PapaMaxi
26.09.2004, 16:37
:hallo:
Windeln für die Wüste
"Heute kräht kein Hahn danach, wo die rund 500 000 Tonnen herkömmliche Superabsorber, die weltweit pro Jahr synthetisiert werden, nach ihrem Gebrauch landen", gibt Lazik zu bedenken. Sie bauen sich höchstens zu 15 Prozent ab. Der Rest lagert in Böden oder schwimmt in Gewässern. "Das wird unter den Teppich gekehrt", moniert Lazik, "sonst wäre der Lechner-Absorber unschlagbar."
Statt jedoch vor solchen Wirtschaftsfragen zu resignieren, spinnt der Osnabrücker Wissenschaftler eine neue Idee: Vermischt mit Erde, wäre sein Superabsorber ein tolles Pflanzsubstrat. Auf ihm könnten Wälder in Trockengebieten und Halbwüsten wachsen. "Das ist doppelter Klimaschutz", schwärmt Lechner, "denn Bäume binden Kohlendioxid, und die Rohstoffe für mein Produkt sprießen klimaneutral."
Jahr für Jahr trocknen über 2000 Quadratkilometer Land auf unserem Planeten aus. Noch dramatischer: Die Verwüstung der Erde schreitet immer schneller voran. Nach Zahlen der Vereinten Nationen werden bis 2025 zwei Drittel des bebaubaren Ackerlands in Afrika verschwinden, ein Drittel in Asien und ein Fünftel in Südamerika. Auch Europa ist bedroht. In Spanien werden über 30 Prozent der Landesfläche austrocknen. Die Folgen: Weltweit müssen auf der Erde etwa 135 Millionen Menschen, das sind so viele wie die Bevölkerung Deutschlands und Frankreichs zusammen, sich eine neue Heimat suchen.
Lechners Superabsorber könnte hier helfen. Denn Wälder in Trockenzonen würden zudem Kohlendioxid aus der Atmosphäre filtern. Für die Deutsche Gesellschaft der Chemiker ist dies "die seit Jahrmillionen erprobte und billigste Methode der CO2-Absorbtion". Das Treibhausgas kann auch mit noch so aufwändiger Technik bei weitem nicht in jenen Mengen aus der Atmosphäre gefiltert und gebunden werden, wie dies Pflanzen vermögen. Mit Förstern der Uni Göttingen zeigte Lechner jetzt, wie sein Superabsorber als Pflanzsubstrat wirkt. Er gibt zwar auf mechanischen Druck kein Wasser ab. Wurzeln saugen aber den Vorrat per Osmose aus dem Hydrogel. Und wenn nach wenigen Wochen die Absorber-Substanz verrottet, bleibt Humus als zusätzliche Pflanzennahrung übrig.
Artikel erschienen am Mo, 23. August 2004 in der Welt
Quelle: www.welt.de (http://www.welt.de/data/2004/08/23/322742.html?s=2)
Windeln für die Wüste
"Heute kräht kein Hahn danach, wo die rund 500 000 Tonnen herkömmliche Superabsorber, die weltweit pro Jahr synthetisiert werden, nach ihrem Gebrauch landen", gibt Lazik zu bedenken. Sie bauen sich höchstens zu 15 Prozent ab. Der Rest lagert in Böden oder schwimmt in Gewässern. "Das wird unter den Teppich gekehrt", moniert Lazik, "sonst wäre der Lechner-Absorber unschlagbar."
Statt jedoch vor solchen Wirtschaftsfragen zu resignieren, spinnt der Osnabrücker Wissenschaftler eine neue Idee: Vermischt mit Erde, wäre sein Superabsorber ein tolles Pflanzsubstrat. Auf ihm könnten Wälder in Trockengebieten und Halbwüsten wachsen. "Das ist doppelter Klimaschutz", schwärmt Lechner, "denn Bäume binden Kohlendioxid, und die Rohstoffe für mein Produkt sprießen klimaneutral."
Jahr für Jahr trocknen über 2000 Quadratkilometer Land auf unserem Planeten aus. Noch dramatischer: Die Verwüstung der Erde schreitet immer schneller voran. Nach Zahlen der Vereinten Nationen werden bis 2025 zwei Drittel des bebaubaren Ackerlands in Afrika verschwinden, ein Drittel in Asien und ein Fünftel in Südamerika. Auch Europa ist bedroht. In Spanien werden über 30 Prozent der Landesfläche austrocknen. Die Folgen: Weltweit müssen auf der Erde etwa 135 Millionen Menschen, das sind so viele wie die Bevölkerung Deutschlands und Frankreichs zusammen, sich eine neue Heimat suchen.
Lechners Superabsorber könnte hier helfen. Denn Wälder in Trockenzonen würden zudem Kohlendioxid aus der Atmosphäre filtern. Für die Deutsche Gesellschaft der Chemiker ist dies "die seit Jahrmillionen erprobte und billigste Methode der CO2-Absorbtion". Das Treibhausgas kann auch mit noch so aufwändiger Technik bei weitem nicht in jenen Mengen aus der Atmosphäre gefiltert und gebunden werden, wie dies Pflanzen vermögen. Mit Förstern der Uni Göttingen zeigte Lechner jetzt, wie sein Superabsorber als Pflanzsubstrat wirkt. Er gibt zwar auf mechanischen Druck kein Wasser ab. Wurzeln saugen aber den Vorrat per Osmose aus dem Hydrogel. Und wenn nach wenigen Wochen die Absorber-Substanz verrottet, bleibt Humus als zusätzliche Pflanzennahrung übrig.
Artikel erschienen am Mo, 23. August 2004 in der Welt
Quelle: www.welt.de (http://www.welt.de/data/2004/08/23/322742.html?s=2)