PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Unterschied zwischen Enkopresis und Stuhlinkontinenz?



Bongo
06.11.2015, 09:59
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Enkopresis und Stuhlinkontinenz?

Nur, dass das eine Wort latein und das andere deutsch ist?

Oder gibts da auch nen qualitativen Unterschied, z.b. dass bei Stuhlinkontinenz ständig was rauskommt bzw. immer vollig unbewusst/unkontrollierbar, und derjenige es bei Enkopresis "nur" von Zeit zu Zeit nicht rechtzeitig checkt und dann urplötzlich die Hosen voll macht, weil der Körper sich selbst "befreit"?

Pimpernuckel
06.11.2015, 10:06
Enkopresis ist nur eine mögliche Form von Stuhlinko. Ich hab das auch schon mal woanders geschrieben, aber die meisten Stuhlinkos leiden eher unter Auslaufproblemen oder mit anderen Gesundheitseinschränkungen assoziierten Dingen wie Durchfall, Schließmuskelschwäche, Nervenschäden und entsprechendem Kontrollverlust. Enkopresis ist eher somatisch-vegetativ, also eine unbewußte Verhaltensweise, nicht unbedingt eine echte funktionale physiologische Störung.

Pimpernuckel

Bongo
06.11.2015, 14:00
das klingt interessant.

ich würde den themenkomplex nämlich gerne besser verstehen.

könntest du das ein wenig detaillierter beschreiben?
gerne auch einfach kopieren, falls du dein altes posting noch findest.

oder z.b. mit beispielen für unwissende wie mich greifbarer machen.

bzw wer sich da sonst noch auskennt, gerne auch :)

Heavy User
06.11.2015, 14:27
Ist es also eine psychosomatische Krankheit? Und wenn ja wer verschreibt dann die Windeln? Der Psychologe/Psychiater oder der Urologe oder ein ganz anderer Facharzt?

Pimpernuckel
06.11.2015, 16:14
Verordnungen kann jeder fachlich qualifizierte Arzt machen. Für die Verordnungsfähigkeit ist lediglich eine ausreichende Abklärung der Sachverhalte notwendig, also muss man bei Stuhlinko schon mal zum Proktologen, Gastroenterologen usw. gehen, damit zumindest irgendwas Überprüfbares vorliegt, wenn die Krankenkasse die Verordnung überprüft.

Ansonsten ist das klassische Differenzialdiagnostik - es geht ja oft eher um den Ausschluss bestimmter Punkte als nun eine 100% Diagnose zu treffen. Meist spielen ja ohnehin mehrere Faktoren mit rein. Für mich spezifisch kann ich immer nur auf den Artikel auf meinem Blog verweisen, wo ich das lang und breit erklärt habe:

http://myleniumgesundheit.info/2015/01/11/die-richtige-windel-teil-1-merken-dass-man-ein-problem-hat/

In den paar Monaten, seit ich das geschrieben habe, hat sich leider die Situation eher noch verschlechtert, weshalb ich jetzt auch öfter rund um die Uhr gepolstert bin. Bei anderen Leuten wie Rollifahrern ist es eben auch oft ähnlich - die Tragen Windeln, weil sie Muskelschwächen und Nervenschäden haben und es im Ernstfall auch nicht unbedingt rechtzeitig auf's Klo schaffen. Natürlich spielt dann dort auch stärker die Urininkontinenz mit rein.

Spezifisch zu Enkopresis kann ich nicht so viel sagen, weil ich da keinen persönlich kenne. Die gängigste Theorie ist halt, dass es eine stressbedingte Dranginkontinenz ist, eben wie bei kleinen Kindern, die sich in solchen Situationen in die Hose machen. Vermutlich spielen hier aber auch Nervenschäden eine große Rolle bzw. indirekte Dinge wie schlechte Durchblutung in dem Bereich und deswegen fehlende Empfindungen. Da müßte man den User, an den wir hier sicher alle denken, mal direkt fragen... ;)

Pimpernuckel

Wolfgang
06.11.2015, 22:59
Stuhlinkontinenz = unwillkürliche Stuhlentleerung
Enkopresis = funktionelle Stuhlinkontinenz im Kindesalter

----------------

Enkopresis wird als willkürliches und unwillkürliches Einkoten ab einem Alter von 4 Jahren nach einem Ausschluss organischer Ursachen (wie Spina bifida, Megacolon congenitum und andere organische Erkrankungen) definiert

Typisch für die Enkopresis ist das gleichzeitige Auftreten mehrerer Störungen, die nicht unbedingt kausal miteinander verknüpft sein müssen

Bisher wurden die Begriffe Enkopresis und Stuhlschmieren (Soiling) beliebig austauschbar zur Beschreibung der nichtorganischen (funktionellen) Stuhlinkontinenz
verwendet
Neuere Klassifikationsvorschläge der pädiatrischen Gastroenterologie verwenden statt Enkopresis den Begriff "funktionelle Stuhlinkontinenz" (im Gegensatz zur "organischen Stuhlinkontinenz") und unterscheiden die beiden Hauptformen der retentiven und nicht retentiven Inkontinenz [Rasquin-Weber et al. 1999; PACCT 2005]. Enkopresis und funktionelle Stuhlinkontinenz können demnach als Synonyma verwendet werden. Aktuelle Übersichten finden sich bei von Gontard [2004] und von Gontard und Neveus [2006].

lunerouge
07.11.2015, 02:38
bist organisch dysfunktionell -> inko
sonst (wennst sonstwie undicht bist vom kopf her) -> enko

edit :

windeln sind übrigens kein therapiemittel *gggg* (http://psychologie.univie.ac.at/uploads/media/Vorlesung_KiJu_St%C3%B6rung_der_Ausscheidung.pdf)

Bongo
09.11.2015, 15:30
OK, wir haben jetzt Erklärungen zur wissenschaftlichen Abgrenzung zwischen Stuhlinkontinenz und Enkopresis erhalten.
Vielen Dank dafür :)

Mich würde jetzt allerdings schon interessieren, wie man das im Detail als betroffener so erlebt.
Ich kann mir das als Nichtbetroffener halt schwer vorstellen.


Bei Stuhlinkontinenz:
- spürt man, dass man muss, und erlebt dann, wie es einfach passiert (kann aber nicht eingreifen)?
- spürt man gar keinen drang, und es passiert völlig unerwartet, ohne dass man es vorher mitbekommt?


Zu Enkopresis wurde ja erklärt, dass es sich um ein unwillkürliches oder auch um ein willkürliches Phänomen handeln kann.

Im Falle von unwillkürlich (ja, die Fragen sind die gleichen, wie oben):
- spürt man, dass man muss, und erlebt dann, wie es einfach passiert (kann aber nicht eingreifen)?
- spürt man gar keinen drang, und es passiert völlig unerwartet, ohne dass man es vorher mitbekommt?

Im Falle von willkürlich:
- spürt man den vollen Verdauungstrakt und bekommt dann eine Art psychischen Zwang, sich zu entleeren, der (rein psychisch) keinen Aufschub duldet und dann sofort bewusst und aktiv befolgt wird?
- geht man einfach bewusst (und absichtlich) nicht aufs klo (z.b. wegen Ängsten oder kein Bock auf Unterbrechung der Aktivitäten), und irgendwann "hilft" sich der Körper selber, was dann in dem Moment nicht mehr zu verhindern ist?
- oder macht es einem einfach Spaß, sich einzukacken (was ich jetzt aber spontan eher in ne andere Kategorie einsortieren würde, als beim "Krankheitsbegriff" Enkopresis)?

Vielleicht ist das, was ich da als Möglichkeiten vermute/vorschlage ja auch alles völliger Unsinn, und der Kern der Sache ist ein ganz anderer?

Ganz toll wäre es, wenn sich hierzu Leute äußern könnten, die selbst in irgendeiner Weise betroffen sind, und das aus eigener Erfahrung beurteilen und erklären können.
Schreibt bitte dazu, welche Art bei euch diagnostiziert wurde, und vielleicht noch aufgrund von welchen Umständen.
Ich hoffe, die Frage ist nicht zu privat.

Jedenfalls schonmal im Voraus vielen Dank :)

Velos
26.11.2015, 01:35
Hallo Bongo, diagnostiziert wurde bei mir nichts, aber ich hab im Internet geforscht und bin auf den schluss gekommen das ich ein Verstopfungsfolgrige Stuhlinkontinenz habe.. auf grund meiner Symtome. Von meinen Ärzten wurde Enkopresis als Psychisches Problem Diagnostiziert da keine Physische Problematik festgestellt werden konnte. Also bei mir ist es witziger weise unklar was ich habe.

Da ich davon ausgehe das ich mich nicht selbst verarsche denke ich hab ich eine Stuhlinkontinenz. Selbiges thema hat mich vor einigen auch beschäftigt, worin der unterschied liegt.

Wie ich es erleb ist einfach erklärt. ich muss plötzlich und drück die backen zusammen aber es kommt trotzdem, außer ich schaff es mit meinen Pobacken es zurückzuhalten, ist ne 50:50 Situation. Ich merk es voher auch, aber da muss ich eben schon die beine kreuzen.

Es ist wohl so das es verschiedene stufen und Arten von Stuhl Inkontinenz gibt daher kann man das finde ich auch nicht festlegen, es gibt Inkontinenz die soweit geht das fehler im Rückenmark vorliegt diese leute merken nichtmal wenns in der Hose ist, dann gibts wiederrum arten bei dennen nur flüssige schmierspuren in der hose sind, davor aber ordentlich gedrückt werden muss...

Da ich vor kurzem erst auf der Suche war warum ich Stuhlinkontinenz hab (da die lieben ärzte einfach unffähig sind) bin ich auf nen vorfall meiner Kindheit gestoßen in der ich eine extrem starke verstopfung hatte und leider von meinen Eltern nicht zum Arzt gebracht wurde, dies ging wohl soweit das ich Darmschäden davon getragen hab (Opstipation)






Hier ma ein paar arten + symtome

Arten von Stuhlinkontinenz (Schließmuskelschwäche)
Dranginkontinenz bedeutet, dass die betroffene Person den Stuhl im Rektum (Mastdarm) und den Stuhldrang bemerkt, sich aber stets beeilen muss, um es rechtzeitig bis zur Toilette zu schaffen.

Bei der Flatusinkontinenz spürt die betroffene Person, wie sich der Mastdarm füllt, aber aufgrund einer sensorischen Störung des Körpers kann sie nicht erkennen, ob es sich dabei um Gase/Winde oder Stuhl handelt.

Passive Inkontinenz bedeutet, dass der Stuhldrang nicht bemerkt wird bzw. dass die Meldung im Gehirn nicht aufgenommen wird. Mit anderen Worten, die Person ist sich nicht bewusst, dass der Mastdarm gefüllt und eine Entleerung nötig ist.

Aufgrund der sensorischen Störung können diese Personen im Rektalbereich nichts spüren und die Darmentleerung nicht bewusst steuern – sie erfolgt unwillkürlich.

Stuhlinkontinenz ist die Folge einer fehlenden Kontrolle über den Analkanal und den Analsphinkter (analen Schließmuskel). Die Nerven in diesen Regionen unterstützen das Gehirn bei der Kontrolle der Bewegung und Ausscheidung von Stuhl und Gasen.

Sind die Nerven, die Strukturen des Rektums oder die Muskeln in diesem speziellen Bereich geschädigt, kann es zu Problemen und unfreiwilligem Verlust von Stuhl kommen.

Die Überlaufinkontinenz ist in der Regel die Folge einer Blockade des Dickdarms durch Verstopfung. Die Blockade, die durch festsitzenden Stuhl verursacht wird, hält noch mehr Kot auf. Nur wässriger Stuhl kommt daran vorbei und wird leckageartig ausgeschieden, da er nur sehr schwer zu kontrollieren ist.

Eine doppelte Inkontinenz besteht, wenn jemand Probleme mit der Kontrolle sowohl von Darm als auch von Blase hat.

Woher kommen Darm- und Kontinenzprobleme?
Strukturelle Probleme von Dickdarm, Muskeln oder Nerven können zu einem gewissen Grad einer Inkontinenz führen. Dies kann sich bereits bei der Geburt zeigen, z. B. bei Organen oder Strukturen, die sich beim Neugeborenen nicht ausreichend ausbilden.

Es kann aber auch zu einer späteren Schädigung kommen, beispielsweise nach Entbindungen, Unfällen oder operativen Eingriffen.

Beschwerden und Krankheiten wie Diabetes, Spina bifida, Schlaganfall, Epilepsie und Parkinson können Einfluss auf die Kontinenzkontrolle haben.

Die meisten Menschen kennen Darmprobleme allerdings nur von zwei häufig vorkommenden Beschwerden: Verstopfung und Durchfall.

Verstopfung (Obstipation): Ein Symptom und eine Ursache
Verstopfung kann Inkontinenz verursachen, aber sie ist auch ein Anzeichen dafür, dass etwas nicht stimmt. Beispielsweise kann eine Inkontinenz aus anderen gesundheitlichen Problemen entstehen, wie einem Reizdarmsyndrom oder bei Stress.Eine Verstopfung besteht, wenn Sie Ihren Darm nicht entleeren können. Manchmal kann Stuhl im Dickdarm feststecken. Er trocknet aus, verhärtet und bildet eine feste Masse, die dann zu einer Blockade des Dickdarms führt.

Nur flüssiger Darminhalt kann die Blockade passieren. Dieser ist sehr schwer zu kontrollieren und tritt „portionsweise“ aus.

Bei einer Dickdarmblockade müssen die Patienten sich häufig anstrengen und stark pressen, um den Darm zu entleeren. Durch diese Anstrengungen können Muskeln und Analkanal auf Dauer beeinträchtigt werden. Ebenso kann es zu kleinen Läsionen oder offenen Stellen der Dickdarmoberfläche kommen. Durch diese Folgen der erhöhten Anstrengung kann eine anale Schließmuskelschwäche (Stuhlinkontinenz) entstehen.

Jeder Mensch leidet irgendwann einmal bis zu einem gewissen Grad unter Verstopfung. Bewegungsarmut und Alterung fördern deren Auftreten. Meistens tritt Verstopfung nur vorübergehend auf. Bleibt sie bestehen und unbehandelt, kann es zu Schädigungen kommen.

Achten Sie vor allem auf

Veränderungen beim alltäglichen Stuhlgang bzw. seltenere Darmentleerung
starkes Pressen bei der Darmentleerung
harten oder bröckeligen Stuhlgang
ein Gefühl, als ob der Darm nicht vollständig entleert worden wäre
Blähungen, Magenkrämpfe und Übelkeit
Durchfall (Diarrhoe): Ein Symptom und eine Ursache
Durchfall ist ebenfalls sowohl Symptom als auch Ursache einer Inkontinenz. Er kann chronisch (anhaltend oder wiederkehrend) oder akut (plötzlich) auftreten.

Akuter Durchfall kann verschiedene Ursachen haben, z. B. eine Mageninfektion (durch Bakterien oder ein Virus) oder Reaktionen auf ein Nahrungsmittel. In der Regel ist er nach ein bis zwei Wochen wieder verschwunden.

Chronischer Durchfall kann anhaltend sein und sich über Wochen erstrecken. Er kann verschwinden und dann erneut auftreten. Er kann das Ergebnis einer Erkrankung oder von Darmkrankheiten wie z. B. Reizdarm oder entzündlichen Erkrankungen wie Morbus Crohn sein.

Die Symptome einer Diarrhoe sind:

ungewollter und häufiger, flüssiger Stuhlgang
Bauchschmerzen, Krämpfe und Blähungen
Übelkeit und Appetitverlust
Manchmal wird Durchfall von Fieber oder Blut im Stuhl begleitet.


Denke da sind die vorgäng gut verständlich aufgeschrieben, hoffe das hilft dir ein wenig das ganze zu verstehen.


[EDIT by 77: Farbe geändert, rot und blau sind dem Team vorbehalten.]

Bongo
26.11.2015, 09:08
vielen dank für diese ausführliche zusammenstellung.
das fand ich sehr aufschlussreich und jetzt bin ich ein wenig schlauer :)

wer hat noch erfahrungen mit dem thema?

Bongo
01.12.2015, 09:34
...eine frage hätte ich da jetzt doch noch, velos.
und bitte nicht falsch verstehen:

wäre es möglich, einfach jeden tag mit absicht aufs klo zu gehen?
falls das nicht klappen sollte: warum klappt das nicht?