Wie ist es in Windeln zu leben?
Naja, genauso wie in Unterhosen zu leben, nur ein bisschen anders.
Das große Geschäft geht bei mir immer aufs Klo, aber Urin läuft mittlerweile auch im Alltag recht konsequent und frei in jeder möglichen und teilweise unmöglichen Situation in die Windel.
Bei dem richtigen Produkt mit geeigneter Kleidung, kann davon kein außenstehender etwas erahnen. Lediglich das leidige Thema mit dem wechseln und die Notwendigkeit einer entsprechend immer mitgeführten, kleinen Tasche ist teilweise echt nervig und unpraktisch! Dadurch geht gefühlt auch viel Spontanität verloren, weil meine Gedanken immer um die nächste Wechselmöglichkeit kreisen und das Versteckspiel teilweise gewisser Vorbereitung bedarf. Wenn ich z.B. wo fremdes zu besuch bin, überlege ich sofort, wo ich meine Wechsel Tasche unauffällig im Flur o.ä. abstellen kann um sie unauffällig mit aufs Klo nehmen zu können.
Auch entwickelt man mit der Zeit erstaunliche skills. schneller, unauffälliger Wechsel im Auto, Schlafsack, Gebüsch, und an allerlei weiteren Orten und Situationen. Teilweise kann das auch echt unschön werden, z.B. wenn beim Wandern weit und breit kein Fels, Baum, busch, oder ähnliches ist, die Windel aber akut kurz vor dem überlaufen ist. (Die Wahl zwischen auslaufen und den restlichen Tag mit nasser Hose und Urin in den Schuhen wandern oder riskieren dass fremde den Wechsel live beobachten können) Nur um mal eben ein kleines Beispiel zu nennen.
Es gibt viele junge, von Inkontinenz Betroffene Menschen, nur sieht und merkt es eben keiner und die Betroffenen sind oft sehr geübt im versteck Spiel.
Ich trage in der Regel den Attends Slip active m10. Darüber eine speziell geschnittene Unterhose, welche die Windel komplett verdeckt. Im Alltag merke ich auch nur selten, wie sich die Windel füllt. Es ist eben ein bisschen anders als "normal", da der Impuls "ich muss dringend aufs Klo" von dem empfinden der gequollenen Windel zwischen den Beinen kommt und nicht von einer drückenden blase. Ich schaue auch immer, dass ich möglichst frühzeitig wechseln kann, um 1. Meine Haut nicht zu stark zu belasten und 2. Immer genug Reserve für unerwartetes zu haben. Es kann immer spontan eine Situation kommen, in welcher man nicht wechseln kann. Wenn dann alle Reserven schon erschöpft sind, endet das ganze schnell in einer Misere! Tipp dazu am Rande: schwarze Hosen, bei welchen man auch eine eventuelle Leckage nicht direkt sehen kann.
Zum Thema Haut: als ich früher nur selten Windeln trug, hab ich nichts gebraucht. Mittlerweile aber ist meine Haut durch das dauerhaft 24/7 feuchte milleau so anfällig, dass ich immer barrier Cremes verwende.

Und noch ein kleiner Nachtrag zum Thema wandern: teilweise verwende ich in der Windel ein urinalkondom mit kleinem urinbeutel, welcher dann allerdings in der Unterhose über der Windel Platz findet. Sollte was am kondom undicht werden, ist die Windel der doppelte Boden, außerdem hält sie alles an Ort und Stelle. Den Ablaufhahn kann ich dann regelmäßig sehr unauffällig im Stehen bedienen, sodass es nach normalen urinieren im Stehen ausschaut. Nachteil ist aber, dass so ein urinalkondom alles andere als angenehm zu tragen ist! Drum ist das auch nur meine Notlösung, falls absehbar ist, dass ein Wechsel der Windel nicht möglich sein wird.

Und noch ein kurzer Nachtrag zu leckagen: die wird es leider immer wieder geben! Windeln sind zwar eine wirklich geniale Sache, aber manchmal versagen sie auch aus unterschiedlichen Gründen und so gehen ab und an doch ein paar Tropfen oder Spritzer in die Hose. Wobei das bei mir nur ca. Alle 2-3 Monate mal vorkommt. Dennoch hab ich genau für sowas oft noch eine ersatzhose dabei. (zumindest wenn ich länger unterwegs bin)