Etwa 30 % des weltweit erzeugten Superabsorbers für Windeln wird von der BASF in 5 über den Erdball verteilten Werken hergestellt: Ludwigshafen, Antwerpen, Freeport (USA), Nanjing (China) und Camaçari (Brasilien). Der zur Zeit von der BASF gefertigte Superabsorber wird unter dem Markennamen HySorb® vertrieben. Doch Stillstand ist Rückschritt und so hat die BASF weiter geforscht. Zur Zeit wendet die BASF etwa 500 Mill. Euro für die Umrüstung der Fabrikationsanlagen auf einen neuen Superabsorber, bzw. für die Erweiterung bestehender Anlagen auf.

Die Produkteinführung des neuen Superabsorbers ist für Ende 2016 unter dem Markennamen SAVIVA™ geplant.

Aufgrund seiner runden, mit Mikroporen versehenen Partikel (Durchmesser: 0,1 bis 1 mm) verfügt SAVIVA™ über einen neuen Mechanismus zur Flüssigkeitsverteilung und wird dadurch zu einem hocheffizienten Superabsorber für den Windelkern. Die Fabrikationsanlagen der BASF werden so umgerüstet, dass sie in Zukunft in der Lage sind, sowohl SAVIVA™ als auch das derzeitige Produkt HySorb® herzustellen können. Als erstes werden bestehende Anlagen in Europa umgerüstet.

Das Frankenthaler Unternehmen RKW (Rheinische Kunststoffwerke) produziert unter anderem Folien für die Außenseiten von Windeln und ist in dem Marktsegment Weltmarktführer. Am Standort Petersaurach werden jährlich ca. 34.000 Tonnen Folie für Windeln hergestellt. Am Standort Wasserburg macht die Folie für Windeln etwa 75 % der Produktion aus. Den größten Anteil am Wasserburger Erfolg hat unverändert die Hygienefolie, "backsheet". Sie ist die Trägerschicht vor allem für Windeln und ist das technologische Aushängeschild Wasserburgs. Man ist dort stolz darauf, dass das Werk die "Benchmark" setzt, an der sich die anderen Werke messen müssen. Mehrere Patente gibt es für das Verfahren, bei dem die Folie extrem dünn geblasen, dann abgekühlt, wieder erwärmt und geprägt wird. Diese Technik gibt dem Kunststoff nicht nur eine textilartige Oberfläche. Er wird dadurch auch extrem reißfest trotz der geringen Stärke. Dies wiederum bedeutet weniger Materialverbrauch und damit eine Kostenersparnis.

Unverzichtbarer Rohstoff für eine Wegwerfwindel ist nach wie vor Erdöl. Für die Herstellung der Kunststoffe etwa; aber auch für die zwölf Gramm Superabsorber, die in einer Babywindel stecken, braucht man fünf Gramm Erdöl. Weil die Ölvorräte eines Tages verbraucht sein werden, sucht man bereits nach alternativen Rohstoffen. So macht man auch Versuche mit Absorbern auf Basis von Stärke. Diese Absorber sind aber noch nicht geeignet für den Einsatz in Windeln. Experten gehen davon aus, dass der wichtige Kunststoff Polyethylen in Zukunft verstärkt aus Bioethanol gewonnen wird statt aus Öl. Ein Gramm Superabsorber kann das 500-fache an Wasser in etwa 20 Sekunden binden. Bei Urin (salzhaltig) ist es immerhin noch das 50-fache.

Weitere Aussichten

Die BASF sucht nach neuen Wegen zur Herstellung des Superabsorbers ohne Einsatz von Erdöl. Gemeinsam mit dem US-Agrarkonzern Cargill und dem dänischen Biotechunternehmen Novozymes will man ein Verfahren zur Herstellung von Acrylsäure aus nachwachsenden Rohstoffen entwickeln.

Acrylsäure ist die wichtigste Chemikalie, die zur Produktion von Superabsorbern benötigt wird, dem saugfähigen Material in Windeln und anderen Hygieneprodukten. Bislang wird Acrylsäure im industriellen Maßstab aus der Chemikalie Propylen gewonnen, die wiederum über petrochemische Verfahren aus Erdöl bei der Benzinherstellung erzeugt wird.

Acrylsäure gehört zu den Chemikalien, die weltweit in hohen Mengen produziert werden. Neben der Herstellung von Superabsorbern wird Acrylsäure zur Produktion von Klebstoffen und Anstrichen benötigt. Weltweit werden jährlich rund 4,5 Mio. Tonnen der Chemikalie umgesetzt. Das entsprach 2011 einem Wert von etwa elf Mrd. US-Dollar.

Novozymes und Cargill arbeiten bereits seit 2008 zusammen an Verfahren zur Herstellung von Acrylsäure aus Mikroorganismen, die Zucker zu 3-Hydroxypropionsäure (3-HP) umwandeln, einem Vorprodukt von Acrylsäure. Novozymes gilt als Spezialist im Bereich der so genannten Weißen Biotechnologie, der Herstellung von Chemikalien mittels Enzymen und Mikroorganismen. Die BASF ist nun mit dabei, um den Prozess zu entwickeln, mit dem aus 3-HP Acrylsäure gewonnen wird. Informationen zu den Investitionen und zum Zeitplan des Projekts wurden nicht genannt.

Fazit: Auch in Zukunft wird sich die Windel ändern und wahrscheinlich noch dünner werden. Damit verringern sich die Material- und die Transportkosten vom Hersteller zum Abnehmer. Und auch der Müllberg wird kleiner.
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LG Georg