Habe im Forum-Archiv extra nachgesehen und NIX gefunden! Daher also noch eine "alte" Geschichte von mir - damals unter janaustria geschrieben:


1. Kapitel
ICH HASSE MONTAGE
Als die ersten Sonnenstrahlen durch die Jalousie blitzen, öffne ich verschlafen die Augen. Wie meist ist Mama auch heute schon an meinem Bett und streichelt mir sanft übers Haar. "Aufstehen, Daniel. Wir müssen duschen und das Frühstück ist auch schon fertig." Sie gibt mir wie immer einen Kuss auf die Stirn und zieht langsam die Bettdecke zurück. Etwas widerwillig stehe ich auf und das unangenehme Gefühl zwischen meinen Beinen wird durch einen ebenso unangenehmen Geruch verstärkt. "Soll ich dir helfen? Oder willst du es lieber alleine erledigen", fragt Mama fürsorglich. Meist mache ich es alleine, aber heute ist wieder so ein Morgen, wo ich sehr froh bin, wenn Mama mir beim Entfernen der vollen und extrem nassen Windel hilft.
Nach dem Duschen lege ich eine neue Windel an, kleide mich an und gehe hinunter zum Frühstück. Auch Papa sitzt schon am Tisch. Ich gebe ihm einen Kuss auf die Wange und setze mich hin, nachdem Papa mich umarmt und mir einen guten Morgen gewünscht hat. Dann kommt Jojo und schließlich auch Agnes, meine jün¬geren Geschwister, in die Küche und setzen sich zum Tisch. Jojo heißt eigentlich Jochen, ist fast 5 und das Nesthäkchen der Familie. Meine Schwester Agnes ist 7 und geht das erste Jahr zur Schule, mit echter Begeisterung. Ich selbst bin seit einem Monat 11 und besuche das Gymnasium in unsere Stadt. Allerdings mit weit weniger Begeisterung als Agnes. Nicht, weil ich nicht gerne zur Schule gehe oder zu faul zum Lernen bin, sondern weil ich auch dort, wie zuvor schon im Kindergarten und der Grundschule, immer nur von allen ausgelacht, beschimpft oder geschnitten werde. Klar, wer hat schon gerne ein 11-jähriges "Baby" zum Freund, das noch alles in die Hose macht, ab zu sogar am Daumen lutscht – ja, schon, aber nicht oft- und deshalb ständig mit Windeln rumläuft ? Es gibt da allerdings noch Horst - genannt Hotte und Julian - den die meisten Juli rufen. Sie sind zwei echt gute Freunde, die immer zu mir halten und mich noch nie der Windeln wegen ausgelacht haben.
Nach dem Frühstück gehe ich nochmals zur Toilette - sicherheitshalber, aber nahezu sinnlos. Ich kam ohne Schließmuskeln zur Welt und kann daher weder die Blase noch den Darm kontrollieren. Das macht meine Krankheit zum großen Problem. Nasse Windeln, das ließe sich ja mitunter noch verbergen, aber volle riecht jeder nach einer Weile, auch wenn ich zusätzlich noch einen Plastikschlüpfer trage.
Jetzt geht´s ab in die Schule und den Kindergarten. Ich nehme Jojo auf den Arm und trage ihn zum Auto, das mag er besonders gerne. Agnes läuft hinterher und Papa kommt auch schon. Jojo kommt in den Kindersitz und wird von mir angegurtet, Agnes kann das alleine. Dann steige ich vorne ein und es geht los.
Die Stunden in der Schule sind heute besonders zäh! Mathe, Erdkunde, Chemie und Bio, dann wenigstens noch Musik und Geschichte. Das ist mein absoluter Lieblingsgegenstand, gefolgt von Religion, Musik und Deutsch. Unser Professor in Deutsch ist auch in Geschichte und zugleich unser Klassenlehrer (KV). Er hat sich von Anfang an sehr toll verhalten und ließ sich von meinen Eltern meine ganze "Leidensgeschichte" erzählen, damit er besser mit "peinlichen" Zwischenfällen und Situationen umgehen kann.
Nach der Schule stehe ich mit Hotte und Juli an der Bushaltestelle. Sie kommen öfter mal mit zu mir, dann machen wir gemeinsam Hausaufgaben, lernen (manchmal) oder spielen am Computer (öfter). Roman, ein Schüler aus der siebten Klasse und höchst unangenehm, kommt auf uns zu und stänkert wieder rum. Da ich aber nicht allein bin, verzieht er sich wieder, nicht ohne die übliche "Baby hat wohl wieder einen Stinker gemacht"-Bemerkung los zu werden.
Zu Hause hat Mama Pizza gemacht! Super! Wir drei stürzen uns drauf, als hätten wir drei Tage nichts gegessen! Dann wechsle ich meine Windeln und wir gehen nach oben um zu lernen. Mathe-HÜ ist voll Käse. Keiner kennt sich aus, aber wir erledigen sie, so gut wir eben können. Dann ein Aufsatz für Deutsch und Vokabeltest-Vorbereitung für die morgige Englischübung.
Nachmittags treibt uns schönes Wetter in den Skaterpark. Auch wenn es uncool ist, sind wir voll ausgerüstet. Wir haben jede Menge Spaß und schließen den Nachmittag mit einem Besuch im Fastfood-Kaiser. Dann gehen Juli und Hotte heim.
Papa kam heute mal früher heim. Nach dem Abendessen hat er mir noch bei Mathe geholfen und jetzt kenn ich mich einigermaßen aus. Habe Hotte und Juli angerufen und ihnen Papas Tipps und die Ergebnisse durchgegeben. Sitze beim PC und chatte auf FB mit einigen virtuellen Freunden. Um 21 Uhr kommt Papa und findet es ist Zeit, schlafen zu gehen. Missmutig beende ich meinen Chat, gehe duschen und mache mich "bettfertig". Sage Mama und Papa gute Nacht und auch den Geschwistern. Wieder ein Montag überstanden! Bis morgen, Tagebuch!

2. Kapitel
SCHULALLTAG
Trotz Windel und wenig Saft am Abend ist die Windel mal wieder ausgelaufen!! Wie mich das nervt! Zum Glück kommt das nur ganz selten vor - aber ab und zu auch am Tag. Raus aus dem Bett und ins Bad. Halt, vorher noch frische Sachen aus dem Schrank holen. Im Bad sind gerade die Kleinen und werden von Mama fertig gemacht. Ich wasche mir rasch die Hände und gehe zurück ins Zimmer, Bett abziehen.
Papa hat heute Frühstück gemacht und es duftet im ganzen Haus nach Kaffee. Ich mag den Geruch, aber nicht den Geschmack. Frische Semmeln sind aufgeschnitten und Marmelade auf dem Tisch. Ich helfe ein bisschen, indem ich Butter und die Müslischalen der Kleinen zum Tisch bringe. Dann kann ich endlich ins Bad. Es ist total unangenehm, nicht sofort aus den nassen Sachen raus zu können. Außerdem ist es mir immer extrem peinlich - vermutlich doof und unnötig - wenn die beiden kleinen Geschwister oder Papa mich in Windeln oder nassen Sachen sehen. Komischerweise stört mich das bei Mama nicht.
Geduscht, angezogen und gefrühstückt - ab ins Auto und zur Schule.
Hotte und Juli warten vor dem Schultor auf mich. Sie wollen nicht, dass unser Bully wieder dumme Sprüche loslässt. Das traut sich der ja nur, wenn er die richtigen Zuschauer hat und kein Lehrer in der Nähe ist. Wahrscheinlich hat er selber Riesenprobleme und daheim den vollen Stress!
Erste Stunde ist Musik. Wir hören zuerst ein Lied aus einer Oper, über die wir vorige Woche schon viel gelernt haben. Gerald, mein zweiter Sitznachbar neben Juli, kommt mir zuvor und ruft den Namen der Oper heraus "Zauberflöte", schreit er. Professor Berghuber, unser KV, ist begeistert. Bei der Frage nach dem Namen des Stückes bin ich aber der Schnellere! "Arie der Königin der Nacht", platzt es aus mir heraus. Kein Wunder, ich habe diese Oper schon drei Mal mit Papa und zweimal in der Kinderoper mit der ganzen Familie gesehen. Da kennt man die Federn von Papageno schon beim Vornamen. Die nächsten beiden Stunden gehören der Englisch-Professorin und sind mal lustig, mal anstrengend. Sie hat eine nette Art, kann aber manchmal mit zu vielen Einzelheiten auch ein Thema "zu Tode" erklären! Aber trotzdem mag ich Englisch, weil ich mir mit Sprachen eher leicht tu.
Jetzt ist große Hofpause und alle stürmen hinaus. Hotte und Juli "decken" mich, während ich im WC rasch meine sehr nasse Windel wechsle. Die werfe ich dann einfach in den Mülleimer, schließlich wissen ohnehin alle, dass sie von mir stammt. Dann zischen wir hinaus und genießen die Sonne. Einige Kinder spielen mit einem Softtennis-Ball, andere kicken Dosen hin und her und wieder andere spielen Nachlaufen. Juli, Hotte und ich setzen uns auf eine der Bänke und schauen zu. Hier im Hof ist es angenehm, es sind drei Professoren zur Aufsicht und keiner kommt und lästert. Wie anders ist es dann in den beiden folgenden Stunden!
Obwohl ich sehr sportlich bin und Sport auch wirklich liebe, hasse ich die Turnstunden! Das Umziehen vor den Anderen ist total peinlich, weil alle meine Windel sehen können. Auch wenn ich den Vorhang der Umkleide schließ, bilde ich mir ein, dass trotzdem alle das Knistern meiner Windel hören können! In der Halle ist es wie immer nicht sehr warm, weshalb das Aufwärmen wirklich Sinn macht. Während einige den Bock, die Langbänke und die Kästen aufbauen, helfen meine Freunde und ich beim Auflegen der Turnmatten. Das macht besonderen Spaß, weil wir uns dabei immer abwechselnd mit dem Mattenwagen herumführen. Wir machen also eine Stunde Zirkeltraining. Über die Bänke, rauf auf Seil, über den Bock, Aufschwung am Reck, Seilspringen und andere sinnvolle Dinge. In der zweiten Stunde spielen dann die Burschen in der einen Hälfte Fußball, die Mädchen in der anderen Merkball, also Abschießen mit Wiederhineinkommen, wenn der, der einen abgeschossen hat, selbst abgeschossen wird.
Eine Viertelstunde vor dem Ende und nachdem wieder alles im Materialraum verstaut ist, gehen wir - natürlich getrennt in Mädels und Jungs - duschen. Das ist Pflicht bei uns. Mit dem Badetuch um die Hüften und tropfnass gehe ich aus dem Duschraum zu meinem Kästchen und hole so unauffällig wie möglich die Windel heraus. Jetzt noch die Unterwäsche und die Jeans genommen...so ein Mist! Die liegen nicht im Kästchen! Wo sind sie? Tränen des Ärgers und der Verzweiflung kommen hoch! Wieder einmal hat sich jemand oder einige einen "Spaß" daraus gemacht, meine Unterwäsche und die Jeans zu verstecken!! Unser Lehrer hat offenbar bemerkt, dass etwas nicht stimmt, als er mich mit der Windel in der Hand und ins Badetuch gewickelt auf dem Platz sitzen sieht. Er kommt und tröstet mich erst mal, worauf ich unter Schluchzen heraus stottere, was los ist. Da wird er ziemlich sauer und brüllt, dass man es vermutlich noch im zweiten Stock hören kann: "Welcher Saukerl hat dem Daniel das angetan? In genau zwanzig Sekunden sind die Sachen da oder es setzt was, das ihr so schnell nicht vergesst!" Alle erschrecken und Bert deutet auf das Kästchen, in dem der Mülleimer steht. Herr Larsen schreit ihn an, ob er es war und Bert nickt, nun selbst Tränen in den Augen. Da packt der Lehrer ihn am Ohr, zieht ihn - erstaunlich vorsichtig, aber doch spürbar - zum Kästchen und befiehlt ihm meine Sachen heraus zu holen. Zum Glück war der Mülleimer leer!
So etwas kommt immer wieder mal vor und obwohl alle wissen, dass es nur Riesenärger bringt, findet sich doch ab und zu so ein "Held", der sich damit vor den Anderen stark zeigen will. Nach Erdkunde ist endlich Schluss für heute. Hotte, Juli und ich warten wieder auf den Bus, als plötzlich Bert zu uns kommt. Sehr langsam, geradezu vorsichtig, nähert er sich. "Du, Daniel, ich....", stottert er herum. "Was willst du noch? Hast ihn heute schon genug bloß gestellt", pfaucht Juli ihn an, aber Bert beginnt noch einmal von vorne. "Ich...naja...es tut mir echt leid, was ich da gemacht hab, heute. Ich wollte dir nicht wehtun. Es sollte nur ein Scherz sein! Bitte vergessen wir das und ...naja ich meine....", zögerlich kommt es aus Bert endlich heraus: "Lass uns Freunde sein. Ich mach das auch nie wieder, o.k.?" Gespannt sehen mich die beiden Freunde an, während Bert mir langsam die Hand entgegenstreckt. In mir arbeitet es! Was tun? Ich war völlig fertig, sah mich da schon nur mit T-Shirt und Windel im Schulhaus nach meinen Sachen suchen! Meine Augen werden schmal. Langsam hebe ich meinen Kopf und balle die rechte Hand zur Faust. Das Knistern der Luft scheint deutlich spürbar. Ich hebe die Hand...und strecke sie geöffnet Bert entgegen. "Keine Streiche mehr?" "Keine", antwortet er und wir umarmen uns. Hotte und Juli beginnen zu lachen und dann strecken auch sie Bert die Hand entgegen. Die vier Musketiere sind geboren!!
Read the original news thread here.