Hallo Leute,

ich habe mir mal ein paar Gedanken über mein/unser Lieblingsspielzeug gemacht und bereits selbst erprobt.

----- schnipp/schnapp -------


Benutzer von PVC-Hosen oder -Wickelfolien kennen das Problem - nach mehrmaligem
Tragen und anschließender Wäsche verhärtet das Material, wird rissig und irgendwann
ist das Höschen ein Fall für die Mülltonne. Auch langes Lagern hat den gleichen Effekt.
Abgesehen vom erheblichen Komfortverlust, z.B an den Beinabschlüssen, ist die ständige Neuanschaffung auch eine teure Angelegenheit. Grund hierfür ist der Umstand das PVC-Folie generell Weichmacher enthält, die dem Material seine Anschmiegsamkeit verleihen. In der Regel sind diese Weichmacher öl- und fettlöslich. Die Folge ist, daß sie beim Waschen und beim Tragen im Kontakt mit der (fettigen) Haut herausgelöst werden und somit dem Material verloren gehen.


Durch eine geeignete Pflege läßt sich der Prozess der Verhärtung jedoch hinauszögern
bzw. umkehren:

1. Höschen/Folien niemals in der Waschmaschine reinigen. Durch den intensiven Kontakt mit der Waschlauge, insbesondere bei hohen Temperaturen wird der Weichmacher in großen Mengen aus dem Material herausgelöst.

Auch Bleichen bzw. Waschen mit Weichspülern greift das Material an und sollte
vermieden werden.

Besser ist eine Handwäsche mit geringer Waschmittelzugabe in handwarmen Wasser.
Eventuelle grobe Verunreinigungen mit einem Schwamm entfernen. Auskochen ist nicht
notwendig, da sauberes PVC kein Nährboden für Bakterienwachstum darstellt. Ein weiterer Vorteil der Handwäsche ist, das nur wenig oder gar kein Wasser in die Tunnel
(Bein- und Bauchabschlüsse) geraten kann. Zum Abschluß das Höschen einmal in klarem Wasser nachspülen.

Zum Trocknen sollten die Höschen mit dem Bauchabschluß nach unten aufgehangen werden. Auf diese Weise läuft das meiste Wasser einfach ab und der Rest trocknet an der Luft sehr schnell. Wenn es mal schnell gehen muß, kann das Wasser auch mit einem Handtuch abgetupft werden. Niemals das Höschen einwickeln und auswringen, da die Folie schnell zerreißt.

Niemals in der Sonne trocknen, die UV-Strahlung zerstört das Material sogar komplett.

2. Das Wiedererweichen von bereits harten Folien ist nicht kompliziert, verlangt aber
gewissenhaftes Arbeiten. Dazu sollten Sie sich in der Apotheke oder im
Chemikalienfachhandel eine Flasche Bis-(2-ethylhexyl)-adipat bzw. Adipinsäure-
bis-(2-ethylhexyl)-ester besorgen. Eine 100mL-Flasche reicht für etwa 20 bis 30fache
Anwendung aus.

Mit einem weichen Tuch oder einem Stück Toilettenpapier die Flüssigkeit aufnehmen
und gleichmässig das Höschen von beiden Seiten einreiben. Die Oberfläche glänzt
anschließend, da die Flüssigkeit einige Zeit braucht um aufgenommen zu werden.
Die Oberfläche darf nach dem Trocknen nicht mehr glänzen. Unter Umständen ist eine
weitere Behandlung notwendig, wobei der Zeitraum des Trocknens immer länger wird.
Faustregel ist in jedem Fall etwa 24 Stunden.

Die Flüssigkeit wird vom PVC wie von einem Schwamm aufgesogen und ist dann dort
gebunden. Mit der Zeit wird auch sie wieder durch Tragen und Waschen herausgelöst,
sodaß die Prozedur von Zeit zu Zeit wiederholt werden muß.

Achtung wichtig - Beim Umgang mit Chemikalien immer Handschuhe, Kittel und
Schutzbrille tragen und dabei auch nicht Rauchen, Essen oder Trinken!

Noch eine kleine Erläuterung für chemisch Interessierte:

PVC-Folie wird in der Regel mit Phthalsäureestern (spricht sich "Ftal"-säureester)
weichgemacht. Weich-PVC enthält über 50% davon. Diese stehen aber in der Kritik
krebsauslösende bzw. hormonähnliche Wirkung auf den menschlichen Körper zu haben. Jedoch sind sie überall in unserer Umwelt vorhanden, weil sie von nahezu allen
PVC-Gegenständen an die Luft abgegeben werden. Das heißt, daß sie auch im menschlichen Blut nachweisbar sind.

Derartige Wirkungen sind von Adipinsäureestern nicht zu erwarten. Trotzdem ist beim
Umgang mit Chemikalien Schutzausrüstung empfehlenswert, da die Chemikalie ebenfalls durch die Haut wandern kann. In PVC gebunden ist die Körperaufnahme aber nicht höher als bei Phthalsäureestern.

Das Problem des Herauslösens von Weichmachern betrifft vor allem niedrigmolekulare
Substanzen. In den 70er und 80er Jahren gab es Höschen mit dem Prädikat "öl- und
salbenbeständig" (Mölny bzw. Septa). Grund hierfür war die Verwendung von hochmolekularen Weichmachern (vor allem Polyester mehrwertiger Säuren und Alkoholen), die nur sehr schwer in Waschlauge oder Hautfett löslich sind. Mir ist jedoch kein heutiger Hersteller bekannt der diese strapazierfähige Folie für seine Produkte verwendet. Über den Grund kann man nur spekulieren. Vermutlich sind höhere Materialkosten, und der Gedanke das der Kunde auch mal wiederkommen soll, ausschlaggebend hierfür. Auch der in Deutschland bekannteste Hersteller von PVC-Höschen verwendet mit Phthalsäureestern weichgemachte Folie.

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So, ich hoffe das jetzt nun weniger Höschen den Mülltonnentod sterben müssen.
Der Text übrigens wurde mit einem Editor vorformuliert, daher die etwas ungewöhnliche Aufmachung.

Bis später dann - Christian Ganzkörperwindel