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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : unfaire Behandlung von Bettnässern



reeze
07.11.2010, 11:59
Ungerechtigkeit ist etwas vom Schlimmsten was es gibt. Mir kommt die Galle hoch, wenn ich die Ratschläge lese, die in Zeitschriften abgegeben werden, wenn es ums Thema Bettnässen geht.

Erschreckend ist es zu lesen, wie hart gewisse Mütter und Ratgeber heute noch antworten, wenn Ratschläge gefragt sind.

Da wird behauptet, die moderne Pamperstechnologie sei schuld daran, dass Kinder heute so lange ins Bett machen, während sie früher mit 2,5 definitiv absolut zuverlässig trocken waren. Wegen der Superabsorber würde das Kind die Feuchtigkeit nicht mehr spüren und nicht wahrnehmen, dass es unangenehm sei; also keinen Anreiz haben, sein Verhalten zu ändern. Also Stoffwindeln hätten den Vorteil, dass sie sich so kalt und schwer anfühlen, dass man schneller motiviert sei, trocken zu werden. Es gibt aber Kinder, denen es egal ist nass und kalt zu haben und es gibt welche, die den Unterschied nicht spüren und andere, die keinen Zusammenhang herstellen können zwischen dem was sie nachher spüren und dem Druck den sie hätten vorher schon spüren sollen.

Oder: Da wird unterstellt, solche Kinder seien zu faul, man müsste sie dazu zwingen zu spüren, dass es unangenehm wird, wenn sie ins Bett machen.

So einige Postings hier im Forum deuten darauf hin, dass die Unterstellung was Wahres dran hat: Manche geben zu aus Faulheit ins Bett zu machen.

Da muss man die Aussage: "Kein Kind tut es absichtlich", hinterfragen, wenn man dieses Forum hier kennt.

Aber es ist ungerecht, wenn solche Erkenntnisse dann auf die ganze Menge aller Bettnässer übertragen werden.

Vielleicht könnten wir hier mal so eine Sammlung von Erfahrungen anlegen, wo man als Bettnässer Ungerechtigkeit erlebt hat?

Abri-fan
07.11.2010, 22:41
schonmal logisch darüber nachgedacht?
ich finde das argument von den müttern usw sehr passend.

wir finden es doch auch weich und bequem ... warum sollten dann die kleinen damit aufhören wollen?

ich finde das ergibt sinn

reeze
08.11.2010, 00:08
Die Argumentation hat eine gewisse Logik, wenn man davon ausgeht, dass die Kinder das nasse Pack angenehmer finden, als eine nasse Hose.

Das mag für einen Teil der Kinder zutreffen, aber generell kann man das nicht so behaupten: Die meisten empfinden auch irgendwann einmal das Windelpack als störend und ein anderer Teil empfindet nicht einmal nasse Hosen als unangenehm.

Also dass es DL gibt, die Windeln schätzen, weil Windeln so weich und bequem sind, bedeutet nicht, dass alle Kinder so empfinden und deswegen mit Einnässen nicht aufhören wollen.

Aber diese ganze Argumentation bezieht sich doch auf die Sauberkeitserziehung am T A G .


Warum denn wird dieses gleiche Argumentation eingesetzt bei der Diskussion des Bettnässens?


Wir sprechen vom richtigen Bettnässen, also dem was unbewusst abgeht und nicht mit Absicht (wobei ich zweifle, dass es Kinder gibt, die tatsächlich absichtlich so etwas machen)

Also: Kinder die schlafen, lassen sich nicht davon beeinflussen, ob eine nasse Windel unangenehmer sei als ein nasses Bett.

Hingegen sind die Konsequenzen des nassen Bettes für das Kind ganz klar negativ. Der Schaden ist grösser, als wenn es Windeln angehabt hätte. Also geht es doch darum, auf diese Weise das Kind unter Druck zu setzen.

Also gehen die Verfechter dieser Methode davon aus, dass das Kind nicht unabsichtlich ins Bett macht und es diese Unart korrigiert, wenn nur genug Leidensdruck vorhanden ist.
Die denken also, das Kind sei faul oder zu bequem oder zu dumm oder ungezogen.

Mit dem Windelweglassen wird der Druck erhöht.

windelmark
08.11.2010, 19:46
Ich fand es als Kind schwierig, dass ich, nachdem ich eine kurze Zeit trocken gewesen war und dann mit 5 Jahren wieder anfing, ins Bett zu machen, keine Windeln mehr bekam, sie mir aber dennoch ständig angedroht wurden, sollte das Nässen nicht aufhören.

Das war sehr belastend und widersprüchlich, weil meine Eltern mir damit unausgesprochen unterstellten, ich würde absichtlich ins Bett machen, obwohl dies ausnahmslos im Schlaf passierte. Eigentlich hätten sie das wissen können, denn dass ich mir den Ärger, den ich mir bei jedem nassen Bett von ihnen einhandelte, durch ein absichtlich nassgemachtes Bett nicht gern selbst eingehandelt hätte, hätte ihnen klar sein müssen.

Obwohl ich mir Windeln wünschte, wagte ich nie, diesen Wunsch zu äußern oder meinen Eltern bei ihren Drohungen zu sagen, dass sie diese doch einfach wahr machen sollten. Denn trotz des Verlangens nach Windeln war mir dies dennoch peinlich, weil sie ihre Anschuldigungen häufig mit Fragen garnierten, ob ich denn wieder ein Baby sei.

Hinterher ist man immer schlauer und meine Eltern waren wahrscheinlich irgendwie mit der Situation überfordert, daher will ich sie im Nachhinein deswegen auch nicht kritisieren. Aber aus heutiger Sicht denke ich dennoch, dass es sicher besser und klarer gewesen, sie hätten mit mir darüber überhaupt nicht diskutiert sondern einfach entschieden, dass es wieder Windeln gegeben. Dann wäre der ganze Straf- und Kleinkindkram aus der Situation draußen geblieben und die Botschaft wäre ganz klar gewesen: Irgendwie schaffst du es im Moment nicht, nachts trocken zu bleiben, und damit das Bett nicht immer nachts nass wird, trägst du bis auf weiteres Windeln.

Pamlover
08.11.2010, 22:16
Ich finde es grundsätzlich schrecklich, egal ob Bettnässen oder tagsüber "noch nicht trocken", dass immer dieser Zeitdruck ausgeübt und erlebt wird.
Mama und Papa haben wohl Angst um ihr eigenes Prestige und treten in Konkurrenz, welches Kind eher trocken oder sauber wird.
...auf Kosten des Kindes...

Ganz erhlich, ob ein Jahr früher oder später, ist doch eigentlich egal.

Früher mit 2 tagsüber und mit 3 nachts trocken - heute vllt. mit 3 bzw. 4 Jahren.

Und Bettnässer hat es schon immer gegeben - in allen Altersklassen.
Meist wurde das Kind dafür bestraft, obwohl es ggf. schon genug darunter leidet.
Man sollte es unter die Arme greifen.
Warum gibt es Statistken, dass Menschen, die als Kind Bettnässer waren, als Erwachsene eher zu Gewalt oder psychischen Probleme neigen?
Die Antwort dürfte wohl jedem klar sein - nicht das Bettnässen selbst ist schuld, sondern die Behandlung der Kinder seitens der Eltern.

So lange das Kind nicht darunter leidet, kann man es auch mal "ein bisschen mehr Zeit" geben, oder nicht?!
Und oder die Krankheit richtig verstehen?!

eule
08.11.2010, 22:46
Ufff, da war hier vor Jahren zu diesem Thema auf einen Artikel verlinkt worden, in der es um die Aussage ging "jedes Kind wird irgendwann Windeln ablehnen werden - von sich aus." Vorraussetzung ist, dass die Familie intakt bleibt bzw die Bezugspersonen nicht sooo oft wechseln. Das fand ich eine sehr interessante Theorie, weil das eine Art Bestätigung der These "der Umgang prägt" ist (wovon ich ein großer Verfechter bin)

Sauberkeitserziehung ist meiner Meinung nach Schlagenöl. Ich vergleich das mal mit dem Schönheitsideal keine Orangenhaut zu haben. Die These dabei ist, dass Orangenhaut völlig natürlich ist und kein Makel ist. Stattdessen wird von der Kosmetikindustrie eingeflüstert, Orangenhaut sei etwas negatives und es gebe Mittel gegen diese.

Der Status "(m)ein Kind ist sauber" wird mit einer Vollendung eines wichtigen Lebenabschnitts gleichgesetzt, ähnlich Kommunion, Jugendweihe, Firmung, Abiturprüfung. Für die Entwicklung des Kindes ist es unerheblich, trocken zu sein. Es ist nicht der Umgang der Eltern allein, der Wunsch, sein Kind trocken zu bekommen, sondern die Umwelt, die das Trockenwerden als ein sehr wichtigen Schritt im Leben darstellt. Keine Eltern möchten dass ihr Kind mit 13 erst die Grundschule schafft oder mit 13 erst trocken wird. Da wird dem Kind in der Tat grausames angetan, nämlich Leistungsdruck.

mic
09.11.2010, 01:16
Die Eule spricht mir qausi aus dem Mund. Ich denke auch, dass Eltern die Sauberkeitserziehung wie Kommunion etc. sehen. Es ist liegt in ihrer Art es als "Normal" zu sehen, dass ihr Kind in einem gewissen Alter trocken wird.

Leider wird da nicht auf die Gefühle des Kindes eingangne. Es wird zur Sauberkeit erzogen, ob es will oder nicht. Manche Kinder nehmen es an, oder nicht?

Trotz Allem finde ich, dass Eltern nicht sowas als Leistungsdruck des Kindes ansehen. Ok, es gibt bestimmt Eltern, die so eine Ansicht haben. Aber im Grunde genommen werden die Kinder schon die Sauberkeitserziehung ihrer Eltern annehmen, wenn sie auch selber bereit dazu sind. Erziehung geht schließlich nicht nur vom Erzieher aus. ;-)

Im Topic mal zu bleiben:
Es ist doch egal, wann ein Kind trocken wird. Es wird schon mit seinen Eltern den gemeinsamen Weg gehen. Und dann wird auch die gewünschte Trockenheit der Eltern eintreten.

Flocke
09.11.2010, 05:41
Original von Pamlover
I

Und Bettnässer hat es schon immer gegeben - in allen Altersklassen.
Meist wurde das Kind dafür bestraft, obwohl es ggf. schon genug darunter leidet.
Man sollte es unter die Arme greifen.
Warum gibt es Statistken, dass Menschen, die als Kind Bettnässer waren, als Erwachsene eher zu Gewalt oder psychischen Probleme neigen?
Die Antwort dürfte wohl jedem klar sein - nicht das Bettnässen selbst ist schuld, sondern die Behandlung der Kinder seitens der Eltern.

So lange das Kind nicht darunter leidet, kann man es auch mal "ein bisschen mehr Zeit" geben, oder nicht?!
Und oder die Krankheit richtig verstehen?!



Ein Absatz hat mich irritiert, nämlich, das mit der Gewalt und das die Eltern von Bettnässern schuld seien, laut Statistik.
Ich habe in meiner Pflegefamilie viel Gewalt an mir erlebt und trotzdem bin ich nicht gewaltätig, und möchte es nie sein.
Es gibt auch Straftäter die andere sexuell missbrauchen und dann vor Gericht sagen, sie wären selber als Kind vergewaltigt worden.
Beides sind unterschiedliche Beispiele aber irgendwie finde ich das es für mich eher nach Ausrede anhört. Schnell die Schuld bei anderen Suchen.

Was die Sauberkeitserziehung angeht, wenn man die Bedürfnisse seines Kindes versteht, bei "Unfällen" nicht so ein Tara draus macht, ist meine Meinung, dass das Kind entspannter daran geht. So habe ich es bei meinem Kind gemacht. Und es hatte Wegwerfwindeln an, war trotzdem früh trocken. Ich hätte aber nie, mein Kind gezwungen, ab einem gewissen Alter trocken zu sein.
Kinder haben ihren eigenen Rythmus, genau wie Sprache lernen und Bewegung.

Zurück zum Thema Bettnässer.

Wenn mein Kind Bettnässer, werden würde, wäre meine Wahl als erstes wahrscheinlich wie es vielen Eltern gemacht wird, zum Arzt gehen und mir Hilfsmittel verschreiben lassen, z.B. Klingelhose.

Taggy
09.11.2010, 09:54
Ich würde sagen: das Kind muss es selber wollen. Wenn es noch Bettnässer ist und die Eltern verstehen das und fragen sanft ob es noch Windeln will, dann sollte es auch welche kriegen.
Windelentzug gegen den Willen des Kindes bringt aber kein DL oder AB hervor. Von meiner Mutter weiß ich, dass ich mit 3 freiwillig keine Windeln mehr tragen wollte obwohl ich wohl noch nicht ganz trocken war (weitere Fragen zu dem Thema bringen leider nichts da ich von der Periode leider nichts mehr weiß).

saltor
09.11.2010, 11:46
Laut meinen Eltern war ich mit 1,5 trocken. Nachts wie am Tag. Ich bin noch mit Stoffwindeln gewickelt worden.
In der DDR war es leider so, das in den Kindergrippen eine extreme Sauberkeitserziehung statt fand. Planziel: alle Kinder mit 2 sauber und trocken.
Ich war nie in solch einer, aber im Kindergarten waren Windeln ein schlimmes Abschreckungsmittel für Bettnässer. Eine Erinnerung habe ich da noch von. Ein Mädchen machte beim Mittagsschlaf immer ins Bett und wurde vor der ganzen Gruppe Mittags gewickelt und musste mit Ihrer Liege immer in einem Extra Bereich schlafen. Es dauerte nicht lange und die Kleine hatte Medikamente bekommen.
Ich hatte dann eine Phase, wo ich im Ferienlager zum Bettnässer wurde. Heimweh, Stress, k.A. Aber ich bin jeden Tag Spießruten gelaufen. Windelandrohung und die Drohung nach Hause geschickt zu werden. Das war dann so schlimm, das ich dort ausgerissen bin und von der Polizei wieder am Bahnhof Eingefangen wurde. 2 Jahre später bin ich wieder ins Kamp gefahren und da war dann alles in Ordnung.
Ich Denke da wie Eule. Stress und die Umwelt sind 2 wesentliche Faktoren, die beim Sauber werden eine große Rolle spielen. Auch die Reizüberflutung durch PC-Spiele, Spielkonsolen und Fernsehen der Kinder ist nicht zu unterschätzen.
Das Gehirn verarbeitet Nachts das erlebte. Wenn das zu viel ist, kommt es zu Störungen, die sich unter Umständen im Bettnässen äußern.
Es gibt auch andere psychische Umstände, die Kinder in Windeln bleiben lässt. Meine Tochter zum Beispiel war mit 2 Nachts sauber und trocken. Tagsüber immer wieder Unfälle. Vor allem bei der Tagesmutti. Nach einem Wechsel besserte es sich schlagartig. Eines blieb aber. Sie wollte bis 3,5 auf gar keinen Fall groß auf die Toilette machen. Sie saß 1 Stunde auf dem Klo und nichts. Wie blockiert. Machten wir Ihr dann eine Windel um, verzog Sie sich in eine Ecke und es dauerte keine 10 min und unsere Tochter hatte die Windel voll. Der Kinderarzt empfahl uns Klistiere zu machen, was wir aber ablehnten, da wir der Meinung waren, das die Windeln und das sauber machen bei weitem nicht so schlimm waren, als wenn wir unserer Kleinen mit Chemie im Darm rummachen. Das kann einfach nicht Gesund sein. Irgend wann wurde es besser und die Windeln waren Geschichte.

Windelharald
09.11.2010, 16:53
Ich bin nie trocken geworden und hab auch Stoffwindeln gehabt als Kind.

Ich denke, man sollte keiner Statistik trauen, die man nicht selber gefälscht hat ;-)

Ach ja, ps: wurde als Kind von einer Kinderkrankenschwester mehrfach vergewaltigt und bin heute auch nicht gewalttätig. Ich denke da gehört noch viel mehr dazu als Gewalterfahrungen. Das restliche Umfeld und auch die intellektuelle und emotionale Entwicklung in den ersten 16 Jahren spielt immer auch eine Rolle...
Ich hatte das Glück in einer guten, funktionierenden Familie aufzuwachsen und mit Freunden und Verwandten reichlich gesegnet zu sein. In so einem Umfeld aufzuwachsen bedeutet, auch bessere Problemlösungsstrategien entwickeln zu können.

Und die Wunden meiner Seele verbinde ich heute noch mit Windeln... bester Verband den's gibt ;-)

littleone
09.11.2010, 18:54
Original von Windelharald
Und die Wunden meiner Seele verbinde ich heute noch mit Windeln... bester Verband den's gibt ;-)

Wohl war, wohl war. Schön weich :)

Couchpotato007
09.11.2010, 23:30
Ich stelle jetzt mal eine provokante These auf, aber habe ich auch schon oft gelesen (in anderen Foren): Jedes Kind wird trocken und lernt durch Beobachtung (z. B. beim Beobachten der Eltern oder anderer Angehöriger durch den Gang zur Toilette), daher ist ´"Sauberkeitserziehung" im eigentlichen Sinne doch völlig unnötig....

Dahinter stehe ich auch nicht ganz, ist aber ernst gemeint, aber denkt mal über die Aussage nach und dann reden wir weiter.....

Ich weiß, wovon ich rede, war auch über das übliche Maß hinaus nachts Bettnässer und brauchte Windeln.

reeze
10.11.2010, 00:03
Ich kann nicht für "jedes Kind" sprechen, aber mich hat es nicht interessiert anderer Leute (Eltern, Angehörige) Gang zur Toilette zu beobachten.

Echt nicht!

So was war uninteressant und für mich abstossend. Ich hab eine Weile sogar geglaubt, Erwachsene müssten gar nicht wirklich auf die Toilette, sie tun das nur um den Kindern zu zeigen wie es geht.

Das Aufdietoilettemüssen war eine ganz lästige Nebensache, die von dem ablenkt, was man viel lieber macht. Also wird der Zeitpunkt hinausgeschoben so lange es geht, und plötzlich ist es zu spät und dann kommt es nicht mehr drauf an und man kann weiterspielen.

Ich mag mich so gut an diese Phase erinnern. Wenn man mich damals auf die Toilette schicken wollte, hab ich das wie einen "Eingriff in meine Privatspähre" empfunden.

Cp007s These stimmt: Ich wurde trocken.
Und die These stimmt nicht: ich wurde es nicht durch Beobachten. Auch nicht durch Erziehung. Plötzlich hat es funktioniert. Nein, stimmt nicht. Ich mag mich zu gut erinnern, dass ich ausgeschimpft wurde und dass meine Mutter stocksauer war auf mich, weil ich eine Sauerei angerichtet hab.

Bettnässen ist das andere Thema. Da hab ich mich um die "Erziehung" gedrückt.

Pamlover
10.11.2010, 17:54
Hat jemand von euch die Wissensspiele "Spiel des Wissens", "Spiel des Lebens", "Trivial Persuit" u.ä. ?
Ich weiß nicht mehr, in welchem auf einer Frage/Antwort-Karte so etwas stand wie "Welche Leute sind gewalttätiger als normal" o.ä. und Antwort "Leute die in ihrer Kindheit Bettnässer waren".

Es ist schon viele Jahre her, dass ich diese Karte in einem der Spiele gezogen hatte und ein paar mal mehr drauf geguckt und mich dann innerlich gleichermaßen gefragt wie geärgert habe, wieso das da steht.

Vielleicht ist diese Karte in einer neueren Auflage auch wieder verschwunden, wer weiß.

Wer diese Brettspiele hat, kann ja mal die ganzen Karten durchlesen.

Windelharald
10.11.2010, 20:27
Ist wohl eine Ursache-Wirkung Frage ... oder Henne-Ei Prinzip ... was war vorher da?

Es ist schon bekannt, dass es viele Gewalttäter gibt die Bettnässer sind oder waren. Es gibt aber natürlich auch andere. Genauso ist sicher die Mehrzahl der Bettnässer nicht gewalttätig.
Die Frage nach dem Zusammenhang, wenn es denn einen gibt, stellt sich also nur bedingt. Man kann aber mutmaßen, dass eines von vielen Symptomen psychischer Labilität auch Bettnässen sein kann.
Übertriebenes Aggressionspotential oder krankhafte Gewalttätigkeit lässt sich doch fast immer auf psychische Labilität zurückführen und sind oft eine Art Streßventil. Diese Labilität findet daher wahrscheinlich auch öfter im Bettnässen einen weiteren Ausdruck.

Ist nur eine Mutmaßung, aber ich denke nicht dass Gewalttätigkeit und Bettnässen sich gegenseitig bedingen - ich kann mir aber vorstellen, dass beide Dinge bei vielen Menschen die selbe Ursache haben...

Ich hoff ich konnte das halbwegs "grad" rüberbringen.
;)

lunerouge
10.01.2011, 13:48
ein netter thread - grats ...

alles was ich dazu weiss, ghört oder gsehen habe -

bettnässen nur dann
wenns ein funktionelles (schliessmuskel & co) oder hormonelles problem gibt oder
wenns ein psychisches problem gibt

und da gibt es natürlich viele angriffspunkte die einen in solch einen zustand des nachts brigen können - aber es ist immer IMHO nackte angst, unkontrollierbare panik oder (von imaginationen bedingter) regress in eine vollkommen gar und ganz passive haltung

für das nichtkörperliche gibt es denke ich nur eine ursache : andere menschen

ob nun eltern ihre rolle als sorgende und verständige nicht nachkommen oder diese gar pervertieren in gewalt und sadismus etc. etc.

ob nun andere kinder ihren abgründen freien lauf lassen oder auch nur gesehenes erproben am lebenden mit-objekt

selbst wenn es ängste sind die "nur" eingebildet sind und nicht aufgrund von körperlicher nötigung erfahren werden :

kein kind hat von selber horror im kopf - da hat schon wer nachgeholfen
so oder so

--

bettnässen (d.h. unkonntrolliertes pieseln im schlaf) ist also IMHO nix freiwilliges oder gewolltes das dem freien willen zugänglich ist (auch wenn sowas zur standardphantasie hier gehört - aber das wäre wohl ein eigener thread ;-))

daher ist auch die frage ob windeln oder nicht keine die sich stellt : sie lautet ja

auflage :
aber bitte nicht das thema windel für den kleinen dann zu missbrauchen um

- neue ängste zu schüren
- schuldgefühle durch die hintertür zu importieren
- verhaltensmodifikation mittels drohung oder fetischierung
- usw. usf.

sondern als mittel um einen an sich unangenehmen zustand zu beheben : ein verpisstes bett

lglr

urga
10.01.2011, 17:17
Ich kann hier lunerouge nur Recht geben. Unbewußt heißt einfach, daß ein Kind im Augenblick des Geschehens nix davon weiß bzw. mitbekommt. Da hilft es dann auch nicht, wenn das Gefühl im Anschluß unangenehmer ist.

Was das Einnässen bzw. Trockenwerden am Tag angeht ist das meinen Beobachtungen bei ettlichen Kindern ein ganz normaler Wunsch irgendwann zu den Großen zu gehören. Ein Zeichen eines großen Kindes ist es, daß es keine Windeln braucht. Das ist schon Anreiz genut um davon loszukommen. Eine ganz oft erlebte situation ist, wenn ein Kind das gerade den Windeln entkommen ist ein anderes sieht, das gewickelt wird. Da kommt dann die Aussage dem Sinn nach "kuck mal, ich brauch die nicht mehr, ich bin schon groß". Damit ist es auch hier völlig unwichtig, wie sich die Dinger anfühlen.

TenaTim
11.01.2011, 18:58
Original von Pamlover
Hat jemand von euch die Wissensspiele "Spiel des Wissens", "Spiel des Lebens", "Trivial Persuit" u.ä. ?
Ich weiß nicht mehr, in welchem auf einer Frage/Antwort-Karte so etwas stand wie "Welche Leute sind gewalttätiger als normal" o.ä. und Antwort "Leute die in ihrer Kindheit Bettnässer waren".
.

Kenne ich nur in Verbindung mit anderen Faktoren als Homicidal Triangle: The Homicidal Triangle—bedwetting past an appropriate age/cruelty to animals/fire starting, siehe zB http://www.writergazette.com/articles/article80.shtml. Aber als solches ist das durch Fakten belegbar. Viele Serienkiller waren als Kind Bettnässer. Aber das heißt ungekehrt natürlich nicht, dass viele Bettnässer Serienmörder sind.

Tim

reeze
13.01.2011, 10:19
Eine ähnliche Aussage wurde auch im Zusammenhang mit Brandstiftern gemacht.

Solche Aussagen sind gefährlich: weil nur gesagt wird, dass ein Zusammenhang besteht, geraten gleich alle Bettnässer in Verdacht, diese kriminelle Neigung in sich zu tragen. Was selbstverständlich absurd und unfair ist.

Bei der Untersuchung wurde nicht die entscheidende Frage gestellt. Man hätte überprüfen sollen, ob diese Menschen in ihrer Kindheit gedemütigt wurden. (Bettnässen allein bedeutet nicht automatisch, dass man deswegen gequält worden ist.)

Die Studie dürfte sich n nicht auf diejenigen konzentrieren, die wegen Bettnässen misshandelt wurden. Sie müsste auch jene einbeziehen, die misshandelt wurden aus anderen "Gründen" (das Wort ist in dem Zusammenhang falsch: Es gibt keine "Gründe" die eine Kindermisshandlung rechtfertigen könnten!)

Tim sagt das richtig: Wenn die Statistik zeigt, dass viele Mörder als Kind Bettnässer waren, dann darf man daraus nicht den Umkehrschluss ziehen, dass viele Bettnässer (automatisch) Mörder werden.
Eigentlich sollte das einleuchten.
Das Problem ist nur, dass die heutigen Zeitungsleser und TV-Zuschauer nicht mehr Zeit und Kraft finden kritisch nachzudenkend über die Informationen, mit denen sie gefüttert werden.

Es ist fahrlässig, eine Halbweisheit zu verbreiten, die auf einer nicht durchdachten Studie basiert.

Solche Pseude-Weisheiten finden dann ihren Niederschlag in "Gesellschaftspielen" und den Kommentaren von Hobbykriminologen und Gerichtsberichterstattern.

Dass das Publikum wegen der Informationsflut nicht mehr in der Lage ist, solche Meldungen kritisch zu prüfen, ist ein Umstand, der von Meinungsmachern in der Politik ausgenutzt wird.

oT