Lieber Georg2,

sehr interessanter Ansatz. Dazu einige Ideen, wenn ich glaube, allein mit den Mitteln der Philisophie kannst du das Thema nicht abhandeln. Bei 2 Dingen hakt es nämlich aus meiner Sicht. (1) Bei Deiner Begrifflichkeit von "auf Zeit" und zweitens beim Rollenverständnis bzw. Selbstverständnis von Personen an sich.

Was wir betrachten, sind Momentaufnahmen. Es ist auch der einzige Weg, das zu tun. Genau genommen ist alles im Fluss, ein Prozess und daher per se "auf Zeit". Nicht nur die Rolle eines realen oder Windelpapis, auch reale Kindheit ist auf Zeit, reale Elternschaft genauso wie Rollenspiele. Sie unterliegen einer ständigen Veränderung und sind daher auch wieder sehr ähnlich. Beides hat Gestaltungsmöglichkeiten, wenn auch auf unterschiedlicher Grundlage. Das Gute daran ist: man kann aus allem was machen.

Rollenverständnis: Du gehst davon aus, dass sich Vaterschaft irgendwie biologisch determiniert, ok ein üblicher Weg. Von daher haben "Väter anderer Art" (egal ob Stiefvater, Windelpapi, Onkel oder was auch immer) schlechte Karten. Ich bin aber überzeugt davon, dass viele nicht biologische Väter bessere Väter sind als die "echten". Von daher würde ich lieber eine andere Definition von Vater wählen (über die man diskutieren kann), wie "zwei Menschen unterschiedlicher Generation, die sich einander zugehörig fühlen" nur mal so als Denkansatz.
Letztlich geht es um Verantwortlichkeit, Vermitteln von Geborgenheit und Schutz und vor allem um Liebe. Daraus würde sich Vaterschaft ableiten lassen, nicht umgekehrt.

"Person" leitet sich vom lateinischen personare ab - durch-tönen. Die Schauspieler damals trugen Masken und die Sprache klang durch die Maske durch - und definierte so die "Person". Person sein ist also immer auch, eine Rolle spielen. Machen wir ja, wir sind in der Schule, im Büro, zu Hause andere Menschen, zumindest zu einem gewissen Teil. Bei manchen mag die Personen-Maske inzwischen so angewachsen sein, dass es ein Akt der Selbstzerfleischung wäre, sie abzunehmen.

So gesehen gibt es wohl gute, echte (biologische) Papis und schlechte. Und genauso Stief- und Großväter, Onkels, große Freunde, Kuschelbären und Brüder, die bessere Papis für jemanden sind als der biologische.
Und wie alles im Leben - auf Zeit. So gut und so lange jemand es eben kann.

Nur mal so laut gedacht...

Grüße, chango.