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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Immer noch keine Toleranz?



Nico H
04.12.2022, 09:35
Hallo ihr Lieben!

Oft wird in der Öffentlichkeit, Politik, der Gesellschaft die Toleranz auch zurecht sehr hoch gehängt.

Ich habe oft in den "sozialen Medien" z. B. in Gruppen erwähnt, dass ich einnässe, Windeln trage oder auch mal ins Bett mache. Natürlich eher beiläufig und auch unter Erklärung meiner psychisch bedingten Reizblase. Bereits da habe ich die Erfahrung gemacht, dass hintenrum gelästert oder gestichelt wurde. Ähnlich wie man früher im Kindergarten über Brillenträger gelästert hat.

Wenn ich gar (auf Nachfrage) erzählt habe, dass ich froh bin, über meinen Schatten gesprungen zu sein und jetzt oft Windeln trage und mich sogar wohl darin fühle bich ich überwiegend auf Unverständnis gestoßen. Man rümpfte die Nase und es ging sogar soweit, dass man mich in eine perverse Ecke stellen wollte. Glücklicherweise habe ich ein dickes Fell und kann mich auch sprachlich wehren. Aber das geht nicht jedem so und man wird so schnell mundtot gemacht. Das ist traurig.

Wie gehts euch damit? :confused:

Malustraner
04.12.2022, 11:45
Ich schätze das ist genau der Grund, warum mit dem Fetisch niemand gerne hausieren geht.
Gut, das machen andere mit einem anderen Fetisch aber auch nicht unbedingt.
Wer einen Fetisch nicht hat und generell etwas intolleranter ist, was wohl recht viele Menschen sind, wird eben kaum Verständnis für solch einen Tick haben.
Weil man es selbst gar nicht nachvollziehen kann. Ich kann z.B. überhaupt nicht verstehen, warum Leute Kot essen oder sich damit einreiben. Das finde ich ebenfalls abstoßend und pervers.
Ich verurteile es aber nicht, weil ich ja weiß wie es ist, wenn man einen Fetisch hat. Andere können das denke ich einfach nicht ausreichend einordnen und nachempfinden.
Und wenn sie dann Windeln hören, denken sie an Kinder und alte Menschen. Ein typisches Tabu Thema. Immer noch. ^^

Deswegen am besten für sich ausleben und es gar nicht groß thematisieren.
Normalerweise wird jetzt keiner was sagen, wenn man es nicht an die große Glocke hängt und an eine Inko oder andere Krankheit denken.
Lästernde Menschen gibts immer, aber die haben oft selbst genug Probleme mit sich selbst und suchen sich dann was zum ablenken ihrer eigenen Probleme :P
Ich gehe auch gerne gewindelt raus wie auf dem Weihnachtsmarkt und da fällts auch niemandem auf. Und wenn doch, dann lass die Leute halt kurz gucken und tuscheln.
2-3 Minuten später dominiert wieder ein anderes Thema. ^^

FranzW
04.12.2022, 12:13
Du bist einfach in den falschen Gruppen unterwegs. Ich bin auf Telegram eigentlich nur in Fetischgruppen unterwegs, da gelten natürlich Regeln wie "kein Kinkshaming".

Liebe Grüße aus Niederösterreich!

grey
04.12.2022, 13:34
Hallo FranzW, hallo liebe Mitleser und -Schreiber,

klar suchen wir als Windelträger, Inkos, Fetischisten, Liebhaber..Zugehörigkeit und Gleichsinn auf entsprechenden Portalen und in entsprechenden Gruppen. Darum sind wir ja alle hier. Aber es ist doch auch interessant zu erleben, wie die Welt da draußen auf uns reagiert. Ich meine ein Fetischportal oder ein Portal wie dieses hier, das sich eplizit mit Windeln beschäftigt ist ja auch so etwas wie ein Käseglocke, also ein für uns bestimmter und geschützter Bereich.

Da finde ich es schon auch interessant, wie die Welt reagiert, außerhalb dieser Zone. Ich selber habe mich gegenüber mehreren Personen in meinem engeren und weiteren Bekanntenkreis als Windel und/oder auch als Gummifetischist gezeigt. Ich habe darüber gesprochen, ich habe mich schon in Latex bekleidet auf der Straße blicken lassen, usw. Die meisten Reaktionen waren tatsächlich positiv. Es gab auch negative Reaktionen, aber diese waren bei mir eher selten.

Wenn jemand auf der Straße grinzt, wenn er mich im Gummioutfit sieht, werte ich das durchaus als positive Reaktion. Solang die Leute grinzen und von mir aus auch etwas darüber tuscheln, sehen sie es mit Humor. Mehr können wir doch eigentlich nicht verlangen oder? Das ist doch bereits schon Toleranz.

Ich weiß z.B., dass mein Hausverwalter und auch einige Nachbarn wissen, dass ich Windeln trage. Sie haben mich dabei geshen, wie ich meine Windeln zum Müll gebracht habe z.B. Darüber wurde zu mindest mir gegenüber noch nie etwas bemerkt. Ich denke, sie haben es zur Kenntnis genommen und damit war das Thema für sie auch schon wieder abgehakt. Ob sie hinter meinem Rücken reden, weiß ich nicht, ist mir abgeshen von einer Mietpartei, bei der ich es tatsächlich miterlebt habe noch nicht aufgefallen.

Diese eine Mietpartei waren ein älteres Ehepaar, dass sich mal über meine Windeln lustig gemacht haben. Nun, sie standen auf der Straße und haben getuschelt und ich stand unbemerkt am Fenster und konnte das Gespräch mithören, so kam es dass ich das bemerkt habe. Aber selbst diese beiden waren mir direkt gegenüber immer freundlich und höflich. OK, vielleicht etwas hintenrum, aber mehr als darüber lachen taten sie auch nicht. Toleranz heißt ja nicht zwangsläufig, dass man es gut findet oder gar dabei mitmachen möchte. Toleranz heißt ja zunächst einmal, dass es geduldet wird und das taten sie auch.

Andere Nachbarn haben mich schon im Latexvolloutfit gesehen. Bisher gab es mir gegenüber keine abfällige Bemerkung oder ähnliches.

Also, ich will nicht sagen, dass es alles rosarot und Butterblume ist, da draußen, ich selber hatte auch negative Erfahrungen, aber es zeigt sich durchaus bereits eine gewisse Toleranz. Die Anfänge sind da. Wenn wir mehr wollen, müssen wir uns auch nach außen hin vertreten, also quasi Öffentlichkeitsarbeit machen, raus aus der Käseglocke gehen, sonst erreichen wir die Leute außerhalb nicht.

Von daher finde ich es schon gut, sich auch außerhalb dieser Zonen zu zeigen. Z.B. in sozialen Medien außerhalb des Fetischbereichs. Oder noch besser, wirklich im eigenen Bekanntenkreis, also die Leute, mit denen wir tagtäglich zu tun haben. Das heißt nicht, an die große Glocke hängen. Nicht ständig damit prahlen. Aber in passendem Kontext kann es schon ein Thema werden. Am einfachsten ist es, völlig natürlich und normal, z.B. mit den Windeln zu leben, z.B. selbstverständlich den Windelmüll zur Tonne bringen und wenn wir dabei gesehen werden, und so jemand davon erfährt, dann ist das so. Wenn sich derjenige dann dafür interessiert, dann wird er es schon durchblicken lassen.

Ich finde es schon schade, dass ich dann von anderen lese, dass es da noch Probleme gibt. Stichwort Kinkshaming im Fetischbereich, jeder sollte sich zunächst mal an seiner eigenen Nase fassen, aber das kann eben nicht jeder. Aus welchen Gründen auch immer, meist ist es dann Selbstschutz.

Also ich finde es schon gut sich selber als Windelträger, Gummifetischist, was auch immer, auch nach außen hin zu vertreten, denn genau die Leute, wollen wir ja irgendwann dann auch mal erreichen. Sonst wird das nie was mit der so oft gewünschten Toleranz.

Grüße

Pipimi
04.12.2022, 14:55
Lieber Nico,
ich würde mich das gar nicht trauen, irgendwem zu erzählen, dass ich gerne einnässe, und bewundere deinen Mut!
Ich bin schon mal froh, dieses Forum gefunden zu haben, wo man offen darüber schreiben und sich austauschen kann.
Selbst in Beziehungen, die ich hatte, wurde nicht offen darüber gesprochen. Eine Freundin hatte den Hang, mich anzupinkeln, hat das dann öfter "heimlich" getan, wenn wir zusammen duschten. So kam ich dann auch darauf und hab es auch genossen.
Unsere Gesellschaft ist bei weitem nicht so tolerant, wie man oft glaubt.
Liebe Grüße, Michi

Thunderbird
04.12.2022, 15:11
Mann sollte sich die schon genau aussuchen wem man sich öffnet. Aber das geht schon. Gänzlich verschmät wird man nicht. Aber guten Freunden kann man schon öffnen. Man muss aber schon rechnen das es die Runde machen kann. Das Risiko bleibt. Wenn man sich sicher ist das man damit umgehen kann ist es machbar. Muss jeder selbs wissen ob man sich gut dabei fühlt. Es befreit einen aber etwas, da man wegen der heimlichtuerrei im Grunde ständig das Gefühl generiert was schlechtes macht und das ist nicht gut. Ne Zwickmühle halt.

PS das mit der Dusche finde ich auch toll. Habe es auch schon gemacht. Meine Frau fühlt sich aber nicht so wohl und kann sich nicht einfach öffnen. Aber grundsätzlich kann sie es.

LG
Jörg

Pamperwölfchen
04.12.2022, 15:36
Toleranz bedeutet ja nicht, dass alle Leute dich direkt umarmen müssen. Dass andere das Thema Windeln seltsam finden und darüber „hinter deinem Rücken“ sprechen finde ich zum Beispiel völlig normal. Durch Lästern grenzen sich Gruppen nach außen ab und teilen mit, was die Werte einer bestimmten Gruppe ausmacht. Solange dich niemand gezielt beleidigt oder angreift, ist doch schon viel erreicht.

Für mich selbst sehe ich es so, dass nicht jede*r jede Facette von mir toll finden muss und auch nicht jeder mein bester Freund sein muss. Der Rest sollte mich soweit tolerieren, dass man sich gegenseitig nicht in die Quere kommt.

Thunderbird
04.12.2022, 19:10
Ich kann sagen das es mich irgend wie runterzieht immer zu denken, besser oder hoffentlich bekommts keiner mit. Das wirkt sich bei mier jedenfalls so aus, das ich das Gefühl nicht wegbekomme das ich eigentlich nichts schlimmes mache. Habe letzens getraut mich drei Freunden es gesagt. Einer ist Homosexuell und mit einen Mann verheiratet. Fühle mich gut und war heute sogar bei einen. Da war keine Rede davon. Eigentlich wie immer. Er hat mich zwar vor ner Woche noch mal persöhnlich darüber was gefragt. Habe natürlich gesagt das man mich auch ansprechen kann wenn die was wissen möchten. Es war OK für mich. Bin gespannt wie es sich entwickelt. Aber ich fühle mich besser seit dem. Mir ist es lieber das ich entscheide wem ich mich öffne. Natürlich habe ich dann kein Einfluss mehr wer es dann noch erfährt. Aber wir machen nichts ilegales oder verbotenes. Auch renne ich nicht nur mit ner Windel bewaffnet durch den Ort noch möchte ich andere einbeziehen. Aber wenn ich auch mal im Freundeskreis eventuell mal darüber reden kann oder auch aufklären kann um was es sich in der Szene dreht würde mir gefallen. Aber Idioten findet man überall. Aber bei denen ist es egal, was es ist wenn die sich über einen lustig machen um wass es sich handelt. Eventuell wird der Eine oder Andere erst mal hinten rum tuscheln, aber neugierig werden die eventuell doch und man kann den eventuell positiv die Szene erklären. Ein Fetisch ist doch auch was tolles. Man lernt auch fürs Leben und erwitert auch seinen Horrizont. Die Facetten die nur um die Windel drehen ist doch total intressant. Dann kommen noch die Anderen wo sonst nur mal Witze gemacht werden. Da steckt doch viel mehr dahinter, als die Erwachsenenunterhaltung zeigt.

LG
Jörg

RKO
05.12.2022, 15:37
Das aktive Kommunizieren eines Themas, das eigentlich niemanden interessiert, irritiert viele Menschen und löst bereits das Lästern oder die Ablehnung aus. Das hat nichts mit Windeln zu tun, es will auch niemand wissen, ob jemand Durchfall und Hämorrhoiden hat oder Damenunterwäsche trägt und sich von einer Domina ans Andreaskreuz nageln lässt.

Und die Frage sollte sich jeder schon mal stellen: warum binde ich das anderen Leuten ungefragt und ohne Notwendigkeit auf die Nase? Ist es nicht doch so ein leichter Drang nach Geltung oder der Kick, wenn jemand von der Windel erfährt?
Ich denke, es macht einen gewaltigen Unterschied, ob jemand zufällig sieht, dass jemand eine Windel trägt oder ob derjenige ihm ungefragt in allen Details davon erzählt und seine Krankengeschichte herunterbetet (egal ob echt oder übertrieben). Also ich habe die Erfahrung gemacht, dass Leute, die von ihren Krankheiten erzählen, dem Umfeld damit lediglich auf den Keks gehen.

Daher ist das Gerede über die Windel eher darunter zu verbuchen.

jan2001
06.12.2022, 09:40
Ich sehe das ebenso wie RKO und denke, dass eine notwendige Toleranz bei Außenstehenden vorhanden ist. Wenn man Dritte ungefragt mit privaten Details behelligt, zwingt man sie indirekt, hierzu eine Meinung haben. Ist diese aber nicht vorhanden - z.B. weil es einen schlicht nicht interessiert - , kann jedoch auch spontan eine andere Meinung als die erhoffte entstehen. Das sollte man dann aber nicht mit einer vermeintlichen Intoleranz verwechseln.

Baby.Boy
06.12.2022, 11:12
Ich schätze das ist genau der Grund, warum mit dem Fetisch niemand gerne hausieren geht.
Gut, das machen andere mit einem anderen Fetisch aber auch nicht unbedingt.
Wer einen Fetisch nicht hat und generell etwas intolleranter ist, was wohl recht viele Menschen sind, wird eben kaum Verständnis für solch einen Tick haben.
Weil man es selbst gar nicht nachvollziehen kann. Ich kann z.B. überhaupt nicht verstehen, warum Leute Kot essen oder sich damit einreiben. Das finde ich ebenfalls abstoßend und pervers.
Ich verurteile es aber nicht, weil ich ja weiß wie es ist, wenn man einen Fetisch hat.

Lass uns bitte zwischen pathologischem Verhalten und Fetisch differenzieren. Dass du das Essen von Kot abstoßend findest, ist keine Impulsreaktion. Es lässt sehr rational begründen. Kot zu essen kann extrem gefährlich werden und unterscheidet sich damit deutlich von harmlosen Fetischen wie Füßeln, Latexmode, Windeln, etc.. Ich finde es wichtig da zu differenzieren. Das ist ja auch die Gefahr bei der Tendenz, dass man jeden und alles akzeptieren soll wie er/es ist. Es gibt Grenzen und das hat gute Gründe. "Abstoßend und pervers" würden die meisten auch als eine Art des Urteilens empfinden ^^
Aber deine Wertung ist objektiv betrachtet korrekt. Die Menschheit wäre nicht weit gekommen, wenn das Essen von Kot Alltag wäre. Windeln sind da eine andere Welt und tatsächlich fehlender Toleranz geschuldet.

Schatz
06.12.2022, 11:48
Hallömchen,


Lass uns bitte zwischen pathologischem Verhalten und Fetisch differenzieren. .

Diese Grenze ist fließend.
Ich sehe viele in der Szene vertretenen Verhaltensweisen nach meiner seeehr langen Erfahrung oftmals als pathologisch an.
Griechisch bedeutet Pathos Leiden, medizinisch krankhaft. Viele Leute sind Leidende, weil sie unter ihrer Neigung leiden, oder weil ihnen wegen ihrer Neigung Leid widerfährt. Das ist leider normal, nicht jeder kommt damit klar und wird im eigentlichen Sinn dadurch krank an Leib und Seele. Das liegt dann aber nicht an der eigenen Neigung, sondern am darauf reagierenden Umfeld.

Grenzen werden durch Mitmenschen und die Gesellschaft gesetzt und wer sie überschreitet, ist dennoch nicht zwangsläufig krank.
Es gibt also zwei Seiten. Die pathologische Sichtweise anderer und die eigene pathologische Sichtweise auf das eigene Verhalten/Neigungen.
Beides ist verbunden und korreliert miteinander.
Meist ist es aber die Sichtweise anderer, die unsere Selbstbetrachtung von klein auf prägt. Was gesellschaftlich gemeinhin als krankhaft bezeichnet wird, bestimmt zunächst unsere eigene Sicht der Dinge.
Koppelt man sich aber durch eigene Überlegungen und Schlussfolgerungen davon ab, entsteht eine eigene Einschätzung und Wahrnehmung. Evtl. sogar eine gesunde Scheißegaleinstellung.

Man ist ja auch erst wirklich frei, wenn einem die Ansichten anderer Menschen komplett egal sind.
Ist der Ruf erst ruiniert...

bis gleich
Schatz

Thunderbird
06.12.2022, 11:58
Ich bin der Meinung das man der Gesellschaft wenn man sie damit konfrontiert nicht unbedingt mit allen Details konfrontiert. Das mit dem Stuhl ist ja nicht nur in Verbindung mit Windeln so. Ich vertrete sowieso die Meinung das Windeln eine Erweiterung eines zusätzlichen Frtisch ist. Je nach dem welcher das ist wird die Windel mit einbezogen. Deshalb ist dieser Fetisch ja so komplex und Facettenreich. Die Erklärung was das ist gibt es nicht. Alle Richtungen können, müssen aber nicht untereinander verschmelzen. Deshalb sollte man der Öffentlichkeit nur die groben Züge erklären. Genauer nur nach nachfrage oder nur dazu äusern was einen selbst betrifft. Man kann schlecht andere erklären was die fühlen. Das müssen die erklären. Ich kann nur mich selbst versuchen zu erklären. Andere nur wage.

LG
Jörg

Baby.Boy
06.12.2022, 12:00
Hallömchen,
Diese Grenze ist fließend.
Ich sehe viele in der Szene vertretenen Verhaltensweisen nach meiner seeehr langen Erfahrung oftmals als pathologisch an.
Griechisch bedeutet Pathos Leiden, medizinisch krankhaft. Viele Leute sind Leidende, weil sie unter ihrer Neigung leiden, oder weil ihnen wegen ihrer Neigung Leid widerfährt. Das ist leider normal, nicht jeder kommt damit klar und wird im eigentlichen Sinn dadurch krank an Leib und Seele. Das liegt dann aber nicht an der eigenen Neigung, sondern am darauf reagierenden Umfeld.

Grenzen werden durch Mitmenschen und die Gesellschaft gesetzt und wer sie überschreitet, ist dennoch nicht zwangsläufig krank.
Es gibt also zwei Seiten. Die pathologische Sichtweise anderer und die eigene pathologische Sichtweise auf das eigene Verhalten/Neigungen.
Beides ist verbunden und korreliert miteinander.
Meist ist es aber die Sichtweise anderer, die unsere Selbstbetrachtung von klein auf prägt. Was gesellschaftlich gemeinhin als krankhaft bezeichnet wird, bestimmt zunächst unsere eigene Sicht der Dinge.
Koppelt man sich aber durch eigene Überlegungen und Schlussfolgerungen davon ab, entsteht eine eigene Einschätzung und Wahrnehmung. Evtl. sogar eine gesunde Scheißegaleinstellung.

Man ist ja auch erst wirklich frei, wenn einem die Ansichten anderer Menschen komplett egal sind.
Ist der Ruf erst ruiniert...

bis gleich
Schatz

Ich sprach von pathologisch im medizinischen Sinne. Wenn man hier von "krank" oder "krankhaftem Verhalten" spricht, interpretieren das manche hier als persönlichen Angriff auf das eigene Existenzrecht.. Also meide ich dieses Synonym. Klar muss man im Leben immer Einzelfälle betrachten, aber in einer generellen Diskussion tut man das eben nicht - sonst kommst ja nie zu irgendeinem Ergebnis. Man könnte bestimmt auch Kot auf konsumieren ohne dabei riskieren einzugehen, indem man ihn ausgiebig auf diverse Erreger testet oder abkocht oder was auch immer (ist jetzt nicht mein Fachgebiet :D).
Generalisiert lässt sich aber folgendes sagen: Wenn ich von Person I nur weiß, dass sie es mag Windeln zu tragen und von Person II nur weiß, dass sie gerne Kot isst, dann wäre aus medizinischer Sicht schnell geklärt welche Person hier pathologisches Verhalten aufzeigt.

Schatz
06.12.2022, 12:23
Klar muss man im Leben immer Einzelfälle betrachten, aber in einer generellen Diskussion tut man das eben nicht - sonst kommst ja nie zu irgendeinem Ergebnis.

... ist es nicht schon widersprüchlich, wenn man Einzelfälle aus einer generellen Diskussion ausklammert?
Die Summe der Einzelfälle macht allerdings das Große und Ganze aus.
Wenn nicht mehr differenziert, sondern generalisiert wird, kommt man zwar zu einem Ergebnis, was sich dann aber eher als polemisch generiert entpuppt. Das taugt dann nur bedingt, wenn überhaupt.
Also entsteht eher eine schlichte Erkenntnis, die sicher für einige zufriedenstellend ist, im Endergebnis aber keine Lösung darstellt. Das sollte aber bei jedem Diskurs das Ziel sein. Dies wird sogar in der Politik meist übersehen, wo Diskurse durch Polemik und Populismus meist in Ergebnissen enden, die keine Lösung der eigentlichen Problematik sind.
Ups, ich wollte nicht politisch werden, sonst fliegt man hier ja raus.
Wäre ich nur auf das Kotesser-Beispiel eingegangen, das ist ok hier...sorry
So einfach sollte man es sich also nicht machen.
Machen aber die meisten ;-)
Have a good Meal

bis gleich
Schatz

Baby.Boy
06.12.2022, 12:43
... ist es nicht schon widersprüchlich, wenn man Einzelfälle aus einer generellen Diskussion ausklammert?
Die Summe der Einzelfälle macht allerdings das Große und Ganze aus.
Wenn nicht mehr differenziert, sondern generalisiert wird, kommt man zwar zu einem Ergebnis, was sich dann aber eher als polemisch generiert entpuppt. Das taugt dann nur bedingt, wenn überhaupt.
Also entsteht eher eine schlichte Erkenntnis, die sicher für einige zufriedenstellend ist, im Endergebnis aber keine Lösung darstellt. Das sollte aber bei jedem Diskurs das Ziel sein. Dies wird sogar in der Politik meist übersehen, wo Diskurse durch Polemik und Populismus meist in Ergebnissen enden, die keine Lösung der eigentlichen Problematik sind.
Ups, ich wollte nicht politisch werden, sonst fliegt man hier ja raus.
Wäre ich nur auf das Kotesser-Beispiel eingegangen, das ist ok hier...sorry
So einfach sollte man es sich also nicht machen.
Machen aber die meisten ;-)
Have a good Meal

bis gleich
Schatz

Nein, es ist nicht widersprüchlich. Es ist einfach notwendig. Wenn man versucht immer alle möglichen Eventualitäten, Lebensläufe, Extremfälle, etc. zu beachten, wird man nie zu einer Lösung kommen, die man praktisch umsetzen kann. Und darum geht es am Ende vom Tag. Dinge müssen differenziert werden können. Man muss Grenzen ziehen können. Man muss Gesetze machen können. Es müssen verständliche Regeln für ein umsetzbares miteinander gefunden werden.
Sonst kann man nicht mal mehr die Frage beantworten, ob Wasser gut für den Körper ist. Die Antwort is ganz klar und einfach: Ja. Dass es Umstände gibt unter denen Wasser schädlich ist, ist einfach irrelevant und es wäre absurd diese absurden Umstände die Fragestellung miteinzubeziehen.

Thunderbird
06.12.2022, 15:36
Na ja man kann das Problem so komplex wie möglich diskutieren. Aber die Gesellschaft denkt nicht so komplex. Windeln sind halt für, die Meisten die nicht diesen Fetisch haben, unangenehme bis ekelhaftte Ausscheidungen gemacht. Das lernt jede Familie mit Kindern. Man macht es halt weils notwendig ist und hofft das es irgendwann vorbei ist. Zusätzlich im Erwachsenen darsein ist es Krankheit und Schwäche. Erwachsene die freiwillig Windeln tragen passt nicht in deren Bild. Meine Fau sagt das wenn sie wis oder mich in sieht, wird sie an ihren schwachen Vater kurz vorm Sterben erinnert. Die Sachen wie KV und NS kommen dann noch hinzu wenn jemand recherchiert, was Windelfetisch ist.


LG
Jörg

Pimpernuckel
07.12.2022, 16:39
harmlosen Fetischen wie Füßeln

Fußpilz, bakterielle Infektionen


Latexmode

Hautprobleme durchs Schwitzen, Latexallergie, Erstickungsgefahr bei Masken

Siehste?! Man kann an jedem Fetisch/ Kink was finden, was bei genauer Betrachtung gar nicht so harmlos ist. Aber dieses Spiel mit gewissen Risiken macht ja teilweise auch den Reiz aus.


Wer einen Fetisch nicht hat und generell etwas intolleranter ist, was wohl recht viele Menschen sind, wird eben kaum Verständnis für solch einen Tick haben.

Die Statistik sagt was anderes. 30 bis 40% aller Menschen haben wohl Paraphilien/ Fetische/ Kinks. Da landet man dann wohl eher wieder bei der alten Diskussion wo die Grenze verläuft und wie die Menschen das selbst wahrnehmen. Das sind dann immer so die Aha-Momente, wenn die Leute im Suff Schlafzimmergeheimnisse preisgeben... :D

Pi

Windeltobsi
07.12.2022, 16:47
Von Akzeptanz und Toleranz ist unsere Gesellschaft noch sehr weit weg.
All das gerede von "wir leben in toleranten Zeiten" ist so ein blödsinn, diese "toleranz"
wird quasi mit dem Schwert gefordert und die Leute werden "gezwungen" tolerant zu sein.
Sind sie dann natürlich nicht, ist ja klar... deswegen gibt es auch so eine große intolerante Gegenbewegung.
Der Prozess der Toleranz beginnt im Gehirn, jeder muss es für sich selber entwickeln.
Die meisten von uns sind zu Zeiten groß geworden, da waren dinge so wie sie sind und wenn man etwas anders machen wollte
dann hatte man gleich ein riesen Haufen an Problemen, da war nicht viel mit Toleranz.
Das ist ein Prozess, der ein paar Generationen braucht, d.h. wenn wir jetzt die Grundsteine legen, dann werden die kommenden Generationen
vielleicht wirklich tolerant.

FranzW
07.12.2022, 18:33
Es gibt nicht die eine Gesellschaft mit der einen Kultur, sondern es gibt Familien und Freundeskreise mit ihren eigenen Subkulturen. Ich habe das seit Kindheitstagen miterlebt. In der Familie meiner Mama wurde am Mittagstisch selbstverständlich über die Themen der Emma gesprochen inklusive Themen wie ob Prostiution gut für die Gesellschaft sei, während in der Familie meines Papas lieber mehr geschwiegen wurde, wenn es auch nur im entferntesten um Sexualität gibt.

Liebe Grüße aus Niederösterreich!

Thommy_DL
07.12.2022, 18:55
In meinem Freundeskreis bin ich als DL weitgehend geoutet und habe damit eher einen der "harmlosesten" Fetische. Irgendwie scheine ich auf dieser Welt in einer Blase zu leben, denn weder habe ich als schwuler Mann noch als DL bisher irgendwelche Ablehnung erlebt, zumindest nicht von Menschen, die mir irgendwas bedeuten. Und von anderen kann es mir getrost egal sein. Ich kann deshalb das Verstecken mancher in einer Opferrolle absolut nicht nachvollziehen. Probleme habe ich mir immer nur selbst gemacht.

Grüße
Thomas

Thunderbird
07.12.2022, 19:22
Na ja von selbst wird auch sich nichts ändern. Die Szene ist doch recht verschlossen. Eigentlich müsste jeder öffentlicher damit umgehen damit ein Umdenken stattfinden würde. Aber da sehe ich ein Ei Henne Problem. Man hat Angst sich zu öffnen aber ohne öffung keine Akzeptanz. Na ja ich möchte versuchen soweit es geht mich in meinen Freundeskreis vorsichtig zu öffnen.

Lg
Jörg

Baby.Boy
07.12.2022, 21:55
Fußpilz, bakterielle Infektionen

Hautprobleme durchs Schwitzen, Latexallergie, Erstickungsgefahr bei Masken

Siehste?! Man kann an jedem Fetisch/ Kink was finden, was bei genauer Betrachtung gar nicht so harmlos ist. Aber dieses Spiel mit gewissen Risiken macht ja teilweise auch den Reiz aus.

Pi

Right... Glaubst du ernsthaft, dass das jetzt so eine Art valides Gegenargument sein soll? Mach dich doch nicht lächerlich :D.
Ich will mal diplomatisch bleiben und sage es so: Frag doch mal deinen Hausarzt welchen Fetisch er gesundheitlich für bedenklicher findet: Füßeln oder Kot essen. "Siehst?!". Wir kennen doch beide jetzt schon seine Antwort... Ich weiß nicht warum man krampfhaft versucht unhaltbare Positionen zu verteidigen.

Das erinnert mich an das Thema Bodyshaming/Bodyacceptance. Es gibt einfach Fakten, die sich nicht bestreiten lassen. 40 Kg Übergewicht zu haben ist eine Krankheit. Sie heißt Adipositas. Das habe ich mir nicht ausgedacht. Es gibt vielfältige und gute Gründe warum dieser Umstand von Fachleuten als krank angesehen wird. Das Beispiel von der Koprophilie verhält sich ähnlich.

Und wenn das jetzt immer noch zu böse und intolerant war, dann einfach mal einen Realitätscheck betreiben und sich informieren, wie es sich mit Koprophilie verhält. Meistens ist sie eine Begleiterscheinung von anderen starken psychischen oder geistigen Beeinträchtigungen. Auch dafür gibt es Gründe. Das hat keiner erfunden um die Koprophilen zu diskriminieren O.o.

Matzebaby
07.12.2022, 22:49
Thunderbird schrieb:
Die Szene ist doch recht verschlossen.

Das ist auf keinen Fall die Wahrheit, die Szene Lebt und es gibt genügend Stammtische und auch Treffen und Freizeiten,man muß sich eben nur trauen dort Mal hinzugehen.
Ich bin da sehr offen und habe viele Freunde und Akzeptanz erfahren und gute Freunde kennen und schätzen gelernt mit denen ich mich regelmäßig treffe. Die Szene lebt und es werden immer .mehr...

Werner227
08.12.2022, 06:57
Ich frage mich immer bei solchen Themen was für Toleranz Ihr erwartet. Das jemand akzeptiert das Ihr Windeln tragt? Was sollen die Leute machen die darauf so wie ich im Winter angewiesen sind, weil ich sonst alle 10 Minuten eine Toilette brauche? Ich versuche mich so zu kleiden das den Windelpo nicht unbedingt jeder mitbekommt. Ich erwaret ja auch nicht von anderen das Sie mir Ihren Fetisch auf die Nase binden.
Im Gegensatz zu meinen Anfangszeiten ist Szene heute sehr ausgeprägt und absolut nicht verschlossen. Man kann viele nette Leute kennenlernen wenn man möchte. Dazu gibt es übers Internet, Stammtsiche, Freizeiten etc. genügend Möglichkeiten.

Thunderbird
08.12.2022, 11:35
Matzebaby
Meine nicht innerhalb der Szene. Aber es gibt recht viele die sich gerne unter dem Radar bezüglich den Windeln, ob müssen oder nur tragen wollen, in der Öffendlichkeit bewegen. Teils aus Scham oder Bedenken. Verurteilen will ich es nicht. Muss jeder mit sich selbst ausmachen. Der Eine hat ein stärkeres oder schwächeres Selbstbewustsein, und geht unterschiedlich damit um. Ich mpersöhnlich möchte versuchen mich einen gewissen Umfeld zu Outen. Hast du ja auch wohl gemacht und es scheint zu funktionieren.

LG
Jörg

mickdl
08.12.2022, 11:47
Also ich finde die Diskussion teilweise schon etwas schräg. Ich glaube da braucht man garnicht zu generalisieren - sondern kann bei sich selber anfangen. Ich muss ganz ehrlich sagen ich hätte erstmal ein komisches Gefühl wenn jemand fremdes ungefragt und in einem unpassenden Kontext anfängt über intime Dinge zu sprechen. Ich würde vermutlich denken was will der von mir und warum erzählt er mir das jetzt?

Ich glaube das hat nichts mit Toleranz zu tuen sondern einfach damit das man intime Dinge nicht ungefragt hören will - nicht zuletzt weil da ja dann auch indirekt die Aufforderung dranhängt darauf zu reagieren. In dem Moment müsste ich ja auch Stellung beziehen aber das will ich indem Moment und dieser Person gegenüber vielleicht garnicht. Das hat aus meiner Sicht dann weniger mit Toleranz als mit der Überschreitung meiner Grenzen zu tuen.

Ich denke unsere Gesellschaft ist schon recht Tolerant. Aber eher in dem Sinn „mach was du willst - aber behellige mich nicht damit“. Ich denke die meisten haben keine Probleme mit einem Fetisch solange sie nicht genötigt werden sich mit jemanden der ihn hat ungefragt auseinandersetzten zu müssen.

Thunderbird
08.12.2022, 12:10
Ja und nein. Natürlich muss nicht Gott und die Welt erfahren was ich so intim mache. Aber unter sehr guten Freunden erzält man schon was einen persöhnliches oder intimes. Gerade wenn einen mal was belastet. Reden tut ja auch befreien. Wird bei jeden Therapeuten gemacht. Egal was auch immer es ist was belastet. Ich finde es befreiend auch mal erzehlen zu können, da es für mich schon manchmal belastend ist zu glauben was schlechtes zu machen. Eventuell stehen wir uns auch nur selbst im Weg weil wir meinen es wird garnicht akzetiert und die Meisten denken genau so. Mach doch was dir gefällt, solange du mich nicht zwingst das ich mitmachen muss. Durch Internet sind viele über Dinge gestolpert worüber man sie sonst nie darüber nachgedacht hätte. Die Gesellschaft ist auf alle Fälle wissender über gewisse Dinge als noch vor 30 Jahren.

LG
Jörg

Baby.Boy
08.12.2022, 13:32
Ich glaube, dass man da einfach selbst feinfühlig auf Signale vom Gegenüber achten muss. Ich habe Freunde, denen würde ich niemals davon erzählen, dass ich ein Gitterbett habe, weil es für sie ungefähr so befremdlich wäre, als würde ich mich vor ihnen in eine Giraffe verwandeln. Die können das halt aus bestimmten Gründen nicht verarbeiten oder sich darein denken. Das ist dann ein mix aus entsprechender Erziehung, fehlenden Erfahrungen und auch Charakterzügen.
Anderen Freunden kann man davon erzählen und sie lachen nur kurz und dann ist das Thema vom Tisch. Andere wiederum sind interessiert und wollen wissen warum, was, wie. Ich denke, dass es viele tolerante Menschen gibt. Sonst gäbe es solche Foren ja auch nicht..

Man muss lernen zu Filtern und Anzeichen deuten zu lernen, dass jemand offen und nicht verkrampft ist. Und bei diesen Leuten ist das dann alles kein Problem.
Die anderen sind auch keine schlechten Menschen aber können damit halt nicht umgehen und das ist auch okay so. Man muss auch fairer Weise zugestehen, dass es einfach weird as fuck ist, wenn man als erwachsener Mann sich eine Windel anzieht und in einem Gitterbett schläft. Man muss immer beide Seiten sehen ^^

Thunderbird
08.12.2022, 16:17
Dem stimme ich zu. Nur wem ich vertraue und das Gefühl habe das Er tolerant gegenüber Menschen ist, kann ich mich offenbaren.

LG
Jörg

DiaperBlue
08.12.2022, 17:53
Also ich finde die Diskussion teilweise schon etwas schräg. Ich glaube da braucht man garnicht zu generalisieren - sondern kann bei sich selber anfangen. Ich muss ganz ehrlich sagen ich hätte erstmal ein komisches Gefühl wenn jemand fremdes ungefragt und in einem unpassenden Kontext anfängt über intime Dinge zu sprechen. Ich würde vermutlich denken was will der von mir und warum erzählt er mir das jetzt?

Ich glaube das hat nichts mit Toleranz zu tuen sondern einfach damit das man intime Dinge nicht ungefragt hören will - nicht zuletzt weil da ja dann auch indirekt die Aufforderung dranhängt darauf zu reagieren. In dem Moment müsste ich ja auch Stellung beziehen aber das will ich indem Moment und dieser Person gegenüber vielleicht garnicht. Das hat aus meiner Sicht dann weniger mit Toleranz als mit der Überschreitung meiner Grenzen zu tuen.

Ich denke unsere Gesellschaft ist schon recht Tolerant. Aber eher in dem Sinn „mach was du willst - aber behellige mich nicht damit“. Ich denke die meisten haben keine Probleme mit einem Fetisch solange sie nicht genötigt werden sich mit jemanden der ihn hat ungefragt auseinandersetzten zu müssen.

Es hängt eben ganz viel davon ab, wer es sagt, zu wem er es sagt, zu welchem Zeitpunkt, in welchem Umfeld, zu welchem Zweck.

Eben nach dem Motto: Was gestern noch passend war ist heute unpassend.

So richtig befriedigend werden wir das (zweifelsfrei wichtige und hier auch sehr offen und interessant geführte) Thema wohl nicht abhandeln können.

Die aktuelle Zeit ist genauso intolerant wie tolerant wie frühere Zeiten, es wird nur alles sehr schnell ins Rampenlicht gezerrt. Und Rampenlicht tut den meisten Dingen und Menschen nicht gut.

Kesti
10.12.2022, 22:17
Bisher habe ich nur auf der einen neuen Arbeitsstelle Probleme damit bekommen, dass ich eben ehrlich mit dem Inkothema umgegangen bin. Auch das hat mit dazu geführt, dass ich momentan an Depressionen erkrankt bin. Im privaten Umfeld hatte ich immer die Möglichkeit, dazu Antworten auf Fragen zu geben oder es hat keinen interessiert. Auch auf meiner alten Arbeitsstelle in FFM war die Inko nie wirklich ein Thema. Ich hatte sogar Kolleg(inn)en, die daraufhin selbst von ähnlichen gesundheitlichen Problemen berichteten und wir konnten uns austauschen und Tipps geben. Es ist ja so, egal ob mit oder ohne Windel, ich bin immer noch derselbe Mensch.

Matzebaby
10.12.2022, 23:37
@ Kesti
Irgendwie verstehe ich nicht ganz deine Probleme mit der Inkontinenz auf Arbeit was ist da passiert?
Ich habe auf Arbeit meine Inkontinenz offen gelegt,um es einfacher zu haben.Das hat auch recht gut geklappt damals, die Toleranz meiner Kollegen ist sehr groß, keiner hat diesbezüglich große Probleme gemacht,es gab hier und da ein paar Fragen und auch Anspielungen, aber das war es auch.
Wenn ich wie du Kesti dadurch Depressionen bekommen hätte, wäre ich zu Mobbing beauftragenden Person in unserem Betrieb gegangen.Denn eine Inkontinenz ist kein Grund jemanden in Depressionen zu treiben,es ist eine Krankheit und es kann jeden treffen.
Meine Arbeitsleistung ist dadurch nicht herab gesetzt weil ich eine Windel tragen muß,und auch mal zwischen drin wechseln muß .Andere gehen auf Toilette und da dauert es teilweise länger, Toleranz sollte auch Akzeptanz sein wenn es nötig ist. Natürlich sollte man auch eine selbstbewusste Art haben und das ist eben nicht bei jedem gleich.
Aber trotzdem ist ein Fetisch zu Windeln eben nicht so leicht erklärt wie wenn es notwendig ist.Toleranz ist ein Bogen den man sehr weit spannen kann und das ist eben nicht bei jedem gleich.Hoffe trotzdem für dich Kesti das du deinen Depressionen in den Griff bekommst,und bald wieder Arbeiten kannst....
Liebe Grüße Matze

Thommy_DL
11.12.2022, 12:27
Natürlich rede ich nicht mit jedem über das Thema Fetisch oder Windeln. Aber wenn man sich im Freundeskreis ohnehin über sexuelle Themen unterhält, dann passen dazu ja wohl auch Fetische. Es besteht ein Unterschied zwischen sich nicht verstecken und jedem alles auf die Nase binden.

Und abseits des Themas Fetisch sind Windeln Unterwäsche. Ich hatte es an anderer Stelle schon mal geschrieben. Auch Socken können ein Fetisch sein, und da kommt es dann auf Form und Farbe und Material und wer weiß was noch an. Für Menschen außerhalb dieses Fetischuniversums sind es aber auch schlichtweg Socken, sonst nichts. Und die muss man nicht zwanghaft verstecken. Genausowenig wie Windeln. Die Besonderheit liegt im Auge des Betrachters.

Für mich ist Unterwäsche der Maßstab. Wenn es OK ist, dass Unterwäsche sichtbar ist, dann gilt das nach diesem Maßstab auch für Windeln. Wie oft kann man im Sommer so manche schwarze Unterhose unter einer dünnen, hellen Stoffhose durchschimmern sehen! Und, ist das ein Aufreger? Nein. Es ist vielleicht nicht unbedingt schön, aber auch kein Drama. Und Geschmäcker sind ja verschieden. (Gibt bestimmt einige, die gerade darauf voll abfahren.) Genauso ist es kein Drama, wenn das typische Muster einer Tena oder einer Crinklz durch den Stoff blitzt oder oben das Bündchen über den Hosenbund lugt. An die Nase fassen sollten sich diejenigen, die sich über solche Lappalien aufregen. Sie sind diejenigen, die das Problem haben.

Und als Rat an diejenigen, die Angst davor haben: Versteckt nicht zwanghaft jeden noch so kleinen Hinweis auf eure Windeln, sondern haltet euch um eurer selbst Willen (emotional und auch körperlich) von Leuten fern, die euch wegen irgendwelcher Lappalien fertig machen wollen. Mobbing findet immer einen Anlass. Und das Problem sind nie, niemals die Anlässe, sondern immer und ausschließlich die Leute, die Mobbing betreiben.

Grüße
Thomas

Valery
12.12.2022, 13:05
Es ist die Frage, in welchem Kontent man sich outet/ sich outen muss?
Das geht schon, man wird nicht unbedingt schief angeguckt. Man muss aber damit rechnen - wenn nur der engere Kreis davon weiss - dass es die Runde machen kann.
Wenn man sich sicher ist das man damit umgehen kann ist es machbar. Muss jeder selbs wissen ob man sich gut dabei fühlt.

Ich bin 24/7 Katheterträger und von daher kann ich das Teil nicht verleugnen insbesondere im Schwimmbad unter der Dusche oder beim Sport in der Umkleide.

Kesti
15.12.2022, 08:01
Naja, ich hatte doch wegen Umzugs den Arbeitgeber gewechselt, da ich halt auch näher bei meinem Vater sein wollte. Leider ist er mittlerweile auch verstorben.
Jedenfalls musste ich von den neuen Kollegen schon einige Sticheleien wegen der Windeln ertragen. Auch hat jemand ohne mein Wissen und ohne meine Zustimmung in meine Tasche geguckt, was drin ist, da ich diese ja immer mit auf Station genommen habe. Dann wurde mir gesagt, ich soll mein "Zeug" nicht mit auf Station nehmen, sondern im Spind einschließen. Dieser stand bis dahin immer im Umkleideraum, wo auch die Kolleginnen ihren Spind hatten. Irgendwer kam auf die Idee, dass man ja meinen Spind auf eine andere Etage in einen Raum ohne Toilette umziehen könne. Und während ich ja vorher auf Toilette für das Umziehen meine Privatsphäre gehabt hätte, wäre es dort damit vorbei gewesen.
Und zusätzlich konnte ich es der Kollegin, die mich einarbeiten sollte, nie Recht machen. Egal, was ich machte, es war einfach immer alles falsch und sie hatte an allem was auszusetzen, selbst daran, dass ich eben immer etwas früher als Dienstbeginn auf der Arbeit war. Die Teambesprechung, wo dann auch alle gegeneinander redeten und auch rumgeschrieen wurde von der Vorgesetzten, brachte bei mir das Fass zum Überlaufen.
Ich hatte es nochmal auf einer anderen Arbeitsstelle bei einem anderen Arbeitgeber versucht und habe dort beim Probearbeiten und auch am ersten Tag erlebt, dass meine Inko
kein Problem mehr dargestellt hätte, leider war ich aufgrund der Depression nicht mehr in der Lage, dort die Arbeit abzuliefern, wie ich es selbst von mir verlange und hatte einen Zusammenbruch. Und seitdem kämpfe ich dagegen und nehme jede Möglichkeit wahr, die mir dabei hilft, wieder psychisch gesund zu werden. Die Inko ist dabei nicht mehr so wichtig. Sie hat sich ja seit sie vor 1 1/2 Jahren angefangen hat, schon von allein soweit verbessert, dass ich nicht mehr soviel Inkomaterial brauche und damit gut klar komme.

ono
15.12.2022, 08:32
Hallo Kesti, ist ja ausgesprochenes Mobbing, da muss sich ein Arbeitgeber Gedanken machen!!! (Er ist auch Verpflichtet so etwas zu unterbinden!!)
Ich kann nur sagen, haben die Menschen schon mal nachgedacht?
Ich habe schon öfters Begleitperson bei körperlich und geistig beeinträchtigten Menschen gemacht. Da kommen oft Sprüche, da denkst du oft "bin ich hier unter Tieren". Hab schon mal einen Familienvater gefragt ob er sich sicher ist, ob seine Kinder niemals einen Unfall haben können! Oder ER? Wie schnell er so aussieht wie die Menschen über die er sich gerade aufregt!!
Er hatte eine nette Äusserung zu seiner Familie abgeggeben, "Wie kann man mit solchen Menschen am Sonntag in ein Kaffee wollen?" und das so laut...
Die Meisten sind sich nicht im Klaren, der Pfad ist extrem schmal! Eine "Behinderung" kann jeder bekommen!
Somit, lass DICH nicht unter kriegen. Ich finde es schön, dass Du hier bist, danke :)

Malustraner
15.12.2022, 19:11
Da wundern sich alle, wo die ganzen Fachkräfte geblieben sind.
Da würden jetzt wieder dutzende Memes passen :D
Sollten sich vielleicht mal Gedanken machen, woran das liegen könnte.
In so einer Situation hätte ich direkt gekündigt und was neues gesucht.
Bei so einem Beruf suchen die doch wie blöde. Da sollte es bestimmt nicht so schwierig sein, einen besseren Arbeitgeber zu finden, die einen mit Kusshand nehmen ^^
Sowas darf man sich nicht zu Herzen nehmen. Die Schuld liegt eindeutig bei den Kollegen, die nicht nur intollerant sind, sondern offenbar noch ganz andere Probleme haben, wenn die sich so verhalten.
Mir wäre es unglaublich unangenehm jemanden so zu behandeln. Da fehlt es denen wohl an vielem.

tanja1
16.12.2022, 08:05
Hi
Ich bin nur froh, dass bei uns solche Erlebnisse wie sie von Kesti angesprochen werden, nicht vorkommen. Ich bin überzeugt, dass hier bei uns sofort entsprechende Massnahmen ergriffen würden und solche Leute würden noch an diesem Tag den Job verlieren, Personalmangel hin oder her. Für mich absolut nicht nachvollziehbar, zu was für Äusserungen Menschen bereit sind. Wenn ich das lese, kann ich das fast nicht glauben (sorry Kesti, ich glaube dir natürlich) aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es solche Menschen gibt. Schade, einfach nur bemitleidenswert solche Leute. Kesti, Kopf hoch, lass dich nicht unterkriegen. Ich wünsche dir viel Kraft.
Grüsschen Tanja

mickdl
16.12.2022, 09:14
Hallo Kesti,

solche Erfahrungen können schon traumatische sein. Ich hatte so etwas vor langer Zeit selber mal erlebt und denke das ich damals ohne professionelle Hilfe nicht so gut damit klar gekommen währe. Wenn man in so ein toxisches Team kommt, kann man sich eigentlich nur ganz schnell wieder verabschieden. Meist sind es ja nicht nur einzelne Personen und das macht es dann auch für die Organisation schwierig etwas dagegen zu tun.

Dazu kommt noch, das gerade im pflegerischen Bereich öfter mal eine „zwei Klassen“ Gesellschaft geschaffen wird, bei der die medizinischen Pflegekräfte denken die sozialtherapeutischen würden nicht richtig arbeiten - denn da sieht man ja nichts. Wenn man an so einer Stelle alleine ist, muss man u.U. schon ein ordentliches Selbstbewusstsein mitbringen um zu „überleben“. Gerade der Gesundheitsbereich ist z.Z. ein extrem hartes Pflaster - nicht umsonst verabschieden sich die Leute im Moment reihenweise weil es einfach mal jede Menge Jobs gibt die besser oder identisch bezahlt sind und wo einem mehr Respekt für seine Arbeit entgegen gebracht wird.

Thunderbird
16.12.2022, 10:17
Mobbing kenne ich auch. Und am Schlimmste ist wenn einen keiner hilft. Die Situation habe ich am eigenen Laib auch erfahren müssen. Da braucht es nur ein Arsch als Vorarbeiter der Macht auf einen ausüben kann und ständig runterputzt weil man sich vorher nicht religiös bekehren lassen wollte. Ich hatte mir damals geschwohren das das mir nie mehr passiert und will helfen wenn ich merke wenn jemand bertoffen ist. Um da raus zu kommen hilft nur Mut und Selbstbewustsein. Und wenn nichts hilft zu kündigen.

LG
Jörg