Hallo,

ich lese gerne bei fictionmania Geschichten darüber, etwa von einem bad boy zu einem good girl zu werden. Stilvolle Geschichten, die ein plötzliches Zur-Frau-Werden beschreiben, mag ich ebenfalls. Mir geht es dabei auch um Demütigung, wiewohl ich nicht genau sagen kann, was ich dabei demütigend finde. Ich mag etwa die Szenen wo der Protagonist plötzlich einen BH tragen muss oder Panties anzieht. Es ist nicht so, dass ich die Geschichten, wo die neue Dame nur als Schluckerin dargestellt wird, schätze. Trotzdem frage ich mich, ob die von mir empfundene Demütigung durch das Weiblichwerden nicht meine anscheinend latent vorhandene Überzeugung der Geringwertigkeit des weiblichen Geschlechts zum Ausdruck bringt.

Mir ist mindestens die Gleichbehandlung aller Geschlechter wichtig, und eigentlich finde ich auch viele feministische Kritiken gut. Das ist die rationale Seite. Und ich möchte hier darüber keine (nur abstrakt bleibende) Diskussion. Wer "Sexismus" für einen Begriff hält, der erfunden wurde, um Männer ihrer Penisse (oder Penisersatzhochhäuser) zu berauben, möge sich bitte woanders darüber aufregen.

Außerdem ist mir klar, dass es viele verschiedene Aspekte gibt, die "Sissy/*" etc. sexuell interessant machen. Ich denke aber, dass das, was ich daran interessant finde, für einige nachvollziehbar ist. Die Rationalisierung, dass die Geringwertigkeit ja soziale Realität ist und insofern einfach nur ein sexuell pervertierte Widerspiegelung dieser Machtverhältnisse das ist, was mich in Gang bringt, ist mir bekannt. Trotzdem erscheint sie mir nicht ausreichend. Ich kenne eigentlich fast nur starke Frauen. Aber ist eine Begehren, das die Unterdrückung der Frau mittelbar geil findet nicht auch ein Begehren, das diesen Punkt verstärkt, diese soziale Realität immer weiter fortführt? Und für "Sissy" kann man noch viel weiter fragen, insofern als es für manche ja um eine Art Nachholen der eigenen Kindheit (und manchmal eben als Mädchen) geht, denn dann ist das dort dargestellte Bild ja Idealbild von Kindheit. Dabei ist es ja hochproblematisch, Mädchen nur zum Beispiel Prinzessin spielen zu lassen oder so, was glaube ich ein nicht unbeliebter Topoi hier ist...

Was denkt ihr dazu: Kann Sexualität überhaut politisch problematisch sein (vorausgesetzt, sie ist konsensuale Praxis, was ja nun bei mir als Autosexueller immer so ist )? Manchmal finde ich schon bestimmte Geschichten ziemlich sexistisch. Aber kann Begehren sexistisch sein?