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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ein schöner Morgen oder schön dass es noch ein schöner Morgen geworden ist …



Finn-Luca
30.04.2021, 12:51
Es ist wieder so ein Morgen der zum Aufstehen nicht lohnt aber auch zum liegen bleiben habe ich irgendwie keine Lust. Ich wälze mich schon eine Weile hin und her und versuche durch das gewaltsame Zudrücken meiner Augen mich zum Wiedereinschlafen zu zwingen, aber leider ohne Erfolg. Meine Hand sucht den Nachttisch nach dem Schnuller ab – nix. Hä, wo liegt der den schon wieder. Eigentlich will ich ohne Schnuller schlafen, aber manchmal schlafe ich genau bei dem Gedanken, ihn nicht zu benutzen ein. Liegt er womöglich irgendwo unter der Bettdecke, spüren kann ich ihn nicht. Verstollen schaue ich über die Bettkante auf den Boden, was ebenfalls eine Möglichkeit darstellt und siehe da, da liegt er ja. Ich versuche, ohne mich weiter in meiner Lage zu verändern, ihn zu greifen und bekomme ihn zu fassen. Erst mit dem Zeigefinger aber dann kann ich ihn gut mit der Hand nehmen und die führt ihn schnurstracks zum Mund. Da sind wir uns einig – meine Hand und ich. Apropos Einigkeit – die Hand hätte ja jetzt frei und könnte gleich mal nach den rechten sehen.

Zielsicher verschwindet meine Hand unter der Bettdecke und untersucht die Wölbung die die Windel am Schlafanzug hinterlässt. Erst vorn, dann um die Taille herum zum Po – alles gut. Der Schlafanzug scheint trocken, die Windel ist dicht geblieben. Eigentlich will ich die Windel nicht zu berühren, eigentlich will ich mich gar nicht berühren, Babys machen das nicht, sie berühren sich nicht und wenn, dann höchstens unbewusst. Manchmal juckt es am Bund von der Gummihose, gerade am Morgen, aber dann nicht die Hand hinzuführen, dass finde ich gut.

Ich nehme mit beiden Hände die obersten Zipfel der Bettdecke und schmeiße sie mit einem Ruck in Richtung Fußende, so dass die Bettdecke fast halb gefaltet liegen bleibt. Mit demselben Ruck fliegen die Beine in Richtung Bettkante um anschließend den Fußboden zu berühren. Gleichzeitig richtet sich der Oberkörper auf und sich sitze für eine Minute am Bettrand. Die Füße berühren den Teppich und ich ziehe meine Kuschelsocken drüber, die auf dem Stuhl liegen. So gerüstet starte ich in den Tag. Ich richte mich auf und kann durch das Fenster die andere Straßenseite sehen und den beginnenden Tag. Der Himmel ist bedeckt, anscheinend hat es ein paar Spritzen gemacht. Pfützen sind keine auf dem Gehsteig und die Leute auf der Straße haben keinen Schirm oder Kapuze. Die Blätter an der gegenüber stehenden Linde wedeln leicht im Wind, die Spatzen scheinen sich zu jagen, es ist April und der Tag lädt nicht wirklich zum Aufstehen ein.

Ich spüre meine Nachtwindel wie sie schwer zwischen den Oberschenkel hängt. Zum Glück habe ich mich irgendwann mal entschieden, immer zusätzlich zur Folienwindel zwei Baumwollwindel und einen Knöpfer zu benutzen. Der einteilige Schlafanzug hält das alles zusammen. Meine Schritte führen mich ins Bad wo der Wasserstrahl eine Weile bracht um meinem Zahnputzbecher zu füllen. Als ich aufblicke, sehe ich mich selbst im Spiegel, mit Schnuller und auch der Schlafanzug ist zu sehen. Aus welchem Grund auch immer, finde ich Mädchenschlafanzüge schöner, wahrscheinlich kindhafter als Jungsschlafanzüge mit FC Bayern. Heute habe ich den gelben Schlafanzug an mit kleinen Blumenaufdruck. Die Haare stehen wild, aber das sollten wir hinkriegen. Ich nehme den Schnuller aus dem Mund und putze mir die Zähne. Anschließend ziehe ich den Schlafanzug aus und lege ihn über den Wannenrand. Erst jetzt kann man die Verpackung komplett sehen. Über den Bund der weißen Frotteeschlüpfer schaut vorwitzig der weiße Suprima-Knöpfer hervor. Vorn kann man sogar noch die beiden obersten Druckknöpfe sehen.

Gewechselt wird die Windel erst nach dem Frühstück. Ich schlendere zum Wickelplatz und ziehe die Strumpfhose über das dicke Windelpaket. Als Oberteil kann ich den Pullover von Gestern noch mal anziehen, was ich auch tue. So nun aber ab in die Küche und das Frühstück vorbereiten. Ich tippe auf den Lichtschalter im Flur und die Küche strahlt hell erleuchtet. Wasser in die Kaffeemaschine, Kaffeepulver in die Filtertüte, die ich aus dem Regal nehme und Klick. Nur nach wenigen Sekunden höre ich die ersten Pechschwarzen Tropfen in der Glaskanne landen. Ich suche nach was essbaren und entscheide mich spontan für ein Ei. Der Wasserkocher bringt mir das Wasser zum Sprudeln und in einem kleinen Topf schlägt schon nach wenigen Minuten das vorher nur heiße Wasser bald Blasen vor Freude. Ich pikse das Ei an und geben es dem kochenden Sprudelwasser zu. Den Kurzzeitwecker drehe ich auf sechs Minuten fünfundzwanzig und begebe mich wieder auf die Suche nach einer essbaren Ergänzung zu meinem Ei. Im Brotfach finde ich noch ein halbes Brötchen, ich denke das reicht.

Unterdessen ist das Wasser aus dem Wasserkoche etwas runtergekühlt. Ich hole die NUK-Flasche aus dem Aufwaschkorb, wo sie seit gestern Abend zum Trocknen verkehrt herum steht. Im Schrank steht die grünbraune Schachtel Folgemilch von Milupa. Ich zähle die Löffel ab und gebe das heiße Wasser dazu. Mit der Verschlussplatte verschließe ich die Flasche und schüttele kräftig, bis sich alles zu einer milchig gelbweißem Flüssigkeit vermischt.

Der Kurzzeitwecker bringt mich zurück zu meinem Ei, welches gerade fertig ist. Auch der Kaffee ist durch und so beginne ich mein Frühstück. Beim Hinsetzen spüre ich den dicken Windelpo, irgendwie toll, wie sich das anfühlt. Mit meinem Messer Schneide ich das Brötchen auf und bestreiche es mit auf beinen Hälften Butter. Das Ei wird mit einem gezielten Schlag geköpft und schon geht’s los. Etwas Salz, ein Bissen, einen Schluck und wieder einen Bissen und … Auf die zweite Brötchenhälfte nehme ich mir etwas Konfitüre.

Der Kaffee verrichtet ganze Arbeit und so spüre ich langsam in der Magengegend ein leichtes grummeln. Davon Unbeeindruckt nehme ich die Flasche und befestige mit dem Schraubring den Nuckel. Die Milch hat eine gute Temperatur. Der Schnuller verschwindet wieder im Mund und ich gehe ins Wohnzimmer. Die Relaxliege macht sich wirklich gut für die Flaschengabe und hier liegen auch das Spucktuch und das Frotteelätzchen. Als erstes stelle ich die Flasche auf den Tisch. Mit einer Hand nehme ich das Lätzchen und binde es mir um den Hals. Parallel setzte ich mich auf die Relaxliege und lege mir auch die Brust das Spucktuch. Ich greife nach der Flasche und lege bevor ich sie zum Mund führe noch den Schnuller in den Schoss. Schluck für Schluck erwärmt die dickflüssige Milch meinen Mund und auch meinen Magen. Man kann es richtig spüren wie alles warm und angenehm wird. Das saugen macht wirklich müde, es strengt an und ich kann auf einmal Babys verstehen, die beim Flasche geben einschlafen. Genau in so einem Moment bin ich ganz zufrieden in mir. Ich kann mich voll und ganz in den Moment einfühlen und liebe jede Sekunde die ich an der Flasche sauge.

Das Grummeln hat nicht aufgehört aber noch möchte ich dem keinen Gedanken widmen, noch will ich alle Sinne bei der Flasche belassen. Aber schnell wird die Flasche leer und hörbar erreiche ich den Boden. Der Moment hat wieder ganz viel von Vollkommenheit – man ist satt und ein bisschen kaputt. Viel muss ich nicht drücken und mein Darminhalt entlädt sich in die Windel. Einmal, zweimal und noch einmal – woh. Ich wische mir mit meinem Spucktuch den Mund ab und greife nach meinem Schnuller der sofort in den Mund verschwindet. Die Hose spannt und ich spüre die volle Windel. Noch immer liege ich in meiner Relaxliege die nur mit einer Baumwolldecke bedeckt ist. Ich muss ein Bäuerchen machen. Zur Sicherheit nehme ich mein Spucktuch zur Hand, aber es ist nur Luft. Und nochmal, wieder nur Luft. Ich versuche mich ein bisschen aufzusetzen um der entweichenden Luft, den Weg zu ebnen. Ich merke wie sich der Windelinhalt anpasst. Ich lege mich wieder hin und nehme meinen Schnuller wieder in den Mund und genieße den Moment. Noch ein- zweimal muss ich Aufstoßen, aber dann ist gut. Ich stehe auf und geh zum Wickelplatz. Die Hose spannt, alles ist wie eine Einheit, nein, ein paar Minuten will ich das noch genießen, will ich das noch spüren und ich knie mich auf den Boden und bewege das Spielzeugauto über den Teppich. Krabbelnd verfolge ich das rote Kunststoffauto und ertappe mich wie ich leise dazu Geräusche mache. Brumm, Brumm und rutsche auf allen Vieren vom Kinderzimmer ins Wohnzimmer und durch den Flur wieder zurück – toll.

Aber langsam wird es Zeit für eine neue Windel, denn der Tag ist ja noch jung und vielleicht wird aus dem schönen Morgen noch ein schöner Tag.