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giaci9
04.10.2024, 10:47
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Bahnhof Friedrichstraße
Eine Kurzgeschichte
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Kapitel 1
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[FONT=Times New Roman]


„Na siehst du!“, stemmte meine Mama ihre Arme in die Hüften, so als würde sie mir damit auch noch ,Ich habs dir ja gesagt!‘ mitteilen wollen. Langsam tapste ich aus dem schmalen, länglichen Badezimmer heraus und erkannte mein Spiegelbild in einem Flurspiegel: „Mama, man sieht voll, dass ich eine Pampers anhabe!“

Meine Mutter rollte genervt mit ihren Augen: „Flori, das ist doch Quatsch. Du bist ein großer Junge, niemand kann sich vorstellen, dass du noch Windeln brauchst!“

Wütend sah ich meine Mutter an: „Aber …“, wollte ich antworten.

„Schluss jetzt, Florian!“, unterbrach mich meine Mama und wurde plötzlich laut: „Entweder du findest dich mit der Pampers ab oder du bleibst hier!“

„Ich …“, setzte ich zum Protest an und dachte dann kurz darüber nach, was ich nun antworten sollte. Ich antwortete nichts, sondern nickte nur stumm. Mama ging im engen Flur an mir vorbei zu dem Gästezimmer, was wir die letzten Tage bewohnt haben und ich stand einen Moment nur blöde da, bevor mich Musik in die Küche lockte. „The Best“ von Tina Turner lief in diesem Moment grade auf SFB 2, dem Sender auf den das Radio von Onkel Ricardos Familie immer gestellt gewesen war. „Sender Freies Berlin“, hieß das Programm, auf dem in etwa dasselbe lief wie bei uns auf WDR 2.
Meine Cousine Melli stand an der Spüle einer beigen Sperrholzküche mit metallenen Kanten und verteilte Persil auf den Tellern, bevor sie mir einen bemitleidenden Blick zuwarf: „Knisterst wohl heute schon etwas früher?“

...

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Read the original news thread here (https://www.wb-community.com/showthread.php?t=61795).

nice.smile
04.10.2024, 16:21
Sehr schön geschrieben, bin gespannt auf die Fortsetzung. Ich hätte mich aber über eine Fortsetzung von Krewaldgeschwister noch mehr gefreut und hoffe sehr, dass du uns weiter von Jakob, Rob und den anderen berichten wirst.

Nebenbei: Persil ist Waschmittel, das Spülmittel heißt Priel

Grüße, Volker

Heavy User
04.10.2024, 16:23
Pril!

filix
04.10.2024, 21:32
Ich habe lange schon auf eine neue Kurzgeschichte von dir gewartet. Habe damals Herbststurm rauf und runter gelesen bis ich sie fast komplett auswendig konnte. Dieser Start ist wieder ein Meisterwerk. Wie zur Hölle kamst du darauf dieses Setting zu wählen? Die Geschichte lässt sich wirklich sehr gut lesen, man ist sofort in der Handlung drin und der Teaser am Ende lässt Spannung erwarten!
Wie gesagt, das Setting ist mal komplett was Anderes aber sehr erfrischend.

Freue mich sehr auf die Fortsetzung(en)!

Löwenjunge
04.10.2024, 22:23
Aargh du kannst doch nicht schon wieder was Neues anfangen!

tbfra
05.10.2024, 02:59
Immer diese Cliffhänger.... Aber bis jetzt sehr gut..... Schnell weitermachen....

Spargeltarzan
05.10.2024, 11:53
Boah, der Cliffhanger ist ja sowasvon oberfies :D
Aber echt beeindruckend, wie du den 80er-Jahre-Charme in die Geschichte eingearbeitet hast! Als Kind der 90er hab ich die Zeit zwar nicht selbst miterlebt, aber genau so stelle ich es mir vor.

miccino
05.10.2024, 12:25
einfach fantastisch...das Du einen sehr guten Schreibstil hast, wissen wir ja schon. Aber wo nimmst Du immer die Ideen her? Ich liebe es...

Julius
05.10.2024, 17:51
Also mir hat es gefallen.

Heavy User
05.10.2024, 18:41
Im nächsten Kapitel: Auftritt Günter Schabowski..............................

wendelin06
05.10.2024, 21:13
Der Meister des 80er-Jahre-Historienpanoramas beginnt ein neues Werk! Das bedeutet, es lohnt sich einmal mehr, wieder mal auf diesem altehrwürdigen Forum vorbeizuschauen!

Dein liebevoll detailierter und vom ersten Satz an fesselnder Bilderbogen ruft erstaunlich plastische, sinnliche Erinnerungen hervor. Das Berlin der Wendezeit (man kann es geradezu riechen!), die kalte Herbstnacht des Mauerfalls, das Reisefieber vor einer nächtlichen Zugfahrt aus dem noch eingemauerten Westberlin heraus ins ferne Paris - und das alles erzählt aus der Perspektive eines Neunjährigen, der fasziniert auf diese verrückte Welt schaut, während sich seine eigentlich für das Bettnässen gedachte Nachtwindel schon auf dem Weg zum Bahnhof viel zu früh mit warmer Nässe füllt und durch die Hose abzeichnet. Ein Geniestreich, möchte ich sagen! Und das ganze noch garniert mit Nebensträngen, die neugierig machen, eine babysittende Studentin, lebendig charakterisierte Familienmitglieder und sogar einer Art "Soundtrack" inklusive fast hörbarer Geräusche vom Windelknistern bis zum Verkehrslärm.
Ich bin wahnsinnig gespannt wie es weitergeht! Die Kunst des Cliffhangers beherrschst du nämlich außerdem auch noch virtuos!
Weiter so und vielen Dank!

giaci9
05.10.2024, 21:20
Sehr schön geschrieben, bin gespannt auf die Fortsetzung. Ich hätte mich aber über eine Fortsetzung von Krewaldgeschwister noch mehr gefreut und hoffe sehr, dass du uns weiter von Jakob, Rob und den anderen berichten wirst.

Auf jeden Fall wird es mit den Kerkwald-Geschwistern weiter gehen, da habe ich das nächste Kapitel auch fast fertig. Ich hatte nur eine spontane Inspiration für eine Kurzgeschichte und bin im Urlaub, da habe ich einfach mal ein "Zweitprojekt" angefangen xD


Pril!
Uff. Für diese Geschichte habe ich soviel recherchiert wie selten zuvor und dann mache ich ausgerechnet beim Waschmittel einen Fehler ...


Ich habe lange schon auf eine neue Kurzgeschichte von dir gewartet. Habe damals Herbststurm rauf und runter gelesen bis ich sie fast komplett auswendig konnte. Dieser Start ist wieder ein Meisterwerk. Wie zur Hölle kamst du darauf dieses Setting zu wählen? Die Geschichte lässt sich wirklich sehr gut lesen, man ist sofort in der Handlung drin und der Teaser am Ende lässt Spannung erwarten!
!
Danke für das Lob und es freut mich sehr, dass die Geschichte dir gefällt! Kurzgeschichten sind immer ein willkommener Anlass, erzählerisch etwas neues auszuprobieren, erst durch "Herbststurm" habe ich damals ja zum Erzählen in der dritten Perspektive im Präteritum gefunden und realisiert, dass ich mit meiner "Hauptgeschichte" damals in einer Sackgasse steckte. Ist quasi "Autorenspielplatz", so eine Kurzgeschichte. Kein Plan für die Entwicklung der Figuren, kein "passt das noch zu dem, was vor zehn Kapiteln passiert ist?" und all das.

Das Setting mit Florian und seinen Verwandten kam einfach so spontan. Der Windelgeschichten-Part mit "Die Nachtwindel" bleibt drum folgt einem ähnlichen Motiv wie in "Herbststurm" und das ist kein Zufall. Heutzutage bekämen sowohl Niklas aus "Herbststurm" als auch Florian einfach einen Pullup um, könnten jederzeit aufs Klo gehen aber wären trotzdem vor Unfällen geschützt. Diese Geschichten lassen sich so realistisch eigentlich nur in der Vergangenheit erzählen, wo es eben nur Klebewindeln gab.
Aber nein, das ist nicht der Hauptgrund, warum die Geschichte im Berlin der späten Achtziger Jahre spielt, auch wenn ich nicht spoilern will. Wobei das kein Spoilern wäre, denn eigentlich versteckt sich die Antwort schon in diesem Kapitel. ;)


Aargh du kannst doch nicht schon wieder was Neues anfangen!
Keine Sorge, bei den Kerkwald-Geschwistern geht es auch bald weiter. Das ist ja "nur" eine Kurzgeschichte, bei der es bei 2-3 Kapiteln bleiben wird.


Immer diese Cliffhänger.... Aber bis jetzt sehr gut..... Schnell weitermachen....
Ich setze mich gleich an die Arbeit! (: Cliffhanger sind immer super, damit der Leser bei der Stange bleibt.



Aber echt beeindruckend, wie du den 80er-Jahre-Charme in die Geschichte eingearbeitet hast! Als Kind der 90er hab ich die Zeit zwar nicht selbst miterlebt, aber genau so stelle ich es mir vor.
Ja, was soll ich sagen ... ich ja auch nicht. Aber ich war immer schon Nostalgiker. Das hilft beim schreiben von so einer Geschichte, die ein knappes Jahrzehnt vor allem, was ich bewusst wahrgenommen habe, spielt. Vielleicht stellen wir uns die Zeit damals aber auch einfach beide gleich-falsch vor ... :rolleyes:
Aber Spaß bei Seite, ich verbringe ungefähr die Hälfte meiner Schreibzeit für diese Geschichte nicht mit dem tatsächlichen schreiben, sondern historischer Intergrundrecherche, alten Fahrplänen, Karten und Dokumenten, damit das alles nachher passt. Davon wird man aber erst im nächsten Kapitel wirklich etwas merken. Aber ich muss gestehen, das macht auch ungemein Spaß.


einfach fantastisch...das Du einen sehr guten Schreibstil hast, wissen wir ja schon. Aber wo nimmst Du immer die Ideen her? Ich liebe es...
Danke für dein Lob! (: Die Haupt-Inspiration für diese Kurzgeschichte war ganz banal, dass ich in einem Youtubevideo von den Geisterbahnhöfen der U6 und U8 zur Zeit des Kalten Krieges erfahren habe. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie habe ich mich sofort vorgestellt, wie ich als Kind in der U-Bahn sitze, aus dem Fenster schaue und einen bewaffneten Grenzsoldaten in einem Menschenleeren, alten U-Bahnhof sehe. Daraus ist dann diese Geschichte entstanden. Die Inspiration für Floris Windelthema und das Leitmotiv "wenn die Pampers einmal um ist, bleibt sie drum" kam irgendwie ganz automatisch, als ich über die Achtziger und die dicken Folienwindeln von damals dachte, die ja schon irgendwie ähnlich zu ABDL-Windeln wie den PeekAbu waren - zumindest in meiner Vorstellung xD Und da geht aufmachen und wiederverschließen auch nicht so einfach, wie ich aus eigener Erfahrung weiß ...


Also mir hat es gefallen.
Das freut mich, ich habe beim schreiben und recherchieren auch sehr viel Spaß :)


Im nächsten Kapitel: Auftritt Günter Schabowski..............................
Bingo, da haben wir einen sehr aufmerksamen Leser.

EDIT: Hups, jetzt hat sich meine Sammelantwort mit wendelin06's Kommentar überschnitten. Moment, da muss ich nachbessern! xD


Der Meister des 80er-Jahre-Historienpanoramas beginnt ein neues Werk! Das bedeutet, es lohnt sich einmal mehr, wieder mal auf diesem altehrwürdigen Forum vorbeizuschauen!

Moment, der "Meister des 80er-Jahre-Panormas", bist das nicht du? :P Ich habe schon mit mir selbst gescherzt: mit dem Setting "80er-Jahre, Berlin, Bettnässer, angedeutete Peaudouce" müsste ich eigentlich Lizenzgebühren an dich bezahlen! xD Aus deinen Geschichten kam jedenfalls einiges an Inspiration für mich "Spätgeborenen" her.



Das Berlin der Wendezeit (man kann es geradezu riechen!), die kalte Herbstnacht des Mauerfalls, das Reisefieber vor einer nächtlichen Zugfahrt aus dem noch eingemauerten Westberlin heraus ins ferne Paris - und das alles erzählt aus der Perspektive eines Neunjährigen, der fasziniert auf diese verrückte Welt schaut, während sich seine eigentlich für das Bettnässen gedachte Nachtwindel schon auf dem Weg zum Bahnhof viel zu früh mit warmer Nässe füllt

Die Vorstellung dieser Welt und dieser Stadt als Exklave mitten im feindlichen Block ist aus heutiger Sicht wirklich so verrückt, dass ich selbst ein bisschen neidisch bin, es nicht miterlebt zu haben - am liebsten natürlich auch als Neunjähriger in der Nachtwindel ... :rolleyes: Und Nachtzugfahrten haben ohnehin etwas magisches, finde ich. Aber die Nachtwindel zu früh füllen? Gibt es da wirklich ein zu früh? ... ;)



Und das ganze noch garniert mit Nebensträngen, die neugierig machen, eine babysittende Studentin, lebendig charakterisierte Familienmitglieder. [...] Ich bin wahnsinnig gespannt wie es weitergeht! Die Kunst des Cliffhangers beherrschst du nämlich außerdem auch noch virtuos!

Fast ein bisschen schade, dass die Ausarbeitung der meisten Nebendetails fast schon den Rahmen dieser Kurzgeschichte sprengen könnte - auch bei der Rückblende zu Florians "Nachtwindel-Backgroundstory" habe ich mich gefragt, ob das überhaupt richtig ist, dass das so viel Raum einnimmt, obwohl es nachher vielleicht nicht mehr wirklich wichtig ist. Aber manchmal hat man einfach spontan Einfälle á la "Oh, das würde jetzt noch gut passen!" und schafft es nicht ganz, den roten Faden zu verfolgen ... jaja ... xD
Ich bin wirklich froh, dass ich den Cliffhanger noch eingefügt habe. Ursprünglich wollte ich das Kapitel mit dem Zeigen der Fahrkarte und dem verheißungsvollen Datum darauf Enden lassen, aber habe dann "sicherheitshalber" noch den ausformulierten Cliffhanger dahintergepackt, weil ich Sorge hatte, dass so ein Datum schnell mal überlesen werden könnte. Wenn ich mir die Kommentare anschaue, war das vermutlich die richtige Entscheidung! :cool:

nice.smile
05.10.2024, 23:01
Ja, das Datum habe ich völlig übersehen und ich muss zugeben, dass ich damals zwar schon zehn war und das bewusst miterlebt habe aber vom Datum ist nur die Jahreszahl in meinen aktiven Erinnerungen.
Erst durch deine Antwort auf unsere Kommentare ist mir klar, was das Datum bedeutet. Vorher bin ich davon ausgegangen, dass irgendwas doofes schief laufen wird...

Michaneo
07.10.2024, 13:20
Wie immer in gewohnter Qualität: Wieder eine Geschichte, bei der ich gespannt auf die Fortsetzung warte. Ich finde deine Geschichten immer wieder fesselnd – sie ziehen einen vom ersten Satz bis zum Schluss in ihren Bann. Weiter so! Deine Geschichten machen auf jeden Fall Lust, selbst etwas Eigenes zu beginnen.

parkintochter
07.10.2024, 21:14
Mir hat das erste Kapitel auch sehr gut gefallen. Ich hatte erwartet, dass die Mutter ihm aus praktischen Gründen sagt er solle die Windel benutzen wenn er danach fragt. Aber das hattest du ja bereits in der Rückblende. Ich freu mich auf jeden Fall schon auf Kapitel 2

Urmel62
10.10.2024, 10:46
Toll geschrieben, du bist mein Lieblingsautor hier.
Danke :-)

filix
27.10.2024, 18:29
Was hat Flori denn jetzt gesehen?!:eek::eek::eek:
abgesehen davon: ich hoffe seine Hose ist jetzt nicht nass geworden. Hat seine Mama eine Windel zum Wechseln dabei?

nice.smile
27.10.2024, 19:59
Top, richtig toll geschrieben. Ich habe da so eine Idee, was er dort gesehen hat. Auf jeden Fall ist ihm klar, dass sich das, was er gesehen hat eigentlich niemand vorstellen konnte und es deshalb auch sein kann, dass seine Mutter es erst glaubt, wenn sie es selbst sieht

Canonio
27.10.2024, 21:27
Oja Filix, mit der ganzen Cola könnte das schon knapp werden mit der Saugleistung. Da werden sicher bald die ersten nassen Flecken auftauchen.

Spargeltarzan
28.10.2024, 13:10
Klasse Fortsetzung mit viel Liebe zum Detail! Ich hab da so die Vermutung, dass Floris Windel die DDR überdauern wird :D

nice.smile
28.10.2024, 14:15
Klasse Fortsetzung mit viel Liebe zum Detail! Ich hab da so die Vermutung, dass Floris Windel die DDR überdauern wird :D

Die DDR sicherlich nicht, die gab es da dann noch fast ein Jahr. Aber die intakte Mauer nicht...

Spargeltarzan
28.10.2024, 19:26
Ups, stimmt. Das wäre wirklich seeehr lang :D

giaci9
01.11.2024, 22:40
Wieder möchte ich euch sehr für eure zahlreichen Kommentare danken und freue mich, welche Resonanz diese Geschichte hier erfährt! Das bin ich gar nicht mehr ganz so gewohnt, denn meine "Hauptgeschichte" "Die Geheimnisse der Kerkwald-Geschwister" wird deutlich weniger gelesen, sodass ich mich manchmal Frage, wo ich da meine Leser verloren habe. Auch weil es bei "Die Verwandlung" vorher nicht so war. Lag es an dem verzettelten Anfang oder dadurch, dass die Geschichte sich mittlerweile doch sehr lang hinzieht? Das täte mich echt interessieren, denn nur so kann ich mich in Zukunft verbessern. Solltet ihr also nicht mehr Leser von meiner anderen Geschichte sein, kommentiert doch mal im Thread drüben (https://www.wb-community.com/showthread.php?58584-Die-Geheimnisse-Der-Kerkwald-Geschwister/page8), warum. Seid bitte ehrlich, denn als Autor will ich natürlich unter anderem möglichst viele Leser erreichen.

So, jetzt aber zur eigentlichen Geschichte um die es hier geht ... :D


Ja, das Datum habe ich völlig übersehen und ich muss zugeben, dass ich damals zwar schon zehn war und das bewusst miterlebt habe aber vom Datum ist nur die Jahreszahl in meinen aktiven Erinnerungen.
Erst durch deine Antwort auf unsere Kommentare ist mir klar, was das Datum bedeutet. Vorher bin ich davon ausgegangen, dass irgendwas doofes schief laufen wird...

Aber so kann man ja auch etwas Spannung aufbauen ... im ersten Kapitel fragt sich der Leser noch "Ohh, was da wohl passiert?" und im nächsten macht es dann langsam Klick ... :D


Wie immer in gewohnter Qualität: Wieder eine Geschichte, bei der ich gespannt auf die Fortsetzung warte. Ich finde deine Geschichten immer wieder fesselnd – sie ziehen einen vom ersten Satz bis zum Schluss in ihren Bann. Weiter so! Deine Geschichten machen auf jeden Fall Lust, selbst etwas Eigenes zu beginnen.

Danke für das Lob und noch ein wesentlich größerer Dank dafür, dass du tatsächlich mit etwas eigenem Angefangen hast und ein großes Lob für das, was seitdem daraus geworden ist.


Mir hat das erste Kapitel auch sehr gut gefallen. Ich hatte erwartet, dass die Mutter ihm aus praktischen Gründen sagt er solle die Windel benutzen wenn er danach fragt. Aber das hattest du ja bereits in der Rückblende. Ich freu mich auf jeden Fall schon auf Kapitel 2

Ja, dieses Agreement gibt es zwischen Beiden ohnehin. Flori ist klar, dass er in seine Windel machen muss, wenn er Abends nochmal aufs Klo muss und seine Mutter weiß mit Sicherheit auch, dass er schon vor dem Einschlafen nicht mehr ganz trocken sein wird. Da muss niemand mehr nachfragen eigentlich. Ich hoffe, Kapitel 2 hat dir gefallen. :D

Toll geschrieben, du bist mein Lieblingsautor hier.
Danke :-)

Vielen Dank für das Lob, bei den ganzen tollen Geschichten und Autoren die es hier gibt empfinde ich das als tolle Auszeichnung. :)


Was hat Flori denn jetzt gesehen?!:eek::eek::eek:
abgesehen davon: ich hoffe seine Hose ist jetzt nicht nass geworden. Hat seine Mama eine Windel zum Wechseln dabei?

Was Flori gesehen hat, das seht ihr nach der Werbepause! xD Naja, nicht ganz, aber schon ziemlich bald im nächsten Kapitel natürlich. Eine Wechselwindel hat seine Mama bestimmt im Reisekoffer, immerhin verbringen sie noch einige Tage und Nächte in Paris, so das sie für Florian auf jeden Fall noch einige Pampers eingepackt hat. An diesem Bahnhof macht ein Windelwechsel bei einem so großen Kind aber mit Sicherheit keinen Spaß.


Top, richtig toll geschrieben. Ich habe da so eine Idee, was er dort gesehen hat. Auf jeden Fall ist ihm klar, dass sich das, was er gesehen hat eigentlich niemand vorstellen konnte und es deshalb auch sein kann, dass seine Mutter es erst glaubt, wenn sie es selbst sieht

Danke für dein Lob! Ja, genau. Niemand kann sich vorstellen was Florian an diesem Abend gesehen hat und jeder Erwachsene würde ihm sofort sagen "Das geht gar nicht!" "Das ist viel zu gefährlich!" "Da würde geschossen!" und alles, was der Neunjährige erzählen würde für die Spinnereien eines Kindes halten. Völlig undenkbar, dass vierzig Jahre deutsche Teilung so aus dem nichts, so friedlich, ja gradezu harmlos zu Ende gegangen sind. Es muss eine unglaubliche Zeit gewesen sein!


Oja Filix, mit der ganzen Cola könnte das schon knapp werden mit der Saugleistung. Da werden sicher bald die ersten nassen Flecken auftauchen.
Mensch, warum glauben eigentlich immer alle, dass die Charaktere in meinen Geschichten auslaufen? :D


Klasse Fortsetzung mit viel Liebe zum Detail! Ich hab da so die Vermutung, dass Floris Windel die DDR überdauern wird :D
Puh, ich weiß, die Figuren in meinen Geschichten tragen ihre Windeln meist eher über längere Zeiten und Windelwechsel sind meist etwas auf das mit "Och nööö, jetzt schon?" reagiert wird. Aber fast ein ganzes Jahr lang? ich weiß ja nicht ... :D



Die DDR sicherlich nicht, die gab es da dann noch fast ein Jahr. Aber die intakte Mauer nicht...
Danke, ja, genau! :D
Länger zu halten als die Schlagbäume an den Berliner Grenzübergängen traue ich Floris Windel schon eher zu, knapp ... :D

Wickelbär86
15.12.2024, 15:57
Auch eine schöne Geschichte, die die Atmosphäre im Berlin der späten 80er Jahre gut einfängt, und eine gute Idee, das mal historisch zu verorten (mit gänzlich anderen Windeln, als wir sie heute kennen, und vielleicht auch einem anderen gesellschaftlichen Umgang mit dem Thema Windeln/Bettnässen). Die Szenerie einer Nachtzugfahrt in Kombination mit einer Bettnässer-Windel-Geschichte hat für mich auch einen besonderen Reiz. Wenn Florian sich aber schon auf der Fahrt zum Nachtzug so nass gemacht hat, fürchte ich, muss er aber doch vor den anderen Mitreisenden im Abteil gewickelt werden, erst Recht bei den damals üblichen Pampers (wobei in der Geschichte selbst schon angedeutet ist, dass es zu dieser Nachtzugfahrt gar nicht mehr kommt). Welche Wickel-Situation wird es stattdessen wohl geben? Hat seine Mutter überhaupt Ersatzwindeln dabei (was aber leichtsinnig wäre, wenn dies nicht der Fall wäre), oder muss sie gar in einer Apotheke welche besorgen? Wird es sehr peinlich für Florian? Wer wird davon Wind bekommen? Sehr diskret scheint seine Mutter mit seinem kleinen Problem ja auch nicht gerade umzugehen (vielleicht auch der Zeit geschuldet, wo man vielleicht einfach weniger sensibel und verständnisvoll war als vielleicht heute?). Kommt es vielleicht auch zu einer Begegnung mit einer Familie aus der DDR (deren Kinder übrigens viel früher trocken werden mussten und für die es sicherlich nicht schön war Bettnässer zu sein)?

PS: Ich bin tatsächlich gebürtiger West-Berlin und war zum Zeitpunkt, als die Geschichte spielt, 3 Jahre alt (war also noch legitimerweise ein Wickelkind) - an vieles, was Du so schön beschreibst, kann ich mich zwar nicht direkt erinnern (z.B. Geisterbahnhöfe), kenne es aber auch Erzählungen. Und die U 6 war damals gewissermaßen unsere Haus-U-Bahn:)

nice.smile
20.12.2024, 18:15
Danke für die tolle Geschichte!

Den Satz am Ende fand ich auch wirklich lustig ��

Michaneo
20.12.2024, 18:55
Vielen Dank für die schöne Geschichte! Es ist wunderbar zu sehen, wie Florian und seine Mama in dieser Situation noch enger zusammengewachsen sind. Schade, dass die Geschichte schon zu Ende ist. Und erneut bin ich erstaunt, dass die Windel dieser Herausforderung standgehalten hat. :-)

parkintochter
21.12.2024, 13:01
Sehr schöne Geschichte. Auch wenn es Flori sicher ziemlich peinlich war mit voller Hose dort zu sein, wird er diesen Moment sicher nie vergessen

giaci9
21.12.2024, 17:26
Auch eine schöne Geschichte, die die Atmosphäre im Berlin der späten 80er Jahre gut einfängt, und eine gute Idee, das mal historisch zu verorten (mit gänzlich anderen Windeln, als wir sie heute kennen, und vielleicht auch einem anderen gesellschaftlichen Umgang mit dem Thema Windeln/Bettnässen).
Dieser Gedanke hat sich für mich beim schreiben auch sehr bewährt. Heutzutage würde Florian einfach Drynites tragen und könnte jederzeit aufs Klo gehen, die Geschichte funktioniert so eigentlich nur in der Vergangenheit.



Die Szenerie einer Nachtzugfahrt in Kombination mit einer Bettnässer-Windel-Geschichte hat für mich auch einen besonderen Reiz. Wenn Florian sich aber schon auf der Fahrt zum Nachtzug so nass gemacht hat, fürchte ich, muss er aber doch vor den anderen Mitreisenden im Abteil gewickelt werden, erst Recht bei den damals üblichen Pampers (wobei in der Geschichte selbst schon angedeutet ist, dass es zu dieser Nachtzugfahrt gar nicht mehr kommt). Welche Wickel-Situation wird es stattdessen wohl geben? Hat seine Mutter überhaupt Ersatzwindeln dabei (was aber leichtsinnig wäre, wenn dies nicht der Fall wäre), oder muss sie gar in einer Apotheke welche besorgen? Wird es sehr peinlich für Florian? Wer wird davon Wind bekommen?

Es ist gleichzeitig Nacht und Schlafanzugzeit, aber man steht an einem Bahnhof und wartet auf einen Zug, der einen in ein fremdes Land bringt, im eigenen Abteil gleichzeitig geborgen und spannend, weil vor dem Fenster die halbe Welt vorbeirauscht.
Ja, ich gebe zu, ich habe auch schonmal im Nachtzug ins Bett gemacht (mit 6) ... :rolleyes:
Realistisch muss Florians Mutter Ersatzwindeln dabei haben, denn damals konnte sie sich ja schlecht darauf verlassen, dass sie in Frankreich Windeln finden würde, die Florian passen würden. Welche Wickel-Situation es stattdessen gibt habe ich im dritten Kapitel jetzt ja aufgelöst. Wer hätte es gedacht, es wird gar während der Geschichte gar nicht gewickelt ... :D



Sehr diskret scheint seine Mutter mit seinem kleinen Problem ja auch nicht gerade umzugehen (vielleicht auch der Zeit geschuldet, wo man vielleicht einfach weniger sensibel und verständnisvoll war als vielleicht heute?). Kommt es vielleicht auch zu einer Begegnung mit einer Familie aus der DDR (deren Kinder übrigens viel früher trocken werden mussten und für die es sicherlich nicht schön war Bettnässer zu sein)?

Florians Mutter geht auf jeden Fall eher direkt und unsensibel mit ihrem Sohn um - aber sie scheint sich auch in einer Stresssituation zu befinden. In den Achtzigern ist es sicherlich auch eine andere Situation, Alleinerziehende zu sein als heute. Der Vergleich mit der DDR den du ansprichst ist spannend und die Idee kam mir auch recht früh beim schreiben: "Was würde wohl ein "Ostkind" sagen, wenn es einen Neunjährigen in einer Plastikwindel sehen würde? Wüsste es überhaupt, was das ist?"



PS: Ich bin tatsächlich gebürtiger West-Berlin und war zum Zeitpunkt, als die Geschichte spielt, 3 Jahre alt (war also noch legitimerweise ein Wickelkind) - an vieles, was Du so schön beschreibst, kann ich mich zwar nicht direkt erinnern (z.B. Geisterbahnhöfe), kenne es aber auch Erzählungen. Und die U 6 war damals gewissermaßen unsere Haus-U-Bahn:)
Erstmal möchte ich sagen, dass ich Florian auch als legitimes Wickelkind sehe, er kann doch nichts dafür. :D
Die Vorstellung von Geisterbahnhöfen fand ich hingegen sehr faszinierend, das war eine meiner stärksten Inspirationen, auch wenn es nur ein Nebenbestandteil ist. Bei dieser Geschichte ist sehr viel Recherchezeit dafür draufgegangen, dass die Orte und die Abfolge der Ereignisse historisch korrekt war. Alte Fahrpläne, Bilder und schematische Darstellungen vom Bahnhof Friedrichstraße, die Frage, wie weit man von den Bahnsteigen überhaupt schauen kann und was am 9. November wann passiert ist - da habe ich viel Zeit reingesteckt. Am Ende hat die Geschichte auch davon profitiert, dass ich diesen November zufällig selbst einmal am Bahnhof Friedrichstraße umgestiegen bin und ein paar Minuten dort verbringen konnte. Der Reichstag ist von dort optisch viel näher als ich Aufgrund der Karte gedacht hätte.


Danke für die tolle Geschichte!
Den Satz am Ende fand ich auch wirklich lustig ��

Danke für das Lob! Und zum Ende ... ich auch, wenn ich darüber nachdenke. Aber das spannende ist ja, dass es sich tatsächlich so zugetragen haben könnte und das Mädchen sicherlich spätestens in ein paar Tagen realisiert hätte, dass Florian sie angelogen hat, aber das in dem Moment durchaus hätte glauben können.


Vielen Dank für die schöne Geschichte! Es ist wunderbar zu sehen, wie Florian und seine Mama in dieser Situation noch enger zusammengewachsen sind. Schade, dass die Geschichte schon zu Ende ist. Und erneut bin ich erstaunt, dass die Windel dieser Herausforderung standgehalten hat.
Du hast recht, es ist wirklich schön zu lesen, wie Beide angesichts dieses historischen Ereignisses näher zusammenwachsen und Florians Mutter ihn am Ende sogar tröstet. Natürlich hält die Windel stand! Wieso glauben immer alle, dass die Windeln in meinen Geschichten auslaufen? Vertraut mir! :D
Wobei ich mir gut vorstellen kann, dass nach der "Schlussszene" am Brandenburger Tor die Windel nicht mehr ganz dicht war und im Taxi möglicherweise etwas daneben gegangen ist - aber das hat es nicht in die Geschichte geschafft. :D


Sehr schöne Geschichte. Auch wenn es Flori sicher ziemlich peinlich war mit voller Hose dort zu sein, wird er diesen Moment sicher nie vergessen
Vielen Dank für dein Lob. Das wird ihm auf jeden Fall peinlich gewesen sein! Aber immerhin war es in einem Moment, wo die Aufmerksamkeit aller woanders lag und es nur wenige Personen mitbekommen haben. Also vielleicht doch nicht der schlechteste Zeitpunkt.

Heavy User
21.12.2024, 17:44
Eine kurze Geschichte gefällt mir besser als die endlosen Windelsagas die irgendwann langweilig werden weil sie sich ewig ums gleiche Thema drehen und die dann irgenwann einfach abbrechen.

annie
22.12.2024, 18:49
Hallo Giaci

Eine sehr interessante Geschichte zu einer sher spannenden Zeit. Ich finde die Geschichte sehr gelungen
und auch die Sichtweise von Flori ganz schön den die Details wie einem kleinen Jungen nicht so wirklich interessieren
bis er über die offensichtlichen Tatsachen staunt. Zum Beispiel mit den Leuten auf der Mauer.

Ich denke auch das seine Mama ihm am schluss "erlaubt" in die Windel zu machen ist in der Situation ganz normal.
Ich mein eine solche Menge an Menschen ist für kleine Kids doch nicht ungefährlich und sie wolten es noch in den Zug schaffen,
da darf man eine Nachtwindel schon mal benutzen und das er groß muss hat sie dann in gedränge einfach überhört.

Auf jeden fall fand ich es unterhaltsam eine gute Mischung von historischen Gescehnissen und darin gut verstrickt die Erlebnisse des kleinen Floris.

LG Annie

Saarbaby
22.12.2024, 23:46
Schade, dass diese Geschichte nun abgeschlossen ist. Vielen lieben Dank an den Autor für die Mühe und dafür, dass man nicht auf eine weitere Fortsetzung zu hoffen braucht (nicht !!! Ironisch gemeint).

Ich finde es besser wenn eine Story auch einen Abschluss hat, als wenn sich, vielleicht angekündigte, Fortsetzungen einfach nicht fortsetzen . .

filix
28.12.2024, 23:55
Mega Geschichte! Ich bin erst knapp nach dem Mauerfall geboren und kenne die Bilder und Abläufe nur aus dem Geschichtsunterricht. Fand es also spannend, von diesem historischen Tag zu lesen. Mir hat es auch gefallen wie in der Geschichte die atmosphäre gewechselt hat. Von ruhig und langsam, auf hektisch und schnell.


Die Vorstellung von Geisterbahnhöfen fand ich hingegen sehr faszinierend, das war eine meiner stärksten Inspirationen, auch wenn es nur ein Nebenbestandteil ist. Bei dieser Geschichte ist sehr viel Recherchezeit dafür draufgegangen, dass die Orte und die Abfolge der Ereignisse historisch korrekt war. Alte Fahrpläne, Bilder und schematische Darstellungen vom Bahnhof Friedrichstraße, die Frage, wie weit man von den Bahnsteigen überhaupt schauen kann und was am 9. November wann passiert ist - da habe ich viel Zeit reingesteckt. Am Ende hat die Geschichte auch davon profitiert, dass ich diesen November zufällig selbst einmal am Bahnhof Friedrichstraße umgestiegen bin und ein paar Minuten dort verbringen konnte. Der Reichstag ist von dort optisch viel näher als ich Aufgrund der Karte gedacht hätte.


Was für ein Aufwand, den man der Story aber auch anmerkt! Jetzt wo ich weiß wie akkurat die Zeitabläufe berücksichtigt wurden kann ich das aber noch mehr wertschätzen :)