Dieser Beitrag enthält einige meiner Gedanken zum Thema inneres Kind und das Ausleben von Phantasien. Es sind meine persönlichen Überlegungen mit gedanklichen Anregungen von Freunden. Es ist eine meiner Überlegungen, nicht meine generelle Meinung.

Wie empfindet Ihr, was denkt Ihr, wenn Ihr den Text lest und in Euch hinein hört?

Die Phantasie, Kind zu sein, kann sehr fesseln. Der Wunsch nach Schutz, Geborgenheit, menschlicher Wärme, Nähe, Vertrauen, Angstfreiheit, Sorgenfreiheit, Ungezwungenheit, dem vernunftunabhängigen Folgen der eigenen Kreativität ist der Auslöser dieser Flucht in eine andere Lebenswelt, vllt. in die (eigene) Vergangenheit. Sie schenkt ein Gefühl des Friedens und bietet ein Versteck zur Erholung vor den Anforderungen an das eigene (Über-)Leben.

Doch davor kann sich niemand verstecken - außer im Tode. Das Kindsein ist eine Täuschung, eine Sucht, eine Ablenkung vom Wesentlichen. Auch von den wesentlichen eigenen Wünschen. Diese sind genau jene, welche oben beschrieben wurden. Erwachsene Kinder oder erwachsene Babies versuchen zu sie erreichen, indem sie sich in eine Traumwelt begeben, sich verkleiden (äußerlich aber auch ihre wahren Gefühle und Bedürfnisse!). Durch das klein sein und die damit verbundene Fürsorge des Partners oder Freundes, wird die eigentliche Beziehung gestört. Die eigentliche Beziehung meint die gegenseitige Erfüllung der genannten Wünsche als erwachsene Menschen. Dazu gehört die umfassende und tief reichende Erkenntnis des Partners und der Wunsch, ihn wirklich ganz erkennen zu wollen. Damit ist der Wunsch verbunden, für den Partner da sein zu wollen, seine Stärken und Schwächen zu ergründen, zu verstehen und sie zu lieben. Das füreinander da sein ist nun eine Erfüllung. Der Partner darf auch schwach sein, wenn er sonst der starke und fröhliche Mensch ist und meist selbst für andere sorgt und ihnen Hilfe bietet. Seine Stärken gehen in diesem Moment nicht verloren. Sie stehen nur vorübergehend hinten an. Dann braucht er selbst die helfende Hand, einen Menschen, der ihm den Rücken frei hält, der ihn stützt und ihn in den Arm nimmt, ihm die Wärme, Liebe und Fürsorge bietet, die Kindern zugute kommt oder eben geliebten Menschen. Dies setzt eine bedingungslose Liebe voraus. Etwas, das Meister der Religion, Meditation und spirituelle Führer ihr Leben lang zu erreichen suchen. Selbst etliche von ihnen schaffen dies nicht. Daher ist es nicht verwunderlich, dass es uns Normalbürgern schwer fällt, diese Art der Liebe zu erfahren und zu erfassen. Deshalb fehlt sie meist in partnerschaftlichen Beziehungen und erst recht im Alltag außerhalb der Familie.

Noch schwieriger ist es für diejenigen Menschen, welche sich regelmäßig in die Kinderwelt zurückziehen und keinen Partner haben. Sie können ihre Wünsche ausschließlich in ihrer Phantasie erfüllen. Damit sind sie natürlich nicht real erfüllt und es besteht eine gewisse Leere in diesen Bereichen, ein Bedarf, der nicht gedeckt ist. Darunter kann der gesamte Alltag und das Leben in der Gesellschaft leiden. Verbrauchte Kraft kann nicht durch die gebende Liebe und Fürsorge eines nahen Menschen wieder aufgetankt werden und seelische Wunden können nicht gut versorgt werden (außer durch professionelle Hilfe). Damit fehlt ein wichtiger Faktor für die seelische und körperliche Gesundheit und die Voraussetzungen, um aktiv die Gesellschaft mit zu gestalten und Bedingungen zu schaffen, welche Menschen ermöglichen, füreinander da zu sein Die dafür notwendigen Fähigkeiten müssen erlernt werden. Auch dafür müssen in der Gesellschaft die Bedingungen erst noch geschaffen oder stakr verbessert werden. Dann braucht auch niemand mehr Scham und Unvollkommenheit zu empfinden, wenn das Verständnis von bedingungsloser und erwartungsloser Liebe fehlt und dieses Gefühl weder schon einmal empfangen oder gespendet wurde. Wir können nicht von Geburt an diese Art der Liebe und Fürsorge geben, ohne vorher zu lernen, was dieses Gefühl in uns auslöst und welche Fertigkeiten es braucht, um es zu schenken oder welches Bewusstsein geschaffen werden muss, um es zu erfassen. Doch all dies kann jeder Mensch im Leben lernen. Dies geschieht am besten in der Familie und durch Vorleben der Eltern. Aber auch nachträglich kann alles damit verbundene als Erwachsener gelernt werden. Durch Begegnungen mit Menschen, welche es bereits gelernt haben, es vorleben und ihr Wissen weiter geben (durch ihr Handeln und das offene, ehrliche Sprechen darüber). Auch in Kursen könnten die Grundlagen für das Lernen dieser Fähigkeiten geschaffen werden.

All dies setzt jedoch geistige und emotionale Offenheit voraus, die sehr viel Mut erfordert. Denn es besteht jederzeit die Gefahr, verletzt zu werden durch Menschen, welche den Umgang mit diesem Gefühl noch nicht gelernt haben oder andere absichtlich schädigen. Auch setzt es eine Wachheit, eine Aufmerksamkeit und die Bereitschaft zur Reflexion (Ergründung und Nachbetrachtung) eigener Gefühle, Gedanken und Handlungen voraus. Ein Verweilen in Phantasiewelten ist dafür hinderlich, weil der Geist nicht aufnahmefähig ist. Er registriert nicht die feinen Signale der Umwelt, anderer Menschen und des eigenen Ich. Er ist in seiner vorgefertigten Welt und sieht die Dinge verstärkt in diesem Rahmen. Daher ist es auch schwierig aus dem Rahmen der Phantasie auszubrechen und sozusagen über den Tellerrand hinaus zu schauen. Dies ist eine ganz gewöhnliche Eigenschaft von selbst geschaffenen gedanklichen Realitäten. Mit ihnen wird auch gearbeitet, wenn es um gewollte Entspannungszustände geht. Daher ist gegen eine gelegentliche Phantasiereise zur bewussten Entspannung nichts einzuwenden. Doch das Wörtchen bewusst macht den Unterschied. Das unbewusst gesteuerte Gleiten in eigene Wirklichkeiten, die fehlende Bedürfnisbefriedigung in der realen Lebenswelt ersetzen, verhindert das erreichen eines ausgeglichenen und glücklichen Zustandes. Denn nach dem Aufwachen aus der Phantasiewelt, sind die Probleme des Alltags, die Leere der unerfüllten Wünsche und das Bewusstsein über ungenutzte Lebenszeit deutlich spürbar. Auch bringen diese Phantasie-Trips keine neue Kraft, nur ein wenig Erholung bestenfalls. Doch zur Veränderung dieses Kreislaufes braucht es neue Kraft von außen. Durch liebe Menschen, welche das Wohl der Mitmenschen in ihrer Umgebung im Sinn haben und keine versteckten oder eigennützigen Absichten dabei hegen. Denn ihnen bringt es Erfüllung, für andere da zu sein und ihnen mit ehrlicher und tiefer Liebe begegnen. Ihnen zu vertrauen fällt schwer, weil oft vorher aberhunderte schlechter Erfahrungen erlebt wurden. Daher bestehen erst einmal Zweifel und die Angst vor dem Vertrauen, vor dem Fallen lassen in die offenen Arme des Fremden. Dies fällt in der Phantasiewelt der erwachsenen Babies und Kinder, sowie der entsprechenden "Guardians" (Rolle der Mamas, Papas, Geschwister für diese erwachsenen Kinder) viel leichter. Nicht weil es etwa unverbindlicher wäre. Denn es ist sehr wohl verbindlich und sehr intim. Vielleicht fällt es leichter, weil es eine vorher definierte Gemeinsamkeit, eine Einigung über die Wünsche und ihre Erfüllung gibt, ohne sie erst groß und breit im Vertrauen erklären zu müssen. Denn in der Szene sind die Wünsche grob bekannt und eine Benennung auch unter Zuhilfenahme der Szenesprache ist recht leicht und innerhlab kurzer Zeit zu erreichen, ohne Gefahr zu laufen, sich lächerlich zu machen oder bloß zu stellen. Das ist der Vorteil einer Szene. Außerhalb der Szene würde es verlangen, sich ohne das vorherige Aufbauen eines langjährigen Vertrauensverhältnisses, intimste Wünsche gegenseitig zu offenbaren, um eine Beziehung einzugehen, die gegenseitig die Wünsche erfüllen kann.

Doch genau die Offenbarung der eigenen Bedürfnisse, Stärken und Schwächen schafft die Grundlagen für eine vertrauensvolle und ehrliche Beziehung, in der sich wirkliche und uneigennützige Liebe entwickeln kann. Der Moment der Offenheit ist aber ein gefährlicher. Menschen mit unlauteren Absichten können genau diese Informationen effektiv nutzen, um demjenigen zu schaden, der sich offenbart hat. Eine Verletzung auf dieser Grundlage trifft sehr hart und meist unerwartet. Dies kann den Alltag so stark stören, dass er vorübergehend nicht mehr zu bewältigen ist. Dann ist Hilfe nötig. Die kommt idealerweise von langjährigen, guten Freunden, der Familie oder legitimerweise auch von professionellen Helfern, wie beispielsweise Psychotherapeuten. Es ist eine Stärke sich Hilfe zu suchen und ein mutiger Schritt, professionelle Hilfe anzunehmen. Es ist erlaubt dies zu tun und bringt keinen Verlust des Ansehens vor freundlich gestimmten Menschen. Hilfe jeglicher Art schenkt neue Kraft von außen und führt letztendlich dazu, dass sich ein Mensch in die Lage versetzen kann, erfüllende Beziehungen mit lieben, ehrlichen Menschen einzugehen. Denn wir alle haben diese Kraft. Sobald sie nicht mehr für den inneren Kampf und die einsame Aufrechterhaltung der bloßen Existenz aufgebraucht, sondern durch wohlgesonnene Schenkungen von umgebenden Menschen ergänzt wird, kann sie zur Erfüllung der eigenen Wünsche und dem Nachgehen der eigenen Kreativität eingesetzt werden. Dies trägt zur Schaffung von wertvollen Initiativen bei, welche die eigenen Überzeugungen und Ideale in der Gesellschaft verankern helfen.