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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Selbstakzeptanz als AB - wie?



Carrie_Calavera
12.01.2016, 12:07
Hallo zusammen,
ich glaube, das Thema ist an sich nicht neu und es wurde schon häufiger darüber geschrieben, aber mir ist es gerade eine ziemliche Herzensangelegenheit.
Ich habe ziemliche Probleme, mich selbst als AB zu akzeptieren.
Dabei habe ich eigentlich ziemliches Glück, habe ich doch eine Partnerin, die - zwar nach einem sehr langen, beschwerlichen Weg - sehr gut mit meiner Neigung umgehen kann. Sie versteht, worum es mir dabei geht, und bemüht sich, mir dieses Bedürfnis (vor allem nach Geborgenheit und Sicherheit) zu erfüllen. Ich habe sogar im Zuge einer Psychiotherapie die Ursprünge meines AB-Seins herausgefunden (Klassiker: Vernachlässigung in der Kindheit), sodass ich meine Neigung darüber "entschuldigen" könnte.
Aber es funktioniert nicht so recht. Es reicht nicht, dass ich mir sage: "Hey, ich habe mir das nicht ausgesucht, aber es ist nun eben, wie es ist." Es gibt zwar auch die Momente, in denen es total schön ist, wenn meine Liebste mich in ein dickes Windelpaket einpackt, mir noch den Body und Strampler anzieht und mich im Arm hält... aber hinterher beschleichen mich sehr häufig Reue und Scham. Ich schäme mich vor ihr, dass ich bin, wie ich bin; bisweilen schäme ich mich auch vor mir selbst, da ich nicht den Vorstellungen von "echter" Männlichkeit erfülle, wie ich sie habe bzw. wie meine Frau sie vielleicht hat. Ich weiß, dass diese Vorstellungen von "echter" Männlichkeit total bescheuert sind, da sie ungesund, mediengemacht und damit schlicht falsch/unmenschlich sind. Trotzdem merke ich, wie es mir immer mal wieder zusetzt, in irgendwelchen Filmen die tollen, absolut männlichen Männer zu sehen und zu wissen: Du selbst wirst immer ein AB sein und diesen Makel an dir tragen.
Meine Liebste gibt sich redliche Mühe, mir diesen Zahn zu ziehen. Ich weiß, dass ich nicht "nur" ein AB bin, sondern noch vieles anderes. Aber es gibt eben Zeiten, da ist das AB in mir ziemlich präsent und ich tue mich schwer damit, es wirklich zuzulassen.
Kennt ihr solche Gedanken / Gefühle?
Wie geht ihr damit um?
Wie schafft man es, sich von falschen Rollenvorstellungen zu lösen und sich selbst als das zu akzeptieren, was man ist?
Über eure Antworten würde ich mich freuen :)
LG Carrie

FranzW
12.01.2016, 13:06
Das Gefühl von Angst und Scham kenne ich nur zu gut. Auch ich habe vor kurzem eine Psychotherapie gemacht und ich hoffe, daraus einiges gelernt zu haben, was ich in den nächsten Jahren umsetzen kann. Selbstakzeptanz heißt nach dem, was ich jetzt gelernt habe, eben nicht nur, dass man seine AB/DL-Seite akzeptiert, sonderen eben auch, dass man die ganzen vermeintlich schlechten Gefühle akzeptiert, die einen quälen. Angst und Scham muss man nämlich nicht als schlechte Gefühle ansehen, denn sie tun einem auch sehr viel gutes. Angst verhindert, dass man ständig groben Unfug macht und Scham bewahrt einen davor, sich ständig wie ein Arschloch zu verhalten. Was ich aus meiner letzten Psychotherapie mitgenommen habe, ist dass ein belastender Gedanke ruhig kommen darf, aber er darf auch gerne wieder gehen. Um diesen freien Umgang mit Gedanken zu üben, gibt es sogenannte Achtsamkeitsübungen. Dabei lernt man, seine Konzentration gezielt auf bestimmte Sinneswahrnehmungen zu lenken und damit auch gewissermaßen zu lenken, woran man denkt.

Und zu letzt natürlich noch der Tipp mit den Stammtischen: Geh doch mal zu einem Ageplay- oder einem FemDom-Stammtisch! Dann kannst Du erleben, wie normal es sich anfühlen kann, klein zu sein oder sich einer Frau zu unterwerfen. Das Gehirn ist nämlich extrem anpassungsfähig, und solche gruppendynamischen Prozesse sind sehr wirksam.

Liebe Grüße aus Graz!

Kvetinka
12.01.2016, 14:08
Hallo,

ich glaube, dass es ein gesellschaftliches, kein individuelles Problem ist. Frauen haben für sich schon viel eher erkämpft, Hosen zu tragen, stark zu sein (Kanzlerin Merkel, Prime Minister Thatcher). Und hier in Deutschland wird alles sofort als Schwul bezeichnet, wenn Männer in die Richtung gehen (oder sie werden gleich Frau, ich darf das ja sagen!).

Ich bleibe bei meinen alten Zitat "AB ist die kleine Schwester der Transerei".

LG Květinka

Chief Gewickelt
12.01.2016, 14:26
Was hat denn diese Antwort wieder mal mit der Frage des Threadstarters zu tun, ob Frauen heute Hosen tragen? Carrie sei dir gesagt, es gibt nichts wofür du dich schämen musst. Unser Neigung ist doch mehr als harmlos und du hast eine Freundin, die dieses akzeptiert. Jetzt musst du es für dich auch noch gedanklich in die Reihe bekommen. Du musst doch nicht dem nacheifern was die Medien dir vorgaukeln. Das machen hier bestimmt die Meisten nicht. Dann bist du hallt kein sportschauguckender, auf dem Sofa sitzender, biertrinkender Mann. Deine Freundin scheint es zu mögen, sonst würde sie auch nicht gegenargumentieren. Ich begründe für mich das Ganze auch durch die Kindheit und habe auch gelernt es zu akzeptieren. Ich habe es auch versucht es zu leugnen, zwei kaputte Beziehungen waren die Folge. Ich hatte die Courage nicht mit meinen damaligen Freundinnen darüber zu sprechen, da bist du auf jeden Fall schon mal einen Schritt weiter. Also mach dir keinen Kopf.

Kvetinka
12.01.2016, 14:30
Frauen werden AB nie verstehen können, meine persönliche Meinung. Die denken zu 99,9% nur ans Vermehren, die soziale Absicherung, usw. Im Herzen bin ich schwul.

Chief Gewickelt
12.01.2016, 14:34
....und ich habe geglaubt, das Jahr beginnt trollfrei. Habe mich wohl geirrt.

Kvetinka
12.01.2016, 14:38
....und ich habe geglaubt, das Jahr beginnt trollfrei. Habe mich wohl geirrt.

So kann man das natürlich auch machen, wenn die Meinung nicht passt, als Troll darstellen, geschickt und so der Genderdiskussion aus dem Weg gehen.

Ich sage mal ganz frech, wenn Männer Sensibiltät und Schwäche zeigen dürften, dann würden Windeln, Frauenkleidungtragen und Schwanzabschneiden nebst sich Umbenennen überflüssig. Aber Weibchen suchen zur Vermehrung halt den starken Mann (Steinzeitsoziologie, aber noch heute aktuell).

Männer im Gegenzug dazu die emotional stabile gefestigte Frau als Mutter ihrer Kinder.

Es ist ein allgemeiner Trend, persönliches Versagen als individuelles Problem darzustellen, als die gesellschaftlichen Umstände anzuprangern (e.g. Arbeitslosigkeit und struktureller Wandel, Genderdebatte, usw).

LG Květinka

FranzW
12.01.2016, 14:59
Mir ist in der Zwischenzeit noch eine weitere Idee gekommen, die ich dem OP vorschlagen möchte: Du könntest ja einmal versuchen, das Beschämen in das Rollenspiel zu integrieren. Also entweder, dass Dich Deine Freundin beschämt, indem sie Dir während dem Spiel vorwirft, du wärst schon zu groß für Windeln und Fläschchen, oder was auch immer Du verwendest, und Du verteidigst Dich, indem Du sagst: "Ich will aber noch" oder umgekehrt, dass Du während dem Spiel sagst "Ich bin doch schon zu groß dafür" und sie Dir kommt, mit einem "Nein, du brauchst das noch".

Die Vorteile dieser Herangehensweise wären, dass Du Deinen Schamgefühlen Raum und Zeit gibst, aber eben kontrolliert in einer Spielphase und nicht irgendwann, wenn es Dein Erwachsenenleben beeinträchtigt. Außerdem wärst Du dann mit den Gefühlen nicht alleine, sondern mit Deiner Freundin und drittens ist alles, womit man spielerisch umgehen kann, weniger bedrohlich.

Aber ich sag gleich dazu: Ich bin kein Psychologe und ausprobieren geschieht auf eigene Gefahr!

Liebe Grüße aus Graz!

Lebensinsel
12.01.2016, 15:47
Manche Inhalte lesen sich schon recht lustig. Und dabei meine ich nicht nur das Blümchen.

Tja, wie akzeptiert man seine spezielle Neigung? Am besten, indem man sich klar macht, dass andere auch ihre Macken haben. Wenn man das alles wüsste, was bei manchem Biedermann hinter verschlossenen Türen so abgeht? Huiuiui.

Es ist ja auch nicht so, das man 365 Tage im Jahr rund um die Uhr Baby sein will. Oder muss dich deine Frau im XXL-Kinderwagen durch die Fuzo schieben? Es gibt auch noch was außerhalb. Alles hat seine Zeit. Also darf man doch einen Teil seiner Freizeit sich in die Rolle des AB und/oder DL begeben.

Linus
12.01.2016, 17:12
Und zu letzt natürlich noch der Tipp mit den Stammtischen: Geh doch mal zu einem Ageplay- oder einem FemDom-Stammtisch! Dann kannst Du erleben, wie normal es sich anfühlen kann, klein zu sein oder sich einer Frau zu unterwerfen. Das Gehirn ist nämlich extrem anpassungsfähig, und solche gruppendynamischen Prozesse sind sehr wirksam.
Liebe Grüße aus Graz!

Das kann ich nur unterstützen. Nachdem ich andere kennengelernt habe und gelernt habe, ganz natürlich und offen über das Sprechen zu können, hat das dem ganzen Thema eine unglaubliche Normalität gegeben. Natürlich weiss ich auch weiterhin, dass AB/DL sein nicht der Mehrheitssexualität entspricht. Aber ich wusste eben auch, dass da Leute sind, bei denen ich diese Seite von mir nicht verstecken muss. Und das tut unglaublich gut.
Es ist schon gut, dass du mit deiner Frau da so offen warst. Das ist sicherlich auch schon sehr hilfreich. Wenn man dann über Stammtische Leute kennenlernt die vielleicht auch zu Freunden werden, hilft das aber noch zusätzlich.

Stinky
12.01.2016, 17:23
@ FranzW: Genau das isses. So hab ich mir das auch mal ausgemalt in meiner mehr oder minder kranken Fantasie (siehe Geschichte). Ansprechen bzw. Aussprechen ist aber der zweite Schritt. Den sollte man(n) aber möglichst nicht vor dem ersten machen. Zuerst kommt - wie hier auch schon geschrieben - die Akzeptanz. Aber zuallererst die völlig wertungsfreie Akzeptanz, eben, nachdem man(n) erkannt hat, was los ist. Das Erkennen kriegen ja die meisten noch hin. Aber dann fängt das Herumeiern an. Mal mit und mal ohne Eier(stöcke?). Den Bogen Richtung Genderdiskussion zu spannen halte ich für übertrieben. Ich will mal dem CC unterstellen, dass er sich sehr wohl bewusst ist, auf irgendeine, wenn auch "seltsame" Weise, männlich zu sein. DAS Problem besteht also nicht.
Der Insulaner spricht auch aus, was ER für Erfahrung(en) damit hat. Auch ihm würde ich "männlich" andichten.
Meine These: AB wird als "krank", als "unnormal", als "pervers", als "irre", als "verwerflich" und und und und und .... und im günstigsten Fall als "unangemessen" betrachtet. Würde DIESE Bewertung statt negativ positiv sein, bestünde aller Wahrscheinlichkeit nach gar kein Diskussionsbedarf.
Aber das ist eben nur meine eigene, völlig unmaßgebliche, ...(hier alle bekannten negativen Begriffe einfügen)... Meinung.

Nun ja. Immerhin hat's mal (wieder) jemand an- bzw. ausgesprochen. :baby045:

Pimpernuckel
12.01.2016, 17:43
Kennt ihr solche Gedanken / Gefühle? Wie geht ihr damit um?


Ich weiss nicht, aber ich hab mich nie dafür entschuldigt oder geschämt dafür, dass ich bin, wie ich bin. Letzten Endes ist ja diese selbstzerstörerische Grübelei der sicherste Weg ins Verderben... Bei mir kommt es nur darauf zurück, die Kontrolle zu behalten und natürlich in der Öffentlichkeit die guten Manieren nicht zu vergessen, aber in einem geschützten Umfeld lebe ich mich da schon aus. Das muss sich noch nicht mal speziell auf das Ageplay beziehen, obwohl ich schon gern 'nen passenden Partner hätte und mir dann auch vorstellen könnte, dauerhaft so zu leben. Ansonsten blödle ich halt mit meinem Bruder rum, mach Albernheiten, wenn ich bei meinen Eltern bin (wohldosiert und rücksichtsvoll), quatsch meine Plüschtiere voll usw. und find recht wenig dabei, dass das für Außenstehende sicher etwas komisch wäre. Ich hab da einfach kein schlechtes Gewissen und hatte es auch nie bei anderen Sachen, die ich so gemacht habe/ mache.




Wie schafft man es, sich von falschen Rollenvorstellungen zu lösen und sich selbst als das zu akzeptieren, was man ist?


Ähm, naja... Ich könnte hier "Best of GayRomeo" per Copy&Paste einfügen, und wir könnten uns alle mal mächtig totlachen. Das ist wieder dieses alte Ding, warum manche Leute denken, dass richtige Männer Brusthaare haben müssen. Klischees, Klischees, Klischees... Wenn man sich da selbst reindrängen lässt oder versucht, Erwartungshaltungen anderer zu erfüllen, wird man natürlich immer an sich zweifeln. Sehr passend zu dem Thema (gestern gerade zufälligerweise gesehen):

http://www.ardmediathek.de/tv/Menschen-hautnah/sch%C3%B6ner-schlauer-schneller-Anke-Enge/WDR-Fernsehen/Video?documentId=30253400&bcastId=7535538

Gleiches Problem, andere Ausformung.

Pimpernuckel

Carrie_Calavera
12.01.2016, 19:52
Hallo!
Vielen lieben Dank für die Antworten bisher.
Mir ging es tatsächlich nicht unbedingt darum, eine Genderdiskussion loszutreten, auch wenn ich das Thema angeschnitten habe.
Mir geht es gar nicht primär um meine "männliche Identität", da ich mich durchaus gerne und ganz als Mann betrachte/fühle.
Das Problem ist halt eher, das AB-Sein mit mir selbst zu vereinbaren, es als Teil von mir anzunehmen und mich - so blöd das auch klingen mag - selbst damit lieb zu haben. Es ist auf dauer nicht gut, sich selbst damit schlecht zu machen - wie ihr auch selbst hier geschrieben habt.
Den Tipp, mal bei einem Stammtisch vorbeizuschauen, halte ich für sehr gut. Ich hatte hin und wieder mal per Chat ein paar Kontakte, mit denen ich über das AB-Thema geschrieben habe, das war größtenteils sehr gut. Bisher habe ich das noch nicht gemacht, weil meine Freundin da gewisse Skrupel hatte und ich Rücksicht darauf genommen habe - sie hat befürchtet, dass ich mich noch mehr in das Thema hineinsteigere, wenn ich mit anderen ABs zusammenkomme. Das war allerdings zu einem Zeitpunkt, als sie noch nicht ganz verstanden hat, was das AB in mir eigentlich ist und braucht, dass diese ganzen Windelspielchen eigentlich eher ein "Mittel zum Zweck" ist - nämlich emotionale Bedürfnisse zu befriedigen. Seit sich bei ihr vor einigen Wochen eine "neue Offenheit" zu dem Thema eingestellt hat, wird sie auch zu Stammtischen vielleicht ihre Meinung ändern können.
Ich glaube, dass tatsächlich der entscheidende Faktor meine "Rolle" als Partner der Knackpunkt ist. Wenn ich mit meinen Windeln "allein" bin, d.h. das AB-Sein allein auslebe, dann habe ich keine Scham und keine Reue. Erst in Verbindung mit meiner Freundin entstehen diese Gefühle, weil ich eigentlich weiß, dass sie meinen "männlichen" Teil vorzieht. Wobei, wie erklärt, sie seit kurzer Zeit nochmal ihre Meinung hierzu geändert hat und den Windeln sogar etwas positives abgewinnen kann: Eine ganz besondere Nähe, die sie mir vermitteln kann.
Vielleicht brauche ich auch einfach nur etwas Zeit, diese Meinungswechsel wirklich zu verstehen und zu glauben. Immerhin bin ich seit knapp 10 Jahren mit ihr zusammen und das Thema begleitet uns nun auch schon seit 9 von diesen 10 Jahren und es kam sehr häufig zu Krisen diesbezüglich. Es gab immer wieder Momente, da hat sie nichts mehr damit zutun haben wollen, und ich habe mich bemüht, ihr zu Liebe davon loszukommen, sprich: Einfach ein normaler Parnter zu sein.
Ich weiß, dass ich aber ein solcher "normaler" Partner nie werde sein können. Das zu verarbeiten ist irgendwie mehr Aufwand, als ich dachte.
Vielleicht sollte ich einfach weniger denken und mehr genießen, was ich habe.
Selbst meine Psychologin sagte damals zu mir, als ich auf das Thema "Windeln" zu sprechen kam, es sei vielleicht gar nicht so schlecht, wenn man etwas habe, was einem so viel geben kann. Die einen brauchen Tabak, die anderen Alkohol, andere World of Warcraft... und ich eben Windeln.
Who cares?
...das wäre doch die richtige Einstellung, gell?

Pimpernuckel
12.01.2016, 20:12
Nun ja, aber ist nicht vielleicht deine eigene Erwartungshaltung gegenüber deiner Partnerin das Problem? Hast du sie mal richtig ernst nach ihren Wünschen und Bedürfnissen gefragt? Alles, was du so schreibst, klingt eher, als ob es da was unausgesprochenes gibt und sie deine AB-Sein eher als Flucht vor ihr ganz persönlich sieht und du das auch merkst und ein schlechtes Gewissen kriegst. Sie macht gute Miene zum Spiel und hat sich damit abgefunden, weil sie andere Dinge an dir mag, aber fühlt sich trotzdem als der schwächere Teil der Beziehung und kommt zu kurz. Soweit zumindest meine hochspekulative These...

Pimpernuckel

Carrie_Calavera
13.01.2016, 09:30
Alles, was du so schreibst, klingt eher, als ob es da was unausgesprochenes gibt und sie deine AB-Sein eher als Flucht vor ihr ganz persönlich sieht und du das auch merkst und ein schlechtes Gewissen kriegst. Sie macht gute Miene zum Spiel und hat sich damit abgefunden, weil sie andere Dinge an dir mag, aber fühlt sich trotzdem als der schwächere Teil der Beziehung und kommt zu kurz. Soweit zumindest meine hochspekulative These...

Pimpernuckel

Hallo Pimpernuckel,
vielleicht ist da ein bisschen was dran. Meine Freundin hat zu mir gesagt, dass sie bisher alles, was mit Windeln und AB zu tun hatte, als eher sehr lästig empfunden hat und es vor allem "erduldet" hat. Vor einigen Monaten hatten wir beide eine sehr, sehr schlimme Zeit - sie hat mich betrogen - und es hat wirklich viel gebraucht, dass ich ihr wieder einigermaßen vertrauen konnte. In dieser Zeit habe ich mich ausgesproche schlecht gefühlt und wollte mich irgendwann wieder ganz ins AB-Sein "flüchten", um etwas zu haben, wo ich mich unbedingt gut fühlen kann. Ich habe viel mit ihr darüber gesprochen und sie hat sich bereit erklärt, mich dabei zu unterstützen. Ich weiß nicht genau, ob sie das aus schlechtem Gewissen tut, um ihren "Verrat" mir gegenüber wieder gut zu machen, oder ob sie wirklich ehrlich ist wenn sie sagt: "Ich habe erkannt, dass es dir gar nicht um diese Dinge geht, sondern um das Gefühl, was sie dir vermitteln sollen. Und dieses Gefühl möchte ich dir gerne geben." Vielleicht steckt hinter diesen Worten aber auch nur die Angst, dass ich sie doch noch für ihren "Verrat" verlasse, denn da hat sie wirklich eine Heidenangst vor (hätte sie sich vielleicht vorher überlegen sollen...).
Jedenfalls: Das Ganze ist offenbar doch komplexer als gedacht, und ich glaube, dass es tatsächlich um Erwartungshaltungen bei mir und meiner Freundin geht bzw. um solche Erwartungshaltungen, die ich in sie hineinprojiziere. Ich habe wohl Angst davor, dass sie bald doch wieder sagt: "Boah, Junge, dieses ganze Windel-Zeugs finde ich so bescheuert, mach das sonstwo, aber nicht vor meinen Augen!" Und dann kommt wieder diese Sache mit der "angemessenen" Männlichkeit ins Spiel...und der Kreis schließt sich.
Hm. Immerhin glaube ich jetzt, den Kern des Problems etwas präziser umkreist zu haben O.o

FranzW
13.01.2016, 11:27
Ich war noch nie in einer Beziehung, daher ist mein Beitrag mit Vorsicht zu genießen, aber ein paar Gedanken fallen mir trotzdem dazu ein. Zum einen gibt es Paartherapien. Wenn Du ohnedies schon eine Psychotherapie gemacht hast, könntest Du überlegen, ob Du nicht eine gemeinsame Therapie mit Deiner Partnerin machen möchtest.

Zum anderen ist mir in der SM-Szene aufgefallen, dass es einen deutlichen Überhang an devoten, submissiven, passiven Menschen gibt und einen eklatanten Mangel an dominanten, aktiven. Meiner Meinung nach ist auch die dominante Rolle bzw. Vater-/Mutterrolle, die wesentlich schwierigere. Vielleicht ist darin auch der Wunsch nach einem Mann mit der "angemessenen Männlichkeit" begründet. Vielleicht möchte sie sich auch einmal unterordnen und sich beschützen lassen. Das wäre genauso ihr gutes Recht wie Deines. Und denk auch dran: Die meisten hier haben keine Beziehung, sondern höchstens mal einen Spielpartner für eine Session. Ein Anrecht auf einen (treuen) Partner gibt es so nicht.

Liebe Grüße aus Graz!

Chief Gewickelt
13.01.2016, 11:55
Ich bin auch kein Psychologe und ich habe mit meinen Freundinnen auch nie über das Thema gesprochen, was letztendlich dann zu Aus führte, weil meine Bedürfnisse nie befriedigt wurden. Das aber nur am Rande. Was ich so aus deinen Posts so rauslese, ist ja nicht das Problem des Ab-Seins an sich. Zumindest nicht, wenn du allein bist. Du schreibst, dass deine Freundin es Anfangs "geduldet" hat und ich glaube darin liegen deine Ängste, Zweifel und dein Schamgefühl. Es wir sicherlich immer etwas anderes sein wenn von vornherein beide Partner die gleichen oder ähnlichen Vorlieben haben. Vielleicht bist du dir nicht sicher, ob sie es nur dir zu Liebe macht und in Wirklichkeit das Ganze hasst. Ihr seid aber schon 10 Jahre zusammen und seit 9 Jahren weiß sie von deinen Bedürfnissen. Ich glaube, wenn sie damit so ein riesiges Problem gehabt hätte, dann könnte ich mit Vorstellen, dass die Beziehung früh auseinandergegangen wäre. Dann kam jetzt dummerweise dieser Zwischenfall dazu, der auch wiederum Zweifel in dir aufkommen lies, da du das sicher auch mit deinem Fetisch begründet hast. Korrigiere mich, wenn es nicht so ist. Ich habe aber gestern auch schon gedacht, dass da unausgesprochene Dinge im Raum stehen. Vielleicht redest du nochmal mit ihr und schaffst Klarheit.

Pimpernuckel
13.01.2016, 12:52
Zum anderen ist mir in der SM-Szene aufgefallen, dass es einen deutlichen Überhang an devoten, submissiven, passiven Menschen gibt und einen eklatanten Mangel an dominanten, aktiven. Meiner Meinung nach ist auch die dominante Rolle bzw. Vater-/Mutterrolle, die wesentlich schwierigere.

Dem würde ich widersprechen und könnte das jetzt wieder stundenlang ausdiskutieren. Aber schweifen wir mal nicht ab... ;)

Pimpernuckel

Pamperwölfchen
18.01.2016, 19:35
Hat denn das AB-Sein so einen starken Anteil in deinem Leben, dass es dich dir selbst als komplett unmännlich erscheinen lässt? Es ist sicher richtig, dass die Vorlieben eines ABs nicht in das klassische Rollenklischee des starken Mannes passen. Aber ich denke, die meisten von uns die diese Vorliebe nicht 24/7 leben haben auch sehr starke, als klassisch männlich belegte, Seiten.

Ich z.B. bin zwar zu Hause gerne AB und blödel mit meiner Freundin rum, arbeite aber in einem Beruf der eine gewisse Dominanz erfordert und gehe auch Hobbies nach, die man eher als draufgängerisch beschreiben könnte. Man hat eben ganz unterschiedliche Seiten die sich gegenseitig ausbalancieren. Im Zweifelsfall hast du damit ein deutlich gesünderes Selbst, als ein Klischeemacho, der immer zwanghaft männlich ist und kein Ventil hat um auch mal schwach zu sein.
Mir stellt sich gerade die Gegenfrage: möchte deine Freundin auf klassisch weiblich belegte Themen beschränkt werden :D ?