Babymänner sind die besten Liebhaber!
Danke für eure kenntnisreichen Beiträge!
ich denke, ich hatte mich in meiner Frage ein bisschen unpräzise ausgedrückt, als ich von Therapie sprach. Natürlich denke ich nicht, dass eine AB-Beziehung eine Therapie im medizinisch-psychologisch-neurologischen Sinne ersetzen kann. meine Mitbewohnerin geht zu verschiedenen "Maßnahmen", einer Psychotherapie, aber auch Tanz- und Trauer-Maltherapie.
Meine Überlegung, dass eine Ab-Beziehung sie glücklich machen könnte und ihr Ängste vielleicht reduzieren könnte, war viel niedriger angesiedelt. Was die Männerangst angeht, so meine ich nicht, dass ein lieber, empathischer Babymann ihre Traumata an der Wurzel bekämpfen könnte, sondern eher, dass negative Erfahrungen durch schöne, entspannende, genussvolle Erfahrungen "überlagert" werden.
Meiner Mitbewohnerin fehlt ein bisschen die ironische Distanz zu sich selbst, eine Leichtigkeit des Seins. Um das anschaulich zu machen an einem banalen Beispiel:
Ich esse in der Regel, wenn ich nicht selbst koche, was auf den Tisch kommt. Wenn es mir schmeckt, esse ich mit großem Vergnügen, wenn es mir nicht schmeckt, mit kleinerem, aber ich esse, wenn mir das Gericht nicht außerordentlich gesundheitsschädlich vorkommt. Wenn ich etwas nicht mag, mache ich daraus kein Problem, futtere, bis ich satt bin. Ich verschwende einfach kaum einen Gedanken daran.
Meine Mitbewohnerin dagegen rührt kaum eine Speise an, die sie nicht kennt, fürchtet sich vor fremden Geschmäckern, selbst wenn sie noch nicht weiß, ob das Gekochte gut ist oder nicht und zerbricht sich den Kopf, warum sie das Vorgestellte NICHT essen kann, statt es einfach zu kauen und zu schlucken und einen Witz zu machen, dass man doch das Entsetzlichste bei einem guten Gespräch schmackhaft finden kann. Ihr fehlt Neugier, Lust am Fremden.
Und ein kindlich-verspielter Liebesgefährte könnte vielleicht nicht im engeren Sinne therapieren, aber die Lebenslust steigern. Sie würde mit ihren Gedanken vielleicht weniger um sich und ihre psychischen Gebrechen kreisen, wenn sie einen Kind-Mann hätte, mit dem sie die Welt zusammen erfahren könnte, den sie streicheln könnte, der sie mag, wie sie ist, mit ihrer Kindlichkeit und ihren Störungen. Viele Probleme schrumpfen ja einfach, wenn man zu zweit ist!
Vorhin habe ich das Beispiel mit dem Essen gebracht. Ich bin ja davon überzeugt, dass der, der gutes Essen genießen kann, auch in der Liebe genussfähig ist, weil er insgesamt bereit ist sich guten Gefühlen hinzugeben und sich auf positive Sinneseindrücke zu konzentrieren.
Und ich vermute, wenn D. ihren Körper genießen könnte, wenn sie einen Mann findet, der ihr nicht Angst macht, sondern ihr wie ein kleiner Junge begegnet, mit dem man ganz langsam und ganz behutsam-kindlich den eigenen und fremden Körper erforschen kann, dass sie dann vielleicht insgesamt genussfreudiger leben könnte.
Ein Mann, der selbst seine "Kind-Anteile" hat, könnte auf ihre Bedürfnisse und Wünsche sicher eingehen, ohne dass es ihr peinlich wäre sie zu formulieren. Babymänner sind nun mal die besseren Liebhaber!
Denkt Zartbitter.