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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Du bist 10 Millionen – Du bist nicht allein



Kurt
14.06.2025, 14:32
https://www.lokalkompass.de/gelsenkirchen/c-lk-gemeinschaft/du-bist-10-millionen-du-bist-nicht-allein_a2059415

Auch ein interessanter Artikel, den ich heute beim stöbern im Internet gefunden habe. Danach wären mehr
als 10 Millionen Menschen in Deutschland betroffen. Hätte ich nicht gedacht. Tröstet mich als Betroffener
aber nicht wirklich. Versuche zumindest das Beste aus meiner Situation zu machen.

Nächste Woche ist übrigens die Welt-Kontinenz-Woche. Da gibt's sicherlich noch mehr zu dem "Tabu-Thema".

Helmut
14.06.2025, 15:27
Das ist nichts neues, es waren immer schon etwa 10% der Deutschen betroffen. Wenn man die Dunkelziffer noch dazu rechnet, werden es vermutlich sogar noch mehr sein, die von Inkontinenz betroffen sind.

Aber so weit wir in den 90er waren, so weit sind wir immer noch nicht. Damals waren die "bunten" Blätter voll von Anzeigen für Inkontinenz Produkte und ich rede jetzt nicht von Vorlagen oder Pants, sondern von richtigen Windeln.
Hier mal einige Beispiele:

https://www.wb-community.com/album.php?albumid=1150&attachmentid=12003
https://www.wb-community.com/album.php?albumid=1150&attachmentid=12001
https://www.wb-community.com/album.php?albumid=1150&attachmentid=12000
https://www.wb-community.com/album.php?albumid=1150&attachmentid=12004

Ich hoffe, dass wir wieder offener im Umgang mit Inkontinenz werden.

Yohannez
14.06.2025, 17:07
Das ist nichts neues, es waren immer schon etwa 10% der Deutschen betroffen. Wenn man die Dunkelziffer noch dazu rechnet, werden es vermutlich sogar noch mehr sein, die von Inkontinenz betroffen sind.

Aber so weit wir in den 90er waren, so weit sind wir immer noch nicht. Damals waren die "bunten" Blätter voll von Anzeigen für Inkontinenz Produkte und ich rede jetzt nicht von Vorlagen oder Pants, sondern von richtigen Windeln.
Hier mal einige Beispiele:


Ich denke aber nicht, dass es es damals diese Anzeigen gab, weil die Gesellschaft offener mit Inkontinenz umging. Sondern eher, weil es damals noch kein Internet gab - dank Internet gibt es heute ganz andere und besser auf die Zielgruppe zugeschnittene Möglichkeiten, ein Produkt wie Windeln zu bewerben und zu verkaufen....
Dafür gibt es heute jede Menge Onlineshops wo man Windeln kaufen kann; teilweise auch solche, die zwar eindeutig inkontinente Menschen als Zielgruppe haben, aber trotzdem auch diverse bunte Windeln aus der ABDL-Sphäre im Angebot haben und für inkontinente Menschen bewerben (zB https://www.insenio.de/l/crinklz/ oder https://kiwisto.de/Rearz-Princess-Pink-V2-M-bunte-Erwachsenenwindel/212331418) - das ist doch auch ein Zeichen für einen entspannten Umgang mit Windeln bei Inkontinenz, oder?

Helmut
14.06.2025, 22:07
Ich glaube schon, dass die inkontinente Personen verschlossener wurden. Ich bin seit Dezember 1989 Inkontinent, also habe ich es live miterlebt. Andere Produkte wie z.B. bestimmte Medikamente sind immer noch zahlreich in den sind immer noch in den "bunten Blättern" vertreten, obwohl es ja auch das Internet ja schon lange gibt, daran kann es also nicht alleine liegen.

Runhild
14.06.2025, 22:51
Ich denke auch, dass die inkontinenten Personen augenblicklich sehr verschlossen sind. Hier im Forum gibt es eine ganze Reihe von Menschen mit Autismus, die aus verschiedenen Gründen Windeln tragen und benutzen. In einem Forum für Autismus kommt das Wort "Windel" aber praktisch nicht vor.

Auch in einer Selbsthilfegruppe für Menschen mit Autismus, die ich seit einiger Zeit regelmäßig besuche, werden die Themen Inkontinenz und Windeln nie angesprochen, obwohl es statistisch gesehen ein großes Thema sein müsste. Ich erwähne es auch nicht, obwohl ich auf den Treffen immer gewindelt bin.

Viele Grüße
Runhild

Pimpernuckel
15.06.2025, 08:57
Danach wären mehr als 10 Millionen Menschen in Deutschland betroffen. Hätte ich nicht gedacht.

Na wenn man beim Urologen mal die Hörtüten ausrichtet und das Getuschel der Patienten und des Personals belauscht, merkt man schon, dass mehr Leute das Problem haben, als es zugeben wollen. Es wird halt nur nicht offen drüber geredet. Natürlich sind viele Fälle nur ganz leicht, aber es ist schon ziemlich weit verbreitet.

Pi

Chris
21.06.2025, 15:07
Aber so weit wir in den 90er waren, so weit sind wir immer noch nicht. Damals waren die "bunten" Blätter voll von Anzeigen für Inkontinenz Produkte und ich rede jetzt nicht von Vorlagen oder Pants, sondern von richtigen Windeln.

Ich denke du ziehst aus dieser Beobachtung den falschen Schluss! Damals gab es vermutlich einfach noch so viel Anzeigen für "richtige Windeln", weil die Entwicklung von Pants und richtig saugstarken Vorlagen noch nicht so weit war. Siehst du ja an der Anzeige von Attends: Einmal Vorlagen für etwas Inkontinenz und wenns mehr als drei Tropfen waren, musste Oma direkt Windeln tragen. Das ist ja heutzutage nicht mehr so. Und die Medizin hat mehr Methoden zur tatsächlichen Behandlung im Angebot (Medikamente, OPs bei Blasensenkung etc).

Davon abgesehen habe ich bei diesem Thema auch schon mal geschrieben, dass es ja nicht 10 Mio. Windelträger(in) in Deutschland sind. Das wird sicherlich die Gesamtheit aller sein, die irgendeine Art von Problem hat. Und wenn es nur die ersten Wochen nach der Geburt mal ein paar Tropfen beim Niesen ist. Die Zahl der tatsächlichen Windelträger wird um den Faktor 10 oder mehr geringer sein.

oliver82
23.06.2025, 14:33
Die von Helmut benannte Zeit war wahrscheinlich sowas wie eine Goldgräberstimmung bei den Unternehmen (Mitte 80er bis Anfang 90er) in Sachen Einweg-Inkontinenzmaterialien, die Sachen wurden in kurzer Zeit immer besser und zuverlässiger und es gab tatsächlich Leute bei welchen die Anwendung das Leben enorm erleichterte. Die gezeigten Werbeanzeigen haben damals genau ins Schwarze getroffen: (Wieder) am normalen Leben teilnehmen: Diskret, sauber und preiswert. Und nicht zuletzt: Gesellschaftlich anerkannt. Mit den Anzeigen hat man ja vielleicht auch die Angehörigen angesprochen.
Und heutzutage: Überall kann man die Sachen kaufen. Hier liegen mal Tena-Pants im Regal, dort die Facielle-Windeln, woanders Formula-One für Männer... usw., ich finde den Umgang damit schon relaiv offen in der breiten Masse.
Kleine Geschichte dazu: Ich setzte mich mal bei meinem Onkel ins Auto als Beifahrer, musste aber erst seine dort abgelegte Packung anatomische Männervorlagen auf den Rücksitz werfen. Ohne Kommentare beiderseits, also schon relaiv normal und für Nutzer fest im Alltag untergebracht.

Helmut
23.06.2025, 16:51
Genau, die Höschenwindeln für Erwachsene waren damals auch noch eine relativ neue Produktart, in der Kranken- und Altenpflege waren die guten alten Stoffwindeln mit Gummihose noch weit verbreitet. Außerdem waren diese neuen Höschenwindeln noch recht teuer für damalige Verhältnisse und sowohl die Betroffenen, als auch die pflegenden Angehörigen, Kliniken, ... mussten erst von den Produkten "überzeugt" werden.

https://www.wb-community.com/album.php?albumid=1026&attachmentid=12680

So etwa um 1985 hatte die Packung Windeln mit 15 Stück etwa 27,65 DM gekostet, dafür musste man damals etwa 2-3 Stunden arbeiten. Windeln waren zu der Zeit etwa doppelt so teuer wie heute.

tanja1
24.06.2025, 07:24
Hi
Danke Helmut für die Werbeinserate. Zur Website, welche besagt, dass in Deutschland 10 Millionen unter Inkontinenz leiden würde ich sagen, dass wohl nicht jede und jeder darunter leidet sondern halt eben inkontinent ist :-). Als mir mein Urologe sagte, dass ich an einer Reizblase leide, musste ich schmunzeln und dachte mir, nun ja, grad leiden ist etwas stark ausgedrückt. Selbstverständlich gibt es Menschen, die unter der Inko leiden, und denen soll auch geholfen werden dass sie mir dem Leiden umgehen und damit leben können. Helfen, wo Hilfe benötigt wird.
Grüsschen Tanja

Dieter
24.06.2025, 09:01
Hallo Tanja
Es ist leichter besser damit fertig zu werden.
Ich bin gleich ins kalte Wasser gesprungen nach einen Unfall. Es war grauenhaft für mich und musste erst mal damit abfinden . Konnte nach einigen Jahren einiges verbessern und brauchte nur noch Einlagen und selten nur noch windeln tragen.
Dann kam der Tag vor ein Jahr wo ich 6 Wochen mit einer Entzündung in Harnweg, Blase und Prostata hatte .
Jetzt muss ich wieder Windeln tragen , komme aber besser mit zurecht als früher.
Die Windeln sind heute besser geworden , besonders für die Nacht ist es mir sehr wichtig durchschlafen zu Können.
Gruss dieter

Helmut
24.06.2025, 11:30
Genau Tanja, so sehe ich das ach. Ich leide nicht unter meiner Inkontinenz, aber ich bin sehr wohl davon betroffen, das ist für mich ein Unterschied. Als ich im Dezember 1989 Inkontinent wurde, habe ich natürlich am Anfang auch nach jedem Strohhalm gegriffen, um die Inkontinenz los zu werden. Die Medikamente, die ich zu Beginn bekommen hatte, die hatten solche für mich extremen Nebenwirkungen (Mundtrockenheit, Verstopfung, Sehschwierigkeiten, ...) gehabt, wo ich mich dann schon fragen musste, was ist schlimmer, die Inkontinenz oder die Nebenwirkungen der Tabletten. Vor allem die Verstopfungen haben mir damals zu schaffen gemacht. Wegen meiner angeborenen Darmfehlbildung habe ich mit Verstopfung bzw. mit dem Stuhlgang eh schon Probleme, die dann noch einmal verstärkt wurden. Die Inkontinenz haben die Tabletten zwar abgemildert, aber nicht beseitigt. Man ist ja auch entweder Schwanger oder man ist es nicht, ein bisschen schwanger gibt es nicht, das habe ich meinem Urologen damals so gesagt. Er hat, glaube ich verstanden, was ich damit sagen wollte.

Inzwischen lebe ich schon über 35 Jahre mit meiner Inkontinenz und dass ich eben Windeln trage. Klar bin ich auch für andere Hilfsmittel offen, im Krankenhaus im September letzten Jahres habe ich die 4 Wochen einen Dauerkatheter getragen, weil es die beste und einfachste Lösung zu dem Zeitpunkt war. Ich schaue es mir zwar an, wenn es was neues an Behandlungsmethoden gibt, aber das heißt noch lange nicht, dass ich es mache. Ich habe ja eine Reflexinkontinenz neurogener Ursache (ohne Kontrolle des Schließmuskels und ohne Harndrang) und da gibt es eh nicht viele Möglichkeiten. Ich kann mit meiner Inkontinenz fast alles machen. Klar, die Spontanität geht verloren weil ich im Voraus immer planen muss, welche und wie viele Hilfsmittel (Windeln, ....) ich die nächsten Tage brauchen werde, da geht mal einfach ein paar Tage dran hängen nicht oder nicht so einfach (z.B. Urlaub), aber man lernt damit umzugehen.