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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Peinlich und Scham



Aroon
22.08.2014, 21:24
Weiß nicht wie ich anfangen soll.
Bin schon älter (41) und trage immer mal wieder Windeln, die ich für "beides" benutze. Dann schmeiße ich alle Windeln wieder weg und kann das alles abstellen.
Das Daumenlutschen konnte ich och nie ganz abstellen, kommt unbewusst
Lehne mich mit dieser Haltung aber eher ab. bin auch schon lange in Therapie, hab keine Freundin oder Familie und leide sehr darunter, da ich mich als nicht so viel wert ansehe.
Heute Abend habe ich wieder Lust Windeln anzuziehen nach langer Pause und dann lese ich Windelgeschichten die ich so finde.
Ich möchte einfach erwachsener werden und ich finde mich in Windeln alles andere als das und leider darunter. Ich schäme mich sehr dafür.
Ach so: in der Therapie ist das weniger Thema bzw. der Therapeut findet das alles nicht so schlimm. Eure Meinungen würden mich interessieren, wie ich mich einfach reifer fühlen könnte.**

Nachtrag: ** Wie kann ich entweder mehr akzeptieren oder von den Windeln, Daumen wegkommen.

Bitte entschuldigt Fehler, meine Muttersprache ist nicht Deutsch. Wohne aber schon sehr lange hier.



möchte noch ergänzen:
als ich Schüler war habe ich angefangen Windeln zu kaufen. Meine Eltern haben bis heute nie davon erfahren.
Dann bin ich ausgezogen zur Ausbildung-Studium (in Frankreich) und durch das Internet habe ich dort Kontakte geknüpft zu denen, die gerne Windeln tragen oder am Daumen lutschen. das mit dem Daumen war mir oft peinlich, wenn ich in einem Wohnheim mit anderen zusammen wohnte.

Jetzt gibt es Zeiten, wo ich sehr lange keine Windeln mehr trug. Ich möchte unbedingt noch eine Freundin finden. es ist mein größter Traum.
Wenn ich mich schlecht und schwach fühle, dann suche ich wieder nach Windeln.Oder wenn ich alleine bin wie momentan wieder.
Ich habe mich intensiv damit beschäftigt (in Frankreich gibt es viele psychologische Foren zu diesem Thema ebenso wie gute Therapeuten).
Bisher habe ich keine Frau finden können, die mich so ackzeptiert, wie ich bin, also dass ich vor allem das mit dem Daumen nicht beenden kann und manchmal in aller Not Windeln brauche.

Achim.B
23.08.2014, 00:21
Hallo Aroon,

ein herzliches Willkommen hier im Forum.

auch wenn Du kein Muttersprachler bist, ist Deine Schreibe doch bis auf ganz ganz kleine Fehler wunderbar. Da habe ich hier im Forum schon ganz andere Beiträge von deutschen Mitgliedern gelesen. Da versteht du noch nicht einmal den Inhalt dessen, was sie eigentlich sagen wollen. Dazu erst einmal herzlichen Glückwunsch.

Was ich nicht verstehe, ist, dass Dein Therapeut nicht auf Deine Probleme eingeht. Offensichtlich hast Du ja ein großes Bedürfnis, das Daumenlutschen und das Windeltragen zu therapieren. Dann sollte sich der Therapeut auch mit der gebotenen Sorgfalt diesen Problemen widmen.

Vielleicht solltest Du noch einmal darauf hinweisen, dass es Dir wirklich wichtig ist. Wenn er das nicht akzeptiert, dann kannst Du ja immer noch die Meinung eines anderen Therapeuten einholen. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, einen Termin zu bekommen aber versuchen solltest Du es.

Mich wundert ein bisschen, dass Du eine Freundin suchst, die Dich so akzeptiert wie Du bist. Das lässt vermuten, dass Du das Nuckeln und das Windeltragen für Dich akzeptiert hast. Ich glaube Du solltest Dir selbst erst einmal im Klaren werden, ob es zukünftig wichtiger ist, Deinen Fetisch auszuleben oder eine Freundin zu haben. Manchmal ist es doch so, dass sich einige Probleme von selbst erledigen, wenn man mit sich selbst im Einklang ist.

Ich wünsche Dir jedenfalls viel Glück bei Deiner Selbstfindung. Und mit etwas Glück findest Du auch die richtige Partnerin, ohne danach zu suchen.

Aroon
23.08.2014, 07:38
Hallo Achim.B,

vielen Dank für deine sehr schnelle und nette Antwort, die zum Nachdenken auffordert.

Vielleicht teile ich die Antwort so ein:

Therapie:
der Therapeut geht schon auf diese Themen ein, nur gab oder gibt es noch ganz viele andere die sicher Einfluss auf das Windelthema haben.
Also vielleicht so: habe früher viel mehr Windeln getragen, das hat sich reduziert. Auch andere Praktiken ohne Windeln habe ich ausgeübt. Die sind z.B. ganz weg.
Ich hatte sehr viel Probleme mit meinem Elternhaus, obwohl ich meine Eltern mochte. Jetzt habe ich mehr Distanz und das ist gut so. Sehr gut sogar, weil so Kontakt möglich ist, ich aber meine Wege gehe.
Mir ist bewußt, dass ich vielleicht nach vielen Jahren vielleicht noch ein anderen Therapeut besuchen sollte, also die Meinung einholen, wie Du schreibst.
Hänge auch sehr an diesem Therapeut, auch ein Thema. Ich kann ganz schlecht verlassen, das heißt meinen eigenen Weg finden oder gehen (das Gefühl ist oder war so, dass ich zu alleine bin, wenn ich das mache, also dass ich unter gehe, also verloren gehe).

Freundin, die mich so akzeptiert wie ich bin:
das will sagen, dass sie mich versteht in meinem "Kampf" oder Ringen (?), dass ich das weniger haben will oder dass dies auch passieren kann und ich deshalb kein schlechter Mann bin.
Immer wenn ich guten Kontakt zu Menschen habe, brauche ich wenig Windeln.
Ist der Kontakt schlecht oder nicht da (ich also einsam) und ich fühle mich so überfordert und gestresst**, dann brauchte ich das, um mich "gut" zu fühlen. ???

** weil die Leute zu stark für mich erscheinen und alles zu viel ist, weil sie so viel erreicht haben und ich nicht. Also: sie haben zum Beispiel Familie und Kinder.

"Einklang" oder Selbstfindung:
das ist wohl das Thema, da arbeite ich bereits sehr lange daran und ich denke, dass ich noch viel Zeiten dafür benötige weil ich mich oft zerrissen fühle, also zu zwei Seiten gehöre und nicht weiß wohin das führt.

Merci!
Aroon

abdelgamal
23.08.2014, 07:51
Hallo Aroon, ich kann mich meinem Vorredner nur anschliessen. Dein Deutsch ist fast schon perfekt, bravo! Zu deinem Problem kann ich sagen, dass es eigentlich gar keines ist. Dein Therapeut sieht das auch so. Das Daumennuckeln und die Vorliebe zu Windeln sind Ersatzbefriedigungen für etwas, was du vermisst. Du sehnst dich zurück nach einer sorgenlosen, behüteten Kindheit, als dies alles noch "erlaubt" war. Nun aber schämst du dich dafür, da du ja nun gross bist, und "man" so etwas nicht mehr tut. Aber wir Menschen haben ganz unterschiedliche Facetten und manchmal komische "Macken". Solange wir damit anderen nicht schaden, sie belästigen oder zur Last fallen, sind wir deswegen nicht schlechtere Menschen. Wir sollten uns dafür auch nicht schämen oder gar selber hassen, denn das wäre gegen unsere Natur. Ich bin sicher, dass du eine liebe Freundin finden wirst, die dir helfen wird, gewisse Defizite aus deiner Jugend zu überwinden. Eine Freundin, die dich so akzeptierst, wie du bist, und die dir damit hilft, dich und deine Präferenzen selber auch zu akzeptieren. Bonne chance!

beebee
23.08.2014, 08:07
hallo,

vielleicht magst du die melodie in diesem buch?
http://www.amazon.de/Das-Buch-Kinder-einfach-selbst/dp/3548741096/

janbaby
23.08.2014, 08:58
Kuckuck,
du hast es hierher geschafft, das ist toll und ein guter Schritt!
Selbstakzeptanz scheint der springende Punkt bei dir zu sein.
Der Weg dahin ist anscheinend für dich schwer, so geht es ja vielen ABs/DLs.
Aber hierbei kannst du dir relativ gut selbst helfen. Es hilft ja anscheinend nicht direkt, wenn dein Doc sagt: "is doch nich so schlimm".
Den Weg zu einem ausgeglichenen Inneren findest du über genaue Beobachtung deines Verhaltens und deiner Gefühle.
Beobachte genau: Wie geht es dir in den Momenten, wenn du gewickelt bist, oder am Daumen lutscht? Gut?
Wie geht es dir, wenn du "erwachsen und groß bist? Gut?
Ist nicht beides manchmal gut?
Frage dich nach dem Grund für deine Ablehnung deiner Neigung. Schalte dein erwachsene Seite ein und frage dich ganz rational, ob deine Ablehnung deiner eigenen Neigung rational, oder emotional ist. Ist die Ablehnung sinnvoll? Wirklich?
Vielleicht kommst du dir dabei verrückt vor, seltsam ungewöhnlich und nicht so wie andere. Aber ist das wirklich schlimm? Hat nicht evtl. auch ein etwas verrückter, kindlicher Teil von dir eine gute Seite? Eine weiche, schöne, zarte Seite?
Steht dir vielleicht eine selbst auferlegte Beschränkung, das "nicht zulassen wollen" im Weg? Ist es wirklich wichtig und erstrebenswert, immer groß zu sein?
Warum?
Ist es richtig, seinen sowieso immer wieder auftauchenden Bedürfnissen Einhalt gebieten zu wollen?
Was wäre, wenn du versuchst, den eigenartigen Teil deiner Persönlichkeit als naturgegeben zu betrachten, dem kleinen Ich einen geschützten Raum in deinem Leben zur Verfügung zu stellen und es zu gewissen Zeiten einfach zu tun, es zu leben? Würde das nicht mehr Entspannung bringen, als Unterdrückung?
Wie fühlt es sich an, wenn du dich selber zwingst es nicht zu tun, immer groß zu sein?
Ist da nicht ein kleiner Schatz, der immer leidet und unter Druck steht?
Weint das kleine Ich da nicht und wird erst recht trotzig und wütend?
Das sind nur einige Fragen, die du dir nur selber stellen und beantworten musst.
Die Antworten kommen vom großen und vom kleinen Ich, beide sind in dir und haben einen Wert.
Kämpfe nicht, liebe!
Viele in diesem Forum lieben und leben beide Seiten, sind starke, große Menschen, weil sie eben die kleinen Seiten auch wertvoll finden, ihr kleines Ich lieb haben, sich selber ganz lieb haben.
Man kann so sehr glücklich werden, mit sich selbst zufrieden sein, Frieden finden.
Es ist wunderbar!
Das strahlt man dann auch aus, wirkt auf andere positiv, selbstvertraut und anziehend.
Dann ist auch der letzte Schritt nicht mehr so schwer, sich in einer Beziehung zu diesen Seiten und Leidenschaften zu bekennen.
Unter dem Strich steht: Liebst du dich selber ganzheitlich, wirst du wahrscheinlich eher geliebt, als wenn du dich nicht ganz akzeptierst, dich zu etwas zwingst, dich einschränkst. Verbissenheit wirkt immer etwas unangenehm auf andere Leute, negativ.
Versuche positiv über dich nachzudenken, vor allem aber positiv zu fühlen.
Alles ist gut, alles wird besser.
Du bist prima, so wie du bist.
So wird es kommen, wenn du möchtest.
Es ist an dir, deinen Weg zu gehen.
Du kannst es.

Gruß
Janbaby SB
:danke: :regenbogen:

Aroon
23.08.2014, 12:27
Hallo abdelgamal,

danke für deine Worte
Das Daumennuckeln und die Vorliebe zu Windeln sind Ersatzbefriedigungen für etwas, was du vermisst.Ja, so empfinde ich dies.


Aber wir Menschen haben ganz unterschiedliche Facetten und manchmal komische "Macken". Mais voilà.


Wir sollten uns dafür auch nicht schämen oder gar selber hassen [...]Daran arbeite ich noch das Leben lang ebenso wie an den "Defiziten" aus der Jugend. "lebenslänglich" :-)

Hallo beebee,

das Buch klingt sehr interessant und ich habe es gespeichert.
In der Therapie habe ich ganz komplexe Probleme mit diesen "inneren Kindern", wie es hier heißt. Das habe ich sehr oft abgelehnt und mich hat das überrumpelt.
Ich fand das schrecklich.

Hallo janbaby,

kann leider keinen Roman verfassen - Du stellst sehr viele sehr gute Fragen. Danke!

Selbstakzeptanz scheint der springende Punkt bei dir zu sein.Ja, ohne Zweifel.


Wie geht es dir in den Momenten, wenn du gewickelt bist, oder am Daumen lutscht? Gut?Erst ein wenig oder ganz gut, dann finde ich mich nur noch eklig und schäme mich. Sehr wenn ich mit dem Daumenlutschen erwicht worden bin.


Wie geht es dir, wenn du "erwachsen und groß bist? Gut?Also, ich fühle mich nicht so oft so erwachsen und groß, außer relativ oft im Beruf (viel Verantwortung und Organisation). Dort dann eher gut.?


Ist die Ablehnung sinnvoll? Wirklich?Darauf habe ich keine Antwort bisehr.
Kind oder "klein" sein will ich schon manchmal, aber ich finde nur diese Möglichkeit, würde aber gern andere bevorzugen.
Siehe oben: innere Kind sein ist sehr schwer.


Ist da nicht ein kleiner Schatz, der immer leidet und unter Druck steht?Vielleicht ist das ein Schlüsselwort: ich stehe innerlich sehr oft unter Druck. Meine Freunde melden mir das auch manchmal zurück, ich kann sehr voller Druck sein. Das schmerzt.


Die Antworten kommen vom großen und vom kleinen Ich, beide sind in dir und haben einen Wert. Kämpfe nicht, liebe!Was soll ich da sagen, "natürlich" ist das so und ... ich kann das nur manchmal, besser: selten. Ich könnte mich selbst explodieren lassen oder mit einem Werkzeug schlagen.


Versuche positiv über dich nachzudenken, vor allem aber positiv zu fühlen.Das gelingt mir schon viel besser als früher. Ich bin nur manchmal schlecht ;-)
Deine Sätze sind berührend.

Danke an alle von euch,
Aroon