meine Rache an Benni stand schon fest ich wollte ihn ein gebührendes Willkommensgeschenk machen.
    Read the original news thread here.

  2. #2
    WBC Fördermitglied 2024 Avatar von giaci9

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    AW: Sturmreiter - SFrisco

    Finde ich absolut super und interessant, hab Lust auf mehr, viel mehr! Auch die Zeitsprünge fetzten. Und ich schaue mla, das ich demnächst ein ausführlicheres Kommentar schreibe.

  3. #3
    Senior Member Avatar von miccino

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    AW: Sturmreiter - SFrisco

    hab es gerade gelesen und finde die Story gut. Auch Dein Schreibstil gefällt mir. Bitte mehr davon...

    LG Micha

  4. #4
    Trusted Member Avatar von Bongo

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    AW: Sturmreiter - SFrisco

    die geschichte klingt bisher sehr interessant.
    bin schon gespannt, wies weiter geht



    imagine whirled peas ...

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  5. #5
    24/7 in Diapers Avatar von BabyNils

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    AW: Sturmreiter - SFrisco

    Also auch ich muss mich meinen Vorpostern anschließen geniale Storry und witzig noch dazu die Verfolgungsjagd fand ich Klasse. Die Zeitsprünge machen mir nichts aus und finde die auch gut. Aber du hast mich zum Schmu8nzeln gebracht, die keilerrei am ende brachte mich zum Lächeln, eben weil so was ähnliches selber Erlebt habe und genau weiß was der Hauptprotagonist so fühlt.

    Nein ich habe keinen Ladendieb gestellt oder so, ich kenne nur diese Situation, das Gefühlschaos wenn man plötzlich nicht mehr alleine ist und man seine Eltern Teilen muss. Ja auch bei mir und meinem Pfllege Bruder gab es Keilerei und Hauerei oh ja wir haben richtiggehend geprügelt und gestritten und weiß der geier was. Unsere Eltern damals haben uns jedes mal getrennt, es gab ein Donnerwetter, und heute sind mein Bruder und ich beste Freunde und haben im laufe der Zeit zusammengerauft und stehen für einander ein und würden für den anderen durch die Hölle gehen und wieder zurück. Daher gefällt mir deine Geeschichte sogar ein Stückchen besser.

    Ach ja mein Bro hat nichts mit Windeln am Hut. *kicher*

    Gruß BabyDome

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