Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Windeln in der Kunst
Mir ist aufgefallen, dass immer wieder Künstler:innen Windeln als Requisite verwenden. Besonders dann, wenn es sich nicht um Mainstream handelt, sondern ein wenig Richtung Avantgarde geht.
Die Videos von HGich.T kennen sicher viele. Darin trägt Tutenchamun immer wieder Windeln und / oder Pants als künstlerisches Element (schon vor 15 Jahren bis heute):
HGich.T: Hauptschule - https://www.youtube.com/watch?v=D9HvS_niU50
HGich.T: Hats jetzt grad geklopft: https://www.youtube.com/watch?v=mteieanMuzM ab etwa 1:32
Aber auch andere Aktionskünstler nutzen Windeln als Element - hier z.B. Kaffee und Kuchen bei einer Performance in Essen - einmal über und einmal unter der Strumpfhose:
Kaffee und Kuchen: https://www.youtube.com/watch?v=SX3zF5WccwY
Auch bei Installationen hab ich Windeln schon gesehen - z.B. in einem Objekt zum Thema Alltag in einer Ausstellung im Urlaub (leider ohne Bild des Objekts, Fotos waren in der Ausstellung nicht erwünscht)
https://www.kunstkulturquartier.de/kunsthalle/programm/archiv-detail/blog/2104
Was glaubt ihr, wollen die Künstler_innen damit ausdrücken? Ist es Provokation? der Tabubruch? oder etwas ganz anderes?
Und kennt ihr auch Künstler:innen, die Windeln als teil ihrer Kunst (nicht, weil sie sie brauchen) benutzen?
Macht das etwas mit Euch, wenn ihr sowas bemerkt?
Wolfgang
08.08.2025, 08:20
Ist das Kunst oder kann das weg? ;)
Pimpernuckel
08.08.2025, 09:35
Na gut, die verlinkten Beispiel sind ja nun eher aus dem Bereich „Kann das Kunst oder muss das weg?“. Mit Wörtern wie „Tabubruch“ wäre ich da auch vorsichtig. Grundsätzlich ist es schon Ziel und Aufgabe der Kunst, andere Denk- und Sichtweisen zu befördern, aber manches ist eben einfach auch nur Blödelei, in die man jetzt nicht unbedingt was hineininterpretieren kann und muss. Beim Thema Windeln könnte man ohnehin wieder unterstellen, dass das oft aus einer Position fehlender oder falscher Informationen heraus geschieht, weil die Künstler eben auch bloß keinen Plan haben, wie viele Menschen real davon betroffen sind. Da wird dann auch wieder nur mit dem vermeintlichen Tabuisierungsklischee gespielt. Natürlich haben wir als Windelträger dann auch eine andere Sicht auf die Dinge und von bloßem „So what?“ Schulterzucken bis „Ich will dem jetzt mal zeigen, wie man die Windel richtig anlegt.“ sind da sicher jede Menge Reaktionen dabei, die gar nicht in der Intention des Kunstschaffenden lagen. Anyway, könnte jetzt wieder eine endlose Diskussion werden, weil man es in alle Richtungen interpretieren kann.
Pi
Ist das Kunst oder kann das weg? ;)
Ich sach ma : Das kann wech
Mit Kunst hat das nichts zu tun, sondern eher was mit dem Vergnügen von jungen Leuten - sollen sie halt haben ...
Thunderbird
08.08.2025, 10:06
Beuys hat auch so manche Installationen gemacht, um zu provozieren. Kunst muss nicht immer gefallen. Künstler sind zufrieden, wenn über ihre Kunst diskutiert wird. Zumindest die, die mit Absicht provozieren möchten. Auf der Dokumenta gab es auch schn sehr grenzwertige Kunst und Künstler. Solange es im gesetzlichen Ramen bleibt, hat auch solche Aktionen ihre Berechtigung. Auch wenn es nicht jeden gefällt, was da ausgestellt wird oder passirt.
LG
Jörg
TenaFelina
08.08.2025, 10:30
Boys hat auch so manche Installationen gemacht, um zu provozieren. ....
Ich nehme an du meinst Joseph Beuys?
Thunderbird
08.08.2025, 11:04
Ok Ok ja den meine ich :rolleyes: Ich war zu faul noch mal nachzuschauen wie der Geschrieben wird. :cool:
Baby_chic
09.08.2025, 07:38
In der Kunst bin ich nicht so bewandert... Ich weiß daß das Jesuskind oft mit Windel dargestellt wird, weil das ja explizit so beschrieben ist... kenne aber keine an die Moderne angepasste Version...
Einen Bericht über Kunst mit Windeln habe ich vor vielen Jahren (noch bevor ich hier angemeldet war) gesehen. Da ging es um die "Invasion der Windelhöschen"
Da hatte jemand einen ganzen Hof mit Pampers vollgehängt und rezitierte dann einen Text der auf dichterische Art vermittet hat, daß die Windel gerade noch jungfräulich in die Zukunft blickt um kurze Zeit später nur noch Müll zu sein...
Ich kann aber nicht sagen ob die Umwelt das Thema war oder ob es nur sinnfreie Kunst sein sollte.
Für das Thema Mehrfachnutzung versus Wegwerfprodukt wäre die Windel ein hervorragender Gegenstand für eine künstlerische Auseinandersetzung.
Windelhöschen und Windeln sind mir sonst als Kunstgegenstand nicht aufgefallen und ich denke ich würde darauf achten...
Also Pants sind in meinen Augen keine Windeln...
Baby.Boy
09.08.2025, 10:57
Also beim Video mit den beiden "Aktionskünstlern" haben mir 10 Sekunden gereicht. Für mich ist das einfach nur das ausleben psychischer Störungen... Bin vllt zu biased und hab nen Stock im Arsch, keine Ahnung. Ich kann damit nichts anfangen und darin auch keine Tiefe erkennen. Ein ernsthaftes Windeltragen ist das ja auch nicht - also im Sinne von man trägt sie richtig und zeigt sie bewusst, damit es irgendeinen Denkanstoß für die Zuschauer gibt oder so. Eine derartige Reaktion kann ich mir bei dieser "Performance" nicht vorstellen...
Bin also auch Team "kann weg".
StramplerTom
09.08.2025, 15:41
So unterschiedlich sind halt die Geschmäcker. Ich fand die Noise-Performance von Kaffee und Kuchen einfach geil. Herrlich anarchisch. Es muss keinen tieferen Sinn haben, sondern es einfach machen, aus dem Moment heraus, egal was andere davon halten. Kunst muss nicht schön sein und muss nicht jedem gefallen. Wenn mich jemand fragen würde, ich würde da sofort mitmachen.
Ich mag halt schräge Aktionen. Und was den Noise betrifft, war das auch nichts ungewöhnliches, da ich öfter zu Industrial-Konzerten gehe.
Und die Windeln bei der Performance, da würde ich hier garnichts reininterpretieren. Ich glaube nicht, dass das in diesem Fall beim Zuschauer irgendetwas anregen soll.
Bei einer anderen Performance spielten Windeln dagegen sicher eine wichtige Rolle. Es geht um Anna Uddenberg und eine Performance zu ihren "Skulpturen", "Konstruktionen" oder wie immer man die bezeichen möchte. Ist hier im Forum aber schon mal vorgestellt worden, da gibt es einen eigenen Thread zu. Ist nur hier noch nicht genannt worden.
https://www.youtube.com/watch?v=uT_TApwseAk
Jennifer95
10.08.2025, 06:06
Bei einer anderen Performance spielten Windeln dagegen sicher eine wichtige Rolle. Es geht um Anna Uddenberg und eine Performance zu ihren "Skulpturen", "Konstruktionen" oder wie immer man die bezeichen möchte. Ist hier im Forum aber schon mal vorgestellt worden, da gibt es einen eigenen Thread zu. Ist nur hier noch nicht genannt worden.
https://www.youtube.com/watch?v=uT_TApwseAk
Was ist denn das? Das ist ja noch schlimmer als Hauptschule! Kann also auch weg!
Baby_chic
10.08.2025, 06:50
Jetzt habe ich mir die Videos auch mal angesehen...
Wenn es das nicht gäbe... Man müßte es ganz sicher nicht erfinden!
Man weiß regelmäßig nicht wecher Gedanke (oder ob überhaupt ein Gedanke) hinter solchen "Werken" steht.
Bei dem Video von Anna sieht man wenigstens, daß man sich Mühe gegeben hat technisch professionell zu sein, rettet die Sache aber trotzdem nicht.
Ich denke auch "Das kann weg."
StramplerTom
10.08.2025, 09:35
Was ist denn das? Das ist ja noch schlimmer als Hauptschule! Kann also auch weg!
Bei dem Video von Anna sieht man wenigstens, daß man sich Mühe gegeben hat technisch professionell zu sein, rettet die Sache aber trotzdem nicht.
Ich denke auch "Das kann weg."
Ja genau, was nicht dem eigenen Geschmack entspricht, das kann weg! [/Sarkasmus]
Schade, dass hier (und auch anderswo) so eine Intoleranz gegenüber Kunst herrscht, speziell zeitgenössische Kunst, was dann auch am Vokabular wie „schlimmer als Hauptschule“ für eine international renommierte Künstlerin deutlich wird. Natürlich muss einem Kunst nicht gefallen, aber zwischen persönlichem Nichtgefallen und „das kann weg!“ besteht halt ein großer Unterschied. Es gibt auch Kunst die mir nicht gefällt oder mit der ich nichts anfangen kann. Aber ich würde nie auf die Idee kommen, dass die deshalb weg kann.
Kunst darf gerne provokant, irritierend und auch verstörend sein. Ich finde es gerade spannend, wenn da mal die persönliche Komfortzone verlassen wird und etwas ungewöhnliches, unerwartetes passiert.
Performances können auch richtig Spaß machen. Man muss sich halt nur drauf einlassen. Ich war mal bei einer Ausstellung, wo man als Besucher wohl auf den Objekten rumtrommeln durfte, was aus den rumliegenden Drumsticks zu entnehmen war. Keiner hat sich getraut, entweder aus Respekt (es war eine renommierte Kunsthalle) oder aus Angst sich zu blamieren. Ich habe mir dann spontan ein Paar Sticks geschnappt und einfach angefangen, und nach ein paar Minuten sind andere Besucher mit eingestiegen. Wir kannten uns nicht, und niemand war Musiker, was man auch deutlich gehört hat, aber das war völlig egal. Mal war es eher lärmig, mal entstanden gemeinsam Strukturen, die dann wieder zerfielen. Keine Ahnung was die anderen Besucher davon gehalten haben, ob die meinten, das gehört zu der Installation und muss so sein, oder ob die dachten "was sind denn das für Dilettanten?". Wir hatten jedenfalls für eine Stunde einen riesen Spaß. Und das ist als Zweck der Installation völlig ausreichend, da muss kein tieferer Sinn dahinterstecken.
Man weiß regelmäßig nicht wecher Gedanke (oder ob überhaupt ein Gedanke) hinter solchen "Werken" steht.
Es gibt im Internet einiges über Anna Uddenberg und ihre künstlerischen Intentionen zu finden, da kann man sich durchaus informieren. Es ist keineswegs so, dass „man“ das regelmäßig nicht weiß.
Schade, dass hier (und auch anderswo) so eine Intoleranz gegenüber Kunst herrscht, speziell zeitgenössische Kunst, was dann auch am Vokabular wie „schlimmer als Hauptschule“ für eine international renommierte Künstlerin deutlich wird. Natürlich muss einem Kunst nicht gefallen, aber zwischen persönlichem Nichtgefallen und „das kann weg!“ besteht halt ein großer Unterschied. Es gibt auch Kunst die mir nicht gefällt oder mit der ich nichts anfangen kann. Aber ich würde nie auf die Idee kommen, dass die deshalb weg kann.
Kunst darf gerne provokant, irritierend und auch verstörend sein. Ich finde es gerade spannend, wenn da mal die persönliche Komfortzone verlassen wird und etwas ungewöhnliches, unerwartetes passiert.
Also ich finde jemand der mit seiner oder ihrer Kunst provozieren möchte, muß sich halt schon auch gefallen lassen, dass es auch mal härtere Kommentare gibt. Oftmals soll die Kunst ja solche heftigen Reaktionen hervorrufen. Da finde ich die Phrase "kann weg" auch noch mehr als harmlos. Nicht jeder hat die Zeit und Lust sich mit "Kunst" zu beschäftigen und was einem der Künstler damit sagen will - viele Leute fühlen sich halt von sowas provoziert oder angeekelt und dürfen das meiner Ansicht nach schon auch dann heftiger sagen.
Ich finde das von Anna Uddenberg aber grundsätzlich ganz nett anzusehen - mehr aber nicht.
Die ganze Diskussion erinnert mich sehr an die Tatortreiniger-Folge "Currywurst". In der Folge geht es zwar nicht um Windeln, aber die hat provozierende Kunst zum Thema.
Heavy User
10.08.2025, 15:23
Ist das Kunst oder kann das weg? ;)
Eventuell ist das ja passend zu den Einwegwindeln, Einwegkunst?