Es gab doch hier vor einiger Zeit mal einen Beitrag über Windeln in Japan. Da ich vor einiger Zeit selbst das Vergnüngen hatte, wollte ich nochmal meine Erkenntnisse für Euch zusammenfassen. Und eines ist mal fakt: in Japan gibt es nicht nur Kultur, hervorragendes Essen und architektonische Höchstleistungen zu entdecken!

Zu erst mal Thema ¨Windeln kaufen in Japan¨. Anders als in Deutschland bekommt man Windeln in den meisten gut sortierten Drogerien, welche zum Teil ein beachtliches Angebot aus Pull Ups, Einlagen und ¨richtigen¨ Windeln haben. Man bekommt sie nicht überall, aber die Dichte der Verkaufsstellen, welche Windeln führen, ist sehr hoch. Wenn man einmal weiß, woran man eine Dogerie erkennt, muss man nicht lange suchen. Lediglich in absoluten Ballungsbereichen wie Büro- und Einkaufviertel kann die Suche zäh werden. Und wie eigentlich üblich bekommt man einfache Pull Ups leichter als besonders saugstarke Produkte.
Die Preise sind dabei moderat und gefühlt leicht unter deutschem Niveau.

Dann zum Thema ¨Windeln tragen in Japan¨. Erstmal machen es einem Japanische Windeln sehr schwer, gesehen zu werden. Dazu unten mehr. Man sieht aber dennoch deutlich öfter mal jemanden damit rumlaufen. Sei es in der Einkaufstasche oder in der Hose/Rock. Und das quer Beet. Jung, alt, hübsch, hässlich, Mann, Frau. Egal, alles ist vertreten.
Die ¨Dunkelziffer¨ dürfte allerdings wie üblich höher sein, wie gesagt die Windeln sind sehr unauffällig.
Ein Problem ist, dass es auf japanischen Toiletten selten Mülleimer gibt. Man bleibt unterwegs meistens auf den benutzten Windeln sitzen um muss sie ewig mit sich rumschleppen. Sehr lästig.

Gut, jedenfalls habe ich mich mal in einer Drogerie umgesehen und ein paar Sachen zusammengekauft. Das Produkt meiner Wahl nennt sich lustiger Weise Atento - auch wenn wirklich kein einziges Wort in englisch auf der Packung steht helfen die bunten Bildchen weiter...
Die wenigen mir bekannten Infos habe ich auf der Herstellerwebsite mit Hilfe von Google Translate bekommen...
Anders als beim bei uns üblichen Rothwell Test gibt der Hersteller die Anzahl an "kleinen Geschäften" an, die das Produkt angeblich aufnehmen kann. Wobei "1" für 150ml steht, "2" für 300ml und so weiter. Die gekaufte Windel ist scheinbar die saugstärkste Variante des Herstellers, kommt aber nur auf den mageren Wert 5. Dazu habe ich noch drei Sorten Einlagen gekauft: zwei vollflächige Variante mit "6" und ¨10¨ und eine gerade geschnittene (ähnlich AbriLet aber kürzer) mit Saugstärke 4.

Die Windel selbst ist ein echtes high tech Produkt. Ganz klar ein Stück Japan! In schlichtem weiß (keine Mangamotive - zum Glück) gehalten handelt es sich wenig überraschend um Cotton Feel - und ganz ehrlich: der Sommer in Japan ist es so extrem heiß und schwül das Folienwindeln eine Strafe sind. Außerdem wäre den Japanern das Geraschel sicher zu auffällig.
Auf der Vorderseite gibt es eine Markierung die das symmetrische anbringen der Tapes erleichter. Dabei sind die Markierungen auch wirklich mittig ausgerichtet. Auch nicht selbstverständlich...
Anders als bei den mir bekannten Europäischen Produkten hat die Atento echte Klettverschlüsse, welche auf einem speziellen Bereich der Windel haften. Ähnlich wie die verstärkte Front des Tena Slip. Dabei sind die Tapes (wirklich) beliebig oft zu öffnen und frei platzierbar wieder zu schließen. Sie sind auch außerst stabil gemacht und am hinteren Teil der Windel sehr großflächig befestigt. Da reißt auch an einem langen, aktiven Tag nichts ab.
Die Auslaufsperren sind sehr hoch, locker 4-5cm und lassen viel Raum für Einlagen. Dabei verfügen die Bündchen über je 2 Gummibänder, welche so in das Material eingearbeitet sind, dass sie nicht rausreißen können.
Am hinteren Ende der Windel gibt es eine zusätzliche Tasche, welche ein sauberes Einlegen einer Einlage ermöglichen und Auslaufen im Liegen verhindern soll.
Der Schnitt ist ähnlich wie der einer Tena und die Größe M liegt zwischen Tena 2 und 3.
Das dünne Saugpolster passt sich, nicht zu letzt auch wegen seiner ergonomischen Form, so perfekt an den Körper an, dass die Atento fast unsichtbar wird. Selbst die Pofalte, oft ein sicheres Erkennungsmerkmal für Windeln unter einer Hose, bleibt erhalten.
Klarer Nachteil: die Saugleistung der insgesamt sehr dünnen Windeln taugt nur für kleine Notfälle.

Hier kommen dann die erhältlichen Einlagen ins Spiel, welche ebenfalls sehr durchdacht sind. Alle Varianten haben eigene Auslaufbarrieren - ein Detail welches in Deutschland noch garnicht gesehen habe (mag aber sein, dass es sowas auch hier gibt...). Die saugschwächere vollflächige Variante hat dazu 2 längliche Unterbrechungen im Saugpolster, welche ein leichteres durchlaufen von Flüssigkeit in die eigentliche Windel erlauben sollen. Sehr clever!
Der eigentliche Clou ist aber, dass die vollflächigen Einlagen perfekt in die Windel passen, sprich sie liegen genau zwischen den (ebenfalls entsprechend ausgeformten) Auslaufbarrieren. Die Form der Einlagen ist dabei so ausgelegt, dass sie am Po viel Fläche bedeckt und vorn nicht ganz so weit nach oben reicht. Da sorgt am Ende dafür, dass selbst eine Atento mit Einlage noch sehr dezent ist und kaum auffällt.
Zusammen mit einer ¨10er¨ Einlagen kommt man dann auf eine recht ordentliche Saugleistung, welche aber einer Abri X-Plus trotzdem nicht das Wasser reichen kann. Dank des "modularen Aufbaus" kann man aber beliebig mit Einlagen basteln bis das gewünschte Ergebnis erreicht ist.
Der Tragekomfort ist dagegen über jeden Zweifel erhaben, eine angenehmere Windel hatte ich noch nie. Das Cotton Feel Zeugs funktioniert selbst in der schwülen Hitze Japans hervorragend und im Direktverleich sogar besser als bei der Abri Airplus.

Also alles in allem tolle Produkte. Schade, dass man die hier nicht bekommt. In Sachen Windeln ist Japan weit vorn. Abgesehen davon ist es aber auch sonst sehr schön dort . Also auch für alle, deren Leben aus mehr besteht als aus Windeln ein spannendes und interessantes Reiseziel.

So, ich hoffe ich keine keine allzu großen unerfüllbare Wünsche erzeugt . Aber interessant ist es allemal!

Grüße

Homer J.