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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Diskussionsrunde - 2 Denkansätze zum Thema rund um die Blase



cassandra
16.11.2009, 15:52
Hallo @ all,

in Anbetracht der im Moment laufenden Diskussionen in anderen Threads möchte ich hier nun einen Denkansatz in zwei verschiedenen Richtungen zur "Bearbeitung" freigeben.

Ich hab mir natürlich auch immer wieder Gedanken gemacht, was für "Schäden" dauerhaftes Tragen von Windeln haben könnte etc.

Hier nun meine beiden Thesen:

1) Durch das Tragen von Windeln wird der Blasenmuskel darauf trainiert, jedem Druck nachzugeben (sofern man es denn auch immer tut - alle 10 30 Min oder so) und verliert so an Kraft. Der Blasenmuskel wird träge und evtl. verkleinert sich auch die Blase.

2) Durch das Tragen von Windeln wird der Blasenmuskel geschont, denn man muss nicht übernatürlich lange einhalten, sondern kann dem Druck sofort nachgeben. Eine Überlastung des Muskels ist also nich gegeben und wird nicht überreizt oder überdehnt.

Freigegeben zum Zerreissen. :D 8-)
cassi

Kai 1987
16.11.2009, 16:07
Meiner Meinung nach......

Windel Pro:

Man muss net Angst haben, das die Hose auf einmal durchnässt ist.
(Okay als Inko eine Sache, aber auch sonst sehr Praktisch)

Windel Contra:

Man kann nicht überall weckseln, und mann muss drauf achten das die in gewissen Situationen nicht zu sehen ist.
(Sprich auf Arbeit oder inner Schule)
Zudem kann es der Haut auf Dauer erheblichen Schaden zufügen.

surfer00
17.11.2009, 07:48
Hallo zusammen

gibt es vielleicht soagr aus der Wissenschaft dazu? Weil so werden wieder die einen sagen ja und die einen nein. Mich würde das echt mal interessieren.

diaperfriend
22.11.2009, 19:43
Also ich kann aus eigener Erfahrung sagen das These 1 stimmt. Ich trage seit nun drei Jahren regelmäßig Windeln. Ich habe festgestellt, dass sich meine Blase stark verkleinert hat. Das hat zur Folge das ich ohne Windel öfters auf Toi muß als zuvor als ich noch keine trug. Auch mache ich nun ab und an Nachtsunbewußt ein, oder ich wache mehfach auf um auf Toi zu gehen.

Lex911
22.11.2009, 19:48
Aus medizinischer/physiotherapeutischer Sicht ganz klar 1..

cassandra
23.11.2009, 09:53
Hallo ihr Lieben,

erstmal vielen Dank für Eure Beteiligung!

@ Kai: Eigentlich hatte ich nicht nach pro und contra Windel gefragt, sondern, ob es einer Blase (sofern sie gesund ist am Anfang) schaden kann, wenn man immer Windeln trägt. :ja: Du hast aber natürlich Recht mit deinen Äusserungen zu pro und contra. :)

@ surfer: Leider antworten nicht soo viele hier, weil mich das auch interessiert. Naja, kommt hoffentlich noch was...

@ diaperfriend: Also 3 Jahre schon 24/7 Windeln? Ganz freiwillig? Hast du denn eine vorbelastete Blase gehabt? Also warst du jemals Bettnässer oder hattest du nasse Unfälle? Ich hab sowas bis auf ein einziges Mal (und das war mit starken Alkoholgenuss) noch nie gehabt seit ich trocken bin. Wie kurz sind denn die Toilettenabstände, wenn du keine Windel anhast??

@ Lex: Danke schön für deine Antwort. :) Wie lange würde deiner Meinung nach dauern, bis man bei 24/7 eine Veränderung bemerken würde? Ich habe meine Blase mal vor ein paar Monaten oder so ausgemessen (Blase bis fast zum Platzen gefüllt und dann mit Messbecher gemessen) und ich hab ein Blasenvolumen von 1,1 l. Das ist sehr viel, denke ich und ein kleiner Verlust wär nicht schlimm...trotzdem...ich fänds angenehm, wenn ich wüsste, ab wann ich vorsichtig sein muss...

Hoffe auf weitere Posts. :danke:

:feuerflummi: cassi :)

Lebensinsel
23.11.2009, 11:22
Also meines Wissens nach gibt es in Richtung antrainierte Inkontinenz keine Studien. Das dürfte einfach daran liegen, weil es sich wirtschaftlich für die Pharmamogule nicht ausnutzen lässt, außer vielleicht für Windelhersteller, aber die sind in der Regel nicht kapitalkräftig genug, um solche Studien finanzieren zu können.

Ich kann daher auch nur auf eigene Erfahrungen zurückgreifen, obwohl das Ergebnis bei mir wohl etwas verfälscht ist, weil ich seit einer OP von vor 3 Jahren Diuretika (Entwässerungsmittel) einnehmen muss. Seither bin ich zwar nicht rund um die Uhr gewindelt, aber seit etwa 1 1/2 Jahren ist die Windel morgens regelmäßig nass, ohne dass ich es mitkriegt habe. Vor ein paar Monaten versuchte ich es mal ohne Windeln, aber dafür war jeden Morgen das Bett nass. Es dauerte ungefähr 14 Tage, bis ich das wieder im Griff hatte. Aber es fehlte halt irgendwas, denn ich gehöre ja auch zu der Fraktion, für die Windeln einfach ein schönes Gefühl sind. Außerdem wurde mir das nächtliche Aufstehen bald lästig, sodass ich bald wieder auf meine geliebten Windeln zurückgriff.

Nun ja, man weiß nie, was daraus wird, wenn man sich darauf einlässt. Man kann so auch nicht behaupten, dass man nach einer gewissen Zeit vorsichtiger sein müsste. Ich kann mir vorstellen, dass es viele Windelliebhaber gibt, bei denen auch nach regelmäßigem Tragen über Jahre hinweg keine Inkontinenz auftritt, bei manchen aber schon. Woran das liegt weiß ich auch nicht, vermutlich ist es eine Sache der persönlichen Einstellung dazu.

Frosty
23.11.2009, 14:58
zu 2) --> Der Muskel ist genau dafür da, da wird nix überlastet, sonst hätte ja jeder nicht windelträger Probleme...

zu 1) Macht doch Sinn oder ?
Schau dir die Probanden an die n paa Monate innem Bett liegen dürfen, damit Ärzte die Situation im Weltraum simulieren können.
Und dann lies was mit dem Muskelgewebe passiert, das kannste doch auf jeden anderen nicht mehr belasteten/verwendeten Muskel übertragen.

grave
23.11.2009, 16:53
Das einige was ich mit vorstellen kann wodurch eine schwächung des muskels zustande kommt ist wenn dieser gar nix mehr tun muss


habt ihr mal gesehen wie ein bein nach 6 wochen gibs aussieht ? da kannste net mehr drauf stehen oder laufen das denke ich wäre bei der blase genauso


lg grave

diaperfriend
23.11.2009, 17:00
@cassandra
Also ich trage in der Woche 5 von sieben Tagen Windeln, bis vor kurzen auch oft so an 3 tagen 24Std. Und jede Nacht trage ich welche. Da ich jetzt eine Umschulung mache kann ich nur Nachmittags und Nachts welche tragen. Vorbelastete Blase? Nicht das ich wüßte hatte glaube ich mal als Kind mit 7-8 Jahren "Unfälle" für kurze Zeit dann nie wieder. Also wenn ich keine Windel trag und trotzdem normal trinke muß ich bestimmt einmal pro Stunde auf Toi. Ich merk schon deutlich das ich öfters muß. Grüße

cassandra
23.11.2009, 17:01
Hmmm...

Ein Arm oder ein Bein, dass für ein paar Wochen in Gips war, wird danach wieder muskulös. Es wird normal genutzt und gewinnt dadurch nach und nach seine Form zurück.

Aber ist es bei einer Blase genauso??

grübelnde Grüsse
cassi

grave
23.11.2009, 17:10
dazu müsste man die struktur des muskels einmal sich anschauen aber ich gehe mal stark davon aus das es auch so ist !


wieso auch nicht ?


lg grave

Lex911
23.11.2009, 17:15
Mh, also auf eine sichere Prognose möchte ich mich da gar nicht einlassen, weil es von vielen Faktoren abhängt. Zum einen muss man unterschiedliche Muskeltypen und -formen unterscheiden. Ein Schließmuskel ist eben kein Oberarmmuskel. Trotzdem verhalten sich Muskeln in einigen Punkten immer gleich: Trainiert und nutzt man sie werden sie stärker und dicker, vernachlässigt man sie oder immobilisiert man sie verlieren sie ihre Funktion. Allerdings ist ein komplettes Ruhigstellen kaum möglich denke ich. Grund dafür ist, dass Muskelgruppen auch durch andere Bewegungen beeinflusst werden. Hinsetzen, aufstehen, laufen, sich bücken etc. übt alles auch einen Reiz auf den Schließmuskel aus. Das sind ja auch die Ansätze um z.B. einen schwachen Schließmuskel zu trainieren. Training ist aber auch immer eine Frage des Grund- bzw. Allgemeinzustandes des Körpers. Insofern müsste man eine Prognose individuell erstellen.
Fazit meinerseits wäre also, dass man durchaus durch regelmäßiges 24/7 Tragen einer Windel und bewusstes Einnässen alle 20 bis 30 Minuten (so ist es nämlich vom Zeitfenster in etwa bei mir, allerdings bin ich inkontinent) durchaus die Blase verkleinern und den Schließmuskel schwächen kann. Und zwar theoretisch soweit, bis ein totaler Kontrollverlust da ist. Nimmt man mal die Werte eines relativ kleinen Muskels als vergleich (weil zum Schließmuskel gibt es natürlich keine Studien), dann würden ca. 1,5 Jahre "Ruhigstellen" einen 98% Funktionsverlust bedeuten. Wie gesagt, gehen 100% vermutlich nur bei neurologischen Schädigungen weil der Muskel immer irgendwie trainiert sein wird minimal. Wie jeden Muskel kann ich aber auch wieder durch gezieltes Training aufbauen. Je nachdem ob man professionelle Hilfe bekommt kann das dann schon eine Weile dauern.

So, das ist meine persönliche Meinung dazu und keine Garantie auf Richtigkeit..

saltor
23.11.2009, 17:41
Einen Hohlmuskel, der ja die Blase ist, kann man sicher auch Trainieren, aber wenn einmal eine Schädigung des Muskelgewebes vorliegt ist dieser nicht heilbar, da die Blase sich nicht richtig regenerieren kann. Einmal ausgeleiert oder wie auch immer geschädigt ist sie hin. Das habe ich leidvoll erfahren müssen. Besonder dumm wird es, wenn Durch Äußere Einflüsse, wie Katheter oder Blasenspiegelung die Schließmuskel verletzt werden. Am Po heilt das bedingt ab, an der Blase bleiben Narbengewebe zurück, die die Funktion stark beeinträchtigen können. Wird der Schutzfilm in der Blase zerstört, wird es noch gefährlicher. Dieser Film baut sich nur sehr langsam auf und schütz den Muskel vor dem Urin, der ja den Muskel angreifen würde. Hatte Ihr schon mal eine richtige Blasenentzündung? Dann wisst Ihr wovon ich rede. Dann baut sich der Film ab und der urin trifft auf den Muskel. Genauso anders herum kann ein Muskel auch verkümmern. Je nachdem wie stark, dauert es einige Zeit bis die volle Funktion wieder da ist. Schaut euch mal Berichte aus Afrika an. Da wird immer wieder beschrieben, wie gerade Kinder, die lange nichts gegessen haben und getrunken haben oder sehr wenig, erstmal wieder das alles lernen müssen, da der Körper nicht sofort alles verträgt. Stück für Stück wird da dann die Flüssikeiten und Nahrungszufuhr erhöht, Da sonnst Erbrechen, Inkontinenz, Durchfall und Kreislaufkollabs erfolgen können. Die Organe und Muskel müssen sich erst wieder trainieren. Ein Freund ist bei Arzt ohne Grenzen. Der sagt, das das bis zu einem Monat dauern kann, bis diese Leute wieder richtig hergestellt sind.

cassandra
23.11.2009, 17:50
@ Lex: Also... wenn es so wäre, dann hätte man ja also doch einige Zeit Zeit (was für ein Satzbau^^), um einen wirklichen Verlust der Funktionsfähigkeit festzustellen.
Den Gedanken finde ich beruhigend. Es leuchtet auch ein, dass der Blasenmuskel durch Benutzen von anderen Körperteilen immer irgendwie einen gewissen Reiz bekommt und dadurch trainiert wird. Ist ja auch z. B. beim Husten und Niesen so. Wenn ich huste oder niese, drehe ich immer (!) meinen Kopf zur Seite. Das war mal ein Tip vom Fitnesscenter, wo ich früher mal war. Es soll auch den Beckenboden und die Bauchmuskeln trainieren. ;) Also ein kostenloses Minimuskeltraining. *smile*

@ diaperfriend: Wie lange trägst du denn nun schon so gut wie 24/7 Windeln??

@ saltor: Dass bei einer Blasenentzündung der Urin den Muskel angreift, wusste ich gar nicht. Dachte, Urin wäre ja steril. Hmm Und das, was du beschreibst, was die in Afrika durchleiden müssen, gibt es hier auch. Das sind dann die Magersüchtigen. Das finde ich auch voll schlimm. Der Magen verkleinert sich dermassen, dass sie kaum noch was bei sich behalten können. Einmal hab ich im Fernsehn ein Mädchen gesehn, dass vielleicht 17 Jahre alt war. Sie war so klapperdürr, dass sie nicht mal mehr vor die Tür kam und konnte nur noch 1 Eiswürfel und 1 Stückchen von einer Mandarine bei sich behalten. Schlimm! Aber sind dann Magersüchtige auch irgendwann inko? Nein, oder?

Hoffe, ich hab jetzt die Gerüchteküche über dürre Prominente nicht angeheizt. :D

lg cassi

diaperfriend
23.11.2009, 19:34
@cassandra seit 2 Jahren bestimmt, jetzt wieder weniger wegen umschulung. Am we dann wieder 24/7. Aber bis vor drei wochen so 4 von 7 tagen trug ich 24/7 über längere Zeit.

saltor
23.11.2009, 21:13
Urin ist steriel. Aber bei einer Blasenentzündung wird die Schleimhaut in der Blase von den Bakterien angegriffen und als Brutstätte genutzt. Das geht die ganzen Harnleiter so. Daher auch das Blut, wenn es schon fortgeschritten ist. Diese Schleimhäute schützen die Blase vor dem Urin und den darin enthaltenen Harnstoffen. Ist diese weg oder beschädigt, wird der Muskel angegriffen. Natürlich auch von der Infektion.
Das hat mir eine Urologin erklärt, als ich im Krankenhaus Blasendruckmessung, Blasenreflexuntersuchung und eine Blasenspiegelung über mich ergehen lassen musste. Da habe ich Antibiotika und ein Mittel bekommen, das die Schleimhaut und die Flora in der Blase wieder herstellt. Da ich aber gerne weis, was ich schlucke, frage ich da immer genau nach. Naja, da hat sich Frau Doktor mal ins Zeug legen müssen und das einem Laien erklärt. Das und noch vieles andere. War ein Sch.... Aufenthalt, aber ein sehr Infarmationsreicher.

abriraffi
25.11.2009, 15:46
Hallo saltor,

ich hatte eine bakterielle Blasenentzündung gehabt.

Jetzt habe ich Probleme den Urin zuhalten und ehrlich gesagt verspür ich gar keinen Druck mehr von der Blase.

Heutzutage hab ich damit keine Probleme und es stört mich gar nicht mehr.

Gruß abriraffi

Nico H
08.12.2009, 22:30
Ich denk mal der Blasenmuskel ist wie jeder andere Muskel auch. Wird er nicht benutzt bzw. muss wenig zurückhalten wird er schwächer. Wird er dagegen gefordert, also er muss viel Urin länger halten, dann wird er stärker.
Das ja bei Leuten, die operationsbedingt länger einen Blasenkatheter hatten, ähnlich. Ist er wieder raus machen sie erst mal in die Hose bzw. sind auf Windeln angewiesen bis es nach n paar Tagen oder Wochen besser wird.

dercompu
09.12.2009, 07:32
Hallo Leuts,

ich finde es ja immer wieder Klasse, wie hier Mutmaßungen als Tatsachen und Ahnungen als Fakten geschildert werden. Ich bin kein Mediziner, arbeite aber im medizinischen Umfeld und kann mich da leicht schlau machen. Außerdem habe ich mich durch meine unfallbedingte Inko und die Auseinandersetzung mit den diversen Versicherungen sehr intensiv mit dem Thema auseinander setzen müssen.

Nach meinen Informationen verhält es sich so - die Blase ist ein Hohlmuskel, dieser kann unter extremen Randbedingungen so gedehnt werden, dass es Risse gibt - Blasenruptur bei Schlag oder Stoß und erheblicher Füllung. Das heilt schlecht, muss im Zweifel operiert werden, kann sich aber in aller Regel wieder weitgehend zurückbilden. Die "ausgeleierte" und nie wieder funktionsfähige Blase ist sehr selten. Die Muskelfasern liegen "längs" - wenn man sich die zusammengezogene Blase wie ein großes Ei vorstellt, von den Polen über den Äquator, die längsdehnung passiert also in Muskelrichtung, die Querdehnung indem der Abstand der Fasern zueinander größer wird. Risse enstehen fast immer in Längsrichtung, also zwischen den Fasern, es ist sehr ungewöhnlich, dass die Fasern selbst reißen.

Aber ich denke, der andere Weg ist hier interessant - die Blase schrumpft, wenn sie nicht gedehnt wird (dehnen ist der "trainingseffekt") und dann zieht sie sich eben zusammen und verliert Elastizität - Folge, der Entleerungsreiz kommt immer früher, bis er ständig da ist, weil eben schon geringe Mengen ihn auslösen und dann schaltet das Gehirn den dauernd "feuernden" Nerv ab - wir merken es gar nicht mehr, weil die "autonome Steuerung" übernimmt und den Schließmuskel öffnet. Ganz selten klappt das nicht - dann muss die Blase mit einem Katheter geleert werden. Dieser Zustand ist, wenn auch schwer, wieder rückgängig zu machen - wie beim Kleinkind muss die Blase gedehnt werden, indem versucht wird über einen starken Beckenboden und Schließmuskel die Füllmenge langsam zu steigern - das geht fast immer. Daher können Menschen, die bei einer OP einen Dauerkatheter bekommen haben auch wieder einen normale Blasenfunktion lernen - dauert und ist anstrengend, aber geht.

Es ist also genau umgekehrt wie bei einem Bewegungsmuskel - die Blase muss lernen sich zu entspannen - das leeren ist das anspannen!! - um wieder Kapazität zu bekommen. Was die Sache zusätzlich kompliziert macht ist die unabhängige Steuerung über Reflexknoten, wenn da ein Teil ständig Signale sendet, wird der auch "verwirrt" und arbeitet nicht so wie er soll. Die Füllung der Blase (Dehnung) arbeitet also gänzlich ohne bewuste Komponente, die Anspannung und damit Entleerung die geht auf zwei Wegen - unbewust über den Nervenknoten und kann vom Hirn "überschrieben" werden durch ein bewustes erlernbares Signal - das ist der Prozess, wenn Kinder trocken werden. Ist da die Nervenleitung gestört - MS, Nervgeschädigt, Querschnitt o.ä. dann funktioniert das eben nur autonom und kann nicht mehr bewust beeinflusst werden.

Hoffe mal, dass bringt ein wenig Sachlichkeit.

Machts gut

Compu

cassandra
09.12.2009, 08:15
Original von dercompu
...

Es ist also genau umgekehrt wie bei einem Bewegungsmuskel - die Blase muss lernen sich zu entspannen - das leeren ist das anspannen!! - um wieder Kapazität zu bekommen. ...

Hallo compu,

vielen Dank für deine Infos. =)

Interessant finde ich, dass die Blase sich anspannen muss zum entleeren. Ich versuch immer, meinen Blasenmuskel aufzustellen, damit es einfach so rausfliessen kann. Bin ich aber unterwegs, dann muss ich mich a) ablenken (geht am besten mit Handy in der Hand) und b) leicht den Bauch anspannen und unten leicht drücken, damit ich dann loslassen kann und es laufen kann.

grübelnde, müde Grüsse
cassi

Lex911
09.12.2009, 18:01
Nur bitte dabei nicht Blase (Hohlmuskel über den wir keine Kontrolle haben) und Schließmuskel (über den wir Kontrolle haben) verwechseln! Was du entspannst ist dein Schließmuskel...

Lotiolentus
10.12.2009, 16:19
Hallo alle,

was 'dercompu' geschrieben hat, kommt meinen Kenntnissen sehr nahe.

Da wir aber alle durchschnittlich 8 Stunden schlafen, füllt sich die Blase in dieser Zeit, wenn auch meist verlangsamt (ADH). Der Detrusor (Blasenmuskeln) bewahrt so seine Funktion, denn man wird dabei im Normalfall bis zu einer bestimmten Blasenfüllung ja nicht wach.
Die Blase bleibt also im "Training".

Ist eine Inkontinenz durch Schädigungen am Sphinkter internus oder / und externus verursacht, kann sich im Liegen die Blase sogar so lange füllen, bis die Harnröhre (der Blasenausgang) erreicht ist. Erst dann läuft der Urin ab.

Der Sphinkter externus ist ein quergestreifter Muskel. Er ist im Ruhezustand geschlossen! Wer ihn gewollt offen halten will, kann dies nur zeitlich sehr begrenzt tun, denn der Muskel will wieder in seine 'Grundhaltung' zurück. Dabei hilft dann auch die Beckenbodenuskulatur.
Wer dringend muss und 'zu kneift', spannt die Muskeln rund um den äußeren Schließmuskel an, so dass der bisweilen nicht 'aufmachen' kann.
Das 'Aufmachen' wird über Nerven- und Muskelfasern gemeinsam mit dem inneren Schließmuskel umgesetzt. Beim äußeren Schließmuskel heißt aufmachen anspannen.

Beide Muskeln für sich genommen, können noch eine gewisse Kontinenz erhalten.

Die Blase signalisiert dem Gehirn, wenn sie voll ist oder auch nur vermeintlich voll ist (Blasenentzündungen).
Im Normalfall braucht man auf das damit einsetzende 'Mussgefühl' hin, die Blase ja nicht sofort zu entleeren.
Irgendwann 'nervt' das Signal aber und wer dann es zu lange hinauszögert, unterstützt den Sphinkter externus mit angespannter Beckenbodenmuskulatur. Hält man es zurück, bis ein Schmerz einsetzt, funktionieren innerer und äußerer Schließmuskel nicht mehr abgestimmt. Schließlich ist es nur noch der äußere Schließmuskel, der den Urin zurückhält.
Entspannt man nun die Beckenbodenmuskulatur, läuft der Urin nur für einen Moment schwach ab, um wenig später mit hohem Druck nach außen zu dringen, nämlich dann, wenn der äußere Schließmuskel wieder in Abstimmung mit dem inneren Schließmuskel funktioniert - sich anspannt!

Übrigens, bei Männern mit zu großer Prostata wird der Durchlass am inneren Schließmuskel behindert. Solange der aufeinander abgestimmte Entleerungsmechanismus funktioniert, pinkeln Betroffene deswegen oft 'wie ein kranker Schäferhund'.

Eine längere oder dauerhafte Inkontinenz, verursacht durch eine lange Tragedauer eines Katheters, ist wohl äußerst unwahrscheinlich. Auch eine Schrumpfblase baut sich meist recht schnell wieder auf.
Sogar nach einer Sphinkterotomie (Schlitzung des Sphinkter externus) versucht das 'Reparatur-kit' im Menschen dort alsbald (auch erfolgreich) 'wieder dicht zu machen'!

Widerspruch ist selbstverständlich erlaubt, denn ich habe hier nur geschrieben, was ich (inkontinent) 'verstanden', möglicherweise auch 'falsch verstanden' habe.

Euch allen eine schöne Weihnachtszeit und alles Gute für 2010.

Lotiolentus

dercompu
11.12.2009, 12:29
Hallo Lotiolentus, Hallo Cassandra, Hallo @All,

@Cassandra - Lex hat es schon geschrieben - es sind 2 Vorgänge/Funktionen - Schließmuskel und Blase, die völlig unabhängig zu sehen sind. Lotiolentus hat es ja richtigerweise noch erweitert - die (je 2 Schließmuskeln - innerer und äußerer) Schließmuskeln werden vom Beckenboden unterstützt. Insgesamt ist das ein sehr komplexes, sowohl lokal autonom, als auch überlagernd vom Hirn gesteuertes System, das vermutlich in Gänze noch gar nicht übersehen werden kann. Kontinenz und Miktion sind äußerst komplexe Vorgänge, die über verschiedene Regelkreise gegenseitig überwacht und korrigiert ablaufen. Wenn also ein Nervenpfad be/geschädigt wird, kommt es noch lange nicht zu einer Inkontinenz, da müssen mehrere Faktoren zusammen kommen.

@ Lotiolentus

Danke für die "Blumen" und für deine Erläuterungen/Ergänzungen. Ich denke allerdings, dass du an einer Stelle irrst (google das mal, es gibt eine Reihe von Veröffentlichungen dazu) - Wenn die Blase, warum auch immer, klein geworden ist - Langzeitkath o.ä., dann bedarf es einer erheblichen Anstrengung, eine "brauchbare Kapazität" wieder zu erlangen. Es wird in der Medizin diskutiert, ob dieser Schrumpfungsprozess überhaupt vollständig zurück zu bilden ist. Entgegen der üblichen Ansicht - Katheter über längere Zeit macht nix (abgesehen vom Infektionsrisiko) ist das der entscheidende Punkt, warum in den Pflegerichtlinien darauf hingewiesen wird, die Zeit mit Kath. so kurz wie möglich zu halten.

Ich gebe gern zu, dass sowohl in Krankenhäusern, als auch Pflegeeinrichtungen diese Information gern "übersehen" wird, da es einfach viel mehr Arbeit macht, einen Patienten ausreichend schnell mit Steckbecken oder Ente zu versorgen, als ein Katheter zu schieben und laufen zu lassen. Das aber als Entschuldigung gelten zu lassen halte ich für sehr schwierig, da die Betroffenen nach der Entlassung über Monate die Blasenkapazität wieder aufbauen müssen und wenn sie dann bewegungseingeschränkt sind, kostet die "Bequemlichkeit" der Pflege später eine Menge Lebensqualität. Als Faustgröße mag gelten - die Blase schrumpft nach ca. 4 Wochen auf ihr Minnimum - sie hat dann noch 50-100ml Kapazität, das reicht bei normaler Flüssigkeitszufuhr Tags für knapp eine Stunde, dann gibt es kein Halten mehr, sie läuft über. Die Rückkehr zu einer Kapazität von 4-500ml, was für einen ganze Nacht schon knapp ist, dauert mindestens ein halbes Jahr. Die "Normalkapazität" eines jungen Erwachsenen ~700ml, ist oft erst nach Jahren wieder erreichbar, wenn überhaupt.

Um also zum Ausgang des Fred zurück zu kommen - wer hier 24/7 trägt und immer sofort laufen läßt, der sollte wissen, dass seine Blase kleiner wird und dass er - vorausgesetzt es läuft immer!!! lange benötigen wird, um eine "praktische" Blasenkapazität von 500ml wieder zu bekommen.

Ehe hier ein Aufschrei erfolgt - wir hatten ja bis auf wenige Ausnahmen alle eine normale Blase. Zur Aufrechterhaltung der Kapazität reichte es völlig aus, jeden Tag ein mal oder auch alle zwei Tage einmal die Blase bis zu dieser Menge zu füllen - dass passiert in der Regel völlig unbewust Nachts. Das bedeutet - auch wenn jemand Tags immer sofort laufen läßt, muss sich seine Blase nicht unbedingt zurück bilden, weil sie über Nacht, auch wenn sie bei einer bestimmten Menge "unbewust" abgelassen wird, viel mehr als die minnimale Menge aufnimmt. Diesen Prozess dahin zu bringen, dass auch Nachts bei kleinen Mengen sofort entleert wird, bedarf sehr großer Übung oder eben mindesten 4 Wochen nachts Katheter. Dann ist die Rückkehr aber sehr mühsam.

Bis denne

Compu

cassandra
11.12.2009, 13:07
Puh, so viele Infomationen.

Erstmal :danke: für Eure Mühe, diese ganzen Informationen reinzustellen und zu disskutieren.

Mir als Laie stellt sich erstmal die Frage gerade:

Wenn es auch eine Hirnfunktion gibt, die an die Blase gekoppelt ist... warum tritt dann meine Reizblase z. B. immer bei Stress (körperlich und/oder seelisch) und Hektik auf oder gerade dann, wenn ich weiss, es ist kein Klo (oder eins, wo ich nicht drauf will) in der Nähe? Dann drückt die Blase wie verrückt, gibt Signale, sie will sich entleeren. Bin ich dann zu Hause, kann ich oft noch ewig warten.

Also Reizblase bis zum Äussesten im Inko-Form hab ich zum Glück nicht, aber ganz selten ist es schon so heftig, dass ich denke, mir könnte was in die Hose gehen, wenn ich keine Windel anhab oder dass die Blase so komisch krampft.

Manchmal hab ich zwischen solchen Tagen aber ein mehrere Tage oder Wochen Ruhe...

Dann müsste ich doch davon ausgehen, dass meine Blase intakt ist und auch nicht vom Windeln tragen auf ein kleineres Mass trainiert worden ist, oder?

Also alles reine Kopfsache?

lg cassi

Lotiolentus
11.12.2009, 14:25
Hallo "decompu" und natürlich auch alle anderen hier.

Zu den Ausführungen bezüglich einer sich einstellenden Schrumpfblase habe ich persönliche, aber eben andere Erfahrungen gemacht.

Ich hatte das mir sehr unangenehm in Erinnerung gehaltene Problem gehabt, dass ich im Krankenhaus nach einer schweren Verletzung über Monate einen DK tragen musste, der natürlich in Abständen gewechselt worden ist.

Etwa 2 Wochen bevor der DK gezogen worden ist, wurde der von Zeit zu Zeit mit
zunehmender Dauer abgeklemmt, besser zugeklemmt, mit dem Ziel, die Blasenkapazität zu fördern.
Als dieser endgültig gezogen wurde, hatte ich vielleicht 14 Tage das Gefühl, öfter "gehen zu müssen".

Eine Inkontinenz durch die lange Verweildauer des DK (Schließmuskel) war nur sehr kurzfristig und nur sehr geringfügig.

Ich kann sagen, dass ich sehr schnell so gut wie kontinent war, jedenfalls zunächst.

Damit stelle ich andere Ausführungen nicht in Frage, sondern meine nur, dass sie nicht allgemeingültig sein müssen.

Gruß.

Lotiolentus