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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wütend über Moderation



Stinky
08.02.2016, 14:39
Kontext: Im Spielechannel habe ich in einem Spiel einige Formulierungen herauseditiert. Die betroffenen User waren/sind darüber wütend und haben die entsprechenden Beiträge mit ihren Argumenten gefüllt.

Ich habe diese Diskussion aus dem Spielechannel herausgenommen, um ihn wieder frei zu bekommen, und die beiden Beiträge in diesen Thread umgelagert.

Der vom Deich




=============== Post 1 =======================



Lieber Stinky,

mir ist ehrlich gesagt nicht klar, warum im Spielechannel nun solche Seitenhiebe/Spitzen benötigt werden. Es ist doch jetzt klar geworden, dass politische Statements nicht in dieses Forum passen. Bitte halte Dich in Zukunft daran.

Viele Grüße,

Der vom Deich


[AutorEdit on]
Lieber Herr vom Deich,
ich hatte keinesfalls irgendein politisches Statement (d.i. Meinungsäußerung, Erklärung) verfasst. Wenn es so 'rübergekommen ist bzw. sein sollte, schmeiß ich ich hiermit in den Staub und bitte untertänigst um Vergebung. Ehrlich. Aber in meiner Frage "Würdest Du..." wäre es völlig ausreichend gewesen, das Attribut zu löschen, statt das Wort "Flüchtlinge" einzusetzen.
Das ist meiner (sicherlich falschen) Ansicht und meinem (politischen) Unvermögen nach definitiv nicht in meinem Sinne. :abgelehnt:
Daher habe ich es gewagt, meine 100-€-Frage komplett zu löschen.
Des weiteren werde ich - nun überdeutlich ge- und verwarnt - mir ein rotes Dreieck anheften und all meine Beiträge editieren, um ja nicht noch mehr als (politische) Persona non Grata bloßgestellt/gebrandmarkt/geschandpfahlt zu werden. (= Erklärung)
In einem anderen Thread hatte der Herr vom Deich ein bedeutend geschickteres Händchen bewiesen, was ich beinahe mit einem "like" befürwortet hätte. :baby010:
Da ich ja nun jetzt am selbstgemachten Schandpfahl für ungewisse Zeit (in orange) prange, erspare ich mir alles weitere und mutiere für eine Zeit lang (wie angewiesen: in Zukunft) zum passiven und somit auf jedem Fall zum Moderator-konformen Konsumenten, einem Leser. (= Erklärung)
Weiterhin (woanders eben) witzisch zu sein versuchend,
olle Stinky. :baby020:
[AutorEdit off]

Lieber Stinky,

da ich immer für friedliche Lösungen zu haben bin, werde ich mal versuchen, das Problem per PN mit Dir zu besprechen. Aus meiner Sicht geht es in diesem Post um nichts Großes, ich sehe also nicht, warum wir nicht zumindest zu einer Verständigung kommen können sollten.

Viele Grüße,

Der vom Deich

Lebensinsel
08.02.2016, 15:33
Lieber Lebensinsel,

der von Dir gewählte Ausdruck kann beleidigend aufgefasst werden (siehe Wikipedia-Artikel ebendazu), ich habe ihn in die neutrale Form abgeändert. Den nachfolgenden Vergleich habe ich gelöscht, ich denke, es sollte klar sein, warum.

Lass es bitte einfach, es gehört hier nicht hin.

Viele Grüße,

Der vom Deich


[AutorEdit on]
Lieber Herr vom Deich,
auch ich hatte keinesfalls irgendein politisches Statement (d.i. Meinungsäußerung, Erklärung) verfasst. Wenn es so 'rübergekommen ist bzw. sein sollte, werfe auch ich mich hiermit auf den Boden und bitte untertänigst um Vergebung. Ehrlich. Aber in meiner Antwort auf die "Würdest Du..."-Frage das Wort "Muslime" einzusetzen, ist auch nicht positiv besetzt, und könnte ebenfalls beleidigend ausgelegt werden.

Das ist meiner (sicherlich falschen) Ansicht und meinem (politischen) Unvermögen nach definitiv nicht in meinem Sinne.

Daher habe ich auch ich es gewagt, meine 100-€-Frage zu löschen.

Des weiteren werde ich - nun überdeutlich ge- und verwarnt - mir ein rotes Dreieck anheften und -sofern es meine Zeit erlaubt - meine rund 3.000 Beiträge editieren, um ja nicht noch mehr als (politische) Persona non Grata bloßgestellt/gebrandmarkt/geschandpfahlt zu werden.

Da ich ja nun jetzt am selbstgemachten Schandpfahl für ungewisse Zeit (in schwarz) prange, erspare ich mir alles weitere und mutiere für eine Zeit lang (wie angewiesen: in Zukunft) zum passiven und somit auf jedem Fall zum Moderator-konformen Konsumenten, einem Nur-(Mit-)Leser.

Ich würde außerdem empfehlen, bei allen Mitgliedern einen Intelligenztest vorzuschreiben. Ergibt sich daraus ein IQ von über 50, wird im Interesse eines putzigen Kleinkinder-Miteinanders ein Schreibverbot erteilt.

Hochachtungsvoll
Die alte Lebensinsel
[AutorEdit off]


Lieber Lebensinsel,

hmmm, also der Begriff "Muslim" ist jedenfalls neutraler als der Begriff, den Du da vorher stehen hattest.

Aber gut, ich habe Stinky eben noch geschrieben, Du hast ja heute Nachmittag schon eine PN von mir bekommen. Ich bin auf jeden Fall für eine ruhige Lösung im Gespräch zu haben.

Zur Sicherheit gebe ich die Moderation dieser Posts aber parallel schonmal in die Überprüfung. Dafür sind wir ja ein Team.

Viele Grüße,

Der vom Deich


Es wäre das erste Mal, dass die Fehlentscheidung eines Mods im Nachhinein revidiert worden wäre.

Vielleicht bin ich ja der übelste amoralische und respektlose Stalker, Leichenfledderer, Falschverdächtiger Spammer, Hassprediger, Denunziant, Intrigant, Verleumder, Diffamierer, Demagoge, Blasphemiker, und Volksverhetzer, dem man in vorauseilendem Gehorsam der "Deutschland-verrecke-Fraktion" ständig einen Maukorb verpassen muss. Aber ich habe immer die Wahrheit gesagt, auch wenn sie manchen nicht passt.

Ich will, dass Weihnachten Weihnachten heißt, und nicht Sonnwendfeier, und ich will, dass Weihnachtsmärkte Weihnachtsmärkte heißen, und nicht Wintermärkte. Ich will dass Weihnachtsfeiern Weihnachtsfeiern heißen, und nicht Jahresabschlussfeiern, und ich will das nicht halal gegessen wird (eine grausige Tierquälerei, die bei uns de jure auch verboten ist) und ich will, dass unsere Kinder nicht von der moslemischen Übermacht, die wir schon seit Jahren in unseren Hauptschulen haben, bespuckt und gemobbt werden. Und ich will nicht, dass Frauen nur noch verschleiert herumlaufen.

Und weil wir schon dabei sind. In Syrien gibt es viele arme Leute, die wirklich Opfer eines sinnlosen Krieges sind, und flüchten müssen. Aber wieso helfen wir den Leuten nicht da unten? Das würde einen Bruchteil dessen kosten, was sie kosten, wenn sie alle hier sind. Warum hat Makel in wundersamer Einigkeit mit der UNO die Hilfen für Flüchtlingslager in Jordanien heruntergefahren? Warum kommen 75% der angeblichen Flüchtlinge aus Ländern, in denen kein Krieg herrscht? Warum kommen zu 80% nur junge Männer im besten wehrfähigen Alter? Warum haben wir jetzt Probleme, die wir ohne die Einwanderungsinvasion nicht hätten?

Hätten wir die demographischen Probleme, wenn die große Hilfsbereitschaft unseren eigenen Kindern und Familien zugute kommen würde? Wie würde es aussehen, wenn - wie bei den Asylanen - bei neugeborenen Kinder 25€ am Tag ausbezahlt werden würden? Wie würde es aussehen wenn deutsche Kinder freien Schwimmbadeintritt, freie Fahrt in Nahverkehrsmitteln, ja sogar im ICE hätten? Glaubt ihr wirklich, dass wir die demographischen Probleme immer noch hätten, wenn man deutsche Kinder in dem Maße unterstützen würde, wie wir es mit Kindern von Asylanten tun? Warum klatscht niemand Beifall, wenn ein deutscher Rentner, der mit weniger als 500€ auskommen muss, der Flaschen sammeln gehen muss?

"Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst" ist Teil unserer Kultur. Es heißt aber nicht: "Liebe jeden Fremden wie dich selbst", weil dafür einfach die Basis fehlt.

Verstehst du? Da du auf billige Kriegspropaganda hereingefallen bist, und auf keinen Fall einen Gutmenschen aufheulen lassen willst, vergrault ihr eure Zugpferde. 2 auf einen Streich. Grandios! Die Unterdrückung der Meinungsfreiheit hatten wir schon 2x im vorigen Jahrhundert. Einmal endete es in einer Katastrophe, das andere Mal gings gerade noch mal gut. Und ihr macht schon wieder mit, willfährig ein korrupt-kriminelles Regime zu unterstützen, das einen kalten Krieg gegen das eigene Volk führt? Habt ihr aus der Vergangenheit gar nichts gelernt?

dervomdeich
11.02.2016, 11:40
Hi,

ao, nun kann ich auch antworten, das war im Spielechannel nicht mehr sinnvoll möglich. Mir gehen mehrere, zum Teil unabhängige Gedanken dazu durch den Kopf.

Erstmal: Schade und ärgerlich, dass Ihr auf keine meiner PNs geantwortet habt. Ich bin und bleibe der Meinung, dass man solche Dinge durchaus im Gespräch klären kann. Denn bei aller Liebe: Es liegt in der Natur der Sache des Modedits, dass er den davon betroffenen Usern nicht gefällt. Genau deswegen habe ich Euch geschrieben und die Motivation dahinter erläutert. Auf die Argumente kam keine Reaktion, nicht einmal auf den kleinen Teil Selbstkritik.

Sei's drum.

Im Kern geht es um eine ganz einfache Sache: Ist der Begriff "Muselmann" eine Beleidigung? Ich bin der Auffassung: Ja, er ist. Nach der Eskalation meines Modedits habe ich meine Teamkollegen befragt. Es gab klare Antworten, die mildeste war sinngemäß "der Post ist grenzwertig aber die Muselmänner gehen gar nicht". Nur eine einzige Antwort ging in eine völlig andere Richtung: "Ich kenne den Begriff nicht, hab ihn im Duden nachgeschlagen und dort wird er nicht als Beleidigung geführt".

Was bedeutet das für meine Moderationsentscheidung? Klarer Fall: Ich hätte sie vorher im Team abstimmen können. Ich hätte dabei Partei dafür ergreifen können, dass Du Dein Posting humorvoll gemeint hättest. Ich hätte noch anführen können, dass Du im Kontext des Spielechannels sicher niemanden beleidigen wolltest. Das Ende wäre dennoch dasselbe gewesen: Der Begriff kommt in dem Post als Beleidigung an, also gehört er da nicht hin. Ist das schon humorlos von uns? Oder hört Humor da einfach auf? Du hast in dem Post sogar noch einen draufgelegt (mit dem stubenreinen Waschbären, der sinnbildich um den Weihnachtsbaum tanzt ... ). Respektvoller Umgang hätte vermutlich anders ausgesehen.

Der Kontext, in den Du Deinen eigenen Post in den nachträglichen Edits selber stellst, zeigt, dass es Dir anscheinend doch um eine politische Aussage ging. Neben der Tatsache, dass all die Dinge, von Denen Du schreibst, dass Du sie nicht willst (Wintermarkt, ...), überhaupt nicht zur Debatte stehen, sind politische Diskussionen in diesem Forum durch die Betreiber schlicht nicht gewollt. Auch in der Userschaft gibt es beileibe keine eindeutige Haltung dazu, das zu ändern (siehe ganz aktuell in diesem Thread (http://www.wb-community.com/showthread.php?49592-Politische-Diskussion-%28war-Umfrage-der-Stiftung-Warentest-zur-Inkontinenzversorgung%29)).

Also stellt sich mir die Frage: Warum muss das sein, dass Du dann doch politisierst? Es gibt doch da draußen mehr als genug Möglichkeiten, sich politisch zu äußern. Warum ausgerechnet hier, wo diese Auseinandersetzungen einfach nicht gewollt sind? Worin siehst Du die ungerechte Behandlung, wenn die für alle User gleich geltenden Regeln auch angewandt werden?

Viele Grüße,

Der vom Deich

dervomdeich
11.02.2016, 11:57
Da war ja noch was:


Verstehst du? Da du auf billige Kriegspropaganda hereingefallen bist, und auf keinen Fall einen Gutmenschen aufheulen lassen willst, vergrault ihr eure Zugpferde.

Dieses Argument lässt mich zynisch schmunzeln, weil es eigentlich ziemlich traurig ist. Aber gut, dann also auch darauf eine Antwort: Das ist Blödsinn. Ich habe moderiert, weil der Post meiner Ansicht nach zu weit ging, ganz einfach. Du könntest argumentieren, warum ich mich damit Deiner Ansicht nach geirrt habe. Stattdessen wählst Du den polemischen Ansatz. Schade.

Lebensinsel
11.02.2016, 14:55
Im vorliegenden Fall ging es ja darum, dass einzelne Worte und ganze Sätze aus satirischen bzw. kabarettistischen Beiträgen von stinky und mir „politisch korrekt“ ersetzt und/oder ganz herausgenommen wurden. Die Beiträge standen dann mehr oder weniger inhaltslos da, und sahen aus, wie ein Schweizer Käse. Ein krude Mischung aus blau und schwarz. Immerhin, clever hat es Herr vom Deich ja formuliert, dass man ihm nicht den schwarzen Peter zuschieben kann.

Wir wissen doch alle: Wo „political correctness“ Einzug gehalten hat, treibt es bizarre Blüten. Da darf Pippi Langstrumpf ihren Vater nicht mehr „Negerkönig“ nennen, wie sie das jahrzehntelang getan hat. Ähnlichen „Säuberungsaktionen“ fielen schon die „Zehn kleinen Negerlein“ von Agatha Christie zum Opfer. Auch die Comicreihe „Tim und Struppi“ geriet wegen angeblich kolonialistischer Tendenzen unter Rassismusverdacht, ebenso der „Struwwelpeter“, weil dort von „Mohren“ die Rede ist.

Zuweilen stößt die Sprachbereinigung sogar bei den Betroffenen selbst auf Unverständnis. Weil längst nicht alle „Zigeuner“ zu den Stämmen der Sinti und Roma gehören, legen beispielsweise in Rumänien viele Angehörige dieser Volksgruppe großen Wert darauf, Zigeuner zu sein, und es sicherlich nicht diskriminierend finden, dass es auf Speisekarten mal ein „Zigeunerschnitzel“ o.ä. gab, sondern diese Art der Zubereitung eben gerne mochten.

Sogar den in Süddeutschland seit Jahrhunderten gängige Gruß „Grüß Gott“ darf man heute schon nicht mehr ohne schlechtes Gewissen benutzen, weil ein paar Volksumerzieher der Meinung sind, dass dies jemand beleidigend auffassen könnte, der eben nicht an Gott, sondern an Allah oder auch an gar nichts glaubt.

Und die allgegenwärtige Korrektheit macht selbst vor der Bibel nicht halt. Ein Kreis aus Theologen und Sprachwissenschaftlern präsentierte vor einiger Zeit nach mehrjähriger Arbeit eine „Bibel in gendergerechter Sprache“. In diesen Texten kommt die Frohe Botschaft wahlweise von „Gott“ oder von „Göttin“, und Jesus selbst wird nicht mehr als „Sohn Gottes“ bezeichnet, sondern als androgynes (geschlechtsloses) Wesen verhunzt.

Etwas beheben wollten auch die Mütter und Väter der Political Correctness: Ursprünglich machten sie in Deutschland Front gegen Engstirnigkeit und festgefahrene Schablonen. In den Emanzipations- und Befreiungsbewegungen der 1960er- und 70er-Jahre zog man gegen das Spießbürgertum zu Felde, die man als zutiefst miefig empfand.

An den Universitäten demonstrierten die Studenten gegen den „Muff von 1000 Jahren“, den sie unter den Talaren der Magnifizenzen und Spektabilitäten ausgemacht hatten. Mit langen Haaren und bunten Outfits rebellierten damalige Jugendliche gegen die strenge Kleiderordnung und die „brave“ Bürgerlichkeit der Adenauer-Ära. Kurz: Es ging um die Befreiung von gesellschaftlichen Repressionen und Unterdrückung, Intoleranz und Tabus. Eine Entwicklung, die ich als damals junger Mensch auch gerne mitgetragen habe.

Gemessen am früheren Anspruch, wirkt das Meinungsklima in der heutigen Bundesrepublik fade, inhaltsleer und steril. Was nicht den genormten Mustern und Schablonen entspricht, darf auch nicht gesagt werden - selbst wenn sich die Debatten nur noch um den Austausch zwar korrekter, aber inhaltsleerer Floskeln drehen. Das Publikum erreichen sie mit diesen öden Darbietungen längst nicht mehr.

Stattdessen legen sich politisch korrekte Phrasen wie Mehltau übers Land. Der Medienwissenschaftler Norbert Bolz zieht ein ernüchterndes Fazit: „Der Jammer der deutschen Situation ist der, dass ausgerechnet die Linken zu den großen Tabumächten geworden sind. Also die, die früher Aufklärung betrieben haben, die früher um freie Meinungsäußerung und persönliche Individualität gekämpft haben, sind heute die großen Zensoren unserer Zeit.“

Wo es einst um eine Welt ohne Repressionen ging, herrscht heute eine düstere Atmosphäre der Unterstellung und Verdächtigung, der Anpasserei, der Denkverbote und des Duckmäusertums, gegen die der angebliche Mief der 1950er- und 60er Jahre schon wie Frischluft anmutet. Denn man hat uns seit damals im Endeffekt gründlich die Seelenachse verbogen.

Obwohl das Grundgesetz jedem Bürger garantiert, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei äußern zu dürfen, beherrschen Sprech- und Denkverbote die bundesdeutschen Debatten. Das funktioniert ohne sichtbaren staatlichen Zwang, schließlich heißt es im Artikel 5, Absatz III des Grundgesetzes ja auch ausdrücklich: „Eine Zensur findet nicht statt.“

Doch warum lassen wir uns eigentlich auch hier all diese gedankliche Bevormundung gefallen? Und welche Antworten auf die brennenden Probleme unserer Zeit werden durch solche Gängeleien unterdrückt? Sprachverbote und Zensur vergiften die geistige Atmosphäre und lähmen jede Form einer lösungsorientierten Diskussion. Statt zu Offenheit und Toleranz führt das zu Feigheit und Anpassertum, bis hin zu Streitereien um Begrifflichkeiten.

Wenn abweichende Meinungen auch zum Zeitgeschehen nicht mehr geäußert werden, weil ihre Vertreter sofort als unmoralisch gebrandmarkt werden, versiegt auch bald jede Diskussion. Außer dem Austausch von ein paar Floskeln passiert dann hier nichts mehr. Das kann´s doch wohl nicht sein.

Deshalb haben stinky und ich uns entschlossen, uns erst einmal für unbestimmte Zeit herauszunehmen. Es ist ja nicht so, dass ich für viele meiner Beiträge keine Anerkennung bekommen hätte, auch wenn sie Themen anspreche, die unweigerlich gesellschaftspolitische Aspekte tangieren. Wenn auch nicht von allen, aber das Interesse ist da, auch abseits des Windelspektrums input zu bekommen, über das sich dann diskutieren lässt.

Wenn aber nun in verstärktem Maße jedes Wort auf die Goldwaage gelegt werden muss, und auch das aktuelle Zeitgeschehen immer mehr zur Tabuzone wird, macht es keinen Spaß mehr. Ich bin vielleicht noch einer vom alten Schrot und Korn, und habe nicht vor, mich jeder Haarspalterei zu beugen. Im vorliegenden Fall komme mir jetzt schon vor, wie der Kabarettist Volker Pispers, der ebenfalls Klartext redet. Aber was bleibt dann noch übrig, wenn es hier in jedem Satz mindestens 1x pfeift, weil ein Mod die Wortwahl für bedenklich hält?

Georg2
11.02.2016, 15:38
So, jetzt mische ich da mal ein und versuche es mal mit einer Handhabe, wie man mit bestimmten Bergriffen umgehen sollte. .



Im Kern geht es um eine ganz einfache Sache: Ist der Begriff "Muselmann" eine Beleidigung? Ich bin der Auffassung: Ja, er ist.

Im historischen Kontext sicherlich nicht. Aber Wörter wandeln im Laufe der Zeit ihre Bedeutung. Lebensinsel brachte ja schon einige Beispiele. Auch muss man zum Beispiel Oliver Twist von Charles Dickens (erschienen 1838) aus der Sicht der damaligen Zeit lesen. Zur Erinnerung. Oliver Twist wird von einem alten jüdischen Hehler zum Taschendieb ausgebildet Da wir aber heute schreiben, müssen wir uns über die heutige Bedeutung und der Wirkung bestimmter Wörter im Klaren sein. Was vor 50 oder 100 Jahren nicht beanstandet wurde, mag heute unpassend sein.


So verschwand zum Bespiel der Begriff Sowjetzone bzw. Ostzone im Zuge der Entspannungspolitik des Bundeskanzlers Willy Brandt um 1970 aus dem öffentlichen Sprachgebrauch. Als Anfang der 1970er-Jahre einem Bekannten in einem Rundfunkinterview das Wort Ostzone herausrutschte, wurde das Interview nicht gesendet.

Wenn man die von 1881 bis 1888 veröffentlichten Romane des Orientzyklus „Durch die Wüste“ und die Folgebände von Karl May aufschlägt, stolpert man über jede Menge Muselmänner.

Ein Tunesier fragte bei einem Kfz.-Händler an, ob er ein bestimmtes Auto billiger bekommen könne. Der Händler fühlte sich mokiert und betitelte ihn in einer Anwort-E-Mail im Hinblick auf seinen arabisch klingenden Namen als „Muselmann“. Als der Tunesier auf seine Frage, was das solle, keine Antwort bekam, verklagte er den Händler, weil er darin ein bei den N… üblichen Begriff sah, womit Insassen in Konzentrationslagern bezeichnet wurden. Das Amtsgericht verurteilte den uneinsichtigen Händler zu einer Geldstrafe von 1200 Euro. (so geschehen 2009)

Noch ein Beispiel:
Der Kriminalschriftsteller und Hörspielautor Rolf Becker schrieb 1959 ein mehrteiliges Hörspiel, von dem ein Teil den Untertitel „Der fliegende Kümmeltürke“ hat. Der Titel bedient sich eines alten Klischees. Aber das wurde zu einer Zeit geschrieben, als es türkische Gastarbeiter in Deutschland nicht gab. Selbst der NDR fand das damals nicht anstößig.
Heute würde man das so nicht titeln.

Also einfach darauf achten, wie das heute verstanden wird, was ihr da schreibt.

LG Georg
.

Kvetinka
11.02.2016, 16:15
An den Universitäten demonstrierten die Studenten gegen den „Muff von 1000 Jahren“, den sie unter den Talaren der Magnifizenzen und Spektabilitäten ausgemacht hatten. Mit langen Haaren und bunten Outfits rebellierten damalige Jugendliche gegen die strenge Kleiderordnung und die „brave“ Bürgerlichkeit der Adenauer-Ära. Kurz: Es ging um die Befreiung von gesellschaftlichen Repressionen und Unterdrückung, Intoleranz und Tabus. Eine Entwicklung, die ich als damals junger Mensch auch gerne mitgetragen habe.



Ich finde auch den heutigen Einheitslook von Langhaarmädchen und Kurzhaarjungs langweilig. Ich habe den Eindruck, dass Jungen, die gerne lange Haare tragen möchten, gleich zur Frau mutieren oder zumindest nicht mehr wissen, wer oder was sie sind.

Jede Zeit erzeugt eine Gegenbewegung. So wie art deco von den nüchternen Baustilen der 30er Jahre abgelöst wurde.

dervomdeich
11.02.2016, 16:27
Hallo Lebensinsel,

tja, schade, ich hatte auf eine ernsthafte Auseinandersetzung gehofft. Stattdessen reden wir jetzt über angelblich selbst erteilte Maulkörbe und Political Correctness.

Es ist bereits alles Mögliche gedacht und gesagt worden, Berichterstattung gibt es jeden Tag zu all den vertretenen Positionen. Denkverbote? Sprachverbote? Zensur? Wo denn, wenn sogar über Tötungen an den Grenzen als "ultima ratio" gedacht, gesprochen und berichtet wird? Über kein Thema wird seit Monaten so viel geredet, diskutiert und sich auseinandergesetzt wie über die Flüchtlingskrise. Kritik an der Regierung dazu kann jeder von uns jeden Tag nachlesen. Wo zum Teufel ist da Zensur? Die Argumente und Probleme liegen schon längst für alle sichtbar auf dem Tisch. Es sind die Lösungen, die fehlen!

"Denkverbote" zu postulieren, dient meiner Beobachtung meist nur dazu, diejenigen zu überhöhen, die sie angeblich brechen. Die Möglichkeit, dass es gar keine Denkverbote gibt, sondern einfach keine breite gesellschaftliche Zustimmung für das angeblich Verbotene, scheint keine wesentliche Rolle zu spielen.

Aber gut, dann steht die These halt im Raum, ich kann auch damit leben.

Trotzdem ist meine Begründung wesentlich einfacher: Ich habe Deinen Post editiert, weil ich der Ansicht bin, dass er beleidigend ist. Nicht mehr und auch nicht weniger. Damit habe ich weder eine moralische Wertung Deiner Positionen noch Deiner Person vorgenommen.

Du findest Deinen Post humorvoll, satirisch. Ich nicht, ich finde, er geht zu weit. Deine Kritik an meiner Entscheidung habe ich ernstgenommen und sie im Team überprüfen lassen. Das Team findet ebenfalls, dass der Post zu weit ging. Ich stelle meine Entscheidung hier forumsöffentlich dar, gerade weil ich gegen Zensur durch die Hintertür bin.

Am liebsten wäre es mir gewesen, wenn wir am Ende einfach auf Augenhöhe hätten sagen können: "Hier sind wir unterschiedlicher Ansicht". Schade, dass dafür zumindest aktuell keine Möglichkeit zu bestehen scheint.

Viele Grüße,

Der vom Deich

giaci9
11.02.2016, 17:03
Ich muss ja sagen, ich finde die politische Haltung von einigen hier immer wieder Merkwürdig. Selbst fordert man unentwegt mehr Rechte und Toleranz für die Minderheiten denen man selbst angehört, wie Beispielsweise Windelträger, Homosexuelle, Transsexuelle oder Menschen die nicht mit dem Geschlecht ihrer Geburt einverstanden sind. Die selbe Menschen verhalten sich dann aber intolerant bis extrem intolerant gegenüber anderen Minderheiten. Das ist ein Widerspruch. Man kann nicht Toleranz für sich selbst einfordern, selbige aber gleichzeitig anderen verwehren. Als jemand der sein Geschlecht geändert hat, möchte man nachher nicht auch noch mit dem selben Personalpronome angesprochen werden wie vorher, oder? Und als Schwuler möchte man auch nicht diffamiert werden, oder? Diese Toleranz und dieses Verständnis sollte man aber, wenn man es selbst einfordert, auch anderen gegenüber erbringen. Alles andere ist schlichtweg egoistisch.

Und nein, eine Meinugszensur findet nicht statt in unserer Gesellschaft. Diese Aussage wird ja oft von den Leuten getätigt, die mit Gegenwind gegenüber ihren Thesen unzufrieden sind und sich beklagen, dass man "Soetwas nicht mehr sagen darf". Doch, das darf man. Man muss halt damit rechnen, dass einem die Leute nicht zustimmen. Das liegt dann aber möglicherweise auch nicht an einer Meinugsdiktatur sondern einfach daran, dass die Leute der These konträr gegenüberstehen.


Zum Abschluss möchte ich noch hinzufügen, dass ich wirklich hochzufrieden mit der Arbeit der Moderation in diesem Zusammenhang bin! Hut ab! Von Seiten der "Obrigkeit" (;)) wurde ausführlich und in wirklich respektvollem Ton auf die betreffenden Nutzer eingegangen und wirklich versucht, auf einen Konsens zu kommen. Ich finde das eine super Arbeit und ich finde es bemerkenswert, dass dervomdeich so etwas in seiner Freizeit erledigt. Vielen Dank!

Kvetinka
15.02.2016, 16:27
Martin Luther schrieb damals von Sarazenen......

Ginni
15.02.2016, 17:27
Martin Luther schrieb damals von Sarazenen......
was meinst du damit?

Philip
15.02.2016, 18:20
Tja, das frag' ich mich auch.
Immer wieder ...
Phil

Lebensinsel
15.02.2016, 19:25
Vielleicht meint Blümchen ja das da:

Abendzitat XCI. - Martin Luther

“Aber Mohammeds Schwert und das Reich des Türken ist stracks wider Christus gerichtet, als hätten die Sarazenen sonst nichts zu tun und könne sein Schwert für nichts besser gebrauchen, als wider Christus zu lästern und zu streiten, wie denn auch sein Koran und die Taten dazu beweisen..."
Die nächsten 3 Sätze erspare ich euch, denn sie würden heute durchaus als rassistisch durchgehen. Man muss jedoch anmerken, dass es sich dabei nicht um eine Lehrmeinung Luthers handelt, sondern um den Bericht eines Zeitzeugen.

Haben wir nun das Schwert gegen die ehrwürdigen Moderatoren erhoben? Nein. Ich habe mich sehr bemüht, die leidige Angelegenheit auf sachlicher Grundlage nicht-öffentlich zu klären. Heraus kam dabei (leider) nichts, auch wenn es anfangs so aussah. Denn immer wieder bekam ich statt Anworten geschickt formulierte persönliche Herabwürdigungen zurück. Es tut mir leid, das sagen zu müssen.

Ginni
15.02.2016, 19:33
Denn immer wieder bekam ich statt Anworten geschickt formulierte persönliche Herabwürdigungen zurück.

an welchen stellen bzw durch welche formulierungen hast du dich persönlich herabgewürdigt gefühlt?

Kvetinka
15.02.2016, 21:01
was meinst du damit?

Dass Sprache im Fluss ist, sich ständig ändert.