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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Bin ich inkontinent oder DL?



Michimei1
11.11.2018, 18:18
Hi,
ich mache eigentlich schon immer ins Bett und in die Hose. Mal mehr und auch mal weniger. Ich war auch bei verschiedenen Ärzten und auch in einer Klinik. Ich mache mir aber auch manchmal gerne in die Hose und trage auch mal gerne meine Windeln. Manchmal mag ich es aber auch nicht und schäme mich dafür. Ich glaube, ich bin am liebsten DL, weil das ja auch bedeutet, dass ich es selbst entscheide und nicht behindert bin. Mir hat aber auch ein Arzt mal gesagt, dass ich mich mehr anstrengen müsste und Versucher sollte, länger einzuhalten. Dann würde auch meine Blase größer und wenn ich immer sofort Pipi mache, egal ob in die Windel, Hose oder ins Bett, dann bleibt sie klein oder schrumpft. Heisst natürlich auch, dass ich eigentlich selbst Schuld daran bin, dass ich noch einnässe. Ich müsste es nochmal lernen richtig trocken zu werden. Machmal kote ich mich auch ein. Das mache ich zwar manchmal auch gerne und absichtlich, aber das ist auch schlimm, wenn es andere mitbekommen.
Irgendwie weiß ich einfach nicht, ob ich wirklich inkontinent bin und nichts dafür kann, ob ich es selbst Schuld bin, weil ich mich nicht genug anstrenge oder ob ich einfach nur ein DL bin (was ich glaube ich am liebsten bin).
Hat jemand von euch solche Gedanken auch schon mal gehabt? Ich weiß, es hört sich alles total bescheuert an.
Michi

Windelfreund_s46
11.11.2018, 18:57
Hi Michi,

also, ob du wirklich inkontinent bist oder nicht, kann dir eigentlich nur ein Urologe beantworten. Dazu werden ein paar Untersuchungen gemacht und du musst so ein Blasentagebuch ausfüllen. Allerdings wundert mich ein bißchen, das es bisher nicht bei dir festgestellt wurde, da du doch schon bei einigen Ärzten und sogar in einer Klinik warst.


Und dich mit so einer Wischiwaschi Diagnose, das du deine Blase bloß etwas trainieren solltest, wieder nach Hause zu schicken, finde ich ebenfalls ein Unding.

Es macht durchaus einen Unterschied inkontinent zu sein oder nur DL. Wenn vom Arzt festgestellt würde, das bei dir eine Inkontinenz vorliegt, bekämst du Windeln verschrieben und müsstest sie nicht, aus eigener Tasche bezahlen.


Aber ich sage es nochmals, lass es von einem kompetenten Urologen untersuchen. Und hole dir, wenn möglich auch noch eine zweite Meinung eines anderen Urologen ein. Wir können dir diese Frage definitiv her nicht beantworten.

Leon999noel
11.11.2018, 19:46
Wenn es auch nur manchmal ungewollt in die Windel geht, dann bist du Inkontinent. ... Wenn das Leid größer als die Freude ist, dann kannst du dich trainieren. ... Musst du aber nicht. Ist genauso wie mit Übergewicht.

EngelNullSieben
11.11.2018, 20:01
Hi Michimel.

Schuld? Wie du deine Ausscheidung organisierst, ist doch deine Sache. Das hat nichts mit Schuld zu tun. Klar, wenn du zum Arzt gehst, wird der denken: Patient kommt mit Problem, will Tipps, wie es weg geht. Dann kommen eben Sätze wie "Sie müssen sich mehr anstrengen."

Ich hab heute mal bei mir Miktionsprotokoll geschrieben. Bin derzeit bei 21 Blasenentleerungen. Klar, wahrscheinlich könnte ich mich auch anstrengen, aber warum sollte ich das tun? Die Windel ist ein praktischer Begleiter für mich und ich hab gar keine Veranlassung, etwas dagegen zu tun. Allerdings bitte ich auch keinen Arzt um Behandlung des Problems. Ich hab keinen Leidensdruck und damit ist alles in Ordnung.

Wenn fûr dich die Windel ok ist, dann leb dein Leben. Lass dir nicht von anderen vorschreiben, wie du zu pinkeln oder zu kacken hast. Porzellan gehört auf den Tisch und nicht ins Badezimmer. Ob das nun DL ist oder Inkontinenz, ist doch egal, wie es jemand nennt. Das bist eben Du.

Michimei1
11.11.2018, 20:06
Ich habe ja eine Diagnose bekommen. Harn- und Stuhlinkontinenz, Hyperaktive Blase mir geringer Kapazität. Und ich habe Blasenspiegelungen, Blasendruck. und Kapazitätsmessungen hinter mir. Da musst du sich nackt auf einen Stuhl setzen, bekommst ganz viele Elektroden geklebt (auch am Po) und einen Katheter. Dann wird Wasser oder sowas in die Blase gedrückt und irgendwann läuft trotzdem was raus, also du pinkelst dann. Also laut Ärzten (waren auch verschiedene) bin ich inkontinent.
Aber ich will das eigentlich nicht. Auch habe ich selbst das Gefühl, dass ich mich nicht genug anstrenge, um trocken zu werden. Kinder brauchen dafür ja auch mehrere Jahre. Aber ich gebe auch schnell auf und wenn ich keine Lust habe, etwas spannend ist oder so, dann vergesse ich es wieder oder mach absichtlich in die Hose.
Ich weiß, hört sich doof an.

boysen
11.11.2018, 20:39
Die Urodynamische Untersuchung, ist eine Standard Sache. Ich hab die zwei mal hinter mir bisher gehabt, leider war beim ersten mal die Untersuchung fehlerhaft.
Das Probieren mit dem länger einhalten, ist nicht gerade ungefährlich. Du könntest die Blase schädigen (Nerven), da könne es passieren, das man mehr kaputt macht, als schon ist.

Was ich empfehlen könnte, wäre ein Kontinenz-Zentrum. Die Wartezeit für ein Termin kann schon etwas länger dauern. Auf jedenfall beim Urologen oder Hausarzt Hilfsmittel verschreiben lassen.

EngelNullSieben
11.11.2018, 20:56
Aber ich gebe auch schnell auf und wenn ich keine Lust habe, etwas spannend ist oder so, dann vergesse ich es wieder oder mach absichtlich in die Hose.
Ich weiß, hört sich doof an.

Für mich hört es sich gar nicht doof an. Ich kann gut nachvollziehen, was du meinst.

Zuerst einmal: es ist ziemlich normal, dass man ein Problem damit hat, sich einzugestehen, dass man über den eigenen Körper nicht die volle Kontrolle hat. Da bist du nicht allein, das geht etlichen Leuten mit Inkontinenz so. Hinzu kommt, dass du noch Kontrolle über deine Kontinenz-Muskulatur hast. Damit ergibt sich zwangsläufig die Situation, dass du zwar ne Windel tragen musst, aber auch die Möglichkeit hast, kontrolliert deine Ausscheidungen abzugeben. Das hört sich erst wie ein Widerspruch an, ist aber keiner. Im Prinzip nennt man solche Widersprüche Dissonanz. Das Gehirn kann mit solchen Widersprüchen nicht umgehen und will sie auflösen. Damit kommt bei dir das Gefühl auf, die Kontrolle zu haben, weil du ja die Windel magst und mit Absicht in die Windel machst. Für das Gehirn ist damit die Dissonanz aufgelöst und deine Psyche kann gesund bleiben. Nun hast du aber das Problem, das nicht als Inkontinenz zu akzeptieren. Das liegt vor allem im falschen bzw. unzureichenden Verständnis von Inkontinenz.

Inkontinenz bedeutet nicht, dass man gänzlich die Kontrolle über seine Ausscheidungen verloren hat. Es kann so sein, muss es aber nicht. Dranginkontinenz zum Beispiel kann die Ausscheidung noch halten, allerdings übernimmt irgendwann der Körper die Kontrolle und lässt es laufen. Dieses Problem haben kontinente Menschen auch. Ist die Blase zu voll oder der Darm hat zu großen Druck, geben auch kontinente Menschen irgendwann mal nach.

Ich persönlich zum Beispiel hab ne Windel an und kann trotzdem meinen Blasenschließmuskel noch ansteuern. Ich könnte also auch alle 10 Minuten auf die Toilette gehen, denn manchmal liegt zwischen zwei Blasenentleerungen nur diese kurze Zeit. Allerdings hab ich nicht immer Kontrolle über meine Blase und brauche also etwas Schutz. Früher habe ich das mit Pants gemacht und dann immer brav die Toilette aufgesucht, so oft es nur möglich war. Irgendwann hat dann die Krankenkasse entschieden, dass Pants "Premiumversorgung" sind und nur normale Klebewindeln für eine Übernahme in Frage kommen. Nun haben die Klebewindeln aber den Nachteil, dass man die nicht so einfach mal eben schnell runterziehen kann. Also musste ich es in die Windel laufen lassen. Mit der Zeit hab ich mich auch daran gewöhnt und gehe heute eigentlich nur noch auf Toilette, wenn sich der Darm meldet. Meine Inkontinenz - zumindest was die Windel angeht - ist also umständehalber bedingt. Ich denke aber gar nicht darüber nach, ob ich DL oder Inko oder DLinko oder was auch immer bin. Ich bin, wie ich bin. Die Windeln gehören bei mir dazu. Das hat einige Vorteile, aber auch einige Nachteile, so wie das kontinente Leben eben auch.

Mach einfach, wie es sich für dich gut und richtig anfühlt. Die Diagnose steht und damit bist du Materialtechnisch versorgt. Dass du dir wegen des Blasentrainings keinen Stress machst, kann ich gut verstehen. Ich hasse die Krämpfe, wenn man zwangsweise versucht, irgendwie so lang wie möglich anzuhalten. Es ist einfach, wie es ist.

Michimei1
11.11.2018, 21:04
Ja, irgendwie ist das so wie du das schreibst. Manchmal war ich gerade auf der Toilette und ein paar Minuten danach muss ich wieder. Manchmal mache ich mir dann in die Hose. Aber ich muss auch nie viel. Also ich mache nie soviel das dann alles bis zu den Füßen nass ist. Die Krämpfe kenn ich, wenn ich groß muss. Das ist dann manchmal ganz plötzlich und dann kann auch ein ziemlich großer Haufen in die Hose gehen, obwohl ich vorher nichts gemerkt habe. Aber das blöde ist ja, wenn ich mache, egal ob in die Toilette, Hose oder Windel, dann spüre ich es ja und eigentlich müsste ich es doch auch schaffen nicht in die Hose zu machen. Bei anderen geht das ja auch

Windelfreund_s46
11.11.2018, 21:34
Hi Michi,

ja, dann nutze doch einfach rund um die Uhr die Windel und gut ist. Dann ist es doch egal, ob du es vorher noch zur Toilette schaffst oder nicht. Es geht einfach in die Windel. Und nimm die Windel als Hilfsmittel an und lasse sie dir verschreiben. Du hast eine Diagnose, also wirst du auch Windeln verschrieben bekommen.

Michimei1
11.11.2018, 21:38
Naja, ich will aber nicht behindert sein

EngelNullSieben
11.11.2018, 21:52
Ob du willst oder nicht: es ist, wie es ist. Was behindert dich? Ich persönlich betrachte meine Windel nicht als Behinderung, sondern als eine Erweiterung. Ich beobachte oft genug Leite, die dringend nach einer Toilette suchen. Das ist doch echt hinderlich. Ich kann trinken, soviel mein Körper will und muss mir keine Gedanken machen, wo das nächste Klo ist. Windeln kann man fast überall wechseln.

Windelfreund_s46
11.11.2018, 22:08
Naja, ich will aber nicht behindert sein

Hm, was soll ich dazu sagen???

Ich glaube du machst dir irgendwie falsche Vorstellungen von einer wie auch immer gearteten Behinderung. Allerdings würde ich es in deinem Fall eher als Einschränkung nennen. Und es stört dich doch auch, wenn du dir einfach so in die Hose machst. Na ja, und wenn du deine Einschränkung einmal annimmst und es akzeptierst, so, wie es ist, wirst du es leichter haben. Sag also einfach ja zu den Windeln und nutze sie, als Hilfsmittel. Und was glaubst du, wie sich die Tausenden Brillenträger fühlen. Die sind auch eingeschränkt, wenn sie ihre Brillen abnehmen. Dennoch würden die sich nicht als behindert fühlen.

Also mir wäre eine nasse oder volle Hose viel peinlicher, als eine Windel zu tragen.

Heavy User
11.11.2018, 22:20
Naja, ich will aber nicht behindert sein

Es wäre von Vorteil wenn Du dich etwas genauer ausdrücken könntest Michimei1 Meinst Du die psychischen, die körperlichen oder sogar die rechtlichen Auswirkungen einer Behinderung?

Rollibaby
11.11.2018, 23:11
weil das ja auch bedeutet, dass ich es selbst entscheide und nicht behindert bin.

Ich habe zu Glück wieder neu gelernt, dass kein Mensch "nicht behindert" ist.

Jeder hat einen Makel.

Steh einfach dazu.

LG

Rollibaby

Michimei1
12.11.2018, 00:25
Es wäre von Vorteil wenn Du dich etwas genauer ausdrücken könntest Michimei1 Meinst Du die psychischen, die körperlichen oder sogar die rechtlichen Auswirkungen einer Behinderung?

Davon hab ich keine Ahnung

- - - Aktualisiert - - -

Also mir wäre eine nasse oder volle Hose viel peinlicher, als eine Windel zu tragen.[/QUOTE]

Das ist ja das schlimme. Manchmal mag ich die nasse oder volle Hose und mache es ja absichtlich.

windelente
12.11.2018, 06:42
Hi,

ich bemerkte, dass ich die Windekn wirklich brauche, als ich OHNE Windel nachts im Dunklen unter der Eisenbahnunterführung kurz vor zu Hause einnässte, weil ich mich bei der Mitnahme der Windeln verzählt habe. Seitdem nehme ich lieber mehr Windeln mit, weiß ja nie, was Panikattacken, etc. mit mir vorhaben.

LG WE.

Heavy User
12.11.2018, 22:44
Das ist ja das schlimme. Manchmal mag ich die nasse oder volle Hose und mache es ja absichtlich.

Irgendwie drehst Du dich im Kreis..............

Michimei1
12.11.2018, 22:47
Irgendwie drehst Du dich im Kreis..............

Ja, genau das ist mein Problem. :-(

Sasuke85
13.11.2018, 18:37
Davon hab ich keine Ahnung

- - - Aktualisiert - - -

Also mir wäre eine nasse oder volle Hose viel peinlicher, als eine Windel zu tragen.

Das ist ja das schlimme. Manchmal mag ich die nasse oder volle Hose und mache es ja absichtlich.[/QUOTE]


Ging mir vor ein paar Jahren auch so, wobei ich schon vorher DL war und, bis auf einen kurzen Zeitraum, Bettnässer bin.
Aber dieses Gefühlschaos kenne ich zu genüge, mittlerweile habe ich mich aber damit arrangiert und mache mir ohne schlechtes Gewissen mit Lust und Wonne in die Windel. Auch wenn ich mich morgens anziehe ist der Griff in das Windel/Pantfach Routine wie bei "normalen" Menschen ins Fach wo die Unterhosen liegen.
Ausserdem sollte man sich nicht von der Krankheit oder der Blasenschwäche selbst das Leben vermissen lassen, gibt schlimmeres. Vielleicht liegt es auch bei mir daran das ich durch das Dauerbettnässen und meiner Hauterkrankung (erblich bedingt) mir in dem Punkt ein ziemlich dickes Fell angelegt habe.

Also Kopf hoch und was einem nicht umbringt macht einen härter!

Nuckelfan-56
13.11.2018, 19:44
Grüß Dich, Michi,

also, die Zeilen hier von Dir und anderen Leuten haben mich dazu gebracht, auch mal meine Gedanken dazu hier festzuhalten.

„Behindert sein wollen?“
Äähhmm – ich glaube, dass will keiner!


Ich bin seit einer bestens verpfuschten OP „da unten“ seit einigen Jahren bestens (!!) Harninko. Der Chirurg erklärte mir damals noch in sehr blumigen Worten: „……. Dass in 20 bis 30 Minuten alles erledigt wäre und ich dann eine ganz andere Lebensqualität haben werde…“ . Vermutlich ist der Chirurg ein grundsolider STARWARS-Fan und hat das Laserskalpell mit einem Laserschwert verwechselt.

Da sich meine Inko absolut nicht besserte, bin ich von Urologe zu Urologe „gewandert“. Fazit: keiner konnte mir WIRKLICH helfen. Oft bekam nur relativ hilflose Tips (Blasenschrittmacher, Kathederversorgung, u.s.w.) zu hören.
Erst eine junge Ärztin in einem hiesigen Krankenhaus hat mir wirklich umsetzbare Worte gegeben.
Da ich unter anderem Doppelnieren habe, ist selbst eine Windelbversorgung nicht so ganz easy. Nachts „laufen“ bei mir so 600 – 1900ml ab (Spitzenwerte um 2000 ml); und tagsüber ist somit auch häufiger Windelwechsel zwingend nötig. Und das ist bei meinem beruflichen Alltag nicht ganz einfach zu realisieren.
Nach gut 2 Jahren nach meiner OP (solange wäre eine evt. Besserung der Problematik möglich) bin ich dann auf eine 24/7 Kondomurinalversorgung „umgestiegen“. Klappte zwar auch nicht von Anfang an problemlos, inzwischen gibt es aber nur so 2 bis 3 „Nässepannen“ im Jahr. Kathederversorgung lehne ich konsequent wegen hoher Infektionsgefahr ab. Zudem hat sich im Rahmen des operativen Pfusches ein saublöd positionierter Trichter im Harnleiter gebildet, was zusätzliches Verletzungsrisiko beim Katheder darstellt. Nein, Danke!

Freilich mag ich dennoch meine (relativ dicken) Windeln; brauch ich aber halt, sonst werden die Klamotten feucht/nass.
Windeln kommen bei mir immer zum Einsatz, wenn mich mal wieder ein Harnwegs- oder Blaseninfekt erwischt hat.

Und es ist (leider) ein Trugschluss, das für jeden Inkontinenz-Kandidaten automatisch Windeln per Rezept verschrieben werden.
Und Rollibaby hat mit seiner Aussage „…dass kein Mensch „nicht behindert“ ist……“.
Ich selbst habe einen Behindertenausweis, da mich noch weitere Einschränkungen treffen. Gewollt habe ich wirklich keine davon.
Und für mich ist es absolut KEIN Problem, dass ich nun Inkontinent bin und dennoch Windeln mag. Pfusch ist Pfusch. Selbst für (angenommene) 10 Millionen Euro Schadenersatz vom Chirurgen könnte ich mir damit wieder ein normal gesundes Pinkelverhalten kaufen. Kaputt ist kaputt. Ich habe absolut keine Kontrolle mehr über Blase und Schließmuskel. Ist halt so. Schuld dafür gebe ich mir keine; außer vielleicht, dass ich soooo blöd war, mich ausgerechnet von DIESEM Chirurgen operieren zu lassen. Aber DAS hilft mir jetzt leider auch nix mehr.

Ich selbst habe übrigens einen Behindertenausweis. Als (kleinen) Ausgleich dafür, was mir nicht ganz so einfach möglich oder gar komplett unmöglich ist.

Was mich hingegen ziemlich hart getroffen hat, ist der Umstand, dass sich einige (teils langjährige) Freunde und Bekannte von mir sich bei mir „abgemeldet“ haben, seit jene von meiner Inkontinenz wissen. Aber so eine Behinderung zu verstecken, vertuschen oder zu verheimlichen, sehe ich absolut nicht ein, denn gerade dieser Themenbereich steckt so noch immer in einer „Tabuzone“, und das gar noch in unserer offenen, toleranten und aufgeklärten Welt.
Kannste mal sehen!

Falls Du doch etwas mir schreiben willst, was nicht unbedingt jeder zu lesen bekommen soll, kannst Du mir gerne eine persönliche Nachricht über dieses Forum hier zukommen lassen.
Die Zeilen hier sind keinesfalls als Standpauke an Dich oder als Tadel anzusehen. Ich kann Deine Lage und Deine Gedanken durchaus verstehen. Aber wenn man nicht einer solchen Sache robust begegnet, hat man fast schon verloren. Und dann macht irgendwann das Leben überhaupt kein Spaß mehr.
Ich habe mich mit meiner jetzigen Lage abgefunden und, soweit möglich, gehe ich damit recht offen um. Wer es nicht hören will oder mit mir nix mehr zu tun haben will, kann ja fortgehen und fortbleiben. Wer in mir nur noch ein peinliches Wesen sieht, den will ich auch nicht um mich haben.

Gruß
Nuckelfan-56

Michimei1
13.11.2018, 20:07
Kotest du dich auch ein? Das passiert mir auch manchmal obwohl ich es nicht will.

Nuckelfan-56
14.11.2018, 18:27
Hallo Michi,
ich weiß jetzt nicht, on Deine letzte Frage hier überhaupt an mich gerichtet ist,
aber ich antworte mal.

Stuhlgangprobleme hatte ich nach der vermurksten OP keine, nie.
Gruß
Nuckelfan-56

WSvenH
22.11.2018, 07:26
Nuckelfan-56

Danke fuer die Motivierende Schilderung. Ganz unabhaengig ob erzwungen oder freiwillig, moechte ich, dass Windelntragen, Inkontinensein und Fetischistsein entabuisiert werden.

Ich wuerde gerne wissen, wie genau die Leute, die sich von dir abgewendet haben, dies begruendet haben, wie das passiert ist, und weswegen genau (nasse Hose? Kontrollverlust? Geruch? Fremdschahm? Angst vor Fetisch? Angst vor Blamage in der Oeffentlichkeit?

Ich hoffe ich stelle die Frage nicht zu aufdringlich, aber ich faende es sehr schade, wenn du ausgegrenzt wirst wegen Inko, Windeln oder Fetisch(falls es bei dir auch zutriffft)

Doreenbird
22.11.2018, 19:28
Also ich bin der Meinung wenn man seine INKO für sich behält und sich nicht gerade auffällig kleidet merkt kaum einer was. Außer er ist auch vom Fach. Eine nasse Hose im Schritt fällt natürlich auf. Da ist ein dicker Popo mit Pants oder Windeln deutlich unauffälliger. Dem LebensPartner sollte man es aber sagen. Die Längen an Regalmetern bei DM, Rossmann usw. zeigen es gibt eine Menge die sowas brauchen und die sind nicht in Pflegeeinrichtungen untergebracht.

Nuckelfan-56
23.11.2018, 14:06
Hallo WSvenH,

also ehrlich, so wie ich das sehe: Bevor diese „Nische“ enttaubisiert wird, gehen die Uhren in entgegengesetzter Richtung, und Weihnachten fällt mit Ostern auf EINEN Tag.
Mich haben so einige Bekannte und Freunde schlicht vergessen. Vielleicht wurden da auch einige Leute von der Demenz erwischt oder haben gar die Familie Alzheimer kennengelernt. Ich weiß es nicht. Kann natürlich sein, dass ich die Pest habe und es selbst nicht bemerkt habe. Andere lassen da auch schon mal üble Sprüche und blöde Witze über meinen Zustand bzw. meine Behinderung ab. Jaa, mir wurde auch schon geraten, ich solle mich mal einer psychiatrischen Therapie unterziehen. Danke, darauf wäre ich nie (!!) gekommen. Toller Tip! Und ich Depp renne stattdessen ständig zum Urologen und „gönne“ mir laufend (1mal im Jahr) eine Blasenspiegelung und andere tolle medizinische Untersuchungen; vielleicht langweile ich mich auch zu sehr – und irgendwie muss ich mir ja diese Zeit schon positiv gestalten.

Noch mit der beste Rat in meiner Lage war, nachdem ich wegen der Inko die auch im Schwerbehindertenausweis habe eintragen lassen, ich könne ja auf Schmerzensgeld bzw. Schadensersatz vor Gericht klagen. Ja, stimmt schon. Aber selbst wenn ich 20 Millionen Euro als Entschädigung bekäme, meine Gesundheit kann ich mir selbst für diese Summe NICHT zurückkaufen. Dafür habe ich mich dann aber Jahre- oder Jahrzehntelang mit Ärzten, Gutachter und gegnerischen Rechtsanwälten (Paragrafenbieger?) herumschlagen dürfen. Nicht gerade das, was ich als schöne Freizeitbeschäftigung sehe.

Operativer Pfusch bleibt operativer Pfusch; da lässt sich leider nichts umkehren oder verbessern. Hauptsache ist, dem Chirurgen geht’s weiterhin gut…………….!

Nach der OP hatte ich mir 2 Jahre eine Windelversorgung im 24/7-Modus verpasst. Mein Zustand hätte sich ja vielleicht noch verbessern können. War aber nicht. Danach bin ich dann auf eine Kondomurinalversorgung „umgestiegen“. Die war im Rahmen einer längeren Schiffskreuzfahrt sowieso unumgänglich. Und in meinem Berufsalltag ist das Kondomurinal allemal besser als Windeln tragen, weil wesentlich unauffälliger.
Nix gegen Windeln und Co.. Wenn ich mal krank(-geschrieben) bin oder Urlaub habe, greife ich sehr gerne zur Windel und Suprima-Hose. Aber allein schon durchschnittliche nächtliche Abgangsmengen von 900 – 1900 ml machen extrem saugstarke Windeln zur Pflicht (BetterDry, nateen Ultra Combi oderTena Ultima). Tagsüber sind deswegen auch mehrere Wechsel meiner (geliebten) Tena Maxi-Slip (am meisten benutzte Sorte) nötig. Die sonstigen Windeln, siehe oben, lassen sich dann auch unter normaler Kleidung nur schlecht wegtarnen. Die fallen schon auf.
Und den Blasenkatheder lehne ich kategorisch ab, vorher lasse ich mich gerne einschläfern. Hauptgrund ist das erhöhte Infektionsrisiko, ein recht hohes Verletzungsrisiko (Harnleiter) und der Wegfall der Sexualität.

Wer in meiner Lage mich nun schneidet und nichts mehr mit mir zu tun haben will, darf das gerne tun. Aber (bei mir zumindest) sind diese Leute zu feige, mir DAS ins Gesicht zu sagen. Auf solche „Freunde“ und Bekannte kann ich dann auch (wenngleich schweren Herzens) verzichten. Ich denke mir dann immer den berühmten Spruch vom Herrn Götz von Berlichingen, auch wenn an dieser Körperstelle bei mir keine Inko besteht.

Gruß
Nuckelfan-56