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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ich bin nun offener/Ein offenes Gespräch!



colognefire
16.12.2005, 21:47
Hallo Leute!

Ich weiß nicht wie ich anfangen soll, aber ich starte einfach mal. Meine Nichte ist 4,5 und hatte bis gestern noch Ihren Nuckie, nun hat meine Schwester sich entschieden, dass meine Nichte doch schon etwas alt ist für einen Nuckie und hat in der letzten Nacht die Schnullerfee kommen lassen. Diese hat meiner Nichte für den Nuckie eine neue Puppe der etwas höheren Preisklasse gebracht.

Vorhin war ich nun zusammen mit meiner Mutter in der Küche, dort hat Sie gesagt, dass Sie es übertrieben findet, so ein großes Geschenk kurz vor Weihnachten. Dann habe ich gesagt, dass ich es sowieso reichlich spät finde, dass meine Schwester mit der Schnullerfee ankommt, normalerweise ließt man immer, das die Schnullerfee spätestens mit 2,5 oder 3 Jahren kommen soll, da die Kinder dies in diesem Alter am Besten "verarbeiten" können, später kann es sein, dass Sie es nicht gut verarbeiten und dann andere Dinge anfangen (Fingernägel kauen, oder "zurück ins Babyalter fallen" z.B. mit der Sprache. Eine genaue Quelle kann ich nicht nennen, habe es halt irgendwo gelesen oder gehört).

Dann habe ich ohne nachzudenken gesagt: "Es würde mich dann aber nicht wundern, wenn die so wird wie ich". Meine Mutter sagte dann: "Du meinst die fängt dann später wieder mit dem Schnuller an".

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Zur Erklärung: Ich gehe immernoch davon aus, dass ich nur so geworden bin wie ich jetzt bin, weil meine Mutter mir den Nuckie mit ca. 1,5 Jahren oder so, einfach weggenommen hat. "Ich habe ja nur noch ein paar Tage lang danach gequängelt", dieser "seelische Schmerz" war meier "Theorie" nach, aber so stark, dass ich dann zum "großen Baby" geworden bin.
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Meine Mutter sagte, dass ich ja jünger war damals. Ich habe dann gesagt, dass das ja nichts heißt.
Nebenbei hatte ich dann noch mehr Mut gefasst und bin weiter darauf eingegangen (Gespräche unter 4 Augen sind immer gut) und habe gesagt: "Du willst einfach, dass es nicht so ist bei mir und so wird es dann todgeschwiegen". Darauf hin antwortete Sie, dass ich Recht habe und Sie es einfach nicht verstehen kann wie so etwas möglich ist und dass es bestimmt viele übertreiben damit, die können doch nicht normal sein.
Ich erwiderte, dass es schon einige gibt, die es übertreiben, aber ich es ja verstecke und dass es sogar welche gibt, die die ganze Zeit so in der Wohnung rumlaufen. Wieder sagte Sie, dass es doch nicht normal sein kann, bei Schwulen und Lesben kann Sie es auch einfach nicht verstehen. Ich sagte, dass man das doch garnicht miteinander vergleichen kann.
Sie glaubt immernoch, dass ich es mir nur einfach so angewöhnt habe und man soetwas doch bestimmt einfach aufhören kann. Daraufhin habe ich gesagt, dass das nicht so einfach geht, ich selbst kann auch nicht mehr schlafen, wenn ich nicht an irgendetwas nuckeln kann, meistens am Schnuller, in Ausnahmefällen, auch am Daumen, wenn ich nicht am Schnuller nuckeln kann, z.B. wenn ich irgendwo übernachte, der Daumen rutscht alleine aus dem Mund rauß und man sieht es hinterher nicht, wenn man dran genuckelt hat, der Schnuller hingegen liegt aber dann irgendwo, oder befindet sich noch im Mund, was dann doch etwas peinlich für mich wäre.
Wieder sagte Sie, dass soetwas doch nicht normal sein kann, Sie wäre schon längst zu einem Psychiater gegangen.
Ich sagte, dass es für mich normal ist und dass ich das schon seit 7 oder 8 Jahren mache, das hat Sie schon erstaunt. Ich betonte nocheinmal, dass es noch mehr gibt und habe Ihr daraufhin von diesem Forum erzählt und das die sogenannten "Forumtreffen" wie ich sie immer genannt habe, (gemeint sind die Windelfreizeiten, also die letzte und die nächste), Treffen mit Gleichgesinnten sind. Sie sagte dann, dass Sie es sich nicht vorstellen kann und immer denken würde, dass die anderen einen dann nur auslachen und vielleicht sogar verspotten.
Ich erzählte Ihr, dass es mir bei der letzten WF auch erst so ging, ich dann aber gedacht habe "Hey, das sind Leute mit den selben interessen" und dann auch mutiger wurde, zum Beispiel bin ich dann auch mit dem Nuckie durch das Haus gerannt und habe mich mit Nuckie zu den anderen gesetzt. Es lässt sich halt nicht abschalten.

Jedenfalls bin ich froh, dass ich jetzt wirklich offen damit umgehen kann, gut die Windeln habe ich nicht angesprochen, aber ich glaube, da würde Sie nicht so gerne mit mir drüber sprechen.

Ich werde dann wohl noch den Adult Baby Artikel von Wikipedia zurechtkopieren und dann meiner Mutter geben, mal sehen wie Sie reagiert, vielleicht kann Sie mich dann noch besser verstehen.

daumenlutscher2000
17.12.2005, 08:16
wow respekt

solche gespräche sind nicht einfach. ich weiß das. es liegt vielleicht daran, das unsere vorlieben dem einen oder anderen auch peinlich sind.

bei mir ist es genauso. wenn ich mir vorstell, meine freunde würde mich beim lutschen erwischen.. oh gott
aber auf der anderen seite, was ist schon dabei? immer ist man hin und her gerissen.

ich fand das gespräch mit deiner mutter toll. aber es war jetzt keine richtige "beichte" oder? sie hat schon vorher gewußt, das du noch den schnuller nimmst, ode?

trotz alledem glaub ich aber ,das sie jetzt nicht sooooo das große verständnis dafür hat. ich glaube, sie hält das einfach für ne krankheit.

und das mit dem schlafen stimmt. schnullerlutscher sind leichter enttarnt als daumenlutscher.

ich wünsch dir alles gute

pgruper
17.12.2005, 11:35
also das gespräch find ich interessant. natürlich ist innerhalb einer familie immer mehr wissen existent als das, worüber offiziell gesprochen wird. und deine mutter wird dich das eine oder andere mal schon mit schnuller schlafen gesehen haben, lange bevor du das wusstest.
das dann offen zu besprechen kommt halt immer auf die beteiligten leute an. viele familien gehen gut mit wissen um, vertragen aber das offene gespräch darüber nicht - andere schon. das liegt bei eltern daran, dass natürlich schuldgefühle aufkommen können ("was hab ich falsch gemacht, dass mein kind jetzt so ist"), andererseits lässt das nicht-reden darüber allen beteiligten ihre "lieblingsinterpretation" offen ("ist so eine phase" bis zu "krankheit")

darum ist es auch schwer anzuraten, ob gespräche die sache erleichtern oder nicht, auch wenn der berechtigte wunsch dahintersteht, dass man so angenommen sein möchte, wie man eben ist. oft ist dafür eben auch eine art reifungsprozess bei den beteiligten - meist den eltern - notwendig. zeit lassen hilft da sehr, wenn die eltern zB sehen, dass man seinen weg gut macht - trotz "dieser sache". das relativiert viel.

:)

Kvetinka
17.12.2005, 14:01
Original von colognefire

Ich erzählte Ihr, dass es mir bei der letzten WF auch erst so ging, ich dann aber gedacht habe "Hey, das sind Leute mit den selben interessen" und dann auch mutiger wurde, zum Beispiel bin ich dann auch mit dem Nuckie durch das Haus gerannt und habe mich mit Nuckie zu den anderen gesetzt. Es lässt sich halt nicht abschalten.



Hallo Colognefire und Fories,

gerade diese Selbsthilfegruppeneefekt ist besonders positiv. Man/frau merkt, nicht allein zu sein. Allein das ist schon eine enorme Erleichterung.

Meiner meinung nach lässt sich auch nichts unterdrücken und outing und ein offenes Gespräch sind die Vorraussetzung für ein weiteres friedliches Zusammenleben. Teilweise brauchen gerade die Eltern etwas Zeit, ihre Kinder zu verstehen.


Liebe Grüße

Jasmina :ma:


PS: Ein guter Trick ist es auch, Psychologiebücher und Zeitungsartikel offen herumliegen zu lassen. Irgendwann kam es dann sogar zum gemeinsamen Therapeutenbesuch mit meinen Eltern.

Grinsekatze
17.12.2005, 15:20
Ich weiß nicht, ob so eine Offenheit wie bei Colognefire und dir, adriaperla, immer zu begrüßen ist, denn schließlich ist es eine sehr intime, private Sache, zumal wenn der Fetisch sexuell ist; denn warum sollte man von Bettpraktika erzählen?

colognefire
17.12.2005, 19:03
Hallo zusammen, erstmal danke für die Antworten.


Original von daumenlutscher2000
ich fand das gespräch mit deiner mutter toll. aber es war jetzt keine richtige "beichte" oder? sie hat schon vorher gewußt, das du noch den schnuller nimmst, ode?

Ja, sie hat es gewusst, weil Sie damals meinte, sie müsste mein Zimmer aufräumen. Sie hat dann alles "Babyhafte", wie Schnuller, Fläschchen etc. was Sie gefunden hat weggeschmissen, da hatte ich Ihr einen längeren Brief geschrieben und Sie "aufgeklärt", danach wurde es totgeschwiegen.



Original von pgruper
und deine mutter wird dich das eine oder andere mal schon mit schnuller schlafen gesehen haben, lange bevor du das wusstest.

Wohl eher nicht, höchstens als Baby, in der Nacht habe ich mein Zimmer immer abgeschlossen, von daher kann Sie mich nicht gesehen haben.


Original von pgruper
darum ist es auch schwer anzuraten, ob gespräche die sache erleichtern oder nicht, auch wenn der berechtigte wunsch dahintersteht, dass man so angenommen sein möchte, wie man eben ist.

Akzeptiert hat Sie es jetzt wohl, dafür kenne ich meine Mutter gut genug, nur Sie kann es halt nicht verstehen.



Original von adriaperla gerade diese Selbsthilfegruppeneefekt ist besonders positiv. Man/frau merkt, nicht allein zu sein. Allein das ist schon eine enorme Erleichterung.

Ich glaube, dass ist auch der Sinn von Selbsthilfegruppen, wenn man das so sieht, sind wir ja auch eine große Selbsthilfegruppe :)



Original von Grinsekatze Ich weiß nicht, ob so eine Offenheit wie bei Colognefire und dir, adriaperla, immer zu begrüßen ist, denn schließlich ist es eine sehr intime, private Sache, zumal wenn der Fetisch sexuell ist; denn warum sollte man von Bettpraktika erzählen?

Von meiner Seite her, kann ich sagen, dass der Fetisch bei mir nicht mehr richtig sexuell ist, Anfangs war es aber so, mittlerweile, habe ich an den Fetisch gewöhnt und spüre nicht wirklich mehr irgendeine sexuelle Erregung.

windel77
18.12.2005, 00:09
Original von colognefire
Von meiner Seite her, kann ich sagen, dass der Fetisch bei mir nicht mehr richtig sexuell ist, Anfangs war es aber so, mittlerweile, habe ich an den Fetisch gewöhnt und spüre nicht wirklich mehr irgendeine sexuelle Erregung.

Genau so ist es mir auch ergangen. Anfangs war es sexuell, heute ist es das Gefühl die Windel anzuhaben, ohne sexuelle Erregung.

Linus
18.12.2005, 09:34
ich kann das Argument "Das muss keiner wissen, ist ja schliesslich Privatsache, was ich im Bettt mache" in einer Hinsicht verstehen. Natürlich erzählt man den Eltern nicht gerade, welche Stellung man bevorzugt, o. ä.
Aber benutzt ihr die Windel wirklich nur im Schlafzimmer? ALso bei mir ist das anders. Ich trage auch draussen Windeln, und wenn ich zuhause bei meinen Eltern bin auch. Insofern kann ich mir das Leben einfach erheblich erleichtern, indem ich mit offenen Karten spiele. Ansonsten muss ich ständig Angst haben, dass sie doch was merken, oder ich muss dann auf die Windeln verzichten. Mir kommt es dann vor, als ob ich etwas verbotenes tun würde, was keiner wissen darf. Ehrlich gesagt habe ich dieses Gefühl viele Jahre gehabt, und bin nun froh, dass ich es vor den meisten meiner Freunde und Familie nicht mehr verstecken brauche.
Ich gehe damit nicht Haussieren, und ich denke, die meisten meiner Freunde merken auch garnicht, ob ich eine Windel trage, oder nicht. Aber wenn sie es merken würden, wäre es kein Problem, denn sie wissen ja davon. Das gibt mir ein Stück persönliche Freiheit, auf die ich nicht mehr verzichten mag.

Grüsse
Linus