Im alten Forum waren einige meiner Geschichten. Nun habe ich sie wiederum herausgesucht und poste sie mal hier, damit ich dem neuen Forum auch die Ehre erweise, die es verdient. Viel Spaß beim Lesen und gerne dürfen auch Kommentare folgen.
DER DANIEL

1. NACHWUCHS

Familie Droster wohnte in einem schönen Haus mit großem Garten am Rande einer Großstadt. Vater Droster hatte eine eigene Firma, die sich mit Immobilienkauf und -verkauf beschäftigte und Frau Droster erledigte halbtags einige administrative Arbeiten für ihren Mann. Die beiden Kinder, Jan und Sarah hatten viele Freunde und es war immer gute Stimmung bei den Drosters. Jan war beinahe sechs und Sarah fast dreizehn Jahre alt. Sie liebten einander sehr und auch wenn es manchmal, wie in allen Familien, ein wenig Streit gab, standen sie doch voll zu einander. Eines Tages kam Frau Droster nachmittags vom Arzt heim und wirkte ein wenig aufgeregt. Herrn Drosters Mutter, die immer auf die Kinder aufpaßte, sah ihr an, dass sie etwas Wichtiges bewegte. „Was ist denn los“, fragte sie ein wenig besorgt. „Das erfahrt ihr, wenn Papa da ist“, erwiderte sie lächelnd und machte sich daran, das Abendessen zu zu bereiten. Als Herr Droster aus dem Büro kam, spürte er die Spannung und fragte, was denn los sei. „Setzt euch erst mal“, sagte Frau Droster. Nachdem alle Platz genommen hatten, sahen sie sie gespannt und erwartungsvoll an. „Nun sag doch schon“, drängte Oma Droster. „Also ich war heute nachmittag beim Arzt und“, sie zögerte kurz, „nun ja, mein Verdacht hat sich bestätigt! Ich bin wieder schwanger!“ Es dauerte ein wenig bis Herr Droster reagierte. Dann sprang er auf und umarmte seine Frau. Er küßte sie und streichelte ihr Haar. „Du machst mich sehr glücklich“, rief er und auch die Kinder umarmten ihre Mutter. „Nicht so stürmisch“, sagte Oma, „ihr erdrückt die Arme ja!“ „Krieg ich jetzt einen kleinen Bruder“, fragte Jan. „Nun, das weiß ich noch nicht. Aber es kann schon sein“, antwortete Mama. „Und wenn nicht, wird’s hoffentlich eine Schwester“, fuhr Jan fort. „Das scheint doch sicher“, antwortete Papa lachend.

Einige Monate waren vergangen und die Spannung wuchs. Drosters wußten nun bereits, dass sie bald einen Jungen mehr haben würden. Frau Droster war weniger aktiv und manchmal auch ein wenig gereizt. Das konnte der kleine Jan einfach nicht verstehen. „Warum ist Mama so anders“, fragte er Oma. „Nun, es ist nicht einfach, ein Kind zu bekommen. Es wächst im Bauch von Mama und manchmal tut es auch ein bißchen weh. Du mußt halt jetzt ein wenig Rücksicht nehmen.“ Aber Jan wollte sich damit nicht abfinden. Er war sechs Jahre der Liebling aller und nun sprachen sie nur mehr über das Baby! Eines Morgens, als Mama Jan weckte, begann er zu weinen und wollte einfach nicht aufstehen. „Was ist denn los, mein Schatz?“ Aber der Junge weinte weiter und gab keine Antwort. „Nun komm schon, die Tante im Kindergarten wartet doch auf dich und das Frühstück ist auch bereits fertig.“ Als Mama sich auf Jans Bett setzte wußte sie, warum der Bub weinte. Er hatte wieder einmal ins Bett gemacht. Dies kam in letzter Zeit wieder öfter vor und Jan war darüber immer sehr unglücklich. „Ach Schatz, deshalb brauchst du doch nicht weinen“, sagte sie liebevoll, während sie die Bettdecke zurückschlug und den Jungen aus dem nassen Bett hob. „Ich werde dich rasch duschen und dann frühstücken wir gemeinsam, ja?“ Nachdem sie alles erledigt und den Jungen in den Kindergarten gebracht hatte setzte sie sich auf das Sofa und schloß die Augen. Es fiel ihr zunehmend schwerer, die tägliche Arbeit zu erledigen und auch den Jungen konnte sie kaum mehr heben ohne Kreuzschmerzen zu bekommen. Sie ruhte ein wenig aus und ging dann einkaufen.

Als Sarah von der Schule heim kam half Mama ihr bei den Hausübungen und dann besorgten sie gemeinsam den Haushalt. Mama wusch ab und Sarah saugte die Zimmer und richtete die Betten. Dabei sah sie natürlich auch, dass Janchens Bett abgezogen war und bemerkte den nassen Fleck auf der Matratze. „Hat Janchen wieder eingenässt“, fragte sie, als sie in die Küche zurückkam. „Leider ja. Ich denke, das wird aufhören, wenn der ganze Streß vorbei ist und das Baby endlich geboren wurde. Aber wir sollten unbedingt einen Matratzenschoner für ihn kaufen“, antwortete Frau Droster. „Gestern hat er sogar die Hose genäßt, weil er angeblich zu spät bemerkte, dass er muß. Und das war nicht das erste Mal“, sagte Sarah und im gleichen Moment wurde ihr bewusst, dass sie das eigentlich für sich behalten hätte sollen. „Davon hab ich ja noch gar nichts bemerkt. Warum habt ihr mir das nicht gesagt“, fragte Mama. „Naja, er weinte jedesmal sehr und hat gebettelt, dir nichts zu sagen, weil du ja mit dem Baby im Bauch genug zu tun hast. Bitte sag ihm nicht, dass du es von mir gehört hast. Oma hat seine Sachen immer gleich ausgewaschen und aufgehängt, damit du dich damit nicht belasten musst. Sie meinte, ob wir ihm nicht vorübergehend wieder Windeln anlegen sollten, aber ich glaube, das wäre ihm nicht so recht. Er ist eigentlich immer sehr stolz darauf gewesen, kein Baby mehr zu sein.“ „Das denke ich auch. Vor allem könnte sich dadurch die Sache noch verschlimmern. Denn wozu sind denn Windeln da? Also würde er noch weniger darauf achten, rechtzeitig raus zu gehen und nur mehr in die Windeln machen. Vielleicht hilft es, wenn ich mich heute abends ein wenig mit ihm unterhalte.“ Frau Droster machte sich nun doch ein wenig Sorgen um Jan. Sie nahm sich vor, mit ihm ein ausführliches Gespräch zu führen und ihm klar zu machen, dass sie ihn trotz des Babys noch genau so lieb habe wie bisher. Irgendwie schien er sich doch vernachlässigt zu fühlen. Dies war Frau Droster aber bisher noch nie wirklich aufgefallen. So sehr sie auch nachdachte, konnte sie nichts finden, das Jan so empfinden lassen könnte.

Als sie den Jungen vom Kindergarten holte, erkundigte sie sich bei der Tante, ob denn im Kindergarten auch schon `Pannen´ passiert wären. „Ich habe es Ihrer Schwiegermutter schon einige Male gesagt und sie hat Janchen dann Reservekleidung mitgegeben. Es passiert schon einige Male pro Woche, dass er nass ist, vor allem während des Mittagsschlafes und ich habe den Eindruck, dass es immer öfter vorkommt. Einige Male war er danach sogar voll! Er sagt dann immer, er habe es nicht mehr rechtzeitig zur Toilette geschafft oder es erst zu spät bemerkt. Manchmal ist er mit einigen anderen in der Spielecke und plötzlich sitzt er in einer Riesenlacke. Wenn die anderen Kinder dann lachen, weint er natürlich. Wir haben schon überlegt, ihn tagsüber wieder zu wickeln, denn die Situation ist für alle Beteiligten sehr unangenehm. Nicht, dass uns die Arbeit zu viel wäre, aber es ist auch wegen der anderen Kinder. Jan ist das immer sehr unangenehm und ihn drei- bis viermal täglich zu duschen und um zu ziehen ist ihm sicher auch peinlich. Gelegentlich nuckelt er beim Mittagsschlaf auch am Daumen. Das tat er früher nie. Vielleicht sollten sie einmal mit dem Kinderarzt darüber sprechen.“ „Warum haben sie mir diese Vorfälle nicht schon früher mitgeteilt“, fragte Frau Droster. „Ich dachte, sie wüssten ohnedies Bescheid. Ihre Schwiegermutter hatte ja erwähnt, dass es auch zu Hause manchmal nasse Hosen gibt.“
Frau Droster ging mit Jan heim und überlegte, wie sie dem Jungen helfen könnte. Warum begann er nun plötzlich wieder ins Bett und die Hose zu machen, wo er das doch schon drei Jahre nicht mehr getan hatte? War es wirklich Eifersucht auf das Baby, das er sich selbst wieder wie eines benahm? Sie musste das wieder in den Griff bekommen, denn sie war sicher, dass Jan sehr darunter litt und es bestimmt nicht absichtlich tat. Sie würde versuchen, Jan von nun an mehr Zeit zu widmen als bisher. Sollte sich die Sache nicht bessern, würde sie wohl wirklich einmal mit Jans Arzt darüber reden müssen. Es gingen ihr viele Dinge durch den Kopf und sie begann ernsthaft über das erneute Wickeln ihres beinahe sechsjährigen Sohnes nach zu denken.

Nach dem Abendessen brachte Frau Droster Jan zu Bett und setzte sich zu ihm auf die Bettkante. „Was ist denn in letzter Zeit mit dir, Schatz? Ich habe mit der Tante im Kindergarten gesprochen und erfahren, dass du oft vergisst, zur Toilette zu gehen oder sagst, es nicht bemerkt zu haben. Du bist doch ein großer Junge und hast seit drei Jahren nicht mehr in die Hose gemacht. Ich denke, dass es mit dem Baby in meinem Bauch zu tun hat. Wahrscheinlich habe ich dir einfach zu wenig Zeit gewidmet, aber das werde ich ändern. Und dafür bemühst du dich bitte, wieder wie ein großer Bub die Toilette zu benutzen. Es ist dir doch sicher sehr unangenehm, wenn die anderen Kinder im Kindergarten über deine nassen Hosen lachen. Tante Gerda meinte, sie wird dir wieder Windeln anziehen, wenn es nicht besser wird und langsam denke ich auch, dass es das Beste wäre. Du weißt doch, dass ich dich genauso lieb habe wie früher und es keine Rolle spielt, ob nun bald wieder ein Baby da ist oder nicht.“
Sie nahm ihren Jungen in den Arm und er drückte sich ganz fest an sie. Tränen kullerten über seine Wangen. „Ich möchte ja eh nicht in die Hose machen. Aber irgendwie spür ich´s immer öfter erst, wenn es schon zu spät ist. Dann lachen mich aber die anderen immer aus und ich muss unter die Dusche und umziehen. Das find ich echt doof. Kannst mir nicht helfen, damit das wieder aufhört? Bitte Mami, ich will nicht wieder ein Baby sein. Und Windeln will ich auch keine!“ „Wein doch nicht, Schätzchen. Wir bekommen das schon wieder in den Griff. Aber die Sache mit den Windeln ist vielleicht gar nicht so schlimm, wie du glaubst. Sieh mal, wenn deine Windeln nass oder voll sind, ist die Gefahr, dass die Kinder das mit bekommen nicht so groß, als wenn das mit deinen Hosen passiert. Dann brauchst du dich auch nicht mehr davor fürchten ausgelacht zu werden. Außer der Tante wird es keiner wissen und du gehst dann einfach zu ihr und bittest sie, dich frisch zu wickeln. Überleg es dir mal in Ruhe. Ich werde dich sicher nicht zwingen, wenn du es nicht willst“, erwiderte Frau Droster, legte den Jungen ins Bett, deckte ihn zu und gab ihm einen Gute-Nacht-Kuss.
Dann ging sie zu Sarah ins Zimmer, die gerade für eine Geschichte-Prüfung lernte. „Ich habe mit Jan gesprochen und ich bin jetzt sicher, dass er nicht absichtlich einnässt. Es ist ihm im Gegenteil mehr als peinlich und er bat mich ihm zu helfen, dass es wieder aufhört“, sagte sie zu ihrer Tochter. „Habt ihr auch über Windeln gesprochen“, fragte diese. „Ja und er weinte, weil er kein Baby mehr sein will. Aber ich habe ihn gebeten, in Ruhe darüber nach zu denken. Ich werde sicher ein wenig Hilfe von dir benötigen. Sollte er sich dafür entscheiden, darfst du ihm nie das Gefühl geben, deswegen noch ein Baby zu sein. Versprich mir das bitte.“ Sarah bejahte und Mama ging nach unten.
Dann bat sie ihren Mann und dessen Mutter zu einem Gespräch. Auch Herr Droster wusste Bescheid über Jans Probleme und rechtfertigte sein Schweigen damit, dass seine Frau ohnedies nicht so belastbar sei wie sonst. „Ich habe Jan gefragt ob er nicht besser vorübergehend wieder Windeln anziehen möchte. Natürlich will er das nicht, aber er versprach mir, es sich zumindest zu überlegen. Es hat sicher mit dem Baby zu tun. Es bleibt mir einfach zu wenig Zeit für Jan. Zudem bin ich leichter gereizt als früher und oft auch etwas energischer. Sicher ist das nicht in Ordnung und ich werde versuchen, das zu ändern“, sagte Karola. „Mach dir bitte nicht zu viele Sorgen wegen Jan. Das kommt schon wieder in Ordnung“, erwiderte Papa und nahm seine Frau zärtlich in den Arm.

Am nächsten Morgen war der Kleine wieder nass und nun bat er Mama von sich aus, doch Windeln zu kaufen, weil er nicht ständig im Nassen liegen oder mit nasser Hose rumlaufen wollte. Teilweise war Frau Droster nicht gerade unglücklich über Jans Bitte, aber sie hatte schon ein wenig Bedenken, ob er dadurch nicht erst recht das schon Gelernte wieder aufgeben würde. Sie zog den Kleinen aus und brachte ihn ins Badezimmer. Nachdem sie ihn geduscht hatte, holte sie aus Jans Kasten einige Stoffwindeln von früher und fand sogar ein Plastikhöschen das noch passte. Sie wickelte ihn und half ihm beim Anziehen. Anschließend setzten sie sich gemütlich zum Frühstück und gingen danach zum Kindergarten. Beim Einkaufen besorgte sie trotz ihrer Bedenken Windeln in Jans Größe und brachte anschließend gleich einige im Kindergarten vorbei, die sie so unauffällig wie möglich Jans Tante übergab. Diese gab Frau Droster im Gegenzug gleich wieder nasse Wäsche mit, denn Jan hatte sich wieder mal zu spät gemeldet, und bedankte sich für die Windeln. Dann rief Tante Gerda den Jungen und ging mit ihm in den Waschraum, wo sie ihn wickelte. Widerstandslos ließ er das über sich ergehen und ein wenig war er auch froh. Jetzt würde ihn keiner mehr auslachen, wenn er in die Hose machte, denn er würde es nur der Tante sagen und wegen der Windeln würden es die anderen Kinder nicht mehr mitbekommen. Aber ein komisches Gefühl war es doch ein wenig.
Frau Droster ging heim und verstaute die übrigen Windeln in Jans Kasten. Dann zog sie sein Bett ab und spannte den ebenfalls neu gekauften Matratzenschoner unter das Leintuch. Danach ging sie in die Küche hinunter, um das Mittagessen für Sarah und sich zu bereiten. Als das Mädchen heimkam, erzählte Mama ihr alles und Sarah schien erleichtert über Jans Entscheidung. „Ich verspreche dir, dass ich Janchen wegen der Windeln weder auslachen noch aufziehen werde. Wenn du willst, kann ich ihn auch statt dir wickeln. Das habe ich ja manchmal schon gemacht, als er noch ein Baby war. Und es macht mir wirklich nichts aus. Hauptsache, du hast nicht zu viel Arbeit“, sagte sie lächelnd. Mama nahm sie in den Arm und war glücklich, denn mit Sarahs Hilfe würde es ihr sicher leichter fallen, die zusätzliche Arbeit zu bewältigen.
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