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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : einmal Hölle und zurück!



andy79
31.12.2013, 11:35
Servus miteinander, ja mich gibt es auch noch, erstmal kurz eine Erklärung warum man mich hier ewig nicht gelesen hat (ganz kurz) ich habe damals die Frau meines Lebens kennen und lieben gelernt uns ihr auch meinen Fetisch gestanden, zuerst wusste Sie damit nix anzufangen und wollte es gerne akzeptieren, Sie konnte aber nicht und durch unsere Liebe kam ich auch immer mehr von meinem Fetisch ab, das wollte ich auch so! Somit habe ich irgendwann aufgehört Windeln zu tragen, und meine Verlobte war mächtig stolz auf mich.

Klar kam mir meine Vorliebe immer mal wieder in den Sinn, aber das verlangen war nicht mehr da.
Dann gab es da den 3.3.2012, der Tag hat mein Leben ganz arg durcheinander geworfen. Wie einige hier vielleicht noch wissen bin ich Lokführer bei der Firma mit den beiden Großen Roten Buchstaben.
( jetz sollten Menschen mit schwachen besser nicht weiterlesen)
An jenem Tag ist mir an einem Bahnübergang ein Auto vor meinen Zug gefahren, der Fahrer hatte vermutlich mich schlichtweg übersehen, ich habe gepfiffen schon weit vor dem Übergang und als ich das Auto kommen sah nochmals lange, aber der ist nicht stehengeblieben! Zwar habe ich dann noch eine Schnellbremsung gemacht aber wie jeder der weiß was ein Zug wiegt und wie lang der braucht zu anhalten, der wird wissen das ich keine Chance hatte! So habe ich des Auto Ca 100m vor mir hergeschoben, bis mein Triebwagen endlich stand. Dabei kam der Fahrer ums Leben und die beiden anderen Insassen mit schwersten Verletzungen davon. 4 Tage später starb dann einer von den beiden.
Ja Leute, das haut die stärkste Eiche um, des ist wie wenn dir einer den Stuhl wegzieht auf dem du sitzt. Und der Boden auf dem du dann aufschlägst durchbricht! So durcheinander und schuldig wie sich da vorkommt wünsche ich nicht meinem ängsten Feind!
Die Tage und vorallem die Nächte danach waren gelinde gesagt bescheiden.
Natürlich war die größte Stürze in dieser Zeit meine Herzdame!
So und jetz kommt auf einmal der für mich schwerste Teil, denn mindestens einmal pro Nacht schreckt ich auf, hörte die Geräusche, den Schlag, meinen Pfiff... und jedesmal wachte ich dann in einer Pfütze auf... auf Deutsch das Bett war nass!!! Das machte mich nicht vielleicht froh, nein im Gegenteil, und wie stand ich als Mannsbild vor meiner Partnerin da?? Eigentlich wollte ich auf keinen Fall das das noch sonst wer weiß, aber auch meine Liebsten brachte jemanden zum Reden und das war ihre Mutter... keine Sorge ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu meinen Schwiegereltern! Und Schwiegermutter hat sich dann im Sanitätshaus beraten lassen wie Sie sagte und brachte eine Packung Tena Pants mit.... zuerst kam ich mir vor wie in einem schlechten Film, aber gutes zureden seitens meiner Partnerin brachte mich dann doch dazu die Dinger anzuziehen. Wenigstens war nun das Bett nimmer nass.
Bevor nun sich der eine oder andere fragt ob ich nicht zu Arzt bin, ja ich bekam Psychologische Betreuung von meinem Arbeitgeber, und war auch bei meinem Hausarzt, der hat mir dann auch ein Mittelchen verschrieben gegen das Bettnässen, aber zuerst hat es nicht so recht helfen wollen erst als wir die Dosis erhöht haben war nach fünf Wochen endlich ruhe!
Das war oft nicht einfach wenn mich meine Liebste morgens fragte Schatz bist du noch trocken? Oder als wir im Mai nach Hamburg gefahren sind mit dem Nachtzug, da meinte Sie ich soll doch besser nochmal mir eine Pants drunter anziehen, nicht das mir da in aller Öffentlichkeit was passieren tut.
Insgesamt war ich 9 Wochen krank geschrieben, und habe in den ersten Wochen nur Hauptstrecken gefahren, wo die Bahnübergange dann alle technisch gesichert sind. Um die Strecke auf der mir der Unfall passiert ist habe ich bis Oktober einen Bogen gemacht wie man so sagt, aber ich musste da auch wieder hinfahren, denn ich wollte wieder der Andy sein der ich davor war! In Begleitung meines Teamleiters habe ich es dann versucht, aber als genau am selben Bahnübergang wieder ein Auto recht schnell ( viel zu schnell für die erlaubten 10 km/h) angerast kam da wars für mich erstmal vorbei... bei dem nächsten Versuch im Dezember habe ich es dann geschafft das ich ohne Angst da wieder fahren kann.
Jedoch höre ich immer noch meine bald Ehe-Frau sagen das ich mich seit dem Unfall verändert habe.....
Ein gutes hatte die Geschichte doch, meine Verlobte und ich haben wieder eine Feuertaufe hinter uns, und zudem noch sehr gute Freunde in Form eines Kollegen und seiner Frau gefunden!

Sorry wenn ich jetzt hier meinen Müll ablade, irgendwie musste ich das mal loswerden.
Leider bin ich tatsächlich noch nicht ganz wieder da wo ich hin möchte, habe immer wieder meine Tiefs ( Depri-Phasen ) in denen ich dann mich zu allem was mir sonst Freude macht richtig quälen muss. Zur Zeit stecke ich wieder in so einem Tief drin, das hatte ich zwar schon immer aber nicht so ausgeprägt. Ja und seit der Zeit da habe ich nun wieder das verlangen nach Windeln. Und das obwohl ich während den Ca fünf Wochen im März /April 2012 eher das Gegenteil hatte.

Allen die das hier nun ganz gelesen haben sag ich mal einfach Danke, denn des ist a Riesen Menge Text!

Machts gut, guten Rutsch nach 2014!

Linus
31.12.2013, 13:17
Hallo Andy,


erst einmal schön wieder von dir hier zu lesen. Es ist ja eine ganze Weile her, seit dem du dich hier gemeldet hast.

Was du erlebt hast, klingt ziemlich hart und ich verstehe gut, dass dich das sehr mitgenommen hat.

Ich wollte dir nur sagen, dass es hier noch viele Menschen gibt, die sich an dich erinnern und sich freuen, wenn du hier wieder öfters mal reinschaust.

Viele Grüße
Linus

BabyNils
31.12.2013, 14:28
WoW das ist mal richtig Übel. Das du so Fertig davon bist ist Verständlich, so was steckt wohl niemand einfach so weg. Nein ich finde nicht das es Müll ist, ganz im gegen teil, es hilft auch mal seinen Kummer seine Schmerzen und all den anderen Gefühlsmäßigen Kram einfach mal so runter zu Schreiben. das ist schon sehr Mutig von dir das hier zu schreiben. Andere würden sich Vermutlich in der Depri Phase in Alk ertränken. Du hast aber den Kampf aufgenommen und willst wieder der alte sein, das ist wahrer Mut gegen seine Ängste zu stehen und Sie Bezwingen zu wollen. Es zu Versuchen hin zu Fallen und wieder auf zu stehen um es dann letztendlich doch noch zu Schaffen.

Ich Wünsche dir viel Glück dabei und das erlebte schnell und gut Verarbeiten kannst. Auch dir einen Guten Rutsch und ein Frohes neues Jahr.

Gruß BabyDome:baby003:

cassandra
31.12.2013, 15:50
Alles, was man erlebt - Gutes und Schlechtes - verändert einen Menschen. Und man kann nie zurück, nur weiter nach vorn., Man verändert sich immer wieder und weiter. Darum versuch nicht, wieder der alte zu werden, sondern versuch, das zu werden und zu sein, was du sein möchtest und ich hoffe, deine Bald-Frau steht dir dabei weiter zur Seite und liebt dich weiter, wie auch immer du dich weiterentwickelst. Niemand kann wissen, wie schlimm das Erlebte für dich war, aber es muss grauenhaft gewesen sein und es gibt bestimmt welche, die sich danach das Leben genommen haben. Hoffe, du kommst damit zurecht, denn es trifft dich keine Schuld. Die Menschen sind halt manchmal blöd - und halten sich nicht an Regeln. Vor allem grad bei solch schwerwiegenden wie bei der Geschwindigkeitsbegrenzung an Bahnübergängen. Ich versteh sowas nicht, aber die Menschen sind selbst schuld, wenn sie sich in Gefahr begeben und wenn der Fahrer noch leben würde, dan würde er sich die Schuld (hoffentlich) geben, dich und deine Fahrgäste und deine Familie da mit reingezogen zu haben.

Ich wünsch mir für dich, dass du dich gut erholen kannst davon - irgendwann!

Alles Gute
cassi

schmusebaer1928
02.01.2014, 06:02
Hallo Andy,
tief betroffen habe ich deinen Bericht gelesen. Habe vor ca. anderthalb Jahren einen ähnlichen Unfall als Fahrgast zwischen Hamburg und Bremen mitbekommen.
Ich gebe offen zu, das ich froh war, das die Kol. der BPOL und der Feuerwehr so zügig am Unfallort waren und ich nicht als Ersthelfer tätig werden brauchte. Dein Kol. auf dieser Fahrt hat dann nach fast 2h Zwangspause den Zug noch die ca. 500m in den Bahnhof gebracht, musste dann aber auch abgelöst werden.
Will sagen, du stehst nicht alleine da. Wie du schon beschrieben hast, sitzt ihr in so einer Situation "in der 1. Reihe" mit der Gewissheit trotz Schnellbremsung, absolut keine Chance zu haben so etwas zu verhindern.
Umso mehr freut es mich, das du soviel Rückhalt erfährst und zudem den Mut findest "aufzustehen" und dir u.a. auf diesem Wege die Seele freischreibst.
Auch ich möchte dich hiermit in deinem Mut, das zu bewältigen, bestärken.

Ich erlebe leider auch fast täglich Mitmenschen die anscheinend, gedankenlos, sich und andere massiv gefährden.

Ich wünsche dir und deiner Familie ein Frohes neues Jahr und das deine positiven Erfahrungen überwiegen mögen

LG Schmusebaer

PapaMaxi
02.01.2014, 07:09
Hallo Andy,

schön dich mal wieder zu lesen, habe mich oft gefragt was du wohl machst...
das was du erlebst hast, ist ein schwerer Schlag und ist natürlich nicht einfach zu verkraften.

Das steckt kein Mensch einfach so weg, es ist ein schwerer Weg aus so einem Loch wieder heraus zu kommen. Aber mit einer guten psychologischen Betreuung schaffbar, das solltest du wohl auch wieder in Betracht ziehen..
weil 9 Wochen finde ich einfach zu wenig Zeit um wieder richtig „Gesund“ zu werden.

Da solltest du, vielleicht nochmal dran anknüpfen und vielleicht auch mal eine längere Auszeit nehmen vom Job. Vielleicht eine psychologische Rehamassnahme anstreben...

Ich wünsche dir jedenfalls viel Kraft und das du wieder schnell auf die Beine kommst.

glg Maxi

Madison125
02.01.2014, 08:17
Hallo Andy...

ja, ist schon heftig solche Szenen zu erleben...jedoch gebe ich Dir als Kollege den Tip so schnell wie möglich wieder auf den Zug zu gehen. Versuche den Gedanken...mit der Logik zu erklären, dass Du keinerlei Schuld an dem tragischen Unfall hast...wir können ja nicht ausweichen oder den Schienenstrang verlassen so wie dass die Autos könnten.

Dass Du die viele Unterstützung seitens der Familie hast finde ich super...auch selbstverständlich werden Freunde, Kollegen wenn Sie selbst den Schock verarbeitet haben , Dir zur Seite stehen, wenn nicht, sortiere Sie aus..dann sind diese keine Freunde....sondern Bekannte.

Wenn es Dir Spaß macht die WIndeln zu tragen und jetzt hast Du die Situation dass selbst Deine Freundin diese als notwendig empfiehlt, hat Sie das akzeptiert, damit kannst Du Dein Leben teilweise sogar wieder leben ..aber entscheiden was Du machst ...wie Du es machst, gestaltest...liegt bei Euch beiden.

Frohes Fest...gesundheit und erfolgreiches Jahr 2014.

andy79
02.01.2014, 08:24
Ich sage jetzt einfach mal Danke für eure Beiträge, vielleicht hatte ich schon früher mir das ganze von der Seele schreiben sollen, ja ich habe ab und zu hier im Forum mal bissla mit gelesen, irgendwie war mir da aber nicht nach schreiben. Es freut mich sehr so viele aufmunternte Worte von euch zu bekommen, ich glaub immer ich bin über den ganzen Kram weg, aber der Ordner hat scheinbar seinen Platz im Regal meiner Seele noch nicht ganz gefunden. Ja ich habe von meiner Liebsten schon oft gehört das ich mir selbst mehr Zeit geben soll, das fällt mir schwer! Das mit dem "werden wie früher" ist so ein wichtiges Ziel, jedoch gebe ich da Casandra recht, da hast mir echt mal die Augen geöffnet!
Wenn ich manchmal mich selbst beobachte, dann fällt mir auf das ich nicht Kerl aus Metall bin für den ich mich gebe, aber die Schale ist manchmal sehr hart, und zum inneren lass ich ned viele Menschen hin.
Und zur Zeit da bin ich hält auch mit mit einfach nicht zufrieden, zu Dick, nicht ausgeglichen, viel zu schnell aus der Haut fahrend, glaube aber das nicht alles mit dem Erlebten zusammenhängt. Ich fresse viel in mich hinein, das bemängelt auch meine Verlobte. Irgendwie komm ich nicht mehr so aus mir raus wie früher, da hab ich keine Beziehung gehabt und mit guten Freunden über alles geredet. Man verändert sich eben... :)

babywerni
02.01.2014, 09:51
Hallo Andy

Schön von dir zu hören Schade das es so traurige Nachrichten sind.
Cassi hat recht das kann ich definitiv so unterschreiben.
Zum Glück habe ich bisher nichts durchmachen müssen wo ich mir irgendwelche schuld hätte geben können. Wenn ich aber zurück blicke waren viele Erlebnisse dabei auf die ich hätte verzichten können. Ich bin heile froh das ich bei meiner Arbeit nie verantwortlich sein sollte das jemand zu schaden kommt. Wenn ich einen Fehler mache dann ist vielleicht viel Geld futsch. Und es wird wohl danach eine Menge Schrott existieren aber Menschen sollten niemals zu schaden kommen können. Wenn ich daran denke das ich Achterbahnen konstruieren sollte *uhaaa* ich wüsste nicht ob ich so ruhig schlafen könnte wie jetzt.

Ich Finde es wirklich gut das deine Firma sich wenigstens um ihre Leute kümmert.
Und ich Wünsche dir das du deinen Innern Frieden wieder findest.

Ganz lieben Gruß
Benni

beebee
02.01.2014, 10:27
eine schreckliche Geschichte :-(

Menschen sind so zerbrechlich, wie Papier ...
Auch, wenn ein Vulkan ausbricht - Steinbrocken fliegen - und schnell sind Menschen kaputt ... sie sind so zerbrechlich

Du wolltest ein lieber Vulkan sein mit deinem dicken schweren Zug, du wolltest am liebsten zur Seite, wenn du das gekonnt hättest...

Es war mal eine Frau, die wurde als Kind mißbraucht - und sie kam nie darüber hinweg .... Und dann hatte sie ein Nahtoderlebnis. Während andere ihren ganzen Lebensfilm sehen, hörte sie einen einzigen Satz von einer lieben warmen Stimme:

"Es war nicht deine Schuld."

Und dieser einzige Satz schaffte, was hundert Therapien nicht geschafft hatten - sie war frei.

Das wünsche ich dir auch.


Versuch einfach, doppelt so lebendig zu leben - siehst du, du bist ein zerbrechlicher Mensch - ein Schmetterling mit Papierflügeln - wir alle sind das, nicht mehr. Wir flattern hier herum, und manchmal können wir lachen und frei sein und ganz wir selbst sein ~