moli85
01.04.2008, 09:10
Ich musste die letzten tage eine hausarbeit über den narzissmus nach freud schreiben und ratet mal was mir während der recherche interessantes in die hände gefallen ist:
Fetischismus
Noch unklarer sind die Entstehungsbedingungen des Fetischismus, der Verlagerung des sexuellen
Ziels von einem Menschen auf ein Ersatzobjekt oder ein bestimmtes Accessoire,
welches zum Reizoptimum wird (Körperteil, Kleidungsstück usw.). Gerade visuelle Fetische
(z.B. enganliegende Gummi- oder Lederbekleidung, Korsettagen, High Heels usw.) werden
unter dem Gesichtspunkt des «supranormalen Stimulus» gewählt, indem sie die naturgegebenen Schlüsselreize überzeichnen und das Sexualobjekt bis hin zu einer «überoptimalen
Attrappe» emporstilisieren [13]. Nach den Beobachtungen
von Epstein [38] könne ein Gummistiefel sogar bei Schimpansen und Pavianen
Erektionen oder gar Ejakulationen auslösen. Nach diesem Autor schaffe die Phylogenese
dafür zweierlei Voraussetzungen:
1. Wachsendes Interesse der Primaten an extrakorporalen
Objekten (z.B. Werkzeuggebrauch)
2. Die Möglichkeit, einem Objekt verschiedene
Bedeutungen zu erteilen, wodurch es Symbolfunktion
erlangt.
So könne z.B. ein Kleidungsstück zum Äquivalent von Körperteilen werden. Schlüsselerlebnisse
scheinen auch hier Wesentliches zur Ausgestaltung des individuellen Fetischismus
beizutragen.
Das Beispiel des Windelfetischismus macht deutlich, welche Komplexität diese scheinbar
einfach strukturierten Normabweichungen u.U. aufweisen können. So unterscheidet Bornemann
zwischen aktivem, passivem und kontemplativem (= eigentlichem) Windelfetischismus.
Die enge Beziehung der passiven Form zur Autopädophilie ist unverkennbar, was
zeigt, dass der Windelfetisch weniger eigenständiges Sexualobjekt als vielmehr Auslösereiz
für einen ganzen Vorstellungskomplex ist: Er hilft dem Betreffenden, in der Phantasie lustvoll
auf eine Stufe des Erlebens zu regredieren, auf der er seinen psychosexuellen Infantilismus
IRRUNGEN UND WIRRUNGEN Schweiz Med Forum Nr. 22 29. Mai 2002 548
fernab jeder Realität ausleben kann. Dies gibt uns Hinweise auf ein mögliches Substrat des
Fetischismus: So konnte bei Ratten gezeigt werden, dass die mediale präoptische Region sowie
der ventro-mediale Hypothalamus das Motivationszentrum
f r Kopulationsverhalten bilden,
dass aber für die Partnerwahl der temporale
Kortex unabdingbar ist [6]. Mithin kann davon
ausgegangen werden, dass besondere Merkmalskonfigurationen
des Sexualobjektes in dieser
Hirnstruktur, welche mit dem mesolimibischen
System eng gekoppelt ist, gespeichert
sind. Beim Menschen scheinen die Verhältnisse
ähnlich zu liegen: Ein verändertes Sexualverhalten
bei Schläfenlappenepileptikern mit limbischem
Fokus ist hinlänglich bekannt [39, 40].
Miller et al. [41] zeigten bei Hirnverletzten, dass
Läsionen im frontobasalen oder dienzephalen
Bereich eine Hypersexualität zur Folge hatten,
währenddem qualitative Veränderungen der
Sexualpräferenz eintraten, wenn das limbische
System beteiligt war. Es sind aus der Literatur
sogar Fallberichte verfügbar, in denen komplexe
Paraphilien wie Windelfetischismus oder
Transvestitismus im Zusammenhang mit Temporallappenanfällen
auftraten [42]. Dabei fehlt
es nicht an Beispielen, bei denen sowohl das
epileptische Geschehen wie auch das deviante
Sexualempfinden und -verhalten durch spezifische
Therapie (Antikonvulsiva, temporale
Lobektomie) unter Kontrolle gebracht werden
konnten [43, 44]. Somit ist zumindest eine
Basis für substratnähere Erklärungsmodelle
dieser Paraphilien gelegt.
Hinweise für die Praxis
Auch wenn vielen Paraphilien für das Mehrheitsempfinden
noch etwas Bizarres anhaftet,
so kann sicher nicht in jedem Fall eine Behandlungsindikation
abgeleitet werden. Mittlerweile
muss auch akzeptiert werden, dass
eine therapeutische «Umprägung» der sexuellen
Orientierung nicht möglich ist, was aber
eine langfristige Entwicklung in Richtung Normalisierung
nicht völlig ausschliesst.
Dennoch können therapeutische Interventionen
unter bestimmten Umständen indiziert
sein, zumindest in Form einer triebdämpfenden
medikamentösen Massnahme. Eine solche
Indikation kann sich aus verschiedenen Gründen
ergeben:
– Wenn der Betroffene selbst unter Leidensdruck
steht und darum ersucht.
– Wenn im Hinblick auf die Gefährdung der
öffentlichen Sicherheit ein entsprechender,
gesetzlich abgestützter Auftrag vorliegt.
Damit ist in erster Linie eine ambulante strafrechtliche
Massnahme im Sinne von Art. 43.
StGB angesprochen, welche zwingend aufgrund
eines Sachverständigen-Gutachtens richterlich
angeordnet, dann aber oftmals durch
einen Allgemeinpraktiker oder niedergelassenen
Internisten vollzogen wird.
Welche Paraphilien einer solchen «temporärchemischen
Kastration» überhaupt zugänglich
sind, ist eine Frage, die zum heutigen Zeitpunkt
sicher noch nicht abschliessend beantwortet
werden kann.
Positive Erfahrungen bestehen in bezug auf folgende
Störungsbilder:
– homo- und heterosexuelle Pädophilie
– Exhibitionismus
– sexuelle Aggressivität
– Inzest
– Fetischismus
– exzessive Masturbation
– Hypersexualität
– sexuell motivierte Tötung
– Masochismus
Fetischismus
Noch unklarer sind die Entstehungsbedingungen des Fetischismus, der Verlagerung des sexuellen
Ziels von einem Menschen auf ein Ersatzobjekt oder ein bestimmtes Accessoire,
welches zum Reizoptimum wird (Körperteil, Kleidungsstück usw.). Gerade visuelle Fetische
(z.B. enganliegende Gummi- oder Lederbekleidung, Korsettagen, High Heels usw.) werden
unter dem Gesichtspunkt des «supranormalen Stimulus» gewählt, indem sie die naturgegebenen Schlüsselreize überzeichnen und das Sexualobjekt bis hin zu einer «überoptimalen
Attrappe» emporstilisieren [13]. Nach den Beobachtungen
von Epstein [38] könne ein Gummistiefel sogar bei Schimpansen und Pavianen
Erektionen oder gar Ejakulationen auslösen. Nach diesem Autor schaffe die Phylogenese
dafür zweierlei Voraussetzungen:
1. Wachsendes Interesse der Primaten an extrakorporalen
Objekten (z.B. Werkzeuggebrauch)
2. Die Möglichkeit, einem Objekt verschiedene
Bedeutungen zu erteilen, wodurch es Symbolfunktion
erlangt.
So könne z.B. ein Kleidungsstück zum Äquivalent von Körperteilen werden. Schlüsselerlebnisse
scheinen auch hier Wesentliches zur Ausgestaltung des individuellen Fetischismus
beizutragen.
Das Beispiel des Windelfetischismus macht deutlich, welche Komplexität diese scheinbar
einfach strukturierten Normabweichungen u.U. aufweisen können. So unterscheidet Bornemann
zwischen aktivem, passivem und kontemplativem (= eigentlichem) Windelfetischismus.
Die enge Beziehung der passiven Form zur Autopädophilie ist unverkennbar, was
zeigt, dass der Windelfetisch weniger eigenständiges Sexualobjekt als vielmehr Auslösereiz
für einen ganzen Vorstellungskomplex ist: Er hilft dem Betreffenden, in der Phantasie lustvoll
auf eine Stufe des Erlebens zu regredieren, auf der er seinen psychosexuellen Infantilismus
IRRUNGEN UND WIRRUNGEN Schweiz Med Forum Nr. 22 29. Mai 2002 548
fernab jeder Realität ausleben kann. Dies gibt uns Hinweise auf ein mögliches Substrat des
Fetischismus: So konnte bei Ratten gezeigt werden, dass die mediale präoptische Region sowie
der ventro-mediale Hypothalamus das Motivationszentrum
f r Kopulationsverhalten bilden,
dass aber für die Partnerwahl der temporale
Kortex unabdingbar ist [6]. Mithin kann davon
ausgegangen werden, dass besondere Merkmalskonfigurationen
des Sexualobjektes in dieser
Hirnstruktur, welche mit dem mesolimibischen
System eng gekoppelt ist, gespeichert
sind. Beim Menschen scheinen die Verhältnisse
ähnlich zu liegen: Ein verändertes Sexualverhalten
bei Schläfenlappenepileptikern mit limbischem
Fokus ist hinlänglich bekannt [39, 40].
Miller et al. [41] zeigten bei Hirnverletzten, dass
Läsionen im frontobasalen oder dienzephalen
Bereich eine Hypersexualität zur Folge hatten,
währenddem qualitative Veränderungen der
Sexualpräferenz eintraten, wenn das limbische
System beteiligt war. Es sind aus der Literatur
sogar Fallberichte verfügbar, in denen komplexe
Paraphilien wie Windelfetischismus oder
Transvestitismus im Zusammenhang mit Temporallappenanfällen
auftraten [42]. Dabei fehlt
es nicht an Beispielen, bei denen sowohl das
epileptische Geschehen wie auch das deviante
Sexualempfinden und -verhalten durch spezifische
Therapie (Antikonvulsiva, temporale
Lobektomie) unter Kontrolle gebracht werden
konnten [43, 44]. Somit ist zumindest eine
Basis für substratnähere Erklärungsmodelle
dieser Paraphilien gelegt.
Hinweise für die Praxis
Auch wenn vielen Paraphilien für das Mehrheitsempfinden
noch etwas Bizarres anhaftet,
so kann sicher nicht in jedem Fall eine Behandlungsindikation
abgeleitet werden. Mittlerweile
muss auch akzeptiert werden, dass
eine therapeutische «Umprägung» der sexuellen
Orientierung nicht möglich ist, was aber
eine langfristige Entwicklung in Richtung Normalisierung
nicht völlig ausschliesst.
Dennoch können therapeutische Interventionen
unter bestimmten Umständen indiziert
sein, zumindest in Form einer triebdämpfenden
medikamentösen Massnahme. Eine solche
Indikation kann sich aus verschiedenen Gründen
ergeben:
– Wenn der Betroffene selbst unter Leidensdruck
steht und darum ersucht.
– Wenn im Hinblick auf die Gefährdung der
öffentlichen Sicherheit ein entsprechender,
gesetzlich abgestützter Auftrag vorliegt.
Damit ist in erster Linie eine ambulante strafrechtliche
Massnahme im Sinne von Art. 43.
StGB angesprochen, welche zwingend aufgrund
eines Sachverständigen-Gutachtens richterlich
angeordnet, dann aber oftmals durch
einen Allgemeinpraktiker oder niedergelassenen
Internisten vollzogen wird.
Welche Paraphilien einer solchen «temporärchemischen
Kastration» überhaupt zugänglich
sind, ist eine Frage, die zum heutigen Zeitpunkt
sicher noch nicht abschliessend beantwortet
werden kann.
Positive Erfahrungen bestehen in bezug auf folgende
Störungsbilder:
– homo- und heterosexuelle Pädophilie
– Exhibitionismus
– sexuelle Aggressivität
– Inzest
– Fetischismus
– exzessive Masturbation
– Hypersexualität
– sexuell motivierte Tötung
– Masochismus