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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Autositz Empfehlung



Mausi
23.09.2022, 19:56
Ich wollte mal fragen welchen Autositz ihr benutzt und ob ihr mir eine. Empfehlung aussprechen könnt ?

Das Kind ist 1,64 und wiegt so 65

Wolfgang
23.09.2022, 20:31
keine märchen erfinden !

Kindersitze gibt es nur bis max. 36kg körpergewicht
kein großes Kid will freiwillig in nen Kindersitz...
die sträuben sich schon gegen sitzerhöhungen
ab 12 jahre und 150cm körpergröße sind diese auch nicht mehr vorgeschrieben - daher gibts auch keine produkte hierfür

mit 1,64 und 65kg handelt es sich sowohl bei größe als auch bei gewicht eindeutig um einen erwachsenen
hier kann man sich sitzschalen im rehabetrieb anpassen lassen
kostenpunkt für im straßenverkehr zulässige produkte ab ca. 3000 euro - den großteil übernimmt bei gegebener indikation und ärztlicher verordnung die krankenkasse

Mausi
23.09.2022, 22:28
Tolles Forum wenn man hier gleich blöd angemacht wird. Ist das hier ein Adultbaby Forum oder nicht?

Heavy User
23.09.2022, 22:58
Ja. Es ist das Adultbaby-Forum. Es ist kein Bruchstückhafte-Informationen-Forum.

Baby.Boy
24.09.2022, 02:47
Ich finde Wolfgangs Antwort angemessen. Im Auto können solche "Späße" lebensgefährlich sein. Wie geschrieben, braucht man mit der Größe definitiv keinen Kindersitz mehr. Ich arbeite mit Kindern und bin, auch aufgrund persönlicher Erfahrungen, sehr streng was die Nutzung angeht.

Je nach Kind, Auto und Entwicklung kann es schon bis zu einer Größe von 155cm Sinn machen und ich habe auch schon (kleine,) davon angenervte 13 Jährige auf Kindersitzen hocken lassen. Sicherheit geht vor und so. Aber irgendwann ist Schluss. Und dann wird so ein Kindersitz auch eher zum Gesundheitsrisiko, als dass er schützen würde.

Also einfach so blöde Fragen sein lassen. Und im Auto auch keine gefährlichen Faxen anstreben nur fürs Kopfkino..

klopfer
24.09.2022, 07:02
Tolles Forum wenn man hier gleich blöd angemacht wird. Ist das hier ein Adultbaby Forum oder nicht?

Naja, ich fürchte, du wirst hier wenig Leute finden, die real einen Kindersitz benutzen - aus den o.g. Gründen. Ansonsten kann ich nur mal den Besuch beim Fachhändler empfehlen. es gibt ja auch "zwischenprodukte", z.B. Gurtkissen oder Gurttische, die mit einer Sitzerhöhung kombiniert werden. Ich meine z.B. sowas: https://www.amazon.de/Hauck-618400-Zubeh%C3%B6r-Spieltisch-Autositz/dp/B015D41V50

Warum willst du denn unbedingt einen Kindersitz haben?

Und ja, hier im Forum wird bei dummen Ideen, die zu Verletzungen führen können, interveniert. Das gilt für Medikamentenmissbrauch und andere blöde Ideen.

Brigitte_W
24.09.2022, 07:35
Davon abgesehen, ich stoße mir beim Einsteigen schon den Kopf an, wenn auf einem Autositz ein Keilkissen liegt.

Liebe Grüße

Brigitte

ABAndy
24.09.2022, 07:58
1.

Carrot 3 – Autosicherheitssitz
Der Carrot 3 Autosicherheitssitz ist ein besonders komfortabler und anpassungsfähiger Autositz für Kinder und Jugendliche mit besonderen Bedürfnissen ab einem Alter von circa zwei Jahren. Besondere Kennzeichen sind:

Schalenform: Die Schalenform des Carrot 3/XL stützt Kinder mit verminderter Haltungskontrolle.
Mitwachsend: Sitztiefe, Rückenhöhe und die Höhe der Kopfstütze sind verstellbar bis zu einer Körpergröße von 160 cm. Mit dem Carrot 3 XL kann der Autosicherheitssitz ausgebaut werden bis zu einer Körpergröße von 180 cm und einem Körpergewicht von 80 kg.
Leicht: In der Basisausstattung wiegt der Carrot 3 nur 8 kg.
Schönes, sportives Aussehen

Hilfsmittelnummer
26.11.06.0027

2.

https://www.hernik.de/project/kidsflex/

Technische Daten

Größe 1 Größe 2 Größe 2 XL
Gesamthöhe 74 cm 80 cm 90 cm
Scheitelhöhe 67 cm 73 cm 82 cm
Rückenhöhe 37 - 51 cm 41 - 57 cm 47 - 65 cm
Sitzbreite 31 cm 35 cm 40 cm
Sitztiefe (einstellbar) 28 - 33 cm 34 - 39 cm 40 - 46 cm
Höhe Thoraxpelotten 26 - 36 cm 26 - 36 cm 34 - 44 cm
Höhe Oberkörperführungsp. 30 - 40 cm 30 - 40 cm 38 - 48 cm
Abstand Thoraxpelotten/OKFP 16 - 28 cm 19 - 32 cm 24 - 37 cm
Gewicht 8,2 kg 8,9 kg 12,3 kg
getestete Belastbarkeit 22 kg 36 kg 75 kg

Wolfgang
24.09.2022, 14:02
ABAndy

womit wir wieder bei Reha-Sitzen wären - diese beschreibst du nämlich...
Diese habe ich schon in meinem ersten Post - den du disliked hast - erwähnt

Hauptsache massig dislikes verteilen, gell ;)

ABAndy
25.09.2022, 04:07
...ich habe die Posts disliked, weil mir euer Ton nicht gefallen hat...

Jeder Mensch hat das Recht, vernünftig behandelt zu werden.
Und nun mal ehrlich, wenn "wir" von Kindersitzen oder Kinderbetten oder Kinderwagen reden, wird doch sofort der Bezug von diesen Produkten in den Erwachsenenbereich, in unseren Bereich gemacht, für mich vom Begriff sogar gleich gestellt.

Und nun wünsche ich allen noch einen schönen Restsonntag, genießt die Stressfreie Zeit, der nächste Arbeitstag kommt bestimmt und auch noch früh genug.

mup
25.09.2022, 16:10
Mausi sucht einen Autositz für sich als "großes Kind". Von "Kindersitz" steht im Eingangsposting gar nichts :) Und dass sich große Kinder keinen Sitz wünschen, stimmt so allgemein nicht, denn Mausi ist ein großes Kind und wünscht sich einen solchen Sitz. :)

Der freie Raum überm Kopf ist leider ein Problem, aber das kommt schon auch aufs Auto an.

Nadine_Little
19.01.2023, 21:43
Salut, hätte ich wohl älteres Auto gehabt müsste wohl Sitzerhöhung nutzen, doch zum Glück ist Fahrersitz höhenverstellbar so das auch Mensch mit kleinere Körpergröße gut sitzen kann. Würde auch komisch aussehe wenn Kindersitzerhöhung auf den Fahrersitz wäre ;)

Gruß Nadine

Timiwalter
20.01.2023, 08:55
Mausi Willst du im Kindersitz sitzen oder geht es dir darum fest angeschnallt zu sein? Wenn letzeres zutrifft empfehle ich dir:
https://rehakind.com/hilfsmittel/thomashilfen-octopus-autositz/
Oder einen passenden Eigenbau. Denke aber daran, der Gurt wird trotzdem benötigt.

wstf2000
20.01.2023, 10:10
Was ich sprachlich bemerkenswert finde ist, dass zwei Anführungszeichen, nämlich "Das Kind"... zu schreiben, vermutlich die ganze Aufregung vermieden hätten ;-)

Christian
20.01.2023, 12:36
nur sehr teuer und alleine benutzt es keiner.

LG
Christian

Timiwalter
20.01.2023, 12:47
Was ist teuer? Worauf beziehst du dich, Christian?

Christian
20.01.2023, 12:58
auf die Reha Sitze für das Auto.

Timiwalter
20.01.2023, 13:02
Stimmt. Deswegen habe ich es auch aus meiner Wunschliste gestrichen. Allerdings mag ich es auch gerne, irgendwo brav angeschnallt sitzen zu müssen, bis Mama mich abmacht. Deswegen hatte ich den Octopus angeboten. Auch nicht billig, aber man kann ihn leicht nachbauen.

s-fix-boy
29.01.2023, 23:50
Ich erinnere mich gut daran, dass ich viel länger als die meisten Kinder in einem Kindersitz angeschnallt Auto fahren wollte. Als meine Eltern dachten, ich müsse lernen, ohne Kindersitz im Auto zu sitzen, habe ich einen sehr grossen Aufstand gemacht. Dem Standard-Kindersitz - der bis 12 Jahre und 150 cm gehen - war ich gerade am entwachsen. Damals war ich 10 Jahre alt. Ich war immer der Grösste der Klasse. Schliesslich kaufen meine Eltern mit Unterstützung der Invalidenversicherung einen Reha-Autositz. In dem sass ich mich bis zu meinem 16 Altersjahr immer. Auch wenn ich im Auto der Eltern eines Freundes oder dem meiner Grosseltern (oder so) mitfuhr, musste der Sitz mit. Sogar im Urlaub in Mietwagen musste der Sitz dabei sein. Ich habe darauf bestanden. Erst nach der Pubertät fühlte ich mich auch ohne den "Kindersitz" und daran festgezurrt zu sein in einem PKW wohl. Heute fahre ich gerne selbst Auto und es macht mir nichts mehr aus, auch mal ohne Gute zu fahren.

Baby.Boy
30.01.2023, 00:58
Finde ich immer wieder interessant sowas zu sehen/hören. Was ich so von Kindern mitkriege, dann scheinen diese Sitze ja ziemlich angenehm zu sein so vom Komfort. Wenn da vielen nicht dieser "Peinlichkeit"-Faktor nicht im weg wäre oder unsere Gesellschaft damit anders umgehen würde (Statt dem Kindersitz das Baby-Image zu geben könnte er ja auch das Rennfahrer-Image haben?), dann würden sich wahrscheinlich auch die 8-12 Jährigen keinen Meter daran stören.

Wenn man mal ein bisschen rumkommt und so die ein oder andere Familiengeschichte wirklich kennenlernt, dann merkt man schnell, dass es dieses "kein kind will das" oder "alle kinder wollen/sind x,y". Klar treffen diverse Dinge auf die meisten Menschen und Familien zu, aber dass von den 1000 Dingen, wo man sich von der Norm unterscheiden könnte, so ziemlich jedes Kind die ein oder andere Kategorie abcheckt, ist halt einfach zu erwarten.
In meiner Arbeit habe ich da auch schon viel erlebt und finde es mittlerweile amüsant zu sehen, wie wenig sich so manch einer vorstellen kann.

Was dein Zitat angehe, habe ich das schon öfter gesehen und finde das immer wieder befremdlich. Wenn man den Begriff "Behinderung/behindert" ablehnt, dann ist das halt so. Ich denke, dass die meisten Menschen (wie auch ich) den Synonym und ohne große Hintergedanken mit "körperlichen/geistigen/seelischen Beeinträchtigungen" gleichsetzen. Man braucht halt einfach ein Wort dafür, damit man sich darüber unterhalten kann. Dass nun behinderte Menschen von anderen eingeschränkt/diskriminiert/etc. werden, stimmt sicherlich, aber das ändert ja nicht den Fakt, dass sie trotzdem noch ihre Behinderung haben (oder dann eben ihre Beeinträchtigung). Also wirkt so , als sollte das auf den ersten Blick tief klingen und zum Nachdenken anregen, klingt für mich aber eher recht undurchdacht und naiv.

Wenn die Grundaussage dahin gehen soll, dass man mehr für Inklusive tun kann: ja, könnte und sollte man wohl machen.


Ich erinnere mich gut daran, dass ich viel länger als die meisten Kinder in einem Kindersitz angeschnallt Auto fahren wollte. Als meine Eltern dachten, ich müsse lernen, ohne Kindersitz im Auto zu sitzen, habe ich einen sehr grossen Aufstand gemacht. Dem Standard-Kindersitz - der bis 12 Jahre und 150 cm gehen - war ich gerade am entwachsen. Damals war ich 10 Jahre alt. Ich war immer der Grösste der Klasse. Schliesslich kaufen meine Eltern mit Unterstützung der Invalidenversicherung einen Reha-Autositz. In dem sass ich mich bis zu meinem 16 Altersjahr immer. Auch wenn ich im Auto der Eltern eines Freundes oder dem meiner Grosseltern (oder so) mitfuhr, musste der Sitz mit. Sogar im Urlaub in Mietwagen musste der Sitz dabei sein. Ich habe darauf bestanden. Erst nach der Pubertät fühlte ich mich auch ohne den "Kindersitz" und daran festgezurrt zu sein in einem PKW wohl. Heute fahre ich gerne selbst Auto und es macht mir nichts mehr aus, auch mal ohne Gute zu fahren.

s-fix-boy
30.01.2023, 13:18
Finde ich immer wieder interessant sowas zu sehen/hören. Was ich so von Kindern mitkriege, dann scheinen diese Sitze ja ziemlich angenehm zu sein so vom Komfort. Wenn da vielen nicht dieser "Peinlichkeit"-Faktor nicht im weg wäre oder unsere Gesellschaft damit anders umgehen würde (Statt dem Kindersitz das Baby-Image zu geben könnte er ja auch das Rennfahrer-Image haben?), dann würden sich wahrscheinlich auch die 8-12 Jährigen keinen Meter daran stören.

Dem ist genauso.

Meine unbewussten Beweggründe waren damals ganz andere. Erst während des Studiums wurde mir bewusst, warum ich mich im Auto nur angeschnallt auf einem Kinder-/Reha-Sitz wohlfühlte.

Aufgrund meiner teilweise massiven Wahrnehmungsstörungen empfand ich es als sehr entspannend, eingeengt und festgeschnallt zu sein. Wenn ich mich in der Sitzschale, in den Gurten "hängen" kann, werde ich weniger von den Reizen des fahrenden Fahrzeugs überflutet. Als Kind und Jugendlicher konnte ich diese Reize kaum filtern und in den Hintergrund drängen. Heute hat sich das zum Glück etwas gebessert. Aber dieses Symptom meiner Behinderung ist nicht ganz verschwunden. Mehr dazu weiter unten...

Deshalb war es mir als 10-Jähriger und auch später eigentlich egal, was andere darüber dachten. Mein Sitz im Auto tat mir gut. Ohne ihn war ich überfordert. Ich bin mit dem Wissen aufgewachsen, dass ich anders bin, und so war es mir damals egal, was andere darüber dachten. Es gab noch viel peinlichere Themen: Meine Windeln, unter anderem.


Wenn man mal ein bisschen rumkommt und so die ein oder andere Familiengeschichte wirklich kennenlernt, dann merkt man schnell, dass es dieses "kein kind will das" oder "alle kinder wollen/sind x,y". Klar treffen diverse Dinge auf die meisten Menschen und Familien zu, aber dass von den 1000 Dingen, wo man sich von der Norm unterscheiden könnte, so ziemlich jedes Kind die ein oder andere Kategorie abcheckt, ist halt einfach zu erwarten.
In meiner Arbeit habe ich da auch schon viel erlebt und finde es mittlerweile amüsant zu sehen, wie wenig sich so manch einer vorstellen kann.

Jeder Mensch ist ein Individuum und einzigartig. Jedes Kind ist es auch, und es spielt keine Rolle, ob es eine Beeinträchtigung oder Krankheit hat oder nicht.

Natürlich war/bin ich selbst in vielerlei Hinsicht weit von der Norm entfernt. Ich bin und war mir meiner Andersartigkeit immer bewusst. Ich bin nicht dumm und habe daher sehr früh verstanden, dass ich nicht "normal" bin. Verstehen und Akzeptieren sind zwei sehr unterschiedliche Dinge. Letzteres hat viele Jahre gedauert. Mehr dazu weiter unten...

Meine Eltern waren immer der Meinung, dass "der Noah" (also ich) so weit wie möglich wie seine nicht-behinderten Geschwister aufwachsen sollte. Sie hatten damit kein einfacher Weg gewählt. Weder für sie selbst noch für mich. Mehrmals wurden sie gedrängt, mich in einem Behindertenheim unterzubringen. Mit eisernem Willen haben sie sich aber immer geweigert und dafür bin ich ihnen heute sehr dankbar. Ich bin während meiner gesamten Schulzeit auf eine "normale" öffentliche Schule gegangen. Ich wäre wahrscheinlich nie so weit gekommen, wie ich heute bin, wenn ich nicht in der Welt der "Normalen" aufgewachsen wäre und immer dort gelebt hätte.


Was dein Zitat angehe, habe ich das schon öfter gesehen und finde das immer wieder befremdlich. Wenn man den Begriff "Behinderung/behindert" ablehnt, dann ist das halt so. Ich denke, dass die meisten Menschen (wie auch ich) den Synonym und ohne große Hintergedanken mit "körperlichen/geistigen/seelischen Beeinträchtigungen" gleichsetzen. Man braucht halt einfach ein Wort dafür, damit man sich darüber unterhalten kann. Dass nun behinderte Menschen von anderen eingeschränkt/diskriminiert/etc. werden, stimmt sicherlich, aber das ändert ja nicht den Fakt, dass sie trotzdem noch ihre Behinderung haben (oder dann eben ihre Beeinträchtigung). Also wirkt so , als sollte das auf den ersten Blick tief klingen und zum Nachdenken anregen, klingt für mich aber eher recht undurchdacht und naiv.

In diesem Thread geht es um Autositze. Dennoch möchte ich hier auf deinen Kommentare zu dem Zitat von Sir Tom Shakespeare eingehen. Ich muss mich jetzt bemühen, es nicht zu lang zu machen. Ich habe oft Mühe, mich kurz zu fassen.

Ich denke du (Baby.Boy) hast den Punkt den Shakespeare im Zitat in meiner Signatur macht nur unvollständig verstanden. Sorry, für diese Unterstellung. Nicht böse gemeint.

Google einmal nach "Tom Shakespeare". Dann wirst du vieles von dem, was er sagt, in einem anderen Licht sehen. Ich bin immer wieder beeindruckt von diesem Mann. Seine Bücher "Disability Rights and Wrongs" und "Disability Research Today" haben mein persönliches Denken in einigen wichtigen Punkten wirklich verändert.

Shakespeare ist eben nicht der Meinung, dass man den Begriff "Behinderung" ("Disability" im Original) vermeiden sollte. Er sagt nur, dass 100% aller Menschen zumindest zeitweise in ihrem Leben behindert "sind/waren/sein werden." Jedes Baby und viele Seinoren erfüllen alle Definitionskriterien einer "Behinderung". Somit sind alle Menschen als "behindert" zu betrachten. Eine "Behinderung" ist also die Regel und nicht die Ausnahme. Die Frage ist nur, wie viel "Normalität" wir im Laufe unseres Lebens erreichen können. Wobei diese "Normalität" sehr individuell ist. Auf dem Weg zu dieser individuellen "Normalität" können wir von anderen aufgehalten werden. Und dieses "Zurückgehaltenwerden" ist die eigentliche "Behinderung"."

Wie kann nun "Behinderung" im Lichte der von dem Soziologen Tom Shakespeare geäusserten Gedanken aussehen? Vier Beispiele:
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Ich habe viele jüdische Verwandte. Sie werden regelmässig abgewertet, latent oder offenkundig. Das geht von dummen Bemerkungen über Diskriminierung bis hin zu Anspucken oder Gewalt. Alle haben, wie ich, einen Nachnamen, der eindeutig als jüdisch zu erkennen ist, wenn man sich auskennt. Meine Eltern, meine Geschwister und ich sind keine Juden. Aber wir sind jüdischer Abstammung. Ich selbst habe selten erlebt, dass ich deswegen "behindert" wurde. Meiner Schwester ist es vor ein paar Jahren passiert, dass man ihr bei einem Vorstellungsgespräch ganz offen gesagt hat, dass man keine Juden einstellen würde, obwohl sie die beste Bewerberin war. Das sind "Behinderungen" im Alltag, welche die "Normalität" einer ganzen ethnischen Gruppe verletzt.
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- Einer meiner Freunde ist von ADHS betroffen. Er wird oft als "dumm" hingestellt, obwohl er einen PhD hat und einen Job mit viel Verantwortung und wenig Vorhersehbarkeit erfolgreich inne hat. Sein "Fehler" ist meist nur, dass er redet, bevor er denkt. Aus diesem Grund wurde er oft übergangen und zurückgestellt. Aber wenn man ihm die Gelegenheit gibt, zu zeigen, was er kann, ist er einer der Besten. Er verfügt über eine hohe emotionale, soziale, aber auch kognitive und praktische Intelligenz. Seine Kreativität und sein Improvisationstalent kennen kaum Grenzen. Ein Universalgenie und Kosmopolit. Und genau das ist es, was ich an ihm mag. Aber wenn ihm das Vertrauen entzogen wird, ist er blockiert. Wenn er nicht "behindert" wird, zeigt er in allen Bereichen eine überdurchschnittliche "Normalität."
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Ein guter Freund von mir ist dunkelhäutig. Er ist Secondo, tamilischer Abstammung. Aber er ist zu 100% hier aufgewachsen und sehr gut integriert. Seine ganze Familie hat den Schweizer Pass. Er ist Hauptmann in der Schweizer Armee. Sein Lieblingsessen ist Raclette und in Sri Lanka fühlt er sich wie ein Ausländer. Tamilisch versteht er nicht. Er spricht perfektes Schweizerdeutsch und sein Vornamen ist "Daniel". Sein Nachname ist allerdings 26 Buchstaben lang und für mich unaussprechlich. Deshalb und wegen seiner Hautfarbe hat er immer wieder Probleme. Ihm wird oft gesagt, dass er als Ausländer nichts zu sagen hat und dass er versuchen soll, sich anzupassen. Diese latent rassistischen Vorurteile "behindern" ihn immer wieder massiv. Obwohl seine "Normalität" viel schweizerischer ist als die von vielen anderen.
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Ich habe Jahre lang bewusst und unbewusst gedacht, dass ich "nomal" sein müsste. Man sieht mir meine geistige Behinderung nicht an. Wenn du mich treffen würdest, würdest du nie denken, dass ich geistig behindert bin. Ich habe gelernt, ganz "normal" zu spielen. Ich habe gelernt, meine Behinderung zu verbergen. Mir wurde von Fachleuten gesagt, dass sie mich nicht als autistisch erkennen würden. Natürlich ist meine Innensicht eine ganz andere: Es ist ein ständiger Kampf, dieses Versteckspiel zu spielen. Dieser ständige Vergleich mit den "Normalen" führte zu extremem Stress und zur Depressionen. Erst als ich verstand, dass ich mich mit diesem ständigen Vergleich selbst "behinderte", fand ich einen Weg aus dieser Depression.
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Ich selbst brauchte mehrere Jahre Psychotherapie, um dies nicht nur zu verstehen, sondern auch zu verinnerlichen. Eine der wichtigsten Erkenntnisse für mich war, dass auch so genannte "nichtbehinderte" Menschen sich nicht als "perfekt" erleben. Ich dachte immer, das sei nur bei mir der Fall. Und damit sind wir wieder bei den Gedanken von Shakespeare.

Es hat mir sehr geholfen, zu akzeptieren, dass ich "behindert" bin. Es hat mich von dem Druck befreit, "normal" sein zu müssen/wollen. Ich kann es drehen und wenden wie ich will, ich werde nie so "normal" sein wie der Durchschnitt. Aber ich muss mich von diesem Umstand nicht "behindern" lassen. Ich habe diese Freiheit. Das ist meine Entscheidung.

Die zweite wichtige Erkenntnis war, dass der Durchschnitt nicht erstrebenswert ist. Wer will schon "nur" Durchschnitt sein? Wenn ich mich dem Durchschnitt anpassen würde, wäre ich sehr langweilig und wahrscheinlich nicht glücklicher.

Ich kann meine individuelle "Normalität" selbstbewusst leben. Sie akzeptieren und das Glück darin finden. Und wenn andere mich auf diesem Weg "behindern", kann ich sie genauso selbstbewusst spiegeln. Nicht unfreundlich, rücksichtslos oder frech, sondern "normal", so wie es selbstbewusste "Normale" tun würden, wenn sie "behindert" werden. Seit ich dies lebe und in meine Identität integriert habe, fühle ich mich viel besser und bin für mein Umfeld viel erträglicher geworden. Wir "behindern" uns gegenseitig viel weniger.

Als hochintelligenter Asperger-Autist ist man sich seiner Andersartigkeit und der eigenen Schwächen sehr bewusst. Man ist intellektuell in der Lage sie bis ins kleinste Detail sezieren. Aber durch wird es nur noch komplizierter. In diesem Punkt haben es "tieffunktionale" Autisten, die mit weniger Intelligenz gesegnet sind, wahrscheinlich einfacher. Als hochfunktionaler Autist lernt man entweder seine Behinderung zu akzeptieren und die Vorteile daran zu nutzen - die es ohne jeden Zweifel gibt - oder man wird depressiv und psychisch krank. Letztlich ist es die Frage, ob man das Gals halb leer oder halb voll sehen möchte. Ich habe in meinem Leben gerade noch rechtzeitig diese Kurve gekriegt und lebe deshalb momentan sehr erfolgreich und für meine Möglichkeiten sehr ausgeglichen. Ich bin sehr dankbar und zufrieden. Das Glas ist heute trotz allen Schwierigkeiten mehr als nur halb voll für mich!

Die Psychotherapie hat so viel Gutes in meinem Leben bewirkt. Es war eine der besten Sachen, die ich je gemacht habe. Am Anfang war die Therapie sehr schwierig, aber es wurde immer besser. Am Ende war ich wirklich traurig, weil sie vorbei war. Ich kann es allen "normalen" und "behinderten" Menschen nur empfehlen.



Wenn die Grundaussage dahin gehen soll, dass man mehr für Inklusive tun kann: ja, könnte und sollte man wohl machen.

Wie ich nun erläutert habe, sind die Gedanken, die Tom Shakespeare in dem Zitat so treffend zusammenfasst, viel umfassender und radikaler als die Inklusionsbewegung. Shakespeare übt scharfe Kritik an der aktuellen Inklusionsbewegung und deckt schonungslos deren Doppelmoral auf.

Die heutige Inklusionsbewegung geht immer von einer Anpassungleistung - idealerweise von beiden Seiten – aus und vergisst zu oft die Bedürfnisse des Einzelnen. Ein "Behinderter" kann sich oft nicht so einfach anpassen. Genau dieser Anpassungsstress hat mir selbst fast mein Leben gekostet. Und ich bin nicht der Einzige.

Auch der "normale" Durchschnittsmensch muss sich nicht anpassen. Das wäre genau so falsch und unrealistisch. Die Durchschnittsgesellschaft sollte auf keinen Fall ihre Ansprüche senken, um "Behinderte" zu integrieren. Aber genau das wird heute in den Inklusionsklassen gemacht, was eindeutig eine Diskriminierung des Durchschnitts darstellt.

Ein weiteres Zitat von Shakespeare in Bezug auf die Inklusion lautet:"Disability is never a one-way street." (Behinderung ist nie eine Einbahnstrasse.) Auch der "Behinderte" ist gefordert die Bedürfnis der anderen zu beachten und respekteiren. Shakespeare spricht davon, sich immer Gedanken darüber zu machen, wo Menschen sich gegenseitig Steine ("Behinderungen") in den Weg legen. Sein Ansatz hat die Bedürfnisse aller im Blick. Auch die der "Nicht-Behinderten". Jeder darf so "normal" bleiben, wie es für ihn gut ist. Shakespeare fordert ein Zusammenleben auf Augenhöhe und im Bewusstsein der eigenen Schwächen. Die jeder hat.

Ich selbst bin "inkludiert" aufgewachsen, wie man heute sagen würde. Das war gut für mich. Aber es hatte auch seine negativen Seiten. Es war für alle anstrengender als wenn ich einem spezialisierten Einrichtung erzogen worden wäre. Und nicht jeder Autist wäre in der Lage gewesen, diese Nachteile zu ertragen. Die heutige Inklusionsbewegung geht oft sehr leichtfertig über die Bedürfnisse der Schwächeren oder des Durchschnitts hinweg. Leider. Shakespeare hatte mir auch in diesem Punkt die Augen geöffnet.



So, nun genug "off topic".
Zurück zum Autositz:

Ich spiele schon seit einiger Zeit mit dem Gedanken, mir ein Reha-Gurtsystem zuzulegen, für längere Autofahrten als Beifahrer. Heute kann ich als Beifahrer viele Stunden ohne Gurt im Auto sitzen. Aber so richtig entspannt ist das nie. Ich bin immer irgendwie angespannt, wenn ich in einem fahrenden Auto sitze. Als Kind habe ich sogar geschlafen, wenn ich angeschnallt war, so entspannt war ich.

Ich kann nur etwa eine Stunde am Stück selbst Auto fahren. Wenn ich selbst das Fahrzeug steuere, ist diese Grundspannung wahrscheinlich sogar nützlich, weil sie meine Aufmerksamkeit erhöht. Aber als Beifahrer würde ich mich gerne entspannen können. Ein Reha-Gurtsystem könnte mich dabei wahrscheinlich unterstützen. Das würde ich gerne einmal ausprobieren.

Beispiele für Reha-Gurtsysteme:
https://rehakind.com/hilfsmittel/thomashilfen-octopus-autositz/
https://www.rehatec.ch/files/rehatec/produkte/rehabilitation/autokindersitze/download/BEST_SIPO_D.pdf

Hat jemand hier Erfahrungen mit einem solchen Reha-Gurtsystem?

Wolfgang
30.01.2023, 17:58
beide systeme sind ZUSÄTZLICH zum Fahrzeuggurt.

das sipo kenne ich nicht persönlich - es ist auch nur 3-punkt- sorgt also nicht wirklich für halt und korrekten sitz

das octopus laesst mit dem 7punkt system auch erschlaffte körper schoen sitzen
freigegeben ist es für personen zwischen 130 und 185cm und 30-80kg körpergewicht
noch dazu ist es mit aktuell 343 euro inkl versand innerhalb deutschlands sogar recht günstig
lediglich wenn man die gurte nicht zwischen lehne und sitz durchstecken kann braucht man noch die gurtverlängerung um 56 euro dazu
das nutzen mit mehreren sitzen wie in der präsentation beschrieben macht wenig sinn, denn die sitzbasis ist mit 280 euro nicht viel günstiger als das komplettsystem

Preisliste, Bestellformular, Ersatzteilliste, ...
https://www.thomashilfen.de/downloads-autositze/octopus-reha-gurtsystem


edit:
was ich vergessen hatte zu erwähnen...
da es sich um ein medizinprodukt handelt ist die nutzung auf 6 jahre ab produktion (datum am typenschild) begrenzt und erfordert eine jährliche überprüfung (die man auch selbst durchführen kann) prüfliste ist bestandteil des handbuchs. nach diesem verfall ist es kein medizinprodukt mehr und dürfte auch nicht mehr verwendet werden