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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Befund des Urologen: Blasenvolumen stark verkleinert und eine antrainierte Inkontinen



fabu
01.02.2023, 18:34
Am Montag war ich zum zweiten Mal beim Urologen, um seinen Befund zu besprechen.

Ich beschloss, mich untersuchen zu lassen, nachdem ich einem befreundeten Allgemeinmediziner erzählt hatte, dass ich seit einigen Monaten meinen Urin nicht mehr halten kann. Deiser Bekannte weiss, dass wir DL sind und dass wir Windeln tragen. Ich habe ihm ganz offen gesagt, dass ich seit 6 Jahren freiwillig 24/7 Windeln trage. Lange Zeit konnte ich den Urin trotzdem gut einbehalten. Jetzt tropft es aber ab einem gewissen Blasendruck einfach. Ich kann es nicht mehr verhindern. Unser Bekannte meinte, dass es eine Ermüdung der Muskeln durch (Ab-)Gewöhnung sein könnte. Zuwenig Training. Aber ich sollte mich von einem Urologen untersuchen lassen, um auszuschliessen, dass nicht etwas anderes, gefährlicheres dahintersteckt.

Also ging ich zum Urologen und liess mich untersuchen. Ich habe mit dem Urologen sehr offen darüber gesprochen, wie es zu diesen Tropfen gekommen ist. Ich habe offen über unsere besonderen Vorlieben gesprochen.

Nach allen Untersuchungen und Tests kam der Facharzt zumm Ergebnis, dass mein Blasenvolumen "stark verkleinert" sei und ich eine "antrainierte Blasenschwäche" (Inkontinenz) entwickelt hätte. Als Ursache attestierte er mir psychische Gründe. Wörtlich steht im Befund: "Ursache: Autonepiophilie". Es wurden keine anderen physische Krankheiten gefunden, worüber ich natürlich sehr froh bin. Laut dem Urologen wird die Erschlaffung der Muskeln noch weiter zunehmen, wenn ich sie weiterhin nicht trainiere. Noch stärkeres Tropfen also.

Weiter sagte der Urologe: "Wenn Sie die Ursachen - ich meine Ihre 'Autonepiophilie' - angehen wollen, kann ich Sie an einen Psychologen überweisen. Ein Rezept für Inkontinenzprodukte müsste von einem Psychiater ausgestellt werden. Für psychische Probleme bin ich nicht zuständig. Ihre Harnwege sind so weit gesund. Die Blase zu trainieren, wäre das geringste Probleme, und dabei könnte ich Ihnen helfen. Aber so wie ich Sie verstanden habe, sind Sie dazu nicht bereit. Deshalb kann ich nichts weiter für Sie tun, als Ihnen weiterhin eine gute körperliche Gesundheit zu wünschen. Ich wünsche ihnen einen schönen Abend."
Und das war's.

Rezept habe ich keines erhalten, sondern nur einen ausführlichen schriftlichen Befund.

Ich trage gerne Windeln und ich mag es, zu nuckeln. Ich bin süchtig nach beidem. Aber ich sehe mich nicht wirklich als AB. Ich mag keine Rollenspiele, Babyklamotten reizen mich nicht im Geringsten und ich fühle nie wie ein Kind. Ich will mich auch nicht wie ein Kind fühlen. Ich bin mir also nicht sicher, ob die Diagnose 'Autonepiophilie' des Urologen wirklich auf mich zutrifft? Wahrscheinlich ist eine Teilmenge davon wirklich zutreffend? Da kenne ich mich zu wenig aus.

Ich habe gestern meinem Arbeitgeber offiziell mitgeteilt, dass ich an Inkontinenz leide. Die nette Frau im HR meinte nur: "Da bist du nicht der Einzige!" :)

Das Folgende werden einige wahrscheinlich nicht verstehen oder missverstehen wollen. Bitte, unterlasst eure unpassenden Bemerkungen und Belehrungen! Ich urteile auch nicht so oberflächlich über euch.
Nach 6 Jahren 24/7 kenne ich alle Vor- und Nachteile. Ich bin DL und nun auch selbstgewählt inko. geworden. Es ist und bleibt ein Fetisch von mir. Beides. Wieso darf man als DL nicht inko. sein? Wieso darf man als inko. seine Windeln nicht mögen? Das musst du nicht verstehen, wenn du nicht willst oder kannst. Aber bleibe bitte respektvoll.
Sachliche und passende Beiträge, Fragen, Antworten und Gedanken sind sehr willkommen!

Dass die Ursache meiner Inko. psychisch und nicht physisch sein soll, überrascht mich nicht im Geringsten. Dem kann ich nicht widersprechen, denn ich bin mir dessen schon seit langem bewusst. Ich kenne die psychologische Ursache sehr genau, warum ich diese Vorlieben entwickelt habe. Ich war in Psychotherapie und habe das längst alles aufgearbeitet. Jetzt bin ich eben offiziell inko. und das habe ich mir gewünscht. Ich lebe aus freien Stücken so. Ich habe mich bewusst dafür entschieden und brauche deshalb kein Mitleid.

Etwas plakativ und absichtlich sehr zugespitzt könnte ich von mir sagen:
Manche spritzen sich Heroin oder kaufen viel zu teure Autos und ich trage eben freiwillig Windeln/bin inko. geworden.
Letztlich ist es so entlarvend einfach.
So what.
Ich schäme mich nicht dafür.

Es ging mir - bei dieser Untersuchung beim Urologen - nie darum, ein Rezept für Windeln zu bekommen. Ich denke, es wäre falsch, wenn ich die Allgemeinheit/Krankenkasse mit meinem Fetisch belasten würde. Ich verdiene genug, um mir diesen "Luxus" leisten zu können. Bei meinem Freund ist das etwas anderes. Seine Inko. wurde durch die Folgen einer schweren Krankheit verursacht.

Die Tatsache, dass mir ein Arzt in seinem Befund schwarz auf weiss eine Inkontinenz bescheinigt hat, ist für mich schon von einer gewissen Bedeutung. Nämlich in dem Sinne, dass ich in diesem Punkt nun meinem Freund gleich (oder noch ähnlicher) bin, der nur noch einen sehr kleinen Rest seiner Blase hat und seit seiner Kindheit stark inko. ist. Da ich auch unkontrolliert tropfe, kann ich ihm jetzt manchmal besser nachfühlen. Zum Beispiel, wenn ich Einlagen brauche, um beim Sport nicht zu tropfen. Oder, wenn ich auslaufe, weil ich mich nicht wechseln und auch nicht mehr einhalten kann. Das schweisst uns irgendwie noch mehr zusammen. Nicht, dass unsere Beziehung davon abhängt. Aber Windeln, Schnuller und Inko. sind trotzdem ein wichtiger Teil unserer gemeinsamen Interessen. Natürlich gibt es noch viel mehr gemeinsame Interessen, die uns verbinden.

Mein Freund hat keine Möglichkeit, seine Inko wieder abzutrainieren. Das ist es, was uns weiterhin unterscheiden wird. Dieser Unterscheid spielt aber in unserem jetzigen Alltag praktisch gar keine Rolle. Wir können beide nicht einbehalten und tropfen unkontrolliert.

Mick
02.02.2023, 02:49
Ein sehr interessanter, offener und ehrlicher Bericht!
Vielen Dank dafür und euch beiden weiterhin alles Gute und immer genug Windeln im Schrank!! :-)

ono
02.02.2023, 05:47
Hallo, finde Deinen Bericht gut, wichtig für Euch ist doch das Eigen- Reflektieren, bestärkt auch eine Beziehung!
Danke, finde es schön uns daran teil haben zu dürfen.

windelgulp
02.02.2023, 06:18
Danke für deinen offenen Bericht.
Ich kann mir deinen Werdegang in die Windel gut vorstellen.
Habe noch eine Frage an dich?
Wie ist es in der Nacht bei dir,merkst du noch wenn es in die Windel geht,oder passiert es einfach im Schlaf?
Wie ist es zb.beim niessen,husten,oder wenn du was schweres hebst?

Gruß aus Wien gulp

tanja1
02.02.2023, 07:34
Hi Fabu
Danke für deinen offenen, sehr interessanten Bericht. Ich kann nicht ganz nachvollziehen, was man da missverstehen könnte. Du beschreibst deine Situation recht authentisch. Ja, auch ich trage Windeln und mag meinen Schnuller ohne dass ich ein AB bin. Auch ich bin inzwischen inkontinent, wenn auch Einlagen reichen würden. Trotzdem trage ich während der Arbeit (sicherheitshalber und aus Bequemlichkeit) Windeln zum Kleben, was für mich so stimmt. Ich habe eine Reizblase wodurch ich immer wieder Tropfen verliere und ständig unter einem Blasendruck "leide". Ja, mein Urologe sagte, dass ich an einer Reizblase leide. Gut, dachte ich mir, grad leiden ist vielleicht etwas stark ausgedrückt.
Dir und deinem Freund wünsche ich weiterhin alles Gute.
Grüsschen Tanja

Werner227
02.02.2023, 08:49
"Autonepiophilie" laut Wikipedia auch als adultes Babysyndrom bezeichnet. Ich wusste gar nicht das es inzwischen einen Fachbegriff dafür gibt. De Begriff ist mir in den langen Berufsjahren im med. Bereich nicht begegnet.

Da im letzten Jahr krankheitsbedingt mehr zu Hause war, war ich deutlich mehr gewindelt. Ich merke inzwischen auch, das ich öfters gehen muß, wenn ich ungewindelt bin.

Hut ab vor Deinem offenem Bericht.

Werner

s-fix-boy
02.02.2023, 13:22
Sehr interessant zu lesen! Ich bin immer wieder erstaunt, wie vielschichtig das Thema Inkontinenz ist.

Ich habe genau das Gegenteil erlebt. Aber ich bin anders. Das ist ja nichts Neues ;)

Ich war bis 21 inkontinent und dann hat mein Gehirn gelernt, mir zuverlässig den Füllungszustand meiner Blase und des Enddarmes zu melden. Mit 22 habe ich mich getraut, auf die Windeln zu verzichten und seitdem bin ich trocken.

Da ich mich nachts fixieren muss, um gut zu schlafen, kann ich nicht einfach auf die Toilette gehen. Deshalb trage ich seit 3 Jahren immer eine Nachtwindel. Derzeit erlebe ich es immer öfter, dass ich morgens aufwache und die Windel nass ist, ohne dass ich nachts aufgewacht wäre. Anscheinend bin ich wieder zum Bettnässer geworden.

Wie reagieren deine Verwandten und Freunde auf die Tatsache, dass du quasi "selbstverschuldet" inkontinent geworden bist?
("Selbstverschuldet" ist nicht abwertend gemeint. An den psychischen Ursachen dist du schliesslich kaum selbst "schuld." Aber für manche andere mag es wie "selbstverschuldet" wirken.)

fabu
02.02.2023, 18:00
Vielen Dank für die vielen netteren Reaktionen!


Wie ist es zb.beim niessen,husten,oder wenn du was schweres hebst?

Wie soll ich das nur erklären? Mir bemerke grade, dass es mir nicht leicht fällt, es in verständliche Worte zu fassen, was in meiner Blase vor sich geht. Und schon gar nicht in Hochdeutsch. In Schweizerdeutsch wäre dies irgendwie viel einfacher für mich. Ich werde es trotzdem mal versuchen:

Ich spüre jedes Mal, wie der Druck in meiner Blase zunimmt und ich spüre jeweils deutlich auch, wie es ab einem bestimmten Punkt zu laufen beginnt. Wenn ich krampfhaft versuche einzubehalten, dauert es ein paar Minuten länger, bis ich anfange zu tropfen. Ich kann es immer nur noch einige Minuten hinauszögern. Jedoch nur eine tiefe einstellige Zahl von Minuten. Aber ab einem bestimmten Blasendruck kann ich mich anstrengen wie ich will, ich kann es nicht mehr kontrollieren. Und wenn es einmal läuft, kann ich den Urinfluss auch nicht wieder stoppen oder unterbrechen. Es fühlt sich so an als, dass der gesamte Blaseninhalt einfach langsam aus mir herausläuft. Normalerweise entspanne ich mich und lasse es geschehen. Ich mag dieses Gefühl, dieses Kontrollverlusts.

Niesen, Husten, bestimmte Bewegungen, Anstrengungen, starke Emotionen oder Erschrecken führen dazu, dass der Punkt an dem es zu laufen beginnt viel früher eintritt. Manchmal sogar schwallartig, statt dem langsamen auslaufen.

Jahrelang habe ich versucht, mich zu entspannen und es geschehen zu lassen. Bevor ich wirklich undicht wurde, war es aber ab und zu sehr nützlich, einzubehalten und so das Wechseln der Windel noch eine halbe Stunde hinauszuzögern. Jetzt geht das wirklich gar nicht mehr. No way. Wie mein Freund schon immer, muss ich jetzt die Wickelmöglichkeiten viel genauer vorausplanen. Wenn ich gemeinsam mit "Päsci" (Pascal, mein Freund) unterwegs bin, ist das ganz einfach, weil wir oft nahezu gleichzeitig die Windeln voll haben. Aber wenn ich allein unterwegs bin, sind meine Windeln deswegen schon mehrmals ausgelaufen. Ich habe mich noch nicht ganz daran gewöhnt, entsprechend zu planen und überschätze manchmal immer noch das Fassungsvermögen meiner Windeln. Und das nach über 12 Jahren Erfahrung. Die verdammte Macht der Gewohnheit!

Oft passiert mir das glücklicherweise nicht. Aber ich bin immer noch deutlich unvorsichtiger in diesem Punkt als es Päsci ist. Und ich bin jeweils froh, (nicht schadenfroh) wenn auch mein Freund mal seine Windel überläuft. Auch ihm passiert das seltenerweis einmal. Für Päsci ist es immer besonders schlimm, wenn seine Windel überläuft, während er mit Kunden in direkten Kontakt ist. Deshalb war er auch schon am Boden zerstört. Mein Freund arbeitet als Hotelmanger in einem noblen 5-Sterne-Haus. Wir wohnen in der grosszügigen Direktorwohnung unter dem Dach des Hotels. Zum Glück hat Päsci für seine Inko. Rückendeckung von seinem Arbeitgeber.

Erst letzten Samstag ist es mir wieder einmal passiert, während ich mich in einer Weinhandlung in der Innenstadt beraten liess. Plötzlich lief es an meinem linken Bein herunter und kurz darauf auch auf der anderen Seite. Ich konnte es nicht verbergen. Alle haben's gesehen. Ich hatte keine Ersatzwindel dabei. Im unseren Autos haben wir immer eine Box mit frischen Windeln, Trockentücher und Ersatzschnullern. Quasi ein Notfallset. Aber mein Auto stand in einem Parkhaus, 10min Fussmarsch durch die Fussgängerzone entfernt. Aber der Weinhändler hatte super reagiert und mir sofort die nicht öffentliche Toilette im Shop angeboten. Was aber natürlich auch nur bedingt half, nachdem schon alles nass geworden war. Danach entwickelte sich ein interessantes Gespräch über meine Inko. und seine chronische Krankheit. War alles superpeinlich und ich merkte wieder einmal, dass ich im Vergleich zu meinem Päsci immer noch ein Anfänger bin. Am Abend bei einem Glas Wein lachte Päsci mich aus, als ich ihm erzählte, wie peinlich der Kauf jenes edlen Tropfens ablief.

Sorry, ich komme vom Thema ab.


Habe noch eine Frage an dich?
Wie ist es in der Nacht bei dir,merkst du noch wenn es in die Windel geht,oder passiert es einfach im Schlaf?

Oft liest man hier im Forum und auf vielen anderen DL-Seiten, dass, wenn man sich bewusst die Inkontinenz antrainiert, das Schwierigste sei, nachts nichtmehr aufzuwachen, wenn man einnässt. Bei mir war es aber so, dass das Einnässen im Schlaf schon etwa zwei Jahre vor dem Tag begann, an dem ich merkte, dass ich auch tagsüber nicht mehr dicht bin. Die Windel war/ist jeden Morgen gut durchnässt, ohne dass ich jemals bewusst aufgewacht wäre. Allerdings habe ich mir meine Inkontinenz nicht bewusst antrainiert. Ich habe es lediglich billigend in Kauf genommen. Aber letztlich spielt es wohl keine Rolle ob man es sich bewusst oder unbewusste Antrainieren.


Ich kann nicht ganz nachvollziehen, was man da missverstehen könnte.
Dann lese einmal hier und die Antworten dazu (https://www.wb-community.com/showthread.php?58014-Ab-wann-beginnt-Inkontinenz-Bettn%E4ssen&p=861252&viewfull=1#post861252).
Jeder sollte seine Meinung vertreten dürfen und seine Gedanken weitergeben dürfen. Ein Teil der Inko.-Fraktion, zu der ich nun auch gehöre, reagiert leider sehr gereizt und respektlos auf DL-Themen oder Beiträge, die beides in einen direkten Zusammenhang bringen. Deshalb diese Warnung in meinem Beitrag von gestern. Und deshalb hatte ich auch etwas weiter ausgeholt.


("Selbstverschuldet" ist nicht abwertend gemeint. An den psychischen Ursachen dist du schliesslich kaum selbst "schuld." Aber für manche andere mag es wie "selbstverschuldet" wirken.)

Die psychischen Ursachen habe ich aufgearbeitet und ich werde nicht länger von diesen schweren psychischen Traumata fremdbestimmt. Ich habe mich mit dem, was damals geschah, versöhnt und mich innerlich davon befreit.

Jedes psychischen Traumata verändert einem nachhaltig. Immer positiv und leider immer auch negativ. Die nach diesem Ereignis in meiner Jugend aufgebauten Schutz- oder Kompensationsmechanismen sind nicht alle schlecht. Mich hat das alles viel resilienter, aber auch feinfühliger gemacht. Mein Psychologe sagte immer: Bekämpfe die schlechten Auswirkungen und behalte die guten. Weil ich seit Jahren in einer seht stabilen und tiefen Beziehung mit einem Freund lebe der schwer inko. ist, habe ich beschlossen, dass mein Windel-, Inko.- und Schuller-Fetisch einer der "guten" Kompensationsmechanismen ist, die ich nicht aufgeben möchte.
(In einer PN kann ich gerne von diesem einschneidenden Vorfall in meiner Jugend berichten. Mehr möchte ich nicht öffentlich dazu schreiben, weil es eine sehr heikle rechtliche Seite daran gibt.)

Ich habe mich bewusst entscheiden, diesen 24/7-Windel-Weg konsequent zu gehen. Nicht nur wegen Päsci, sondern auch weil es mir selbst hilft, nicht in andere zerstörerische Süchte zu geraten. Zusammen mit Päsci war es natürlich sehr einfach für mich konsequent 24/7 in Windeln zu leben. Ich habe nie bewusst auf meine Inko. hingearbeitet. Aber mir war mir immer bewusst, dass sie eine der Folgen sein kann. Und schon vor diesem bewussten Entscheid wünschte ich mir oft tatsächlich auf Windeln angewiesen zu sein.

Ich habe mich damals sehr bewusst entscheiden, den 24/7-Windel-Weg einzuschlagen. Deshalb ist "selbstverschuldet" nicht falsch oder gar abwertend.


Wie reagieren deine Verwandten und Freunde auf die Tatsache, dass du quasi "selbstverschuldet" inkontinent geworden bist?
Das ist ein sehr weites Feld: Von totalem Ignorieren über Sensationslust und ehrlichem Interesse bis hin zu sehr abschätzeigen Bemerkungen. Vor allem in unserer Verwandtschaft gibt es wirklich alles. Unsere Freunde gehen natürlich respektvoll damit um und die meisten verstehen uns auch wirklich, sonst wären sie nicht lange unsere Freunde.

Inzwischen wissen alle in meinem Umfeld, die es wissen wollen, dass ich Windeln trage. Natürlich haben auch nicht alle denselben Wissenstand. Lange nicht alle sind fähig meine Motive zu abstrahieren, sondern sehen einfach nur die Windeln. Manchmal ist es besser die Leute in ihrem Glauben zu lassen als alles zu erklären.

Die einen denken ich würde es nur aus Solidarität mit Päsci tun. Andere wissen, dass wir beide DL sind und dass es ein Fetisch ist. Wieder andere denken schon seit vielen Jahren ich sei inko. und würde nur deshalb Windeln tragen. Es gibt auch jene homophoben Verwandten, die uns ernsthaft für pädophil halten und sogar die Nerven haben uns das offen ins Gesicht zu sagen. Da musste ich mich auch schon sehr beherrschen.

Es gibt aber auch jene mit denen ich ganz offen darüber spreche, dass ich "selbstverschuldet" inko. geworden bin. Meine Mutter, mein Bruder, meine Schwägerin und unser engerer Freundeskreis kennen die ganze Wahrheit. Auch einige wenige Verwandte von Pascal sind eingeweiht. Von diesem Kreis erlebe ich heute ausschliesslich Verständnis und noch viel mehr Respekt. Dieser Kreis weiss auch, was damals alles gesehen ist, und versteht es deshalb.

EngelNullSieben
02.02.2023, 19:45
fabu

Erst einmal Herzlichen Glückwunsch zu deinem persönlichen Erfolg.

"Autonepiophilie" ist eine Krankheit. Und auch wenn das mancher nicht wahrhaben will, ist es eine Art Inkontinenz, die die Verordnung von passenden Hilfsmitteln erlaubt. Rein äußerlich mag zwar der Eindruck entstehen, dass die Betroffenen Kontrolle über ihre Ausscheidungen haben, aber "sich wohlfühlen" bzw. keinen Leidensdruck haben, ist auch eine Art Krankheit. Und ohne Windeln haben Betroffene eben Leidensdruck und darüber definiert sich eine Krankheit.

Ich jedenfalls wünsche dir gute Erfahrungen mit weiteren Ärzten und dass du weiterhin so offen über deine "Krankheit" reden kannst. Ich habe mich sehr über deinen Beitrag gefreut.

kigaki
02.02.2023, 20:06
Ich weiß nicht, ob ich es als Krankheit bezeichnen würde. Mir ist bekannt, dass es wie andere Fetische weiterhin als solche gilt.
Aber (ohne jetzt zu nahe treten zu wollen)
Hat fabu nicht dennoch selbst die Entscheidung getroffen, es zur Inkontinenz kommen zu lassen?
Der Arzt hat ja letztendlich auch von einer antrainierten Inkontinenz gesprochen. Dass der Fetisch der Grund dafür ist, ist klar. Aber ich würde jetzt nicht behaupten, dass man durch Autonepiophilie jede Kontrolle über sein Handeln und die Entscheidungsfreiheit abgibt.
Ich denke nicht, dass man Autonepiophilie deshalb mir Inkontinenz vergleichen und die Verschreibung von Windeln damit rechtfertigen kann.

Wie gesagt, ich meine das nicht boshaft, will aber dennoch die Fragen aufrufen

Baby.Boy
02.02.2023, 20:52
Hoffentlich werde ich jetzt nicht missverstanden. Solange man niemandem zur Last fällt oder schadet, kann und soll ja jeder machen, was ihm gut tut.

Ich sehe da auch keine wirkliche "Krankheit". Es ist halt wie bei Leuten, die nie Sport machen zu viel Essen und dann nach Treppenstufen keine Luft mehr kriegen. Was man nicht vom Körper einfordert, das braucht er halt nicht mehr und baut die Muskeln und die motorischen/koordinativen Fähigkeiten dazu ab. Das bringt zwar Nachteile mit sich, aber die sind ja hausgemacht und lassen sich mit ein bisschen Motivation ja auch wieder ändern. Nicht meine Welt, aber wem Spaß macht, okay.

Wenn man "süchtig" nach einem Schnuller oder einer Windel ist, würde ich das aber schon als behandlungsbedürftig sehen. In der Regel sind starke Abhängigkeiten nicht gerade gesund und machen einen auch nicht glücklicher.

Oskar
03.02.2023, 01:52
Hallo,

toller Bericht, danke für den Einblick.

Etwas will ich aber doch bemerken: Mir kommt nämlich das Verhalten des Urologen ziemlich unprofessionell vor. Seine Aufgabe wäre die Klärung einer körperlichen Ursache gewesen und maximal die Frage, sofern Du irgendetwas in diese Richtung angedeutet haben solltest, ob damit ein Leidensdruck verbunden ist und wenn Du das bejahst oder sonst wie einen Eindruck in diese Richtung machst, dir den Hiwneis zu geben, dass das nicht in seiner Expertise liegt, sondern Du dann andernorts eine Psychotherapie ersuchen könntest.

"Autonepiophilie" ist ansonsten meines Wissens keine Diagnose, sondern ein Wikipedia-Begriff, den er sich vermutlich zusammen gegoogelt und genommen hat, weil er so schön medizinisch klingt. Auch Ärzte haben nicht das Recht, einfach alles mögliche als Krankheit zu beschreiben. Wenn das in seinem Kompetenzbereich gelegen hätte, Du deswegen zu ihm gekommen wärst und Du damit einen Leidensdruck verbunden hättest, hätte die ICD dafür Schlüssel gehabt, der Fachbegriff wäre hier Paraphilie gewesen. Entscheidend ist aber eben der Leidensdruck.

"ICD", das ist eine international anerkannte Klassifikation von Krankheiten. In der schon vorläufig auch im deutschsprachigen Raum gültigen Neuauflage (ICD-11) wird der Fokus auf den Leidensdruck explizit: "die Person ist durch die Art des Erregungsmusters stark beeinträchtigt und die Beeinträchtigung ist nicht einfach eine Folge der Ablehnung oder der befürchteten Ablehnung des Erregungsmusters durch andere" (https://icd.who.int/browse11/l-m/en#/http%3A%2F%2Fid.who.int%2Ficd%2Fentity%2F2055403635, Übersetzung nach: https://www.amboss.com/de/wissen/St%C3%B6rungen_der_Sexualpr%C3%A4ferenz/).

Erst dann kann eine Sexualstörung diagnostizieren werden. Fetische sind insofern auch keine Krankheit. (Es gibt natürlich Ausnahmen für Sexualitätsausprägungen, die andere gefährden.) Eine Diagnose nach ICD ist in in Deutschland in aller Regel Voraussetzung für die Übernahme von Behandlungskosten durch die Krankenkasse (und ich glaube, in der Schweiz ist es ähnlich). Diese Klassifikation stellt insofern also auch eine Art gesellschaftliche Übereinkunft dar, was behandlungsbedürftig ist und was nicht. Und dazu gehört (vermeintliche) sexuelle Abweichung halt einfach nicht.

Offenbar lief es ja für dich ganz gut. Du scheinst aber auch sehr gestärkt durch deine Vorgeschichte in das Thema hineingegangen zu sein, anderen wären davon vermutlich verunsichert worden: Dass das, was ihnen Spaß macht oder gar (wie es bei dir der Fall zu sein scheint) irgendwie zum Selbstbild gehört, eine Krankheit sein soll?

Dass körperlich alles mit dir in Ordnung ist, stimmt ja schließlich auch nicht, sondern es liegt eine offenbar erworbene, antrainierte Art von Inkontinenz vor. Dass die Gründe nun nicht unwillkürlich sind, dass etwa irgendein Muskel nicht funktioniert, sondern Du es dir antrainiert hast: Naja, und? Es bleibt ja körperlich. Darauf hätte sich der werte Herr Arzt lieber beschränken sollen. Da liegt (hoffentlich) seine Expertise.

Bei der Diagnose von sexuellen Störungen, muss man sehr, sehr vorsichtig sein. Die klinische Psychologie hat hier eine total unrühmliche Geschichte, die dadurch geprägt ist, dass sie gesellschaftliche Werturteile verdoppelt und autoritär als Krankheitsbilder übersetzt hat. Davon ist sie heute längst nicht frei. Zu tief ist die Disziplin mit seltsamen Vorstellungen von Normalität verbandelt, zu wenig auf Individualität und Autonomie orientiert, praktisch zu sehr mit Moral und Kontrolle verbunden. Aber man befindet sich da zumindest (wovon die ICD-11 Ausdruck ist) auf dem Weg.

All das muss ein Urologe nicht wissen (als gute Ärztin würde es aber auch nicht schaden). Und genau deswegen hätte er sich zurückhalten sollen.

Malustraner
03.02.2023, 09:23
Also ich finds auch spannend und mutig, das alles so zu präsentieren, aber ich bin ganz ehrlich.
Nie und nimmer hätte ich es zugelassen, dass ein Arzt so intime Informationen von mir über sexuelle Neigungen bekommt.
Was geht es den Urologen an, ob ich gerne Windeln trage? Im Prinzip weiß man doch wozu das 24/7 tragen führen kann.
Da hätte ich nur organisch alles abklären lassen und aufgezeigt, was mein Problem ist. Wenn er dann sagt, dass alles OK ist und man es trainieren könne, kann man immer noch sagen man überlegt es sich,
oder man nimmt es erst mal an, damit es nicht komisch ankommt.

Aber sich das "Adulte Babysyndrom" als Diagnose antun? Sehe es da wie Oskar. Da hätte es bessere Begründungen gegeben und ich hätte mir sowas nicht aufschreiben lassen.
Das Problem ist nämlich, dass das jetzt in deiner Krankenakte steht. Wenn du jetzt mal zwecks Berufsunfähigkeitsversicherung o.ä. mal zu einer Krankheitsüberprüfung aufgerufen bist, wirst du das mit angeben müssen.
Das wäre mir sehr unangenehm irgendwelchen Versicherern noch mitzuteilen, dass ich diesen Fetisch habe und der Urologe das als Grund für mein "leiden" aufgenommen hat.
Dann wird in dem Fall erst mal gleich alles urologische von der Versicherung ausgeschlossen für eine BU.
Also nur mal so als Hinweis. Ist nicht cool, wenn so eine Diagnose in der Akte steht ^^

Matzebaby
03.02.2023, 10:33
Hallo Ihr Lieben;

Ich möchte auch mal hierzu Stellung nehmen, ich finde es auch sehr mutig von fabu das er diesen Weg gegangen ist und sich bei dem Urologen so offen verhalten hat. Das tragen von Windel kann wirklich auch psychisch sein, und einem Schutz und Selbstwertgefühl geben so komisch das jetzt klingen mag.
Auch ich kenne das Gefühl diesen Zustand sehr gut, damals als ich in unserem Betrieb von meine Abteilungsleiter gemobbt worden bin und zu unrecht behandelt worden bin habe ich auch angefangen Windeln zu tragen am Tag ohne sie wirklich zu brauchen. mittlerweile geht es ohne auch nicht mehr am Tag ,nach einer OP 2009 habe ich eine Dranginkontinenz.

Das damalige Mobbing hat bei mir zu einer Einweisung in eine Psychosomatische Klinik geführt welche ich 7 Wochen besucht habe, als Diagnose war damals psychische Inkontinenz angegeben.

Ich denke diese Diagnose hatte der Urologe bei fabu auch wählen können, der Begriff ist auf jeden Fall in meinen Augen treffender als die Diagnose Autonepiophillie, denn das wäre mir auch sehr unangenehm, da es überall in der Krankenakte auftaucht.
Denn so ist man immer irgendwie gezwungen das ganze genau zu erklären warum weshalb und das ist bestimmt nicht immer einfach...
Trotzdem noch einmal vielen Dank für deinen Mut und deine Offenheit das hier zu schreiben.

Liebe Grüße Matze

ono
03.02.2023, 11:52
Hallo, ja, finde auch der vermeintliche "Fachbegriff" hat da nichts zu suchen...
sonst müsste ja bei einem BDSM- LER das Krankheitsbild ebenfalls in die Akte. Der hat doch ein viel größeres Gefährdungspotential für bleibende Erinnerungen. Wird der SM - Bereich dann auch im Krankenhaus abgewiesen wenn mal was schief geht? So nach der Devise, ein Fetisch wird bei uns nicht behandelt...
Ich frag mich auch, was passiert nach dem Eintrag, wird man nun wirklich aus anderen Gründen inkontinent? Ist der Eintrag dann immer noch eine Entschuldigung um die Versorgung abzuweisen?

Ja???? , wenn der Skifahrer ins Krankenhaus kommt, wegen gebrochenem Bein, wird er doch auch behandelt!!! Komische Sache, klärt mich mal auf, wie seht Ihr das?
,

niemand
03.02.2023, 12:32
Hallo, ja, finde auch der vermeintliche "Fachbegriff" hat da nichts zu suchen...
sonst müsste ja bei einem BDSM- LER das Krankheitsbild ebenfalls in die Akte. Der hat doch ein viel größeres Gefährdungspotential für bleibende Erinnerungen. Wird der SM - Bereich dann auch im Krankenhaus abgewiesen wenn mal was schief geht? So nach der Devise, ein Fetisch wird bei uns nicht behandelt...
Ich frag mich auch, was passiert nach dem Eintrag, wird man nun wirklich aus anderen Gründen inkontinent? Ist der Eintrag dann immer noch eine Entschuldigung um die Versorgung abzuweisen?

Ja???? , wenn der Skifahrer ins Krankenhaus kommt, wegen gebrochenem Bein, wird er doch auch behandelt!!! Komische Sache, klärt mich mal auf, wie seht Ihr das?
,

Die Abgrenzung ist und bleibt schwer. Da habe ich schon viele Gespräche mit Leuten geführt. Es gibt keinen Konsens.
Ich persönlich würde den Skifahrer behandeln, da es sich um allgemein gesundheitsfördernden Sport handelt.
Allerdings würde ich Raucherbeine/Raucherlungen/Schnapsnasen/Drogenunfälle/Bierbauchherzinfarkte zum Selbstzahlen verdonnern.
Interessanterweise bin ich mit diesem Argument auch schon auf Ablehnung gestoßen.
Versuch mal mit einem Gewohnheitstrinker (=politische Wählerstimme) das zu besprechen.
Da könnte man auch versuchen, den Katzenbesitzer von nebenan wegen der Löcher, zerrupften Pflanzen, toten Vögel und Kacke im Garten zur Beseitigung zu verdonnern.
Bei den vielen Katzenbesitzern (was alleine in Deutschland etlichen Millionen toten Vögeln pro Jahr entspricht) ist soetwas nicht durchsetzbar. Schade um die Vögel. Aber "meine" unversteuerte Katze tut soetwas nicht. Es sind nur die anderen Katzen, aber meine Katze ist brav! :'(

Schatz
03.02.2023, 13:23
Hallömchen,
die Diskussion zeigt mal wieder, wie solidarisch unsere Gesellschaft ist (nicht!)
Ich gewinne immer mehr den Eindruck, dass wir uns einfach nicht ausstehen können.

Trotzdem stimme ich manchen Positionen zu.
Es ist nicht besonders clever, wenn man seine Neigungen zu offen vor sich her trägt und dann kontraproduktive Einträge in Krankenakten findet.
Ich habe auch eine OAB und eine Eneuresis Noctura nach Burnout...die gerade durch die urologische Mühle gedreht wird.
Medis, Miktionsprotokoll, Flow-Untersuchung, Urodynamik...dann sehen wir weiter.
Fakt ist, ohne Pampis geschehen "Unfälle".
Dem muss entgegen gewirkt werden.
Idealer Weise durch saugende Hilfsmittel.
Die kann auch gerne die Kasse bezahlen, die kriegen jeden Monat eine Menge Geld von mir!
Wenn die Einstellung jemand unsozial findet, isses mir völlig egal.
Jeder kehre vor seiner eigenen Tür.
Ich finde, jedem sollte geholfen werden, wenn er gesundheitliche Probleme hat, egal welchen Grund die haben.

Einen Teufel würde ich tun, meinem Doc zu erzählen, dass ich Pampis sogar mag!
Der Ursprung ist egal, der Zustand ist relevant.
Für mich!

bis gleich
Schatz

Matzebaby
03.02.2023, 14:20
Hallo Schatz,
Das kann ich nachvollziehen das deine Enuresis nocturna nicht unbedingt urologisch erkennbar ist,auch bei mir ist dieses Problem seit Kindheit an 6.Lebenjahr vorhanden.
Auch bin immer hin und her gereicht worden Kinderarzt Urologen usw, und eine richtige Diagnose konnte bis heute nicht gefunden werden. Das Bettnässen ist auch mit Medikamenten nicht besser geworden oder diese hatten Nebenwirkungen somit konnte ich diese nicht mehr nehmen.
Ohne Windeln in der Nacht und auch am Tag geht es nicht mehr, das hat mittlerweile auch mein Urologe eingesehen ich bekomme meine Windeln von der KK bezahlt.
Natürlich weiß mein Urologe sowie auch meine Hausärztin nicht darüber bescheid das ich auch AB/AC bin, was sicher durch das Bettnässen in der Pubertät entstanden ist ? Auch das ich das tragen von Windeln angenehm finde und es mich ruhiger und ausgeglichener durch den Alltag bringt genauso wie das Little Space habe ich nie erwähnt. Ich habe auch nicht das Bedürfnis das bei meinen Ärzten Public zu machen .
Gruß Matze

Baby.Boy
03.02.2023, 14:39
Es ist nicht unsolidarisch, wenn ein großer Teil der Solidargemeinschaft nicht dafür zahlen möchte, dass Probleme behoben werden, welche sich erwachsene zurechnungsfähige Menschen eigenwillig zugefügt haben.

Natürlich kann man da jetzt über jeden Einzelfall ewig rumdiskutieren und in ganze tiefe philosophische Grundauseinandersetzungen gehen... Oder man lässt es. Ich denke, dass es einem völlig klar sein sollte, dass viele Menschen ein Problem damit haben, dass sie hohe Beiträge zahlen müssen, die sie selbst nicht beanspruchen und durch ihren Lebensstil alles ihnen Mögliche dafür tun, dass das auch so bleibt.

Also werde ich jetzt vllt. wieder missverstanden oder bin auf Ärger aus oder was auch immer: Ich finde es völlig richtig, dass ein Urologe in solch einem Fall keine Windeln verschreibt. Wer eine Inkontinenz hat und gute Heilungschancen hat (durch das erwähnte Training), der kann entweder darauf verzichten und mit den Folgen leben oder er kann das Problem lösen wollen und dadurch auch Anspruch auf die Hilfe der Solidargemeinschaft erhalten. Wenn es dann zeitweise eben nicht ohne Windeln geht, dann gehören die zur Behandlung und werden dann auch übernommen. Ansonsten halt nicht.

Wie kann man das überhaupt anders sehen? :D

Wenn ein Kind ein gewisses Alter erreicht hat, dann gibts von der Gemeinde ja auch keine Windeltonne mehr. Wie absurd wäre es bitte zu erwarten, dass man aber trotzdem für sein 6 Jähriges (nicht behindertes) Kind ne Tonne kriegt, weil das Kind die Windeln einfach gerne hat? Gerade solch eine Erwartung wäre doch unsolidarisch und asozial... Und natürlich kann man auch einfach den Arzt anlügen oder in dem Beispiel die Gemeinde, aber ob wir dann moralisch nen Fortschritt gemacht haben oder nicht, lasse ich mal dahin gestellt.

Param1969
03.02.2023, 17:38
Ich trage auch gerne Windeln und auch gerne Katheter und bin mir bei beidem bewusst das es dadurch zu einer Inkontinenz kommen kann. Ich würde deshalb nicht zum Arzt gehen und ihm sagen das ich DL bin.Ich bin mir auch so über die langfristigen Auswirkungen bewusst und nehme diese in Kauf.Ich bezahle alles selbst und würde es mir nicht verschreiben lassen da ich es freiwillig mache.

fabu
03.02.2023, 17:55
Interessante Themen die hier diskutiert werden.

Ich möchte versuchen, zu einem aus meiner Sicht Stellung zu nehmen. Es könnte sein, dass sich einige der aufgeworfenen Fragen für mich nicht stellen, weil unser Gesundheitssystem etwas anders funktioniert. Ich hoffe ich stehe damit niemandem auf die Füsse.

Ich kann nicht viel darüber sagen, ob der psychologische Teil der Diagnose des Urologen wirklich korrekt ist. Ich weiss nicht wirklich genug darüber, und letztlich ist es mir auch egal. Meine leisen Zweifel kann man weiter oben nachlesen.

Vielleicht mache ich bald wieder einmal eine Sitzung bei meinem Psychologen. Dann werde ich ihn sicher fragen, wie es ist mit dieser "Autonepiophilie"-Diagnose auf sich hat. Es gäbe auch noch andere Punkte, die ich gerne mal mit meinem Psychologen besprechen würde. Aber das habe ich noch nicht entschieden, weil ich sonst keine ernsthaften Gründe dafür habe. Ich bin nun schon seit über 5 Jahren nicht mehr in psychologischer Therapie.

Ob der Urologe eine solche psychologische Einschätzung vornehmen darf, entzieht sich meiner Kenntnis. Immerhin betonte er mehrfach, dass er dafür kein Spezialist sei und ich zuerst zu einem Psychiater oder Psychologen gehen müsse, wenn ich eine Therapie von ihm wolle. Wörtlich schreibt er in dem Befund: "Für eine Therapie der Inkontinenz oder die Verschreibung von Hilfsmitteln, wäre eine psychologische Abklärung zwingende Voraussetzung. Herr [...] wünscht zurzeit keine Therapie oder die Verschreibung von Hilfsmitteln."

Keine Ahnung, wie es in Deutschland oder Österreich ist? Aber bei uns bestimmt der Tarmed, ob eine medizinische Leistung vom KVG gedeckt ist oder nicht. Inwieweit der ICD-Code im Tarmed eine Rolle spielt, ist mir leider nicht bekannt? Ich bin mir aber sicher, dass es Unterschiede zwischen Tarmed und ICD-10 gibt. Z.B. sind zahnärztliche Leistungen nicht Teil des Tarmed. (z.B.: ICD-10 Code: K02 ist nicht Teil des Tarmed)

Ich bin zusätzlich nach VVG krankenversichert. Diese Police deckt viele Leistungen ausserhalb des Tarmed ab. Dazu gehören neben dem halbprivaten Spitalaufenthalt auch Dinge wie medizinische Ausland-Assistance, Repatriierung und Umbuchungskosten für Angehörige, Zahnarztkosten, Verlängerung und Aufstockung der Taggelder, gewisse präventive Untersuchungen, gewisse Nahrungsergänzungsmittel, eine Auswahl an Alternativmedizin, prophylaktisches Fitnesstraining, Behandlungen im Ausland, usw.

Und ich habe nochmals keine Ahnung, wie es in Deutschland oder Österreich ist, aber bei uns gilt das Arztgeheimnis. Lese: https://www.praktischarzt.ch/magazin/arztgeheimnis-rechte-und-pflichten/ und https://www.edoeb.admin.ch/edoeb/de/home/datenschutz/gesundheit/schweigepflicht.html

Unsere Gesetze besagen auch, dass Patientenakten Eigentum des Patienten sind. Lese https://www.srf.ch/sendungen/kassensturz-espresso/rechtsfragen/sonstiges-recht/wem-gehoert-die-krankengeschichte

Wenn sich der Urologe bei dem ich war nicht daranhält, könnte ich ihn verklagen und er würde ziemlich sicher seine Akkreditierung verlieren. Ich arbeite in der Medizintechnik und habe miterlebt, wie Projektpartner oder Kunden von uns deswegen ihre Praxis oder ihre Anstellung verloren haben.

Der Urologe, den ich zweimal besucht habe, darf ohne meine Zustimmung keine Informationen an meine Krankenkasse, meine Unfallversicherung, die Invalidenversicherung oder an meinen Arbeitgeber weitergeben. Solange es nicht bei der Aufklärung eines Offizialdelikts relevant wird, darf er ohne meine Zustimmung nicht einmal Informationen an ein Gericht weitergeben. Meine Akten bei diesem Urologen dürfen ohne meine Zustimmung nicht an einen anderen Arzt weitergegeben werden. Sollte der aktuelle Befund später grössere Bedeutung erlangen, könnte ich verlangen, dass bestimmte Inhalte geschwärzt werden, oder dies vor der Weiterleitung sogar selbst tun.

Ich muss nie wieder zu diesem Urologen gehen, wenn ich es nicht will. Wir haben in unserem Land die freie Arztwahl. Ich bin nicht in einem Hausarztmodell oder ähnlichem versichert. Meine Krankenkasse sieht auf der Rechnung des Urologen einzig, dass ich für eine Vorsorgeuntersuchung zum Urologen gegangen bin. Die Rechnung, die meine Krankenkasse erhält, enthält keinerlei Befunde oder Informationen über den Inhalt dieser Untersuchung. Damit würde sich der Arzt strafbar machen. Gleiches gilt für das Labor, welches die Urin- und Blutuntersuchung gemacht hatte. Zudem wurde im Laborbefund sowieso nichts stehen, was irgendjemandem nützen oder mir schaden könnte.

Ich sehe also keinen Grund, warum ich nicht offen und ehrlich hätte sein sollen dem Urologen gegenüber.

Zudem weiss jeder, der es wissen will, schon seit Längerem, dass ich Windeln trage. Mein Freund und ich haben nie ein grosses Geheimnis daraus gemacht, seit wir zusammenleben. Bislang haben wir dadurch keine nennenswerten Nachteile erlitten. Nur einige Verwandte verstehen es nicht. Aber das ist uns egal. Ich wurde in meinem Leben schon in viel schlimmerer Art und Weise falsch eingeschätzt worden.


PS: Ich überheben keine Haftung für die juristische oder rechtliche Korrektheit meiner Aussagen.

Marwin
03.02.2023, 19:32
fabian

WOW, was für ein ehrlicher Erfahrungsbericht. Für mich sehr inspirierend und erschreckend zur gleichen Zeit. Vielen danke fürs teilen.

Ihr scheint ein ganz besonderes Paar zu sein. Ich wünsch dir und deinem Freund alles Gute und würde mich sehr über weitere solche tiefschürfenden Erfahrungsberichte freuen. Gerne mehr davon!

Was du zu unserem Gesundheitssystem schreibst kann ich nur bestätigen.

@alle
Dass ich Windeln mag, hat auch bei mir psychische Ursachen, die ich ziemlich genau benennen kann. Die Windeln helfen mir heute mit meinen Traumata aus der Vergangenheit besser zurecht zu kommen. Das erlebe ich genau gleich wie der Fabian. Mein Psychologe war anfänglich nicht erfreut, dass ich einen Windelfetsich entwickelte. Zumal er selbst der Auslöser war, weshalb ich mich wagte es endlich auszuleben. Heute sagt er ich soll diesen Fetisch ausleben, solange es mir hilft. Er sieht keine Gefahr darin.

Ich trage nun seit etwas mehr als einem Jahr intensiver Windeln. In meinen kühnsten Träumen stehe ich genau an dem Punkt, wo du (Fabian) bist. Wie gesagt, das sind bei mir alles nur sehr ferne Träume. Auf der anderen Seit weiss ich aus meinen Selbstversuchen wie störend Windeln oder Einlagen beim Sport sein können. Ich weiss deshalb nicht, ob ich wirklich je an denselben Punkt wie du gelangen möchte? Ich habe das Gefühl, dass meine Träume zu einem Alptraum würden, wenn sie plötzlich Realität wären.

Ist es unaufhaltsam, dass es dazu kommt, wenn man mehrere Jahre 24/7 trägt? Bin ich auf dem direkten Weg zur Inkontinenz? Haben andere Dauerträger dasselbe erlebt wie der Fabian? Ist der Fabu nur ein Einzelfall?

Ich bemerke bereits, dass ich viel öfter muss, als vor der Zeit als ich begann 24/7 zu tragen. Ist das der Anfang? Diese Fragen beschäftigen mich wirklich gerade sehr.

ono
05.02.2023, 10:03
Hallo, ja es ändert sich bei 24/7 was.
Ich bin auch 24/7, aber ich mache das nicht mit allen Konsequenzen, bin Quasi noch frei, gehe wenn möglich zum Strullern auch mal auf das WC...
Groß geht bei mir gar nicht in die Windel. Bin sozusagen ein 24/7 Freizeit Windler.
Was sich aber ändert, nachts gehts fast immer in die Windel. Das ist eine Konsequenz! Ich merk es manchmal noch... aber nicht mehr immer.
Und ja ich muss öfters, das Volumen leidet schon. Was auch auffällt, das "Nachtropfen" ist extrem verstärkt. Da macht die Windel oft schon Sinn. Ist denke, ist durch Gewohnheit anerzogen. Einfach Einpacken, ohne sich lange zu Quälen. Geht schneller und hält nicht lange auf ;)
Für Frauen, Männer trocknen nie nach, vor allem nicht am Steh- WC. (ja, Männer sind SCH.)
Ja, Resümee, ich will es ja auch so, warum sonst auch 24/7 ???

Param1969
05.02.2023, 14:17
Es völlig normal wenn man freiwillig 24/7 Gewindelt ist das man die Blase antrainiert und sich diese verkleinert.Denke schon das sich daraus im Laufe der Zeit eine Form der Inkontinenz entwickeln kann. Die meisten glaube ich nehmen das als Risiko in kauf.Die wenigsten von uns würden auf die Windel deshalb verzichten. Jeder sollte machen was er will wenn er andere damit nicht belästigt und selbst spass daran hat.

- - - Aktualisiert - - -

Abtrainiert sollte es heißen. Sorry

fabu
05.02.2023, 15:11
Ich trage nun seit etwas mehr als einem Jahr intensiver Windeln. In meinen kühnsten Träumen stehe ich genau an dem Punkt, wo du (Fabian) bist. Wie gesagt, das sind bei mir alles nur sehr ferne Träume. Auf der anderen Seit weiss ich aus meinen Selbstversuchen wie störend Windeln oder Einlagen beim Sport sein können. Ich weiss deshalb nicht, ob ich wirklich je an denselben Punkt wie du gelangen möchte? Ich habe das Gefühl, dass meine Träume zu einem Alptraum würden, wenn sie plötzlich Realität wären.

Ist es unaufhaltsam, dass es dazu kommt, wenn man mehrere Jahre 24/7 trägt? Bin ich auf dem direkten Weg zur Inkontinenz? Haben andere Dauerträger dasselbe erlebt wie der Fabian? Ist der Fabu nur ein Einzelfall?

Ich bemerke bereits, dass ich viel öfter muss, als vor der Zeit als ich begann 24/7 zu tragen. Ist das der Anfang? Diese Fragen beschäftigen mich wirklich gerade sehr.
Es gibt unzählige Threads die sich um diese Frage drehen:

https://www.wb-community.com/showthread.php?24784-Inkontinenz-durch-Windelntragen-Benutzen
https://www.wb-community.com/showthread.php?47726-Inkontinenz-durch-zu-langes-Windeltragen
https://www.wb-community.com/showthread.php?35943-Sch%E4den-durchs-Windel-tragen
https://www.wb-community.com/showthread.php?55471-Blasenschw%E4che-durch-permanentes-Windeltragen
Und viele mehr!


Ich habe 2016 angefangen, 24/7/365 konsequent zu tragen, und erst vor etwa einem halben Jahr habe ich gemerkt, dass ich nicht mehr zurückhalten kann.
Bei manchen geht es schneller, bei anderen dauert es länger, bis dieser Punkt erreicht ist. Aber wenn man konsequent 24/7 Windeln verwendet, wird es irgendwann passieren. Meine Meinung.

Wenn du nicht weisst, ob du das willst, aber schon eine Weile rund um die 24/7 trägst, solltest du bereits mehr oder weniger wissen, was das bedeutet.

Du kannst nichts verlieren. Ich rate dir daher, teste es aus, ob du wirklich damit leben willst! Wenn es so weit ist, kannst du sich immer noch entscheiden. (Für diesen Rat werden mich jetzt einige steinigen! :cool: )
Entspanne dich also und geniesse es.

Wie mir der Urologe, bei dem ich war, bestätigte, ist der Weg zurück nicht so schwierig. Es ist nicht irreversibel, wenn man ansonsten gesund ist.

Ich will nicht mehr zurück. Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden.

windelgulp
06.02.2023, 08:12
Ich kann den Werdegang von Fabu sehr gut nachvollziehen.
Habe auch schon vor Jahren mit der Windel 24/7begonnen,mit dem Ziel,sie irgendwann auch zu brauchen.
Bei mir war es nach ca.drei Jahren so zur Gewohnheit geworden,dass ich tagsüber nur noch merkte,wenn es in der Windel warm wird.
Nachts hat es noch länger gedauert,bin immer wieder wach geworden.
Erst zwei Jahre später,die ersten Erfolgserlebnisse.
Manchmal war dann die Windel morgens nass,ohne aufzuwachen.
In der Zwischenzeit läuft und tröpfelt es ganz von alleine.
Bin noch immer gerne in der Windel.
Habe mir noch gar nicht überlegt,ob der Weg aus der Windel,machbar ist.
Glaube aber mit gutem Willen kann es möglich sein.

Gruß aus Wien gulp

Baby.Boy
06.02.2023, 11:50
Ich bin da vllt. für die Gemüter hier zu engstirnig/steif/intolerant, aber wenn ich solche Posts lese, dann kriege ich einfach ein schlechtes Gefühl. Freiwillig Teiler der eigenen Selbstständigkeit/Freiheit/Gesundheit abzugeben klingt einfach nach keiner sehr gesunden Idee. In meiner Wahrnehmung ist das eigentlich eine rein objektive Bewertung. Gesundheit ist zwar nicht so einfach zu definieren, allerdings kann man dennoch diverse Verhaltensweisen eindeutig als ungesund einstufen.

Klares Beispiel das Rauchen. Jetzt kann man natürlich auch hier kommen und sagen: "Wieso meinst du das für andere sagen zu können? Blabla. Vielleicht ist Rauchen für die seelische Gesundheit dieses Menschen so wichtig, dass es die anderen gesundheitlichen Risiken rechtfertigt. Blabla"
So kann man dann natürlich alles rechtfertigen, zeigt aber, dass man einfach nicht bereit dazu ist, sich sachlich mit den Dingen auseinanderzusetzen.

Wenn ich Postings wie vom Vorredner lese, stelle ich mir immer vor, dass man die Kontinenz, um deren gewollten Verlust es ja geht, durch eine andere Körperliche Fähigkeit ersetzt. Frage mich, wie das die Leute hier sehen würden?

Was würdet ihr davon halten, wenn jemand es als wichtig für seine Lebenszufriedenheit erachten würde, dass er beispielsweise folgende Fähigkeiten verliert: Laufen, Sehen, Sprechen, etc.. Oder weniger krass: Selbstständig anziehen, Kochen, Lesen, Schreiben, etc.
Ändert das was für euch oder würdet ihr auch da sagen, dass es dann wohl ne gute Sache ist, wenns die Person "glücklich" macht?

lalelu
06.02.2023, 13:05
Auch das alles gibt es: unter dem Begriff BIID (Body Integrity Identity Disorder) - diese Leute sind genauso unglücklich mit ihrem Körper, wie z.B. Transgender-Personen.

AxelH
06.02.2023, 13:39
Hochachtung für Fabu, für seinen sehr ausführlichen offenen Erfahrungsbericht!
Auch ich habe die Erfahrung gemacht, dass Einnässen normal wird, je häufiger man Windeln trägt.
Nachts bemerke ich gar nicht mehr wenn ich muss.
Am Tag muss inzwischen häufig aufs Klo und komme ohne Hilfsmittel, wenigstens eine Windelvorlage, nicht mehr aus.
Ob es jetzt Faulheit, Gewöhnung oder was auch immer ist, spielt für mich gar keine Rolle.

mickdl
06.02.2023, 16:20
Es ist nicht besonders clever, wenn man seine Neigungen zu offen vor sich her trägt und dann kontraproduktive Einträge in Krankenakten findet.
Schatz

:-)… Naja - also ich denke mal was in der Krankenakte steht und was im Attest steht muss nicht unbedingt identisch sein…

Ich hab ja ohnehin etwas über diesen Urologen gestaunt - und ihn fast bedauert. Ich meine - er kann natürlich erstmal nur mit den Angaben arbeiten die der Patient ihm gibt - denn Messen geht in dem setting einer Erstkonsultation nur sehr begrenzt (Ultarschall, Harnstatus & DRU) - eine korrekte Abklärung ist aufwendiger und in der Regel nur in einer Klinik oder einem Kontinenzzentrum möglich. Mit den Angaben des Patienten diagnostiziert er eine zu kleine Blase und eine Dranginkontinenz. Beides sind erstmal Gegebenheiten die in seinen Zuständigkeitsbereich fallen und denen - wenn der Patient die Wahrheit gesagt hat - eine körperliche Ursache zugrunde liegt - egal wie sie entstanden ist.

bei der Konsultation wird er mit der Aussage konfrontiert, das der Patient ein DL ist. Er verwirft seine seine Diagnose und verwiest auf einen Psychologen weil das nicht sein Fachgebiet ist. Bis dahin alles nachvollziehbar zumal in den 5 oder 10 Minuten der Konsultation auch kaum mehr drin ist.

Aber dann die merkwürdige Wendung: Obwohl es nach seinen Aussagen nicht sein Fachgebiet ist attestiert er ein vermeidliches psychologische Problem von dem der Patient überhaupt nicht gesprochen hat (der Patient hat ja nicht über Probleme in seiner Eigenschaft als DL sondern über Kontinenzprobleme geklagt), verwendet auch noch die falschen Termini und beschriebt auch noch etwas komplett anderes (AB statt DL) als der Patient ihm erklärt hat…?

Ich meine - klar man darum bitten das ein Attest geschrieben wird und im Zweifelsfall muss man das auch selber bezahlen, aber wenn da so ein Mist drin steht hätte ich das wohl erstmal reklamiert. Andererseits ist der Arzt da auch in einer blöden Situation wenn ein Patient über Beschwerden klagt - die er eigentlich aber überhaupt nicht loswerden will - dann aber ein Attest über Beschwerden erwartet die eigentlich so überhaupt nicht attestiert werden können da es keine gesichterte Diagnose gestellt werden kann - da sie nur auf den Angaben des Patienten und nicht auf klinischen Messwerten beruht. Ich könnte mir vorstellen das es da auch Ärzte gibt die einem mehr oder weniger freundlich zügig verabschieden…

Was der Arzt dann der Krankenkasse mitteilt ist noch mal etwas komplett anderes, das u.a. auch mit seiner Honorarforderung zu tuen hat die er abrechnet. Was da dann drinsteht kann man dann nach ca. einem Jahr in der EPA nachlesen…

Schatz
06.02.2023, 16:50
Hallömchen,

Urologen sind auch nur Menschen. Diese sind nie perfekt, zumindest nicht immer und bei jedem Thema.
Blöd, wenn ein Patient nicht wirklich selbstvertraut und kritisch zum Doc geht.
Ich habe nun selber die große Untersuchungsgeschichte vor mir, bin aber im Vorfeld möglichst gut informiert.
Internet und so...gute Sache!

ich erwarte keine Wunder, zunächst habe ich ja Medis verschrieben bekommen, deren Nebenwirkungen ziemlich doof sind.
Die werde ich gewiss nicht einnehmen, meine Restgesundheit ist mir sehr wichtig.
Und mein Leidensdruck niedrig, was ich aber siher nicht ansprechen werde.

Mir geht es ehrlich gestanden um die Kostenübernahme der "Hilfsmittel". Das hilft mir dann wirklich.
Man muss sich schon darüber im Klaren sein, was man den eigentlich erreichen will!

bis gleich
Schtz

fabu
06.02.2023, 20:44
:-)… Naja - also ich denke mal was in der Krankenakte steht und was im Attest steht muss nicht unbedingt identisch sein…

Ich hab ja ohnehin etwas über diesen Urologen gestaunt - und ihn fast bedauert. Ich meine - er kann natürlich erstmal nur mit den Angaben arbeiten die der Patient ihm gibt - denn Messen geht in dem setting einer Erstkonsultation nur sehr begrenzt (Ultarschall, Harnstatus & DRU) - eine korrekte Abklärung ist aufwendiger und in der Regel nur in einer Klinik oder einem Kontinenzzentrum möglich. Mit den Angaben des Patienten diagnostiziert er eine zu kleine Blase und eine Dranginkontinenz. Beides sind erstmal Gegebenheiten die in seinen Zuständigkeitsbereich fallen und denen - wenn der Patient die Wahrheit gesagt hat - eine körperliche Ursache zugrunde liegt - egal wie sie entstanden ist.

bei der Konsultation wird er mit der Aussage konfrontiert, das der Patient ein DL ist. Er verwirft seine seine Diagnose und verwiest auf einen Psychologen weil das nicht sein Fachgebiet ist. Bis dahin alles nachvollziehbar zumal in den 5 oder 10 Minuten der Konsultation auch kaum mehr drin ist.

Aber dann die merkwürdige Wendung: Obwohl es nach seinen Aussagen nicht sein Fachgebiet ist attestiert er ein vermeidliches psychologische Problem von dem der Patient überhaupt nicht gesprochen hat (der Patient hat ja nicht über Probleme in seiner Eigenschaft als DL sondern über Kontinenzprobleme geklagt), verwendet auch noch die falschen Termini und beschriebt auch noch etwas komplett anderes (AB statt DL) als der Patient ihm erklärt hat…?

Ich meine - klar man darum bitten das ein Attest geschrieben wird und im Zweifelsfall muss man das auch selber bezahlen, aber wenn da so ein Mist drin steht hätte ich das wohl erstmal reklamiert. Andererseits ist der Arzt da auch in einer blöden Situation wenn ein Patient über Beschwerden klagt - die er eigentlich aber überhaupt nicht loswerden will - dann aber ein Attest über Beschwerden erwartet die eigentlich so überhaupt nicht attestiert werden können da es keine gesichterte Diagnose gestellt werden kann - da sie nur auf den Angaben des Patienten und nicht auf klinischen Messwerten beruht. Ich könnte mir vorstellen das es da auch Ärzte gibt die einem mehr oder weniger freundlich zügig verabschieden…

Was der Arzt dann der Krankenkasse mitteilt ist noch mal etwas komplett anderes, das u.a. auch mit seiner Honorarforderung zu tuen hat die er abrechnet. Was da dann drinsteht kann man dann nach ca. einem Jahr in der EPA nachlesen…

Woher weisst du wie lange sich der Urologe Zeit gekommen hatte und worüber ich mit ihm gesprochen hatte? Warst du dabei?
Und noch ein Hinweis: Ich leben nicht in Deutschland, wo es scheinbar kein Arztgeheimnis mehr zu geben scheint.
EPA bedeutet "Eidgenössisches Personalamt". Was kümmern die mich? Ich arbeite nicht für den Bund.

:p

Mick
06.02.2023, 23:48
fabu, ePA ist das Kürzel für die "elektronische Patientenakte."
Und selbstverständlich gilt nach wie vor die ärztliche Schweigepflicht, heute mehr denn je!
Was der ein oder andere in diesem Thread immerzu von irgendwelchen dubiosen Krankenakten faselt, kann ich nicht nachvollziehen - die gibt es in dieser beschriebenen Form gar nicht!
Natürlich hat jeder Arzt seine eigene Akte über einen Patienten, das ist logisch - dort bleibt sie aber auch.
Ausnahme ist die erwähnte ePA, die aber erstens vom Patienten selbst (!) aktiviert wird und zweitens sämtliche Berechtigungen - ebenfalls vom Patienten selbst - verwaltet werden.
Ich selbst habe meine ePA auch via App über meine Krankenkasse aktiviert und nur ich selbst (!) lege fest ob, wer, wann und wie lange Zugriff auf welche Dokumente hat - für meinen Hausarzt und Urologen beispielsweise habe ich alles freigegeben, für den Zahnarzt reichen aber die zahnärztlichen Dokumente ... obwohl der bei mir auch alles sehen darf.
Dieses System ist natürlich hochgradig geschützt - irgendeine imaginäre "Krankenakte", die offenbar von jedem Arzt zu jedem Zeitpunkt einfach einsehbar ist, ist schon allein wegen der sehr strengen deutschen Datenschutzgesetze völlig undenkbar!
Die ePA kann man also nutzen, wenn man das will ... keinesfalls aber muss man das!
In letzterem Fall bleiben die Akten einfach ganz analog in der jeweiligen Praxis.

mickdl
07.02.2023, 11:12
Vielleicht noch eine Bemerkung zur ePA…: Die ist selber eigentlich schon älter - allerdings wurde irgendwann das System „harmonisiert“. Wie Mick schon sagte hat das hat den Vorteil das man jetzt selber als Patient zugriff auf die Daten hat und sie einsehen und auch gezielt freigeben kann. Allerdings liegen die Daten grundsätzlich auch ohne Freischaltung oder zutun des Patienten der Krankenkasse vor und die benutzt sie auch.

Darüber hinaus wird es demnächst möglich sein, das bestimmte Berufsgruppen mit ihrem Heilberufe Ausweis nicht nur auf die in der ePA freigegeben Daten zugreifen sondern auch Rezeptdaten abfragen können - ohne das der Patient diese Funktion explizit freigibt. Wann das alles bei den Ärzten (und Apotheken) ankommt ist allerdings noch eine andere Frage. Meine Erfahrung ist, das bislang viele Ärzte die ePA garnicht nutzen wollen/können und das ganze mit DoctoLib deutlich besser funktioniert.

Das mit dem Datenschutz ist auch eher „relativ“ zu sehen, denn die KK gibt bestimmte Daten gegebenenfalls auch ohne Zustimmung und Wissen des „Kunden“ weiter wenn sie von behördlicher Seite dazu aufgefordert wird… Ich bin in einem Diabetes Programm und war exterm erstaunt als ich zu Beginn der Coroa Epedemie plötzlich eine Impfeinladung von der Stadt(!) bekam da ich durch meine Diabetes zu einem bevorrechtigtem Personenkreis gehörte…

fabu
08.02.2023, 20:18
Mick
Danke für die Erklärungen.
Wenn es so ist, wie du schreibst verstehe ich nicht, dass einige Angst haben dem Urologe gegenüber ehrlich zu sein.

Mick
09.02.2023, 00:40
Sehr gerne, fabu ... diese "Angst" resultiert meistens aus Unwissenheit bzw. einem sehr diffusen Halbwissen oder der falschen Interpretation einer Aussage, die irgend jemand irgendwo mal getätigt hat... jedenfalls wurde der Sachverhalt nicht seriös hinterfragt! Das lässt sich abee leider immer wieder in allen Lebensbereichen feststellen ...

s-fix-boy
12.02.2023, 11:41
Mick
Danke für die Erklärungen.
Wenn es so ist, wie du schreibst verstehe ich nicht, dass einige Angst haben dem Urologe gegenüber ehrlich zu sein.
Schon sehr seltsam was hier einige schreiben.

Ich habe mir gerade noch einmal die Antworten auf den OP durchgelesen und bin auch ziemlich erstaunt über die Verschwörungstheorien und Unterstellungen, die einige User hier machen. Nichts gegen die angemessenen Fragen und Antworten. Denjenigen, die hier Angst vor dem Urologen verbreiten, möchte ich - als einer, der aufgrund meiner Behinderung eine sehr lange Kette von ärztlichen Untersuchungen und viele med. Akten hat - sagen:

Fabu hatte sehr offen und meiner Meinung nach auch sehr ehrlich berichtet. Es ist schade, dass man hier auf einen stark selbstreflektierenden Bericht mit solchem Unsinn antwortet. Ein paar User sollten sich wirklich einmal hinterfragen. Wer so offensichtlich keine Ahnung hat, sollte sich nicht so selbstbewusst auftreten. Sorry, für meine deutlichen Worte.