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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Junge Menschen mit Inkontinenz



Wertui
06.08.2024, 10:46
Hi ich bin Max, ich bin 18 Jahre alt.

Aufgrund einer Nervenschädigung bin ich harninkontinent.

Ich bin auf dieses Forum gegangen um mich mit anderen auszutauschen, die in einer ähnlichen Lage sind. Ich habe die Foren etwas durchgestöbert bin aber auf nahezu keine Beiträge von jugendlichen / jungen Menschen mit Inkontinenz gestoßen.

Ich habe seit 6 Wochen Inkontinenz und habe seither schon einige Hilfsmittel in Verwendung gehabt (Katheter, Einlagen, Vorlagen, Slips und Urinalkondome). Ganz gewöhnt habe ich mich noch nicht an diese Situation, mich würde daher mal interessieren ob es hier junge Menschen gibt, die ebenfalls an Inkontinenz leiden und ihre Erfahrung im Alltag hier teilen könnten. (Natürlich sind auch Tips und Tricks von nicht jungen Betroffenen willkommen :) )

Das sind Dinge die mich beschäftigen und mich eure Erfahrungen dazu sehr interessieren:
? Wie macht ihr das in der Schule (wechseln und generell Hilfsmittel tragen)
? Wissen eure Freunde davon
? Ist es euch manchmal peinlich oder habt ihr euch dran gewöhnt
? Wie macht ihr es bei sportlichen Aktivitäten (Umkleide, Beweglichkeit, Diskretion)
? Was nutzt ihr für Hilfsmittel

Wolfgang
06.08.2024, 18:13
18, hach war das ne schöne zeit...

Wann das "Schicksal" zuschlägt kann man sich nicht aussuchen

Was Erwartest du dir von Beiträgen die ein 1x-Jähriger geschrieben hat? (die gibt es definitiv hier im Forum - allerdings ist die Suche nach Alter oder Geschlecht bewusst unterbunden)
da werden die selben Themen / Probleme usw. besprochen wie bei einem 2x-Jährigen, 3x-Jährigen oder noch älteren...

Ich habe vor kurzem meine 6. Lebensdekade begonnen und trag seit über einem 1/2 Jahrundert Windeln
Ja die Zeiten haben sich geändert, als ich vor über 30 Jahren 18 war gab es noch kein GSM-Netz, dass also jemand mit einen Mobiltelefon anzutreffen war - sehr unwarscheinlich
aber auch wir haben es überlebt :D

Was du hier nicht finden wirst, jegliche Art von Mitleid oder ähnlichem...
aber Tipps, Ratschläge usw. zu jeder Lebenslage bekommst du sobald du eine klar formulierte Anfrage absendest

LG, Wolfgang

EngelNullSieben
06.08.2024, 20:12
Wertui

Nun, ich bin keine 18 mehr, aber hab auch schon zeitig angefangen. Zuerst einmal: heut ist es einfacher.

1. Wie mach ich das in der Schule bzw. generell?

Ich habe immer meinen Rucksack dabei. Da drin sind meine Ersatzwindeln. Je nach Tageslänge zwei bis drei. Die sind auch direkt mit einem Müllbeutel (Hundekotbeutel) überzogen, so dass ich kit jeder frischen Windel auch gleich einen Müllbeutel zur Hand habe. Der Rest ist ganz entspannt. Hatninkontinenz braucht nicht biel Putzerei. Windel runter, neue Windel ran und gut. Man muss nur im Stehen Windel wechseln können. Ist aber schnell gelernt. Zusätzlich hab ich noch den Euro-Schlüssel und kann die Behindertentoiletten benutzen. Da kann man die alten Windeln auch direkt entsorgen.

2. Wissen meine Freunde davon?
Die meisten: Ja. War kein Problem.

3. Ist es euch manchmal peinlich oder habt ihr euch dran gewöhnt.
Ich hab mich dran gewöhnt, es ist mir aber trotzdem noch peinlich. Aus der Erziehung kommt man nicht ganz raus. Aber es wird immer einfacher.

4. Wie mache ich es beim Sport?
Ich trage beim Sport eine Pants. Darüber habe ich boch eine lange Unterhose und da drüber meinen Body. Die Windel aieht also keiner und es scheuert nicht an den Oberschenkeln. Wenn dann noch die Sporthose drüber ist, sieht man garnichts. Beim Sport schwitze ich so stark, dass da sowieso kaum Urin kommt. Das schafft die Pants gut. In der Umkleide erkennt niemand was, trotzdem schaue ich, da allein zu sein. Sollte jemand was sehen: sein Problem.

5. Ich benutze Tena Slip Active Fit Maxi für den Tag und BetterDry bzw Megamax für die Nacht. Beim Sport Tena Pants, auch in maximaler Saugstärke. Meine Krankenkasse übernimmt die Kosten zu 100 Prozent.

Abschließend muss ich dir sagen: Inkontinenz ist manchmal etwas Organisationsarbeit und Reisen sind etwas komplizierter wegen des Gepäcks. Aber alles machbar. Ich hab in den vielen Jahren kein ungewolltes Outing erlebt.

Melanie70
06.08.2024, 20:53
Hallo Max,

ich bin seit meiner Geburt inkontinent und benutze schon immer richtige Windeln und Vorlagen. Hier sind ein paar meiner Erfahrungen und Tipps, die dir vielleicht helfen können:

Ich finde Vorlagen sehr praktisch, da sie sich schnell und unkompliziert wechseln lassen. Ich habe immer eine diskrete Tasche dabei, um meine Wechselhilfsmittel mitzunehmen. Bei mir wussten es meine besten Freunde und natürlich meine Eltern. Ihre Unterstützung hat mir sehr geholfen. Mit 18 wusste es vermutlich auch die ganze Schule, aber das legt sich schnell. Die meisten Menschen akzeptieren es und machen kein großes Thema daraus.

Meine engsten Freunde wussten Bescheid und haben es gut aufgenommen. Es kann eine Erleichterung sein, wenn deine Freunde darüber Bescheid wissen und dich unterstützen.

Anfangs ist es vielleicht peinlich, aber mit der Zeit gewöhnst du dich daran. Wichtig ist, dass du dich selbst akzeptierst. Je mehr du dich daran gewöhnst, desto weniger störend wird es.

In der Umkleidekabine versuche ich diskret zu sein. Enge, diskrete Sportshorts über den Windeln können helfen, alles an Ort und Stelle zu halten und zusätzliche Sicherheit zu bieten. Es gibt spezielle Sporthilfsmittel, die dir mehr Bewegungsfreiheit und Diskretion ermöglichen.

Ich nutze Windeln und Vorlagen, da sie mir den besten Schutz bieten. Vorlagen sind besonders praktisch, weil sie sich schnell wechseln lassen. Eine feste Routine für das Wechseln der Hilfsmittel kann sehr hilfreich sein. Plane Pausen ein, um dich sicherer zu fühlen und Unannehmlichkeiten zu vermeiden.

Deine Situation ist nicht einfach, aber mit der richtigen Unterstützung und den passenden Hilfsmitteln kannst du deinen Alltag gut bewältigen. Es ist toll, dass du dich hier austauschen möchtest. Wenn du noch Fragen hast oder weitere Tipps benötigst, stehe ich gerne zur Verfügung.

Alles Gute und gute Besserung

Wenn du Fragen hast schreib mir einfach.

Werner227
07.08.2024, 06:00
Hallo Max,

ich bin auch über 60 Jahre alt, und inzwischen auf Windeln angewiesen.

- Ich habe immer Windeln zum wechseln im Rucksack dabei, und im stehen kann man es auf jeder Toilette hin bekommen. Plastiktüte zum entsorgen der Windeln dabei haben, denn auf manchen Toiletten gibt es keine großen Mülleimer.

- Auf der Arbeit habe ich mir mit Vorlagen geholfen, da ich dort immer schnell wechseln konnte.

- Enge Boxershorts lassen sich gut über windeln tragen, und sorgen dafür das die Windeln da bleiben wo sie sind.

- Katheter die dauerhaft getragen werden, verursachen häufig Harnwegsinfekte, das fidne ich keine gute Lösung, zumal sich beim sitzen immer noch mal ein paar Tropfen Urin am Katheter vorbei quetschen. Ausserdem hat immer einen Beutel am Bein hängen, und mit kurzen Hosen nicht so toll.

- Auf Reisen muß man sich vorher schlau machen ob man Windeln am Urlaubsort bekommt, oder muss für die Zeit von zu Hause entspechendes Material mitnehmen. Bei Bahnreisen ist es im ICE in der Regel kein Problem Windeln zu wechseln, bei längeren Fahrten mit Regionalzügen mache ich es meistens auf den grossen Bahnhöfen, die meistens noch eine Toilettenanlage haben. In den Regionalzügen sind gerne mal die Toiletten defekt, also entsprechende Umsteigezeit einplanen.

- Meine Freunde wissen davon, und es ist abolut kein Problem.

- Einfach kein großes Geheimnis daraus machen, und Du wirst sehen wie wenig Leute Dich ernsthaft darauf ansprechen. Hosen kaufe ich immer eine Nr. größer, so sind die Windeln gut zu unter normaler Kleidung zu kaschieren.

- Nein, mir ist es nicht peinlich, es ist eine Krankheit die viele haben.

- Hilfsmittel: Windeln, Windelbodys gibt es auch in Uni-Farben, Boxershorts.

Solltest Du noch Fragen haben, kannst Du mich gerne anschreiben.

Matzebaby
07.08.2024, 06:57
Bin auch keine 18 mehr, aber schon sehr lange auf Windeln angewiesen, seit Kindheit an machts immer mit Windel,und seit 2009 auch an Tag wegen Harninkontinenz.
Wenn Du immer einen Rucksack dabei hast mit Ersatz Windel Feuchttücher und Beutel zum entsorgen der gebrauchten Windel ist das kein großes Ding.
Hundekost Beutel benutze ich auch zum entsorgen.
Wechseln geht mittlerweile recht schnell und im stehen egal wo ich bin auf Toilette oder eben auch mal draußen wenn nötig wo es keiner siehst.
Bei mir wissen es meine Eltern Arbeitskollegen und gute Freunde und keiner macht sich darüber lustig und es wird akzeptiert,da es eine Krankheit ist und, das kann jedem treffen.
Bei Sport oder im Schwimmbad am Meer trage ich eine Sporthose Badehose über der Windel und so ist es kein Problem auch wenn es jemand bemerken sollte.

Auch beim umziehen in der umkleide mache ich mir keine großen Gedanken mehr wenn jemand was sieht, erkläre ich es das die Windel nötig ist,und gut ist.
Also ganz entspannt umgehen damit,du brauchst es ja und es ist ein Hilfsmittel wie andere auch.
Alles Gute und wenn du Fragen hast darfst du gerne fragen
Liebe Grüße Matze

Kai 1987
07.08.2024, 07:28
Jo 18 das waren noch zeiten....

Inko kenne ich auch schon lange, Harn und Stuhlinko (In unterscchiedlicher intensität, wurde später schlimmer) seit meinem Autounfall 1995 mit Hirnschaden. In der Schule kann das teillweise schon ein spießrutenlauf sein je nachdem wie du in der Klassengemeinschaft dastehst. Regeelschule war so relatiev tricky, aber als ich meine Ausbildung machte konnte ich damit anders umgehen. Auch ich muss zugeben, das die Selbstakzeptanz bei Inko schon schwierig sein kann. Bin nun 36 und komme ziemlich gut damit klar, was nicht heisst das es tage gibt an denen es mich echt nervt.
Wertui
Lass den Kopf nicht hängen, auch ein Leben mit Windeln kann scchön sein.

Pimpernuckel
07.08.2024, 07:41
Ich kann's bloß aus abstrakter Perspektive sehen, weil ich natürlich auch ein paar Tage älter bin. Da meine Mutter Lehrerin ist und ich somit von Lehrern aus ihrem Freundeskreis umgeben bin, vielleicht ein paar Gedanken dazu. In der Regel steht dir in der Schule ein geeigneter Raum zu, in dem du deine Versorgung wechseln kannst. Leider kann das aber eben auch eine umfunktionierte Besenkammer am anderen Ende des Gebäudes sein und nicht zwingend eine schicke moderne behindertengerechte Toilette vor deinem Klassenzimmer. Dort solltest du dann auch deine Versorgung verwahren können. Ansonsten mal einen größeren Schrank/ zweiten Schrank beantragen. Ich würde mal mit dem Inklusionsberater der Schule reden oder dem Schulamt. Irgendjemand muss dafür zuständig sein. Das wäre dann auch der offizielle Weg, im Lehrerkollegium deinen Status bekannt zu machen, denn sowas muss in der Schulakte vermerkt werden und steht dann auch im Klassenbuch. Wenn sich aus deiner Inko Nachteile ergeben, weil du z.B. länger brauchst um dich umzuziehen oder eben 10 Minuten Pause nicht reichen, um sich frisch zu wickeln, steht dir dafür dann auch extra Zeit zu und die Lehrer müssen das berücksichtigen. Auf persönlicher Ebene würde ich einfach offen damit umgehen. Ewig verstecken kann man sowas nicht. Den/ die Klassenlehrer*in informieren, einen besten Kumpel in der Klasse haben, der dir den Rücken freihält und dir auch bei „Unfällen“ helfen kann. Eventuell auch einfach mal 'ne Viertelstunde vor der ganzen Klasse das Problem erläutern. Natürlich wird es immer irgendwelche Trolle geben, die sich dann lustig machen, aber das lässt sich nicht ändern und man sollte da keine Angst haben.

Pi

Thunderbird
07.08.2024, 08:10
Es ist schon einiges geschrieben worden. Ich denke das Wichtigste überhaupt ist, es anzunehmen und sich so zu akzeptieren. Da unterscheidet sich denke ne Neigung und eine Inkontinenz nicht. Nur wer selbst dazu steht, kann negative Einflüsse standhalten ohne sich schlechter oder zurückgesetzt zu fühlen. Es gibt denke andere Beeinträchtigungen, die schwierigere Probleme und Anstrengungen bedeuten wie ne Inko. Ja aber es ist leider sehr tabuisiert, gegenüber das wer zb im Rollstuhl sitzt. Der hat ständig problrme icht immer überall hin zu kommen ohne Hilfe. Das schränkt das Leben denke noch mehr ein. Ein lockerer Umgang hilft denke ich sehr. Das gelingt aber nur, wenn man sich so wie man ist, akzeptiert. Nur so kann man lernen gelassener und offener damit umzugehen. Alles Andere ergibt sich dann von selbst. Man entwickelt dann ein Gefühl, wie weit ich mich öffentlich wem auch immer dann es erkläre und wann es keinen angeht.

LG
Jörg

Kurt
07.08.2024, 09:30
Hallo Max,

Du solltest dich in deinen jungen Jahren nicht mit der Inkontinenz abfinden. Würde mich an Deiner Stelle bei verschiedenen
Spezialisten vorstellen, da sollte bestimmt noch etwas machbar sein.

Mich hat die Inkontinenz nach einer Prostataektomie erst in einem glücklicherweise etwas gesetzteren Alter erreicht.
Versuche heute, mich bestmöglich mit dieser Situation zu arrangieren. In jungen Jahren hätte ich das vermutlich kaum
verkraftet. Trotzdem Kopf hoch!