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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Dicke vs. dünne Windeln und das Aufquellen



Scrat784
25.11.2013, 10:22
Hallo liebe Community,

mir ist hier schon öfters aufgefallen, dass es hier ein paar "interessante", aber leider grundsätzlich falsche Meinungen zum Thema dicke vs. dünne Windeln mit Bezug zum Einsatz von SAP und dem Aufquellen dieser Windeln vorherrschen. Wie z.B. die Forderung bzw. der Wunsch nach einer dünnen und diskreten Windel, die auch nach Benutzen dünn und diskret bleibt. Oder umgekehrt der Wunsch nach mehr Zellstoff in den Windeln, damit die Auslaufsicherheit erhöht wird. Deswegen möchte ich hier mal ein paar Sachen richtig stellen:

- Nur, und wirklich nur der Superabsorber / SAP ist für die dauerhafte Speicherung der Flüssigkeit zuständig. Und zwar so, dass die Flüssigkeit
auch bei Druck (z.B. Hinsetzen) nicht ausläuft.
- Der Zellstoff ist in erster Linie nicht dazu da, die Flüssigkeit zu speichern. Er dient im Prinzip nur dazu, die Flüssigkeit möglichst schnell
aufzunehmen, in der Windel zu verteilen (u.a. Kapillareffekt) und sie so lange zu halten, bis der Superabsorber die Flüssigkeit dauerhaft gebunden hat.
Denn das was der reine Zellstoff auch unter Druck an Flüssigkeit halten bzw. speichern kann, ist äußerst gering!

Der Grund, warum dicke Windeln ( =viel Zellstoff, z.B. AbriForm M4) nicht so sehr aufquellen, ist, dass sie eben von Anfang an soviel Zellstoff enthalten, dass der Superabsorber darin aufquillt, ohne das Volumen der Windel deutlich zu erhöhen (der SAP kann sich im luftreichen Zellstoff ausbreiten).
Bei einer dünnen Windel, wie z.B. einer Attends M10, hat der Superabsorber von vornherein gar nicht viel Platz bzw. Volumen um sich auszubreiten. Das bedeutet natürlich, dass die Windel immer dicker werden muss. Denn viele hier anscheinend vergessen: Wasser (und daraus besteht Urin nunmal größtenteils) ist eine nicht kompressible Flüssigkeit! Daran kann auch der beste SAP und auch der beste Zellstoff nichts ändern!
Wenn eine Windel beispielsweise 1 Liter Flüssigkeit aufnehmen soll, dann passiert folgendes:

- eine dicke Windel mit viel Zellstoff wird kaum dicker, da sich der Superabsorber in dem schon vorhandenen großen Volumen ausbreiten kann.
- eine dünne Windel mit weniger Zellstoff bietet dieses Volumen nicht von Anfang an. Die Flüssigkeit wird in dem SAP gebunden, der wiederum
aufquillt und die Windel deutlich dicker macht.

Es ist also schlichtweg physikalisch nicht möglich, eine ultradünne Windel auf den Markt zu bringen, die auch nach Benutzung dünn bleibt! Außerdem wird es wohl niemals eine Windel geben, die nur aus SAP besteht. Denn der braucht nunmal eine gewisse Zeit, bis er die Flüssigkeit aufgenommen hat.
Es wird also immer einen gewissen Zellstoff-Anteil geben, der für die rasche Flüssigkeitsaufnahme zuständig ist. Ich denke, dass die neuen Toujours-Windeln schon recht grenzwertig sind, was das Verhältnis von Zellstoff zu Superabsorber angeht.
Die einzige Möglichkeit, das übermäßige punktuelle Aufquillen der Windel (z.B. im Schrittbereich) zu kompensieren, ist die, dass die Flüssigkeit auf eine
möglichst große Fläche verteilt wird (z.B. über den Gesäßbereich). Aber auch das hat seine Grenzen, da dem Kapillareffekt des Zellstoffs (Flüssigkeit
wird nach oben gezogen) die Schwerkraft entgegenwirkt.

Wir können also insgesamt festhalten:
Je dünner eine Windel von Anfang an ist, desto mehr MUSS sie aufquellen.
Je dicker eine Windel von Anfang an ist, desto weniger quillt sie auf (Allerdings müsste man hier wiederum richtigerweise von dem Verhältnis
von Zellstoff zu SAP sprechen.....).
Wenn eine Windel 4 Liter aufnehmen soll, dann ist das nunmal ein Volumen von 4 Einliter-Cola-Flaschen, was im Gesäß- und Schrittbereich verteilt
werden muss....!

Tut mir leid für diesen kleinen Roman, man hätte das sicherlich auch kürzer formulieren können. Für die meisten sind dies auch (hoffentlich)
logische Selbstverständlichkeiten. Aber wie ich am Anfang schon schrieb, lese ich hier manchmal wirklich "interessante" Vorstellungen, die noch
nichtmal theoretisch möglich sind.

Ich hoffe ich konnte etwas Licht ins Dunkle bringen.

Ich bin übrigens sowohl ein Freund von dicken als auch dünnen Windeln..... Nur mit Folie müssen sie sein! ;-)

janbaby
25.11.2013, 10:58
Kuckuck,

sehr gut beschrieben und 100% richtig!
Kann das bitte jemand ins Wiki aufnehmen?
Es dürfte dauerhaft als Nachschlagetext dienlich sein.
Echt prima.

gruß
Janbaby SB
:danke: :regenbogen:

ida
25.11.2013, 11:23
WOW! Ich habe es verstanden. Tolle Beschreibung! :) :P

Thommy_DL
25.11.2013, 16:47
Mir war das schon längst klar, aber trotzdem schön, dass du dir die Mühe gemacht hast, es für diejenigen, die es noch nicht verstanden hatten, noch einmal aufzuschreiben.

Das alles ändert nichts daran, dass eine Windel für DLs eben möglichst dick sein und auch noch stark aufquellen soll. "Genug" gibt es halt nicht. :D Doch ist da die Entwicklungsrichtung immerhin klar: Viel hilft viel. Nur das Bestreben, diskrete und dünne Windeln für diejenigen herzustellen, die es nicht zeigen und möglichst wenig spüren wollen, hat seine Grenzen, weil eben, wie du richtig schreibst, die Flüssigkeitsmenge irgendwohin muss. Wenn der Blaseninhalt sich seinen Weg in die Windel bahnt, hat diese genau zwei Möglichkeiten: Alles aufnehmen und dadurch unweigerlich dick werden, oder die Aufnahme verweigern, schön dünn und diskret bleiben - und auslaufen. :D Schönheit und Funktion schließen sich in diesem Fall zwangsläufig gegenseitig aus.

Gruß
Thomas

Taggy
25.11.2013, 18:20
Na dann mag ich lieber eine dicke Windel als eine dünne (unabhängig davon, dass ich dicke Windeln wie die Abri oder die Kolibri lieber mag).

Stell dir mal vor, du stehst vor Gekannten und machst dich gerade nass.

Was ist diskreter? Ein Schritt der schon dick war oder ein Schritt der in dem Moment dick wird?

Ersteres ist mir definitiv lieber da bei so einem Fall die Diskretion einer dickeren Windel höher ist.

abribub69
25.11.2013, 21:03
Mir geht's bei einer Windel nicht darum, ob sie zu sehr aufträgt. Das ich eine Windelhose trage, bemerkt so und so kein Mensch. Aber ich fühle mich in einer dickeren Windel, wie der Abriform M4, einfach besser verpackt. Das macht eben das Wohlfühlgefühl für mich aus.

grey
25.11.2013, 23:27
Hallo und Einspruch,

ICH bin DL und möglichst viel aufquillen sollte meine Windel nicht.

erstens mag ich es nicht, wenn sie zuuuu dick wird, obwohl sie ein gewisses Volumen per se schon mitbringen sollte ( Windeln die gar nix saugen mag ich auch nicht also NAchtwindeln , aber nicht die "Mega MAxi super plus":) )

und zwotens spüre ich auch gern die Nässe, und zwar auch gerne dann schon, bevor die Windel richtig rücknässt und ausläuft.

Also die richtige Mischung aus Superabsorber und restlichem Füllmaterial/ Zellstoff machts, gibt ein schönes Windelgefühl und hält einiges an Flüssigkeit, ohne all zu dick und einengend zu werden. Passende Mechanismen wie ( gut sitzende !) Auslaufbündchen sorgen dabei dafür, dass sich rücknässende Flüssigkeit auch wirklich nur im Kern der Windel verteilt und weiter aufgsogen wird, anstatt z.B. an den Beinen auszulaufen.

Mein Referenzmodell bezüglich Auslaufbündchen ist immer noch die Molicare, auch die Abena Windeln haben ähnliche, da liegen sie etwas nach innen verschoben, mit Abstand zu den Außenbündchen, und sind auch relativ hoch geschnitten ( höher als bei vielen anderen Modellen)


Also spürbare Windel mit hoher Saugleistung und gutem Auslaufschutz ja, aber nicht eine die dabei bretthart wird, durch den megaaufquillenden Superabsorber. Vergleichsmodelle, z.B. die Molicare super plus, die Tena super, Abri oder Deltfaform m3, m4, so etwas, die Tena maxi wird mir persönlich bsp schon zu schwer. Ich mag dicke(re) Windeln, die aber nicht all zu sehr aufquillen, beim aufsaugen. Weniger wegen der Diskretion, mehr des Tragegefühls wegen. Zu viel " dicker Ball" zwischen den Beinen ist mir eher unangenehm, ich mag schön gleichmäßig verteilte Nässe, und verdrängt schlimmsten Falls nachkommenden Urin richtung Oberschenkelinnenseite/ Leisten und führt so zu frühzeitigem Auslaufen.

Meine Erfahrung mit all zu dickem Superabsorber.

( das entspricht auch ungefähr der theoret. Darstellung von Scrat784, der schreibt, das richtige Verhältnis Zellstoff- SAP für bestmögliche Ergebnisse machts)

( edit, P.S: etwas " fester" sitzende Windeln ( oben genannte Molicare sp z.b.) die nicht all zu sehr aufquillen bevorzuge ich auch eher unter festerer Kleidung, Superabsorber und etwas aufgelockert gibts dann eher unter leichter Wäsche, die Jogginghose zur nacht, mit Tena MAxi oder Fabine,damit die Windel überhaupt den nötigen Platz hat um zu saugen) Also doch schon DL taugliches, leichte Tageswindeln sind mir dann meist doch zu wenig. :D

perkolator
26.11.2013, 00:37
Hallo!


Original von tbrdddl
Das alles ändert nichts daran, dass eine Windel für DLs eben möglichst dick sein und auch noch stark aufquellen soll.

Man kann eine dicke (zellstofflastigere) WIndel mit einer duennen SAB-lastigen Windel pimpen, indem man letztere von den Seitenteilen befreit, unten einritzt und als Einlage in die erstere legt.
DIes duerfte den gewuenschten Effekt haben.

jrkler
26.11.2013, 12:55
[i]Original von Taggy
Stell dir mal vor, du stehst vor Gekannten und machst dich gerade nass.

Was ist diskreter? Ein Schritt der schon dick war oder ein Schritt der in dem Moment dick wird?

Ersteres ist mir definitiv lieber da bei so einem Fall die Diskretion einer dickeren Windel höher ist.
also wie viel nässt du den ein das es wirklich sichtbar wir? Und dann muss die person gegenüber auch dir dort hinschauen und du trägst etwas enges, wobei.... ach egal ich glaube das fällt nicht auf ;-)

Ingo1979
26.11.2013, 15:33
Ich denke auch, dass das nicht auffällt.
Ich fühle mich in dicken Windeln eher "ertappt"
Ich trage die Attends M9 oder M10 und finde es gut das die "dünn" sind und erst mit der Zeit dicker werden.

Ist aber wie bei allem: Geschmackssache!