Frage zur Vergabepraxis der Krankenkassen
Es wurde ja hier viel um dieses Thema diskutiert. allerdings geht mir eine Sache nicht in den Kopf. Deshalb habe ich mal ein Fallbeispiel gemacht.
Krankenkasse K hat bis jetzt pauschal 0,48€ für eine Windel bezahlt. Mit der Bewilligung ist der Patient in ein Sanitätshaus gegangen und hat geschaut, was er für diesen Preis kriegt. In einem guten Haus hat er dann die Molicare classic oder die Attends regular ohne Zuzahlung bekommen.
Jetzt schreibt Krankenkasse K aus und Großhändler G bietet eine Schrottwindel für 0,35€ je Stück an.
Fortan zahlt Kasse K also nur noch 0,35€ und lässt ihre Patienten von G zentral beliefern.
Nun möchte der Patient das schrottprodukt nicht, weil es nicht taugt.
Rein rechnerisch müsste er jetzt 0,13€ zuzahlen um wieder eine Molicare oder Attends zu bekommen.
Nun sagt Großhändler G einfach Das Produkt für 0,48€ führe ich nicht. Ich habe dann nur noch ein Premium Produkt das kostet dann 0,60€ pro Stück. Der Patient müsste dann satte 0,25€ zuzahlen. Geht er woanders hin, wo er etwas für 0,48€ bekommt, dann verliert er den Ansrpruch auf die 0,35€ Zuzahlung von seiner Kasse. Somit kann der Großhändler ja für das bessere Produkt fast nehmen was er will und der Patient soll dann keinerlei Möglichkeit haben, zu wählen?
Das hieße doch dem zu folge auch, dass Firmen wie Abena oder ID diie früher stark von der Direktbelieferung der Patienten gelebt haben ihre Firmen eigentlich zusperren können, wenn dort niemand mehr kaufen darf.
Kann mir das mal jemand genauer erklären?
RE: Frage zur Vergabepraxis der Krankenkassen
Zitat:
Original von Micha82
Jetzt schreibt Krankenkasse K aus und Großhändler G bietet eine Schrottwindel für 0,35€ je Stück an.
Du bist vielleicht ein Optimist. Die Auschreibungen laufen nicht pro Stück, sondern in Monatspauschalen pro Versichertem. In den bisher gelaufenen Ausschreibungen haben die Ausschreibungssieger Gebote in Höhe von deutlich unter 20 € abgegeben - 20 € im Monat! Selbst wenn man einen hohen Anteil von nur leicht Inkontinenten unterstellt, die "nur" Vorlagen brauchen, kann man für den Betrag nicht versorgen - selbst nicht mit Billigprodukten. Das Ganze rechnet sich nur über die Mischkalkulation, d.h. über Patienten, die zu einer Aufzahlung bereit sind. Entsprechend klein ist dann der Anreiz, ein vernünftiges Produkt aufzahlungsfrei zu liefern. Vielmehr gilt: Je schrottiger das Kassenmodell, desto besser für den Anbieter.
So krank kann das Gesundheitswesen sein.
Viele Grüße
Tim
Ausschluss von Windeln durch die PK
aber kar doch, haben sie. Es gibt aber Möglichkeiten, den finanziellen Verlust zu mindern a.) Kauf bei Eurem Sanitätsfachhandel (portofrei bei Großbezug) b.) nur für Private: Man lässt sich *name entfernt* verordnen [ich als Arzt mache das selbst]: dann sinkt der Tena-Bedarf von 8 Stck. auf 3!
*edit by grave name entfernt !