Ergebnis 1 bis 14 von 14

Thema: Kulturgeschichte der Windel

  1. #1
    Grinsekatze
    inaktiv

    Kulturgeschichte der Windel

    "Woher kommt die Fixierung auf die Farbe Weiß, die Neurose: nicht anfassen, das ist schmutzig!", fragt diese Dokumentation kurz, um dann eine kleine Kulturgeschichte der Windel zu erzählen, auch kulturvergleichend (diese beginnt ab: http://www.youtube.com/watch?v=WZ9P3MMwDxM#t=1246). Vor dem verlinkten Abschnitt geht es um die Entwicklung vor der Erfindung der Windel (Pucken eine Praxis, die, was die Dokumentation nicht erwähnt, gerade im grünbürgerlichen Artepublikum wieder beliebter wird; moralische Argumente dagegen in der Aufklärung, ab dem 19. Jahrhundert Protowindeln).

    Während hier (http://www.youtube.com/watch?v=WZ9P3MMwDxM#t=1246) eher beschreibend-historisch erzählt wird, wird hier die Windel kulturell gedeutet als Moment des Erfahrungsverlusts aufgrund der Industrialisierung: "Windeln verhüllen so viel. Kein Wunder, ist dieses Thema so mit Tabus besetzt. Kein Wunder, machen wir doch so ein Geheimnis darum" (http://www.youtube.com/watch?v=WZ9P3MMwDxM#t=1498). Gerade letztere Bemerkung halte ich für sehr interessant; sie schließt ein bisschen an eine kluge These an, die zur Voraussetzung der Öffentlichkeit, des Selbstgenusses in einer Rolle, des Maskenball sozusagen, macht, dass wir uns etwas verheimlichen. Hielten wir nicht etwas zurück, müssten wir immer ganz wir selbst sein; das heißt könnten uns wohl nicht als Gleiche, sondern müssten uns als Verschiedene begegnen. Konkret könnte man das ganz genau auf die so oft hier geführten Diskussionen um Tabus, Öffentlichkeit, Diaperpride beziehen. Verringert es den Genuss, das Geheimnis (vielleicht gar sowohl der Vorliebe als auch der Windel selbst) zu verlieren? Dazu hat die Deutung eine weitere interessante Konsequenz, nämlich dass viele Selbsterforschungen vergessen, dass die Windel ein gesellschaftliches Substrat ist, sie ist eben in eine ganz spezifische kulturelle Dimension eingebettet, was der Kulturvergleich mit China deutlich macht. Will man verstehen, was an Windeln fasziniert, müsste man als die konkrete gesellschaftliche Praxis der Windel betrachten; ansonsten verfehlt man solche grundsätzlichen Beobachtungen wie oben.


    Eigentlich thematisiert die Dokumentation das Problem der Wegwerfwindel, und sie ist sicher als solche vermutlich schon häufig hier aufgetaucht, aber zumindest dieser kleine geschichtliche Abschnitt wurde, iirc, nie explizit verlinkt.

  2. #2
    Trusted Member Avatar von FuldaTiger

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    RE: Kulturgeschichte der Windel

    Warum so kompliziert?
    Ich ziehe sie an, weil ich sie brauche ;-)
    Brave Jungs kommen in den Himmel, freche übers Knie

  3. #3
    Tapes
    inaktiv

    RE: Kulturgeschichte der Windel

    Original von Grinsekatze
    "Woher kommt die Fixierung auf die Farbe Weiß, die Neurose: nicht anfassen, das ist schmutzig!", fragt diese Dokumentation kurz, um dann eine kleine Kulturgeschichte der Windel zu erzählen, auch kulturvergleichend (diese beginnt ab: http://www.youtube.com/watch?v=WZ9P3MMwDxM#t=1246). Vor dem verlinkten Abschnitt geht es um die Entwicklung vor der Erfindung der Windel (Pucken eine Praxis, die, was die Dokumentation nicht erwähnt, gerade im grünbürgerlichen Artepublikum wieder beliebter wird; moralische Argumente dagegen in der Aufklärung, ab dem 19. Jahrhundert Protowindeln).

    Während hier (http://www.youtube.com/watch?v=WZ9P3MMwDxM#t=1246) eher beschreibend-historisch erzählt wird, wird hier die Windel kulturell gedeutet als Moment des Erfahrungsverlusts aufgrund der Industrialisierung: "Windeln verhüllen so viel. Kein Wunder, ist dieses Thema so mit Tabus besetzt. Kein Wunder, machen wir doch so ein Geheimnis darum" (http://www.youtube.com/watch?v=WZ9P3MMwDxM#t=1498). Gerade letztere Bemerkung halte ich für sehr interessant; sie schließt ein bisschen an eine kluge These an, die zur Voraussetzung der Öffentlichkeit, des Selbstgenusses in einer Rolle, des Maskenball sozusagen, macht, dass wir uns etwas verheimlichen. Hielten wir nicht etwas zurück, müssten wir immer ganz wir selbst sein; das heißt könnten uns wohl nicht als Gleiche, sondern müssten uns als Verschiedene begegnen. Konkret könnte man das ganz genau auf die so oft hier geführten Diskussionen um Tabus, Öffentlichkeit, Diaperpride beziehen. Verringert es den Genuss, das Geheimnis (vielleicht gar sowohl der Vorliebe als auch der Windel selbst) zu verlieren? Dazu hat die Deutung eine weitere interessante Konsequenz, nämlich dass viele Selbsterforschungen vergessen, dass die Windel ein gesellschaftliches Substrat ist, sie ist eben in eine ganz spezifische kulturelle Dimension eingebettet, was der Kulturvergleich mit China deutlich macht. Will man verstehen, was an Windeln fasziniert, müsste man als die konkrete gesellschaftliche Praxis der Windel betrachten; ansonsten verfehlt man solche grundsätzlichen Beobachtungen wie oben.


    Eigentlich thematisiert die Dokumentation das Problem der Wegwerfwindel, und sie ist sicher als solche vermutlich schon häufig hier aufgetaucht, aber zumindest dieser kleine geschichtliche Abschnitt wurde, iirc, nie explizit verlinkt.
    Ein interessanter Anstoß, dein Beitrag. Dass der kulturelle Background ganz entscheidend dafür ist, wie wir Windeln wahrnehmen - als was wir sie wahrnehmen - erscheint mir logisch. Und dass Erwachsene "Westerner", mit Windeln ein sehr reichhaltiges Spektrum an Bedeutungen und Anmutungen assoziieren auch. Darunter ganz sicher auch solche von Sich-Kleiden (also die eigene Identität markieren) und möglicherweise von Etwas-Verstecken. Wahrscheinlich ist die Geschichte der Windel in der westlichen Welt auch eng mit einer Geschichte kultivierter Scham verknüpft.

    Dennoch finde ich aber psychologische Ansätze zum frühkindlichen Erleben der Welt wertvoller um die Sexualisierung der Windel zu verstehen: Im Gegensatz zum Erwachsenen ist ein Säugling nicht fähig, Symboliken oder andere gesellschaftliche Einbettungen dieses Kleidungsstücks zu verstehen. Er erlebt aber sehr intensiv, wie es sich anfühlt, die Windel zu tragen, zu benutzen und gewickelt zu werden. Bei letzterem wird etwas mit ihm gemacht. Jemand anderes macht etwas mit ihm. Der erste soziale Kontakt, eine sehr intensive Form von Sich-um-einen-anderen-Menschen-kümmern.
    Ich würde um den Windefetisch zu verstehen also eher bei sinnlichem Erleben (ein Windelwechsel ist mit all dem Brimborium ein Fest für die Sinne!) und bei Diskursen um aktive und passive soziale Rollen ansetzen als bei der kulturgeschichtlichen Bedeutung.

  4. #4
    lunerouge
    inaktiv

    kulturgeschichte

    handelt eben vom "common sense"

    d.h. z.b. bei dope nicht unbedingt was einzelne junkies damit verbinden :
    sondern mindestens alle zusammen oder der rest der welt *ggg*

    und - somit auch nicht von individualpsychologischen dingen
    kultur ist immer eine idealtypisierung "von aussen", nicht "von innen" - das wär wohl noch am ehesten plüschologie ...

    also wird sich ein "kultureller" diskurs wohl eher nicht um die rezeptiven sensationen von einschlägigen drehen können - hm ?

  5. #5
    cassandra
    inaktiv

    RE: Kulturgeschichte der Windel

    Original von Tapes
    ...,

    Er erlebt aber sehr intensiv, wie es sich anfühlt, die Windel zu tragen, zu benutzen und gewickelt zu werden. Bei letzterem wird etwas mit ihm gemacht. Jemand anderes macht etwas mit ihm. Der erste soziale Kontakt, eine sehr intensive Form von Sich-um-einen-anderen-Menschen-kümmern.
    Ich würde um den Windefetisch zu verstehen also eher bei sinnlichem Erleben (ein Windelwechsel ist mit all dem Brimborium ein Fest für die Sinne!) und bei Diskursen um aktive und passive soziale Rollen ansetzen als bei der kulturgeschichtlichen Bedeutung.
    Das würd ich jetzt so nicht unterschreiben. Vor allem Neugeborene empfinden Windelwechsel als schlimm. Darum weinen viele auch dabei. Es ist unangenehm für sie, wenn sie aus ihren Klamotten gepellt werden, wenn an ihnen "herumgerissen" wird, wenn sich die Körpertemperatur ändert, weil die wärmenden Klamotten plötzlich weg sind. Wenn sie dann schutzlos auf einer Wickelunterlage liegen und sowieso nur unscharf gucken können und keinen Hautkontakt haben können, weil die Mutter, der Vater oder wer auch immer gerade dabei ist, nach Tüchern oder Cremes oder so zu suchen...

    Wichtig gerade für die Kleinsten ist der enge Kontakt mit der Mutter - am Bestern ist es, wenn das Baby nackt auf der nackten Mama liegen darf, es sich an sie schmiegen darf und Mamaduft atmet. Dann fühlt es sich wohl, denn das ist es aus dem Mutterleib gewöhnt. Es hört dann die vertrauten Herztöne - zwar nicht mehr so nah wie im Mutterleib, aber es fühlt sich verbunden mit der Mutter. Das ist das, was Babys brauchen! Windeln brauchen Babys nicht, die brauchen nur die Anderen, weil sie die Ausscheidungen auffangen wollen.

  6. #6
    Sirius
    inaktiv
    Die von Grinsekatze zitierte Dokumentation ist leider keineswegs nur die Erzählung einer Kulturgeschichte der Windel. Die Regisseurin fokussiert zu sehr auf die Umweltproblematik der Wegwerfwindeln, ja diskreditiert diese schlichtweg. Wegwerfwindeln zu verwenden ist verwerflich, dieses Kredo wird in zahlreichen Filmpassagen geäussert, vor allem aber im Vorspann ganz deutlich zur Sprache gebracht. So wird in Minute 1:25 und folgende etwa gesagt:

    "Die Wegwerfwindel sieht harmlos aus, aber sie steht für unsere Konsumgesellschaft. Sie ist das erste, was unsere Kinder am Körper tragen, und gleichzeitig eine Bedrohung für die bessere Welt, die wir uns für sie wünschen."

    Ich war von dieser Dokumentation sehr enttäuscht, denn eigentlich hätte ich eine wertfreie Auseinandersetzung mit dem Thema Windeln erwartet - und erhofft!

    Obwohl es Grinsekatze nicht um das eigentliche Thema der Dokumentation geht - wie er ja im letzten Satz deutlich macht - konnte ich es nicht lassen, doch kurz etwas dazu zu schreiben.

    Grinsekatze greift die in den Film eingebetteten Sequenzen der kulturellen Aspekte des Themas Windel auf, um offenbar zu einer tieferliegenden Bedeutung und einer Analyse des gesellschaftlichen Verständnisses von der Windel und dem Umgang mit Ausscheidungen zu gelangen. Ergäbe sich dadurch ein Zugang zu möglichen Antworten auf die Frage, die viele von uns umtreibt: WARUM TRAGE ICH WINDELN? (Inkontinenz und andere physische Ursachen mal ausgeschlossen).
    Ich glaube nicht, dies ist "ein zu weites Feld"! Ich halte es da eher mit "Tapes" frühkindlicher Sexualisierung durch den innigen Kontakt mit der Mutter/dem Vater beim gewickelt werden, wobei da wohl weniger allein die körperlichen Berührungen als vielmehr die gesamte Aura des Wohlfühlens, der Zuneigung und Liebe, verbunden mit dem Saubermachen die psychische Prägung ausmachen.

    @Cassandra:
    Es kommt glaub ich ganz darauf an, unter welchen (Umgebungs)Bedingungen das Neugeborene gewickelt wird. Wenn die Windel zuvor voll und unangenehm, nachher aber frisch und flauschig ist, wird auch ein Neugeborenes mit der Zeit merken, dass Wickeln den "Zustand" verbessert.
    In einem Punkt hast Du aber recht: der direkte Hautkontakt - das darf durchaus auch mit dem Vater sein - tut sehr gut und beruhigt. Ich habe das, als meine Tochter noch ganz klein war, sehr oft gemacht, und es war schön. Meine Frau hat, um unser Baby zu beruhigen, die Methode der Babymassage angewendet, auch das hat Wunder gewirkt.
    Und doch, ich bin der Ansicht, dass in unseren Breitengraden zumindest im Winter und Nachts Windeln unerlässlich sind für Babys.

  7. #7
    Grinsekatze
    inaktiv
    Lunerouge, so dichotom würde ich das nicht sehen. "Kultur" ist nun ein weitgefasster Begriff und ist in der obigen Verwendung sicher identisch damit, was man "Gesellschaft" nennen könnte. Warum empfinden wir den Geruch von Fäkalien als widerlich? Das ist nicht in allen Kulturen so. Also kann ein biologischer Grund mindestens als unwahrscheinlich angesehen werden, zudem muss eine biologische Begründung besondere Belege nahelegen, also wirklich erklären, warum das auf einem biologischen Niveau sich so darstellt und nicht bloß behaupten, es sei biologisch, durch die Evolution begründet: denn ansonsten verkommt die Evolutionstheorie zur Tautologie. Eigentlich ist das hier auch fast irrelevant, schließlich ist das zunächst ein Beispiel. Wenn es also ein kulturelles, gesellschaftliches Erzeugnis ist, den Geruch von Fäkalien als widerlich zu empfinden -- dann ist genau das individuelle Empfinden gesellschaftlich bestimmt.

    Tapes, deine Perspektive erscheint mit interessant. In der Tat würde ich das auch nicht leugnen. Allerdings stellt sich mir, die hier vielleicht nicht angebrachte Frage, wie deine Annahmen über das frühkindliche Erleben wirklich nachzuweisen ist. Psychologie im Sinne des akademischen Mainstreams halte ich aus vielen Gründen für äußerst problematisch, insofern als sie empirisch arbeitet und damit die individuelle Erfahrungsdimension nicht erfassen kann. Kleinkinder kann man nicht direkt befragen. Niemand hat verlässliche Erinnerungen an die Zeit; insofern ist eine Aussage über kindliches Empfinden eine Aussage über ein fremd bleibendes Bewusstsein. Schon die Bewusstseinseigenschaft ist problematisch.

    Du schreibst:

    frühkindlichen Erleben der Welt wertvoller um die Sexualisierung der Windel zu verstehen
    Das heißt, Du stellst als Erwachsener (im Sinne von: sich Reflektierender)
    die Frage, warum die Windel sexualisiert wird. Daher ist das folgende hinfällig:

    Im Gegensatz zum Erwachsenen ist ein Säugling nicht fähig, Symboliken oder andere gesellschaftliche Einbettungen dieses Kleidungsstücks zu verstehen.
    Denn es gibt keinen reinen, unmittelbaren Zugriff auf den Säugling und seine Erfahrungs- oder besser Erlebniswelt. Vielleicht sagt das, was wir als psychologisches Wissen beanspruchen, nicht in erster Linie etwas über kausale Zusammenhänge aus, sondern ist eine Rekonstruktion. Warum macht es Sinn, Träume zu deuten oder einen Rorschachtest zu machen? Sie bieten eine frei interpretierbare Menge an Bildern an, und der Sinn, den der Betrachter daraus gewinnt, gewinnt er nicht aufgrund eines objektiven Zusammenhangs, sondern weil das für seine Erfahrungsdimension plausibel ist. Diese Erfahrungsdimension ist dabei gesellschaftlich vermittelt,
    was eine ganz banale Aussage ist: schließlich ist bereits über die Vermitteltheit des sprachlichen Ausdrucks eine gesellschaftliche Dimension notwendig gegeben und sie ließe sich auch aus anderen Gründen weiter behaupten; damit sind die Deutungen aber nicht mehr exklusiv unsere, sie sind nicht reine Phantasie, sondern gesellschaftlich vermittelte Phantasie. Mit anderen Worten: kulturell vermittelte Phantasie. Das sind alles relativ starke Behauptungen, aber auch wenn man einem spezifischen Begriffsapparat, zum Beispiel der Freudsch'en Psychoanalyse , einen objektiven Wert zugestehen möchte, entsteht diese in spezifischen gesellschaftlichen Zusammenhängen und die Interpretation, der Umgang mit diesem Begriffsapparat, ist wiederum nicht frei von ihr.

    Er erlebt aber sehr intensiv, wie es sich anfühlt, die Windel zu tragen, zu benutzen und gewickelt zu werden.
    Das heißt, eine solche Aussage ist also nur wirklich zu verstehen, wenn man gleichwertig die Behauptung über die Erfahrungsdimension und den diese behauptenden, darüber Reflektierenden in die Rechnung einbezieht. Und drittens müsste man wohl auch schließlich die Frage einbeziehen, warum man diese Frage (und zwar insbesondere als jemand, der intim mit dem Thema verbunden ist) überhaupt stellt. Aber mein Post ist ohnehin schon viel zu lang und ich weiß nicht, ob er für jemand Anderen überhaupt interessant sein kann. Außerdem gibt es dazu schon einen Extrathread Zerstört Analyse den Zauber? der genau die richtige Frage stellt. Ich bin doch eitel genug, um auf mein Posting dort zu verlinken: Vermittlung, Gesellschaft, Sex, Identität?

    Ich würde um den Windefetisch zu verstehen also eher bei sinnlichem Erleben (ein Windelwechsel ist mit all dem Brimborium ein Fest für die Sinne!) und bei Diskursen um aktive und passive soziale Rollen ansetzen als bei der kulturgeschichtlichen Bedeutung.
    Daher ist das also verkürzt. Gleichzeitig gefällt mir die Schönheit des Satzes:

    ein Windelwechsel ist mit all dem Brimborium ein Fest für die Sinne!
    sehr :-)

  8. #8
    Tapes
    inaktiv
    Original von Grinsekatze
    ...
    Denn es gibt keinen reinen, unmittelbaren Zugriff auf den Säugling und seine Erfahrungs- oder besser Erlebniswelt.
    Nur ganz kurz vor dem Schlafengehen - bevor das meinem überstrapazierten Geist entfällt:

    Grinsekatze, du lässt damit ganz außer Acht, dass es neben der Befragung auch andere Methoden gibt, zumindest Verhalten (wenn auch nicht die dahinter stehenden Motivationen) zu erfassen. Vor allem Beobachtung bzw. Muster.

    Konkret auf unsere Fragestellung bezogen: Wir wissen zwar nicht, ob manche Säuglinge oder Kleinkinder das Gewickeltwerden oder Windelntragen besonders genossen haben, denn sie können es nicht unmittelbar bekunden und über dieser Reifephase des Gehirns liegt der Nebel des Vergessens so dass sich auch niemand später wirklich daran erinnert. Aber: Wir stellen fest, dass sich bei der allergrößten Zahl der Windelfetischisten der Wunsch nach dem Fetisch bereits in früher Kindheit äußert. Er müsste also schlichtweg sehr früh (und durch eine Erfahrung mit dem Objekt) entstanden sein.

    Ein weiterer Beobachtungsaspekt wäre demnach, dass es mehr männliche DLs als weibliche gibt. Hier wird von den wenigen Psycholog/-innen die es interessiert ja behauptet, das könnte mit einer größeren Sensibilität der Geschlechtsorgane der Jungen - weil außenliegend - zu tun haben. Deduktion.

    Zugegeben, das geschilderte Muster kann ich nur unwissenschaftlich aus meiner Erfahrung in der Szene begründen (und ich meine auch, mal einen wissenschaftlichen Artikel mit dieser These gelesen zu haben), aber es erscheint zumindest recht plausibel, oder?

    Nicht zuletzt: Ja, vielleicht sollten wir aufhören, den "Zauber zu zerstören" . Aber wie Sirius so schön "ausruft": Wir wollen es endlich wissen. WARUM? ;- )

    @cassandra: Ein gerechtfertigter Einwand. Aber vielleicht trifft eine solche traumatische Erfahrung eher auf frisch geborene Babies zu - während der körperliche Austausch mit den Eltern beim Wickeln (wie es sein sollte zumindest) schon bald genossen wird?

    @lunerouge: Mag sein, dass ich nicht nur ein Windelfetischist, sondern auch ein radikaler Individual-Fetischist bin. Sagen wir mal, ich bin den qualitativen Methoden näher als den (prüfenden) quantitativen. Bevor ich versuche, Muster zu quantifizieren, muss ich sie ja erst mal herausarbeiten. Da fängt man am besten beim "Einzelfall" an. Wie du oben siehst, bin ich aber nicht gegen das Suchen nach Mustern auf der gesellschaftlichen Ebene.
    Die Plüschologie dürfte in diesem Forum deutlich mehr Leute interessieren als Kulturwissenschaften oder Psychologie...

  9. #9
    lunerouge
    inaktiv
    Warum empfinden wir den Geruch von Fäkalien als widerlich?
    (bleiben wir in den "städtischen" bereichen, d.h. wo menschenmassen sind und daher auch die befindlichkeiten penetranter für den rest ...

    ein misthaufen oder verschissener körper alle 10 kilometer regt nirgends auf *gg*

    sonst gilt/galt :

    weder die latrinen noch die leibstühle in den herrschaftlichen und sonstigen gemächern die dann aus dem fenster geschüttet wurden und wo sich eine unsägliche brühe durch die gassen wand waren sonderlich verpönt - warum ? weils nicht anders ging & man die not zur tugend machte.

    aber sonst war schon jedem klar : da geht es um ungemach und krankheit und unsägliche belästigungen

    heutzutage gibt es daher nicht umsonst die segnungen der kanalisation incl. wohlgelittenem wasserverbrauch zur fachgemässen und geruchsparenden entsorgung

    wenn jemand nach anderen zuständen schreit so sollte er gute gründe haben die auch anderen einleuchten :

    weils nämlich toll ist wenns auch ohne scheisse am dampfen geht ;-))

    das wär mal die leitkultur obs wem passt oder nicht

    edit:typo

  10. #10
    Lebensinsel
    inaktiv
    Der geschichtlich-kulturelle Hintergrund ist zumindest für mich immer hochinteressant. Die Latrinenanlagen der "alten Römer" lassen beispielsweise darauf schließen, dass es sich hier um eine Einrichtung gehandelt hat, auf der man nicht nur "sein Geschäft" erledigte, sondern man traf sich dort, um sich auszutauschen und miteinander zu kommunizieren. Man kann also davon ausgehen, dass eine "Scham" vor seinen Ausscheidungen praktisch nicht vorhanden war.

    Bis etwa zum 15. Jahrhundert ist zu dieser Thematik wenig bis gar nichts überliefert, sodass kaum feststellbar ist, wie und wann es letzlich mit einem "Tabu" belegt wurde. In vielen mittelalterlichen Städten - das verraten alte Stadtpläne - gab es meist eine "Scheißgasse", die ihren Namen manchmal bis heute behalten haben, oder irgendwann umbenannt wurden. Ob die Leute dort hingingen, um sich zu erleichtern, ist nicht genau bekannt, aber auch die Tatsache, dass die Nachttöpfe in Städten einfach auf die Straße gekippt wurden, lässt den Schluss zu, dass das Verhältnis der damaligen Bevölkerung zu Ausscheidungen noch wesentlich unverkrampfter gewesen ist, wie auch der weit verbreitete Einsatz als Dünger in der Landwirtschaft nahelegt.

    Heute betrachten viele Menschen ihre Ausscheidungen als "notwendiges Übel", das eben so schnell wie möglich hinter sich gebracht wird und sie nicht weiter beschäftigt. Dennoch beschreiben viele "guten Stuhlgang" als sehr wohltuend bis genussvoll. Man kann es sicher nicht mit dem Genuss der Nahrungsaufnahme vergleichen, aber es hängt letzlich doch damit zusammen. Welcher Geruch sich dabei bildet, hängt von der Auswahl der Nahrungsmittel ab, vor allem aber vom Verschlackungsgrad des Darms.

    Dass ein generell eher abstoßender Geruch von der Natur vorgesehen ist, um uns vor Schaden zu bewahren, ist ebenfalls vorstellbar. Denn wären wir in einem kleinen Raum ohne Belüftung eingesperrt, und würden sich dort unsere Ausscheidungen über ein paar Wochen ansammeln, wäre das tödlich. Andererseits kommt dabei auch die sexuelle Komponente mit ins Spiel, wo ein animalischer Geruch oft aphrodisierend, d.h antörnend wirkt. Dies mag wohl ein Grund sein, warum nicht grad wenige Ausscheidungen in irgendeiner Form erotisieren.

    Bis zur Ausbildung einer fetischartigen Leidenschaft ist es dann nicht mehr weit. Das muss nicht gleich in eine Windelleidenschaft führen, denn es gibt genügend Leute aus so ziemlich allen Kulturkreisen, die sich einfach gerne mal in die Hose machen, oder Ausscheidungen in allen erdenklichen Formen in ihr Sexualleben mit einbauen. Dass dies in früheren Zeit eher selten praktiziert wurde, liegt ganz sicher daran, weil Kleidung sehr teuer und wertvoll war, und auch der Waschaufwand erheblich größer war als heute. Wegwerfwindeln und fließend warmes Wasser ermöglichen heutzutage, dass diese Leidenschaft problemlos fast ohne größeren Aufwand ausgelebt werden kann, und so auch immer größere Verbreitung findet.

    Dies mag nun etwas zusammenhanglos klingen, aber das sind in groben Zügen meine Überlegungen zum Thema.

  11. #11
    janbaby
    inaktiv
    Original von Lebensinsel

    Welcher Geruch sich dabei bildet, hängt von der Auswahl der Nahrungsmittel ab, vor allem aber vom Verschlackungsgrad des Darms.

    Kuckuck,
    ersteres ist absolut richtig. Schon mein Opa sagte: "Weißt du schon das Neuste?" Was du frisst, das scheisste"!

    Das mit den Schlacken ist allerdings Blödsinn!
    Kein Wissenschaftler der Welt konnte bisher diese Schlacken nachweisen, sie dienen vor allem dem Marketing.
    Damit kann man Geschäfte machen. Wieso fällt mir so etwas nich mal ein?
    Sie haben aber bestimmt einen Placeboeffekt.
    Wer sich gereinigt fühlt, fühlt sich halt besser.
    Deshalb soll sich von mir aus jeder seine eigenen Schlacken vorstellen.
    Manche glauben ja auch Gespenster.
    Oder an Kraftorte.
    Oder Edelsteinheilung.
    Oder an Runendeutung.
    Oder an Kobolde.
    Oder Schamanismus.
    ...

    Gruß
    Janbaby SB

  12. #12
    Lebensinsel
    inaktiv
    Genau die Ansicht wie Janbaby vertrat ein führender Onkologe eines Krebsforschungs-Zentrums in einem kürzlich mit mir geführten Telefonat. Nämlich dass es "so etwas" im Darm nicht gäbe. Hier ist schwer zu sagen, worauf diese Einwände beruhen. Möglicherweise auf einem völligen Unverständnis der pathologischen Vorgänge im menschlichen Körper, auf einem übertriebenen Sinn für Humor oder einer außerordentlich rationalen Denkweise. Vielleicht noch dadurch verständlich, wenn man unter "Schlacken" lediglich Steine und Sand versteht, wie man sie im Darm eines Vogels findet.

    Nimmt der Mensch aber Nahrung zu sich, die von der Natur stark entfremdet ist, wie unsere heutige "Zivilisationskost", dann bildet sich im Verdauungstrakt mit der Zeit Schleim (etwa vergleichbar mit Rotz in der Nase). Zu viel Schleim verhärtet sich und bildet im Laufe der Zeit Krusten manchmal sogar regelrechte "Steine" - zuerst im Bereich des Dickdarms, später auch im Dünndarm, Nieren und Galle. Verschleimte und verkrustete Darmwände äußern sich zunächst darin, dass sich die Aufenthaltsdauer des Speisebreis im Darm erheblich verlängert, wodurch ihm zu viel Flüssigkeit entzogen und der Stuhlgang zu fest wird. So entsteht Verstopfung, der sich im fortgeschrittenen Stadium auch immer wieder in heftigen Durchfällen äußert, wenn der Organismus seine Ausscheidungsbemühungen intensiviert.

    Hier stehen wir nämlich am Anfang einer Kette von tief greifenden Beschwerden bis hin zu schweren Erkrankungen, die die Menschen landauf, landab plagen. Der durchschnittliche Zivilisationsmensch von heute hat ständig mehr als 10 Pfund (!) niemals ausgeschiedenen Abfall in den Därmen, der permanent den Blutkreislauf und das ganze Körpersystem vergiftet. Bestätigt wird dies durch zahllose Obduktionen, die aber nur selten veröffentlicht werden. Auch der Durchmesser des Darms verändert sich so mit der Zeit bis auf das 6-fache. Das ist faktisch alles erwiesen und dokumentiert, gehört aber leider nicht zum allgemeinen Wissensstand.

    In einem Punkt hast du allerdings recht, denn auch alle tollen Vitaminpräparate, Noni, Aloe-Vera oder die natürlichste, beste Rohkosternährung kann vom Körper gar nicht richtig aufgenommen werden, so lange der Darmtrakt verschlackt ist. Und wer auf Rohkost umsteigt, ohne vorher den Darm gereinigt zu haben, kann sein blaues Wunder erleben. Warum dies so ist und wie alles miteinander zusammenhängt würde hier allerdings zu weit führen, basiert aber ganz logisch nachvollziehbar auf den Naturgesetzen.

    Menschen, die ihren Körper entsäuern und entgiften, ausreichend Vitalstoffe zuführen und eine fachmännische(!) Darmsanierung durchführen lassen, werden fast ohne Ausnahme jünger, leben auf, verfügen über mehr Energie, schlafen besser und werden meistens gleich mehrere körperliche Beschwerden auf einmal los. Es ist möglich, Gebrechen zu lindern, das Wohlbefinden markant zu steigern, ein jüngeres Äußeres zu gewinnen (ein Spiegel der inneren Gesundheit), ohne sich mit esoterischen Geheimnissen, spirituellen Wundern oder mystischen Glaubensfragen befassen zu müssen – ganz real am Boden der Tatsachen.

    Leider sind wir jetzt vom eigentlichen Thema abgekommen, und ich hoffe, dass dieser kleine Ausflug in die Grundsysteme des menschlichen Körpers zum besseren Verständnis der Zusammenhänge beiträgt.

  13. #13
    Senior Member

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    @Lebensinsel

    Tschuldige schon, aber was du schreibst, ist absolut totaler SCHWACHSINN!!!

    Schleim im Darm verhärtet sich nie, zu fester Stuhlgang kommt von zuwenig Flüssigkeitsaufnahme, sogenannte Darmsteine sind verhärteter Stuhl, der eben durch Wassermangel entsteht und sich wenn, dann im Blinddarm ansammelt, und das auch nur, wenn der noch vorhanden ist.

    Nochmal: Es gibt KEINE Schlacken!

    Das ist genauso ein esoterischer Blödsinn, wie der Glaube, Gold könnte im Körper etwas Gutes bewirken! Bestenfalls tut Gold gar nichts, in der Mikrokristallinen Struktur, in der es jedoch im Darm herumschwirrt, kann es allerdings als schädlicher Katalysator wirken.
    Oder Kontaktlinsen könnten die fortschreitende Verschlimmerung der Kurzsichtigkeit stoppen. Man wächst ja auch weiter, wenn man sich einen Hut aufsetzt.
    Oder in Kunstharz eingegossene Metallspäne könnten das elektrische Raumklima verbessern. Im aktivsten Fall stört sowas höchstens die Empfangsqualität eines Mobiltelefons, allerdings auch grad nur meßbar und nicht mehr.

    Also hör bitte auf, hier absolut unwissenschaftlichen Blödsinn zu verbreiten, der erwiesenermaßen NICHT stimmt. Das ist Esoterik und gehört ins Reich der Phantasie.

  14. #14
    Pandagirl
    inaktiv
    Mh, was für Appetitangerenge posts hier. - Zu viele Informationen, würde ich sagen!

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