Für den Leser spielt es keine Rolle, ob das eine wahre oder erfundene Geschichte ist. Für mich aber schon, da ich sie nicht hätte schreiben können, wenn sie mir nicht passiert wäre.
In der Grundschule hatte ich einen Freund. Was uns verband, waren gemeinsame Interessen. Er hatte Spielsachen, die ich mochte und umgekehrt und so spielten wir häufig zusammen, abwechselnd bei ihm oder mir. Außerdem hatte er genauso großartige Eltern wie ich. Eltern, die sehr viel Liebe und Mühe in unsere Erziehung steckten, versuchten uns so gut wie möglich zu fördern und bespaßen und die uns große Freiräume mit harten Grenzen gaben. Sein Vater war für mich ein Zauberer; eigentlich Elektrotechnikingenieur, was auch immer das war. Jedenfalls erklärte er mir, dass er die Antennen baute und reparierte, die dafür sorgten, dass das Fernsehbild zu uns nach Hause gesendet wurde. Ihm hatte ich es also zu verdanken, dass ich Biene Maja, Puppenkiste, 1, 2 oder 3 und Zini schauen konnte. Er hatte ein Bastelzimmer, in dem er alle möglichen Geräte, die mit Strom liefen, reparieren konnte oder wie Daniel Düsentrieb an merkwürdigen Geräten mit Unmengen an Kabeln, Schaltern und glimmenden Röhren bastelte. Ich fand das damals magisch und total faszinierend. Er half meinem Vater auch, dass wir einen krassen Antennenwald auf dem Dach hatten und der einzige Haushalt weit und breit waren, die statt der üblichen drei deutschen auch zwei österreichische und einen schweizerischen Fernsehsender empfangen konnten. „Am dam des“ war zwar irgendwie merkwürdig im Vergleich zu unseren Kindersendungen, aber der ORF erhöhte die Auswahl an Kindersendungen und -filmen trotzdem enorm. Lustigerweise war Fernsehschauen bei den Eltern meines Freundes als keine sinnvolle Freizeitgestaltung verpönt, sodass sie selbst nur eine normale Antenne und einen kleinen Fernseher hatten, der sehr selten lief.
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