Huhu zusammen,

da ich in den letzten Monaten immer mal wieder angesprochen wurde Pauls Geschichte fort zu setzen und im alten Forum viel positives Feedback erhalen habe, hab ich das jetzt gemacht......

Viel Spaß beim lesen

Paul Teil V ----- Der Sonne-Mond-Kalender

Am nächsten Samstagabend, Paul war schon längst im Bett, saßen Brigitte und Erwin gemeinsam im Wohnzimmer und unterhielten sich. Brigitte sagte zu ihrem Mann: „Erwin. seit Tagen quälen mich Gedanken um Paul. Der Arzt sagte vor ca. 6 Wochen, ich solle Paul keinerlei Vorwürfe machen und ihm auch keine Strafen bezüglich des Einnässens geben. Aber was hab ich getan aus Verzweiflung? Ich habe ihn sehr bestraft, mit Zimmerarrest, Verbot in den Kindergarten zu gehen, ihm seinen Schnuller weggenommen. Das tut mir jetzt sehr Leid. Wenn wirklich bei der ärztlichen Untersuchung eine Krankheit sich bestätigen sollte, weiß ich nicht, wie ich ihm dann gegenübertreten soll? Ich habe mittlerweile im Internet gegoogelt und habe ein Kinderinkontinenzforum gefunden und darin sehr viel gelesen. Ich denke, man sollte sich dort mal anmelden und unseren konkreten Fall schildern. Was meinst du dazu?“ „Ich bin der Meinung, du machst dir einen zu großen Kopf darum. Warte doch erst mal ab, was der Kinderurologe meint und dann sehen wir weiter. Die Windeln bringen ihn nicht um, auch wird er sich bald dran gewöhnt haben, denke ich,“ antwortete Pauls Vater. Worauf Brigitte erwiderte: „Ich weiß nicht, ob wir es uns so einfach machen dürfen. Vielleicht sollte ich mich dort, in diesem Forum, wirklich anmelden. Da sind scheinbar Eltern, denen es ganz genauso geht.“ Erwin sagte dazu: „Ja, dass ist eventuell keine schlechte Idee. Aber wenn es uninteressant ist, es nichts bringt, kannst du dich ja dort wieder abmelden.“ „Genau so werde ich das machen,“ sagte Brigitte noch dazu. Damit war das Gespräch über Paul zunächst beendet.

Am nächsten Morgen brachte Brigitte Paul in den Kindergarten und als sie zurück kam, meldete sie sich in dem Kinderinkontinenzforum an. Im Vorstellungsthreat schilderte sie das ganze Problem. Dann sah sie, dass es dort auch einen Chatroom gab, in dem sie sich einloggteSie hatte Glück, es war ein weiterer User online:

BS (Brigitte Schwarz) ist zu uns gekommen

BS: guten morgen, ich bin neu hier.

Martina: hallo –dann herzlich willkommen hier bei uns.

BS: danke

Martina: was hat dich hier her geführt? Kann ich dir vielleicht helfen?



BS: große sorgen:unser sohn ist 4 jahre alt, war ein jahr schon trocken und nässt seit ca. 7 wochen wieder tag und nacht ein. wir waren auch schon bei unserem kinderarzt, beim ersten mal meinte er,
es könne daran liegen, dass er nicht mehr im mittelpunkt steht, da er nun eine 10 monate alte schwester hat und durch das einnässen versucht mehr aufmerksamkeit zu bekommen. ich weiß nicht,
wie ich ihn wieder trocken bekomme. bisher half nichts.



Martina: ja das ist oft so



BS: beim zweiten mal hat der kinderarzt uns nun eine überweisung zu einem kinderurologen gegeben, der termin ist in nicht mehr ganz 14 tagen. ich wollte aber vorab mal mit anderen eltern über die
ganze situation reden, vielleicht hilft ja eine ganz einfache methode?



Martina: na ja, es ist schwer ratschläge in diesen fällen übers internet zu geben, deshalb kann ich dir nur sagen was ich machen würde: ich würde erst mal abwarten. nehmen sie den termin beim
kinderurologen wahr, um abchecken zu lassen, dass keine ernsthafte krankheit dahinter steckt. Wenn der junge gesund ist, würde ich die ganze sache vorerst dabei bewenden lassen.



BS: also keine weiteren untersuchungen vornehmen lassen?



Martina: nein. ohne dir nahe treten zu wollen, frage ich dich, kannst du dir vorstellen, was das unter umständen für einen ärzte marathon zur folge hat?



BS: nein, weiß ich nicht. woher auch?



Martina: es wäre für für den jungen auch eine extreme situation, mit der nicht alle kinder so einfach fertig werden und wenn sich dabei auch noch rausstellen sollte, dass es wirklich nur gemeinte mangelnde
aufmerksamkeit war, war alles um sonst und sie müssen sich auch sicher sein, ob sie das ihrem sohn antun wollen.



Brigitte: du meinst also, abchecken lassen, dass keine ernsthafte krankheit dahinter steckt und wenn nicht, abwarten?



Martina: ja, genauso würde ich das machen



Brigitte: wie war das denn bei ihrem/r sohn/tochter? was haben sie getan?



Martina: unsere tochter hat bei der geburt zu wenig sauerstoff bekommen und ist daher geistig behindert. es ist also eine ganz andere situation.



BS: ah, verstehe. Tut mir leid



Martina: also mach dir vorerst keine zu großen gedanken.



BS: gut o.k., ich bedanke mich schon mal vorerst bei dir. ich kann dich ja mal auf dem laufenden halten.



Martina: ja, mach das mal.


BS: ich geh mal ein bisschen an meine hausarbeit, bis dann *winke*



Martina: mach’s gut und bis demnächst *winke*

BS hat sich ausgeloggt



Am darauf folgenden Abend saßen Brigitte und ihr Mann wieder zusammen. „Erwin ich habe mich heute in diesem Forum, von dem ich dir gestern Abend erzählt habe, angemeldet. Ich hab dortden Ratschlag bekommen, erst mal nur abchecken zu lassen, dass keine ernsthafte Krankheit dahinter steckt. Sie meinen es hätte unter Umständen einen riesigen Ärztemarathon zur Folge und

ich solle das vorerst Paul nicht antun.“ „Ja, so in etwa habe ich dir das auch gestern Abend gesagt, Schatz,“ antwortete Erwin.

Keine 14 Tage später saßen Brigitte, Sabine und Paul im Auto und fuhren zum Kinderurologen. Die Praxis hatte auch einen schönen, großen Parkplatz auf dem Brigitte das Auto abstellen konnte. An der Eingangstür stand Dr. med. Hilfinger, Kinderurologe. Paul wurde es beim Betreten richtig mulmig zu Mute und fragte ängstlich: „Mama müssen wir da wirklich rein?“ „Sieh mal, mein Schatz, wir müssen doch wissen, was mit dir los ist und du willst doch die Windeln wieder los werden oder nicht?“ antwortete seine Mutter. Darauf sagte bestimmt Paul: „Ja, dass schon, aber ich möchte da trotzdem nicht rein. Wer weiß, was die dort mit mir machen werden? Vielleicht tut das weh?“ Brigitte ermutigte ihn mit den Worten: „Ach was, sieh mal, ich bin doch bei dir und meinst du, ich würde zu lassen, dass sie dir weh tun?“ Paul schüttelte nun leicht beruhigt den Kopf, aber es war ihm trotzdem nicht ganz geheuer.



Fast direkt an der Eingangstür war die Anmeldung. „Guten Tag, mein Name ist Schwarz, mein Sohn hat für heute einen Termin bei Ihnen,“ meldete Brigitte der Sprechstundenhilfe, die dann gleich im Terminkalender nachsah und entgegnete: „Ja, das stimmt. Nehmen sie doch bitte noch einen Augenblick im Wartezimmer Platz, ich rufe sie dann.“ Im Wartezimmer sah Paul, wie bei Dr. Walz, viele Spielsachen. Aber er hatte gar keine Lust damit zu spielen, er klammerte sich voller Angst viel lieber an seine Mutter. Kurze Zeit später, öffnete dieselbe Frau, die an der Anmeldung saß, die Wartezimmertür und sagte „Frau Schwarz, bitte.“ Paul wurde es nun doch wieder richtig komisch und er klammerte sich noch dichter an Brigitte. Brigitte merkte nun, was Martina aus dem Chat meinte mit „Ärztemarathon“. Ob das gut für Paul sei? Die drei gingen durch einen langen Flur in das Sprechzimmer, dort setzten sie sich auf die beiden Stühle, die vor einem Tisch standen. Paul holte seinen Schnuller aus der Hosentasche, der nun gleich im Mund landete. „Mama, isch hab Angscht.“ flüsterte Paul „Mein Schatz, ich bin doch bei dir. Es wird dir nichts passieren, das verspreche ich dir,“ versuchte seine Mutter ihn zu beruhigen. Dr. Hilfinger betrat in diesem Moment das Sprechzimmer und setzte sich an die gegenüberliegende Seite des Tisches. „Guten Tag, was kann ich für sie tun?“ fragte der Doktor mit einer relativ tiefen und rauen Stimme, die Paul nun noch mehr Angst einflößte. Brigitte schilderte dem Arzt, der aufmerksam zu hörte, die ganzen Ereignisse „Na, großer Mann, dass hört sich aber nicht so gut an. Da werden wir mal nachsehen, was mit dir ist, “ meinte der Doktor ganz nett zu Paul. „Tut dir denn dass Pipi machen weh?“ fuhr er fort. Paul schüttelte leicht den Kopf „Merkst du denn, ob du Pipi musst?“ fragte der Arzt weiter. Paul war das ganze sehr peinlich und er rührte sich nicht. „Er sagte, dass er es nicht immer merkt, wenn er muss,“ antwortete Brigitte für Paul. Paul wollte aber vom Urologen wissen: „Tuscht du mir weh?“ „Aber nein, wieso sollte ich dir denn wehtun? Wir schauen nur mal nach dir, damit ich weiß dass alles in Ortung ist. Mehr mache ich nicht,“ antwortete der Doktor mit einem freundlichen lächeln. „Es gibt sehr viele Ursachen, die das erneute einnässen haben kann und ebenso viele Untersuchungsmöglichkeiten. Was wir heute mal machen können, ist Blut abnehmen, um Entzündungen auszuschließen und einen Ultraschall (Sonographie). Der Ultraschall ist ein schonendes, bildgebendes Verfahren, ohne Strahlenbelastung, welches wir bei den Kindern zur Beurteilung der Nieren und der Harnblase, sowie des Hodens einsetzen. Das geht ohne großen Aufwand. Mehr würde ich auch vorerst nicht machen. Für Tabletten halte ich es noch für viel zu früh, auch alles andere ist mit sehr großem Aufwand verbunden, zu dem ich in diesem Alter noch lange nicht raten würde. Vielleicht haben wir Glück und können dabei schon mal was feststellen,“ schlug der Kinderurologe Pauls Mutter vor. „Aber wenn nicht, ist es auch kein Drama. Immer noch gehen viele plötzlich aufgetretene Inkontinenzen bei Kindern wieder von alleine fort. Gehen sie bitte in den gegenüberliegenden Raum, ich komme dann gleich nach.“

Brigitte, Sabine und Paul standen auf und gingen wie befohlen ins gegenüberliegende Behandlungszimmer. Wie abgemacht, kam der Arzt in den Raum und begann die Untersuchung. Paul hatte schreckliche Angst. Aber der Arzt machte ihm die Funktion auf seiner Hand vor. Auf der Hand wollte Paul den Ultraschallkopf auch mal haben. Er lachte darüber, dass es nur ein kleines bisschen klopfte und alles andere als weh tat. Bereitwillig ließ er zu, dass der Arzt ihm ein Gel auf dem Bauch gab und die Untersuchung begann. Paul hielt die ganze Zeit still, obwohl es ein bisschen kitzelte. Am Ende stellte der Urologe fest: „Ich habe nichts auffälliges feststellen können.“ Wir nehmen noch Blut ab, gehen sie dazu bitte in die dritte Tür links. Paul, seine Mutter und Sabine betraten den Flur und dann das richtige Zimmer. Kurze Zeit später kam der Arzt in den kleinen Raum. „So, kleiner Mann, du darfst dich da auf die Liege legen,“ forderte der Urologe Paul auf und half ihm auf die Unterlage. „Schiebst du auch noch deinen rechten Pulloverärmel nach oben?“ wünschte sich Dr. Hilfinger. Paul tat wie ihm geheißen. Der Arzt nahm eine Schlinge und band sie um seinen Oberarm. Paul guckte kritisch zu. Dann wurde ihm etwas kaltes auf den Arm gespritzt. Paul kriegte immer mehr Angst. Was hatte der Doktor vor? Dieser packte in aller Seelenruhe die Nadel aus. Paul bekam Panik und rief: „Nein, ich will das nicht. Das tut weh.“ Mit Schwung saß er aufrecht und rutschte von der Liege. Voller Angst lief er zu seiner Mutter. „Paul, mach nicht so ein Theater,“ mahnte sie. „Nein, ich will nicht gestochen werden, das tut weh.“ Paul fing an zu weinen. „Aber, aber,“ sagte der nette Doktor „so ein großer Mann und dann so ein Drama. Ich mache nur ein mal einen kleinen Pieks und dann ist auch schon alles vorbei.“ „Nein,“ schrie Paul den Arzt an und versuchte sich hinter seiner Mutter zu verstecken. „Paul, lass den Quatsch,“ sagte Brigitte nun sehr ärgerlich. „Der Doktor hat versprochen mir nicht weh zu tun,“ antwortete Paul. Er fühlte sich ziemlich hintergangen. Glücklicher Weise war die Liege groß genug, dass Brigitte auf eine Idee kam. Sie legte Sabine an das Fußende. Dann griff sie sich Paul und hob ihn erneut auf die Liege. Paul wehrte sich mit Händen und Füßen und schrie. Schließlich konnte Brigitte ihren Sohn so weit still halten, dass der Arzt das Blut abnehmen konnte. Als er fertig war, sagte Dr. Hilfinger: „Siehst du, Paul, war alles halb so schlimm.“ Paul schluchzte nur noch und zog die Nase hoch. Der Arzt sprach nun zu Brigitte: „Die Ergebnisse lass ich ihrem Kinderarzt zukommen. Stören ihn denn die Windeln? Ich meine damit, dass er sie wieder tragen soll?“ „Naja, anfangs schon sehr, aber mittlerweile nicht mehr so sehr,“ antwortete Brigitte und nahm ihre Tochter wieder auf den Arm. „Gut, o.k., dann denke ich, wäre es das Beste und einfachste, wenn man es vorerst dabei lässt,“ meinte Dr. Hilfinger und empfahl: „Was sie noch machen können, ist ein sogenannter Sonnen-Mond-Kalender. „Was isch das“ fragte Paul neugierig nun wieder mit seinem Schnuller im Mund. „Ganz einfach, immer wenn du nachts trocken warst, darfst du auf dem Kalender, den du von mir mitbekommst, den Mond ausmalen und wenn du am Tag trocken warst, darfst du die Sonne ausmalen,“ erklärte der Arzt Paul. „Aujaaa, auschmalen tu isch gerne,“ freute ich Brigittes Sohn und hätte am liebsten gleich angefangen. „Na, siehst du, dass ist doch schön und macht Spaß,“lachte Dr. Hilfinger. Paul nickte zum Abschluss. Er war mit dem Arzt wieder versöhnt, auch wenn der ihm etwas weh getan hatte. Aber dafür hatte er ein schönes, buntes Pflaster auf die Einstichstelle bekommen. An der Anmeldung bekam Paul noch seinen Kalender, den er freudig entgegen nahm, dann verließen die drei die Praxis und fuhren nach Hause.

Zu Hause angekommen, hängten Paul und Brigitte den Sonne-Mond-Kalender in Pauls Kinderzimmer und schon kam das Sandmännchen und es gab Abendbrot. Dann musste Paul frisch gewickelt werden und schon ging es ab ins Bett. „Heute darfst du noch keine Sonne ausmalen, aber vielleicht morgen,“ sagte Brigitte, worauf Paul freudig voller Hoffnung entgegnete: „Aujaaa, ganz bestimmt.“

Erwin war längst von der Arbeit zu Hause und wollte von Brigitte nun wissen: „Na, wie war es heute beim Kinderurologen? Hat er etwas feststellen können? „Nein bis lang ist alles in Ordnung. Paul bekam Blut entnommen und ein Ultraschall wurde gemacht. Der Junge hat ein ziemliches Theater beim Blutabnehmen gemacht. Der Arzt gab uns ein Sonne-Mond-Kalender mit,“ antwortete Brigitte. Pauls Vater wollte wissen was das ist, worauf es Brigitte ihrem Mann erklärte. „So, ich möchte nun noch mal in das Kinderinkontinenzforum und erzählen, wie es beim Arzt war und was gemacht wurde.“

BS ist zu uns gekommen

BS: nabend zusammen, ich wollte euch mal auf dem laufenden halten.

Martina: nabend BS … na, was gibt es neues?

BS: wir waren heute beim Kinderurologen.

Martina: und wie war’s? *gespannt bin*



BS: er hat einen Ultraschall gemacht und blut abgenommen.

Martina: ist etwas dabei rausgekommen?

BS: nein, alles in Ordnung bis jetzt.



Martina: bis jetzt? heißt das, dass du doch noch weitere untersuchungen machen lassen möchtest?



BS: nein, der Arzt hat uns abgeraten davon. es wäre noch viel zu früh, um weitere Untersuchungen vorzunehmen. er meint, wir sollen weiter abwarten.



Martina: o.k., das ist auch das beste, bin ich der meinung.



BS: er hat uns auch einen sonne-mond-kalender mitgegeben.



Martina: ja, macht man oft. vielleicht bringt es ihm ja etwas? muss man abwarten. aber ich kann dir da sagen, dass du da (wenn es erfolg haben soll) mehrere monate den kalender fortführen musst. du darfst
da nicht gleich Wunder erwarten.



BS: ja, dass ist schon klar.



BS: so, ich werde mich nun zurückziehen, wollte nur mal ein kurzes feedback geben*winke*

Martina: *winke*

BS hat sich ausgeloggt



Am nächsten Morgen ging Paul wieder ganz normal in den Kindergarten.

ENDE TEIL V
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