Boaaah, erstmal ganz vielen Dank für dieses super detailierte Kommentar, @daumenlutscher2000. : )
Vielen Dank für die warmen Worte und das Lob, aber erst recht für die Fragen und die konstruktive Kritik! : )

Was mir aber seltsam vorkommt, bei "Der Verwandlung" ist, das Finn sehr häufig pinkeln muss. Ich meine, ich gehe vielleicht 2 Mal am Tag aufs Klos und er muss in eigentlich fast ständig? Oder habe ich da was übersehen?
Du gehst nur ... zwei ... mal am Tag aufs Klo? Ich hab mal mitgezählt, ich komme mehr so auf 10 mal ... Ich trinke allerdings auch viel und ich glaub meine Blase ist auch nicht grade die krasseste.
Aber zu Finn! Dessen Charakcer-Sheet sieht bei mir so aus:
Anhang 8224

In einem der ersten Kapitel wird glaube ich in einem Nebensatz auch mal kurz erwähnt, dass Finn oft zweimal in der Nacht aufs Klo muss - und auch tagsüber muss er ja, wie du bemerkt hast, sehr oft pinkeln. Er hat einfach eine kleine Blase und trinkt obendrein noch viel. Gibt ja auch so viele leckere Softdrinks heutzutage Die Frage mit der Postbotin würde ich auch mit Finns Character-Sheet beantworten wollen: Er sieht eine ganze Ecke jünger und kleiner aus als er eigentlich ist. Immerhin ist er ja nur einen Kopf größer als Paul! Finn hat das eigentlich immer sehr genervt, dass ihn alle als jünger einschätzen als er ist.

Zwölf Jahre war er alt, darauf bestand er normalerweise energisch. Auch letztens, als er sich im Saturn Fortnite - Rette die Welt kaufen wollte und die Kassiererin ihm, obwohl er seinen Schülerausweise vorzeigte, nicht glauben wollte, dass er schon Zwölf ist. Finn war wirklich klein für sein Alter, 1 Meter und 37 Zentimeter groß, dazu relativ dünn und hatte weiche Gesichtszüge, wenn irgendjemand sein Alter schätzte, dann lag er meist mindestens um zwei Jahre daneben und wurde von Finn daraufhin in der Regel umgehend darauf hingewiesen, dass er schon Zwölf Jahre Alt war!
(Kapitel 1)

Es gibt kleine Zwölfjährige und große Fünfjährige. Das man das verwechselt? Zugegebener Maßen unwahrscheinlich, aber wir wissen ja auch nicht, wie gut sich die Postbotin mit den Wachstumsphasen von Kindern auskennt. Finns Aussehen dürfte aber sicherlich seinen Teil beigetragen haben

Auch wenn seinen Mutter immer sehr besonnen reagiert, wenn sich ihr Sohn mal wieder eingepullert hat, ist etwas zu "brav", finde ich. Also meine Mutter hätte mir spätestenes nach dem 3. Mal eine ordentliche Standpauke gehalten.
Das kann ich mir gut vorstellen! Finns Mutter reagiert immer auffallend gelassen und fürsorglich, wenn ihr Sohn sich mal wieder in die Hose gemacht hat. Vielleicht hat sogar diese fürsorgliche Art Finn dazu animiert, sich so oft absichtlich einzupinkeln? Finn ist etwas neidisch darauf, wie Paul von dessen Mutter umsorgt wird und wieviel Aufmerksamkeit er bekommt, eigentlich bekäme er selbst gerne auch mehr Aufmerksamkeit von seiner Mutter:


... [Finns Mutter] war ohnehin wie vernarrt in den Sohn ihrer besten Freundin und hatte die halbe Zeit, die sie heute hier verbracht hatten damit zugebracht, sich um Paul zu kümmern. Dabei hatte sie doch eigentlich so wenig Zeit wo sie nun wieder ihre Vollzeitstelle hatte weil Finn mittlerweile so ein selbstständiger großer Junge war. Hatte sie ihm jedenfalls gesagt. Ja, Finn war neidisch.(Kapitel 1)

Finn macht sich gerne in die Hose, aber wieso eigentlich? Wieso machen Teenbabys gerne in die Hose, tragen Windeln und spielen mit Kinderspielzeug? In "der Verwandlung", verwandelt sich ja jemand und ich glaube, ich spoilere nicht allzu sehr, wenn ich sage, dass das Finn ist.

Warum Finn wieder ein kleines Kind sein will ist eine Frage, auf die er selbst vermutlich keine Antwort hätte. Wenn man ihn direkt fragen würde, ob er sich wünschte, dass seine Eltern mehr Zeit für ihn hätten, würde er vermutlich antworten "Nö, is mir doch egal!", sich lässig die Haare zur Seite streichen, einem dann aber nochmal in die Augen blicken und verlegen nicken. Und irgendwie wollte er ja früher immer Erwachsen sein, konnte es kaum erwarten. Jetzt ist er zwölf und merkt, dass das eigentlich alles zu schnell ging. Hm, jetzt hab ich ganz viel darüber geschrieben, was Finns Motivation geht, dabei wollte ich eigentlich auf was ganz anderes hinaus! Eigentlich wollte ich doch erzählen, wieso Elisabeth Samsa, Finns Mutter, so gelassen damit umgeht, dass ihr Sohn sich andauernd in die Hose pinkelt. Das hängt nämlich miteinander zusammen.


Finn hatte langsam den Kopf gehoben, blickte seiner Mutter kurz in die Augen und murmelte erleichtert: „Danke“. Seine Mutter wirkte auf ihn zu seinem Erstaunen auch wirklich keineswegs gereizt oder enttäuscht, im Gegenteil. Als Finn seine Mutter letztens einmal früh morgens geweckt hatte, weil er seinen Haustürschlüssel nicht finden konnte, war sie wesentlich verärgerter. Nun allerdings blickte sie ihn an wie einen kleinen Jungen dem eben ein Malheur passiert war
(Kapitel 1)

Finn ist für einen Zwölfjährigen ziemlich selbstständig, erwachsen und gibt sich eigentlich immer cool. Nennt seine Mutter "Mom", weil er findet, dass das cooler klingt und gibt ihr lieber einen Highfive als sie zu umarmen. Als Elisabeth nun auf Antonia mit ihrem kleinen Sohn Paul trifft, erinnert sie sich wieder daran, wie Eng das Verhältnis zwischen ihr und ihrem kleinen Sohn früher gewesen war und wie schnell, viel zu schnell, Finn jetzt ein Teenager geworden ist.


„Schau dir unsere beiden Jungs im Sandkasten an“, sagte Elisabeth amüsiert und deutete auf Finn, der grade den Muldenkipper ausleerte herüber: „Wenn man denen so zuschaut könnte man denken, die wären auch schon ewig befreundet …“, sie stockte kurz und setzte dann etwas melancholischer hinterher: „Ich hab Finn ewig nicht mehr so spielen gesehen. Mein Gott, mein kleiner Junge ist so schnell groß geworden …“

„Ach Lisi“, antwortete Antonia relativierend: „wenn ich mir die beiden so anschaue, dann wüsste ich gar nicht, wer von den beiden jetzt der Jüngere ist!“

Die beiden Freundinnen lachten erheitert über Antonias Scherz: „Wohl war, Toni“, kicherte Elisabeth und erzählte schmunzelnd: „Wo Finn heute Morgen am Küchentisch saß in seiner Nachtwindel, dachte ich auch kurz, ich hätte meinen kleinen Finni zurück.“


Es ist schwierig, über die Motivation eines Menschen zu mutmaßen, aber wenn du mich als allwissenden Erzähler fragst: Ich glaube, Elisabeth findet auch ein wenig gefallen daran, sich wieder etwas mehr um ihren Sohn kümmern zu können.

Wie du merkst, ich streue Hinweise über die Motivation der Figuren gerne verpackt in die Nebenhandlung meiner Erzählungen mit hinein. Das so subtil zu "flüstern" finde ich irgendwie cooler als so etwas klipp und klar hinzuschreiben.

Der Konflikt, mit dem Finn hadert, einerseits der Coole sein zu wollen und dann doch wieder ein kleiner Junge, hast du sehr gut beschrieben. Gut gemacht.
Daaanke für dieses Lob vom Meister! : )

Dennnoch würde etwas mehr Action und Spannung deiner Story gut tun.
Da hast du recht! Muss ich mal mehr drauf achten, ich versuche immer, alles genau "auszumalen", aber da verliert man sich irgendwann zwangsläufig zu sehr in Details! Wenn ich ein Kapitel schreibe, schaffe ich es zu selten, den ganzen vorher überlegten Handlungsrahmen unterzubringen, weil es irgendwie immer zu ausführlich wird. Ich versuche mal, da mehr drauf zu achten!

Was mir auch aufgefallen ist, das du anscheinend viel Wert darauf legst, Gegenstände mit Markennamen zu verknüpfen.
Proooduct Placement! Schleichwerbung. Irgendwie muss man als Autor ja auch leben können. ; )
Spaß bei Seite. Falls du auch mal in meine anderen Geschichten (Herbststurm, Zweite Chance) reingeschnuppert hast, wird dir vermutlich auffallen, dass ich da wesentlich weniger mit Markennamen arbeite. Irgendwie passt das halt zu einem Teenager, also das bewusste Auswählen von coolen Marken. Finn steht in "die Verwandlung" lässig-cool in seinen bordeauxroten Vans-Sneakern da, während Felix in "Zweite Chance" seine namenlosen Klettschuhe offenbar völlig ohne Markenbewusstsein trägt. Der Erzähler in "die Verwandlung" sieht die Welt ja immer ein bisschen mit Finns Augen und dieser achtet da scheinbar sehr drauf! Irgendwie machts das ganze authentischer, finde ich : D Eigene Marken auszudenken, ist natürlich noch cooler, aber dann müsste ich diese Marken ja auuuch noch beschreiben xD

Achso: Immer wenn ich den Titel deiner Geschichte lese, muss ich immer an "Die Verwandlung" von Kafka denken. Kennst vielleicht. Wo sich der Typ in ein Insekt verwandelt.
Hihihi, ja! Das Finn den selben Nachnamen wie der Protagonist in Kafkas Verwandlung, Gregor Samsa, trägt, ist auch kein Zufall. Nur zum Käfer wird in meiner Geschichte bestimmt niemand : )

Vielen Dank nochmal für dein super-ausführliches Kommentar. Du weißt ja als Autor bestimmt genau so gut wie ich, dass Kommentare eines der coolsten Sachen sind, die ein Autor bekommen kann. Hab ich schon Danke gesagt? Danke! Und eine nwiab-Vorleserunde auf der WF wäre auch mal echt super, ich würde voll gerne zuhören!
Oder gehen wir eine Stufe weiter und machen mal ein Crossover-Kapitel, wo sich die Protagonisten unserer Geschichten gegenseiitg über den Weg laufen? Das wäre mal lustig!

Liebe Grüße,
Giacomo