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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Die Sicht des aktiven Parts bzw von Mami oder Papi



Tifa
20.11.2011, 20:48
Bei meiner Vorstellung kam die Frage auf wie man(n) mich überzeugte, Ageplay gut zu finden, bzw. wie ich dazu kam in diesem Spiel die erwachsene und aktive Rolle zu übernehmen.

Ein wenig schrieb ich ja schon dazu.

Dass Menschen Fetische und intensive Vorlieben haben, damit war ich schon lange vertraut. Der Mensch der mit diese Vorliebe näher brachte wartete damit auch nicht sehr lange. wir hatten zu dem Zeitpunkt noch keinen realen Kontakt. Ich glaube er kam über die Schiene "was es so alles gibt" und als ich meinte, na, so ein Windelfetisch ist ja nun nichts schlimmes, rückte er raus mit der Sprache.

Ich denke, das mein BDSM Vorleben und die Tatsache dass ich sexuell schon immer sehr neugierig und experimentierfreudig war eine große Rolle gespielt hat. Mich kann kein Fetisch, keine Vorliebe mehr umhauen. Wenn es nicht gegen ein klares Tabu von mir verstößt probiere ich Dinge gerne mal aus. So war es hier auch.

Auch sehe ich schon immer meine bevorzugte "Rolle" bzw. meinen Platz im BDSM Universum eher im Bereich Lehrerin, strenge Mami usw ALS im Bereich Folterknechtin, Gefängniswärterin. Was es auch gibt.
Ich empfinde für meine Spielpartner Zuneigung und aus diesem Grunde sind sie auch da wo sie sind.

Wäre ich eine Frau, die sexuell nicht sehr experiementierfreudig wäre, nicht selbst auch verspielt wäre und gerne eine gewisse sexuelle Routine bevorzugt, dann wäre die Sache bei mir wohl nicht auf fruchtbaren Grund gefallen.

Hinzu kam, dass er mir das alles sehr ausführlich und sehr gut geschildert hat. Und seine Gefühle waren durchweg positiv.

In Abgrenzung zu anderen Spielarten hat Ageplay und DL für mich so gar nichts Destruktives. Selbst ein Klaps auf den Windelhintern oder eine Fixierung ist ja nichts wirklich destruktives. Niemand muss durch Leiden erlöst werden.

Womit auch schon betont wäre, dass Ageplay und DL für mich eine klare sexuelle Komponente hat. Ich glaube das ist nicht bei jedem der Fall? Jedenfalls habe ich das so hier rausgelesen.

Das war nun der etwas ausführlichere Bericht. Vielleicht mag ja noch jemand erzählen.

Captain Felix
21.11.2011, 00:01
Hallo Tifa,

schön, dass du uns an deiner Sicht teilhaben lässt. Wenn du auf der Suche nach den Erfahrungen weiterer Mitglieder bist, könntest du mal einen Blick in den Thread Warum AB-Mami/Papi sein? (http://www.wb-community.com/forum/thread.php?threadid=21542) werfen, wo sich bereits einige Mamis/Papis geäußert haben, wie sie das empfinden.

Liebe Grüße,

Felix :)

SevenSins
21.11.2011, 00:28
So, dann mach ich mich auch gleich mal ans Werk :)

Von der Ausgangssituation ist es bei mir ja ähnlich wie bei Tifa. Ich war mir sehr früh meines Interesses für BDSM und insbesondere für alles was dabei innerhalb von Machtgefälle, D/s und der Psyche so abläuft, bewusst. Ich hab viel ausprobiert, manches was ich ausprobierte wieder verworfen, anderes weiterentwickelt, eigene Grenzen verschoben.

Und wie Tifa kann auch ich sagen:


ch denke, das mein BDSM Vorleben und die Tatsache dass ich sexuell schon immer sehr neugierig und experimentierfreudig war eine große Rolle gespielt hat. Mich kann kein Fetisch, keine Vorliebe mehr umhauen.

Anders als bei Tifa ist für mich Ageplay aber etwas überwiegend unsexuelles. Mir geht es wirklich um das "reine", ursprüngliche Verhältnis aus Fürsorge, Geborgenheit und dem "Machtgefälle".
Ich nenne es deshalb Machtgefälle weil es für mich erstmal das ursprünglichste - aber eben gänzlich unsexuelle - ungleichberechtigte Verhältnis ist. Eine Mutter und ein Kleinkind begegnet sich nicht auf Augenhöhe. Es muss zum Wohle des Kindes klare Regeln und Grenzen geben. Aber gleichzeitig ist es ein wunderbar zärtliches, liebevolles Verhältnis.
Mich berührt dieses kindliche Urvertrauen meines ACs in mich.

Ageplay war für mich allerdings dennoch nie ein von mir aus anvisiertes Thema. Ich wusste durch Bekannte von der Existenz, aber von sich aus übte es keinen Reiz auf mich aus. Ich lebte D/s sowohl oben als auch unten, aber eben mit durch und durch erwachsenen Menschen.

Inzwischen denke ich, dass das Mami sein meiner Form von Dominanz viel mehr entspricht, da sowohl mein kleiner Mann als auch ich eigentlich beide auf diese reine Form von D/s stehen. Ich genieße dabei, dass er das aufsaugt wie ein Schwam - aber nicht in diese würmisch-malesubbige Anspruchshaltung verfällt, die ich oft erlebte.

cassandra
22.11.2011, 10:15
Original von SevenSins
...
Ich genieße dabei, dass er das aufsaugt wie ein Schwam - aber nicht in diese würmisch-malesubbige Anspruchshaltung verfällt, die ich oft erlebte.

Hallo SevenSins,

wie meinst du das? Habe zwar eine Idee, aber bin mir nicht sicher, ob ich es richtig interpretiere. Wenn ich es richtig interpretiere, dann gehe ich davon aus, dass es nicht nur männertypisch ist, sondern subbihaftig allgemein...

lg cassi

lunerouge
23.11.2011, 08:05
hihi

stelle mir da einen klassischen naturgrauslichen arschtreter vor der sich als winselnder hund mal die prügel holt die ihn wieder aufrichten um sein "normales" tun umso besser abzusichern ...

SevenSins
23.11.2011, 15:40
wie meinst du das? Habe zwar eine Idee, aber bin mir nicht sicher, ob ich es richtig interpretiere. Wenn ich es richtig interpretiere, dann gehe ich davon aus, dass es nicht nur männertypisch ist, sondern subbihaftig allgemein...

Nein, ich meinte damit schon wirklich die malesubs. Versteh mich nicht falsch: Ich kenne ganz tolle devote Männer - aber ich erleb eben regelmäßig, dass diese sich Allem was halbwegs nach Frau und Dominanz aussieht anbiedern, ziemlich würdelos wird sich da teilweise aufgeführt. Ich vermisse dabei einfach häufig den Stolz des Menschen - und den Interesse an der Frau als Mensch.

Und zeitgleich häufig sehr wunschzettelig: Ich bin sehr devot, ich würde alles für Sie tun oh zauberhafte Lady, wunderbare Herrin, ich bin eurer nicht würdig. Außer natürlich *Tabuliste*. Besonders toll wäre es wenn Sie dabei *Wunschzettel* tragen würden. Ich würde Ihnen immer zur Verfügung stehen, außer natürlich *da, da und da* weil ich da bei meiner Partnerin bin. Selbstverständlich darf man keine Spuren sehen. Aber ich bin wirklich voll devot, Ihrer nicht würdig und würde Alles für sie tun. Besonders freue ich mich natürlich über *weiterer Wunschzettel*.
Bei Frauen erlebe ich sowas eigentlich nie.

Mein Junior ist da eben Anders. Er genießt dieses wirkliche geführt werden, die daraus resultierende Konsequenz, würdigt sich nicht selbst herab. Und er quengelt nicht rum weil grad nicht Alles nach seinem Schwanz äh Kopf läuft.

Versteh mich nicht falsch: Jeder hat seine Vorlieben, die Bedürfnisse des devoten Teils sollten auch berücksichtigt werden. Aber ein reines degradiert werden zur Wunscherfüllerin ist nicht das Meine. Und eben dieses Herabwürdigen eines Selbst.

Pamperwölfchen
23.11.2011, 16:02
Ist das denn dann ueberhaupt noch devot, wenn der devote Teil alles vorgibt?
Bestimmte Grenzen muss man sicher vorher festlegen, dass verstehe sogar ich (als Szenenfremder). Aber ist nicht gerade ein Teil des Reizes die Ungewissheit?

Als AB/AC finde ich es schon legitimer...Quengeln ist Teil der Kindheit :)

cassandra
23.11.2011, 18:51
Original von SevenSins
...
Nein, ich meinte damit schon wirklich die malesubs. Versteh mich nicht falsch: Ich kenne ganz tolle devote Männer - aber ich erleb eben regelmäßig, dass diese sich Allem was halbwegs nach Frau und Dominanz aussieht anbiedern, ziemlich würdelos wird sich da teilweise aufgeführt. Ich vermisse dabei einfach häufig den Stolz des Menschen - und den Interesse an der Frau als Mensch.

Und zeitgleich häufig sehr wunschzettelig: ...

....

Ok, das verstehe ich dann doch, dass es typisch ist. Das ist mir früher auch aufgefallen. Seinen Stolz sollte Niemand über Bord werfen - für Niemanden. Wobei - beim Sklaven wird doch angestrebt, den Stolz zu brechen. *grübel* Nunja... ist ist in der Tat nicht 100%ig devot, wenn man seine Wünsche vorgibt, aber fragen und hoffen darf man(n) ja...


Original von pamperswolf
Ist das denn dann ueberhaupt noch devot, wenn der devote Teil alles vorgibt?
Bestimmte Grenzen muss man sicher vorher festlegen, dass verstehe sogar ich (als Szenenfremder). Aber ist nicht gerade ein Teil des Reizes die Ungewissheit?

...:)

Du hast recht, das nennt sich Topping from the Bottom. Zum Beispiel, wenn die Spankee ein Spanking möchte und dann etwas macht, von dem sie weiss, ihr Dom kann nur mit einem Spanking reagieren - dann übernimmt sie die Führende Rolle. Und das ist nicht richtig (passiert leider trotzdem selten mal, aber ich arbeite an mir^^).

lg cassi

SevenSins
23.11.2011, 23:13
Wobei - beim Sklaven wird doch angestrebt, den Stolz zu brechen. *grübel* Nunja... ist ist in der Tat nicht 100%ig devot, wenn man seine Wünsche vorgibt, aber fragen und hoffen darf man(n) ja...

Nein, ich denke nicht, dass es das Ziel ist den Stolz des Bottom zu brechen. Ich denke es wird eher angestrebt, dass er "negativen" Stolz (also eher im Sinne von Scham, Selbstüberwindung, etc) überwindet.

Und natürlich hat ein jeder Mensch Wünsche und Sehnsüchte. Und die soll und darf er auch äußern. Unbedingt. Ich mag ja wissen was mein Gegenüber kickt und mich daran erfreuen, mit ihm spielen, seine Lust erleben. Aber ich mag mir eben kein fertiges Drehbuch aufzwingen lassen.


Du hast recht, das nennt sich Topping from the Bottom. Zum Beispiel, wenn die Spankee ein Spanking möchte und dann etwas macht, von dem sie weiss, ihr Dom kann nur mit einem Spanking reagieren - dann übernimmt sie die Führende Rolle. Und das ist nicht richtig (passiert leider trotzdem selten mal, aber ich arbeite an mir^^).

Er könnte ja hinterhältig sein und einfach mit Ignoranz reagieren - soll manchmal Wunder wirken ;)

Tifa
23.11.2011, 23:40
@SevenSins: wir trafen wohl zufällig auf die selben Jungs ;)

Es gibt sicher den Aspekt bzw. Persönlichkeitsanteil Mütterlichkeit, umsorgen wollen, sich kümmern wollen der eben in diesem Spiel besonders angesprochen wird, für mich.

Aber ein angenehmer Nebeneffekt ist, dass man auf wenige ausgesprochene Masochisten stößt. Auch nicht auf verdeckte, die ihren Masochismus über wüste Beschmimpfungen und Herabwürdigungen, Auslachen usw. durch die Dame ausleben wollen.
Und Masochisten sind meist sehr dominant. Ich bin aber nicht devot und nicht wirklich sadistisch. Ein Masochist ist bei mir nicht gut aufgehoben. Da gibt es andere Frauen, die daran mehr Spaß haben.

Das ist aber etwas was ich erst im Nachhinein festgestellt habe. Als ich darüber nachdachte, warum mich nun genau diese Vorliebe mehr interessiert und für mich befriedigender ist als andere.

Meine Dominanz will schon auch ausgelebt werden, ist aber immer ein Ausdruck von Zuneigung und nicht von Ablehnung.

SevenSins
23.11.2011, 23:45
Meine Dominanz will schon auch ausgelebt werden, ist aber immer ein Ausdruck von Zuneigung und nicht von Ablehnung.

Ein sehr schöner Satz *lächel*

saltor
24.11.2011, 00:16
Original von SevenSins
Aber ich mag mir eben kein fertiges Drehbuch aufzwingen lassen.


Bietet da nicht eine richtige Papa/Mama - Kind Beziehung eine gute Grundlage? Im Wirklichen Leben mit Kindern gibt es doch auch kein Drehbuch. :D Allerdings spielen da auch keine Sexuellen Aspekte mit eine Rolle. Auch die Grenzen im Alltag, wo man halt sein kleines Ich nicht überall ausleben kann, sind da ab und zu ein Hindernis. Aber im großen und ganzen kann man doch mit seinem Partner in einer Eltern / Kind Beziehung aufgehen, wenn beide das können und wollen. Mit allen wenn und aber und allen Konsequenzen. Dann ist ein Drehbuch nicht nötig und eher hinderlich.
Es sind ja auch Vorlieben in den "Generationen " zu sehen und erkennbar. Die älteren stehen eher auf Stoffwindeln und Gummihosen bis hin zu den ersten Pampers und halt die etwas strengere Erziehung wo ein roter Hintern einfach mit dazu gehört. Die jüngeren können mit so etwas wohl eher weniger anfangen, was auch viele Reaktionen im Forum zeigen. In der Zukunft wird dann eher gemeinsam eine Bong geraucht und an die Einsicht appelliert, das der Trotzkopf jetzt nicht soooo gut ist und ob der Kleine nicht denkt, das man jetzt nicht mehr DSDS schaut, sondern lieber ins Bett geht. *Ironie aus* Ihr wisst wie ich das meine.

SevenSins
24.11.2011, 00:28
@ saltor, deshalb sag ich ja:


Inzwischen denke ich, dass das Mami sein meiner Form von Dominanz viel mehr entspricht, da sowohl mein kleiner Mann als auch ich eigentlich beide auf diese reine Form von D/s stehen. Ich genieße dabei, dass er das aufsaugt wie ein Schwam - aber nicht in diese würmisch-malesubbige Anspruchshaltung verfällt, die ich oft erlebte.

beebee
27.11.2011, 09:57
@SevenSins & Tifa:

ein kleines Danke - denn es tut gut, zu hören, daß ihr das wirklich schön findet! Ich meine, in meinem Bienenkinderbuch hab ich mir die Mama Susanne ja nur erfantasiert, daß sie es so wunderbar finden würde, ihr Kleines zu haben... nun ist es schön zu hören, daß ihr es wirklich so liebt. Das ist selten. Meist muß man froh sein, daß die Partnerin ihren Partner liebt und dann seine kleine Seite "halt irgendwie mit liebt", ihm zuliebe oder so ... aber es ist schön zu hören, daß ihr es liebt, weil ihr es liebt, weil es eine bezaubernde Form von D/s ist. Wenige verstehen das. Die meistens Dommes in der SZ schimpfen "was will eine Frau denn mit einem Kindmann? der nimmt und nimmt ja immer nur!" (natürlich scheint die herkömmliche Rollenverteilung im D/s - Diener dient dem Herrn - bei Mami-Kind etwas vertauscht?). Aber wenige verstehen, daß das Kleinsein ein Geschenk sein kann:

der eine gibt, daß er nimmt
der andere nimmt, daß er gibt

Wenige verstehen das halt, daß so ein großes Kleines, das mit leuchtenden Augen in der Badewanne plantscht, wirklich ein Geschenk sein kann.

Und wir Kleinen wollen ja so wunderbar gefunden werden und unsere großen Sonnen glücklich machen :-)

Drum danke, daß ihr das wirklich mögt. Und nicht nur so halbwegs oder als Beifang...

Zu dem "Würmisch-Malesubbigen" nochmal. In meinem SZ-Profil schrieb ich sinngemäß: Ein Mannkind gibt sich ganz anders hin als ein Sklave: es ist so frei, so spielend, so stolz mit verwuscheltem Haar - und doch gibt es sich dreitausendmal tiefer hin als ein Sklave, es schaut mit Kinderaugen auf...

Müßte eine Domme das nicht ersehnen?
Total tiefe Hingabe (die Mama ist ja der Mittelpunkt des Koordinatensystems der Welt des Kinds) - und doch ohne dieses Hündische, sondern mit Wuschelkopfstolz?



Meine Dominanz will schon auch ausgelebt werden, ist aber immer ein Ausdruck von Zuneigung und nicht von Ablehnung.
Ein sehr schöner Satz *lächel*

Dazu dieses wunderschöne Gedicht von Laotse. So sollte D/s sein :-)


wenn sich ein großer staat herabsetzt vor dem kleinen
so nimmt er auf den kleinen staat
wenn sich ein kleiner staat herabsetzt vor dem großen
wird er vom großen aufgenommen
so setzt der eine sich herab, um aufzunehmen
der andre, daß er aufgenommen werde
der große staat wünscht nur mit zu ernährn des andren volk
der kleine staat wünscht nur mitzudienen dem andren
so erhält jeder, was er wünscht
geziemend wäre es großen staaten
sich so herabzusetzen

Loviatan
06.02.2012, 12:16
Ein wirklich schöner Beitrag! und auch ich muss sagen der Satz von dir Tifa : "Meine Dominanz will schon auch ausgelebt werden, ist aber immer ein Ausdruck von Zuneigung und nicht von Ablehnung."

hat mich etwas zu grübeln gebracht. Ist das denn nicht immer so, in einer BDSM Beziehung das der Dominante Part seine Dominanz auslebt da er Zuneigung zu seinem Partner verspürt?