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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Meine Erfahrung damals 1969 im Krankenhaus



rene_dlinko
13.05.2013, 20:56
Hallo zusammen. Ich war als Kind sehr lange Bettnaesser und wurde auch sehr lange von meiner Mutter gewickelt. Leider hoerte sie damit auf als bei mir im Schambereich die ersten Haerchen anfingen zu spriessen.
Mit 16 Jahren erlitt ich einen schweren Schiessunfall, mein Freund spielte mit einem Kleinkaliebergewehr herum. Ich sass in der Naehe und beobachtete ihn dabei. Unglueck-licherweise loeste sich dann ein Schuss, der mich in den Oberschenkel traf. Ich wurde mit der Ambulanz sofort ins Krankenhaus gebracht. Man befragte mich nach dem Hergang des Unfalles, und ich erzaehlte dass ich in der Naehe auf einer Mauer gesessen habe als mich der Schuss (6 mm) traf. Der Arzt ordnete sofort ein Roentgen an, da er sicher gehen wollte. Auf dem Roentgenbild sah man dann, dass die Kugel da ich in sitzender Position war als mich der Schuss traf, durch mein ganzer Unterkoerper hindurch ging und ganz hinten in der Naehe der Wirbelsaeule stecken blieb. Da war natuerlich im Krankenhaus der Teufel los. Fuer so ein kleines Provinzkrankenhaus war das schon etwas aussergewoehnliches.
Nach einigen Untersuchungen war die Sache klar, ich musste im Krankenhaus bleiben. Ich war sehr aufgeregt und wusste noch nicht was mich alles erwarten wuerde. Da ich erst 16 Jahre alt war, brachte man mich auf die Kinderstation.
Meine Mutter die in der Zwischenzeit benachrichtig wurde, kam dann nach einiger Zeit mit den noetigen Utensilien die man für ein Krankenhausaufenthalt braucht. Sie war total veraengstigt als sie vernommen hatte dass ich angeschossen wurde.
Bevor sie in mein Zimmer kam wurde sie bereits von einem Arzt ueber mein Zustand und die Schwere der Verletzung informiert. Auch mit der Stationsschwester hat sie geredet und ihr dann auch gesagt, dass ich noch Bettnaesser sei.
Meine Mutter war heilfroh als sie sah dass es mir einigermassen gut geht. Sie hat mir dann auch gesagt dass die Aerzte mich für einige Zeit im Krankenhaus behalten wollen, aber noch nichts genaueres wissen. Sie hat mir dann auch gesagt, dass die Schwester Bescheid wisse, wegen dem Bettnaessen.
Wegen der Schwere der Verletzung durfte ich die nicht aufstehen, und ich musste auch ruckartige Bewegungen moeglichst vermeiden. Man hatte grosse Angst dass sich das Geschoss ungluecklich verschieben koennte, ich musste also im Bett bleiben.
Am Abend kam dann eine Krankenschwester und fuhr mich mit dem Bett aus dem Zimmer. Zuerst dachte ich es geht wieder zu einem Untersuch aber die Schwester fuhr mein Bett in ein grosses Badezimmer. Dort angekommen sagte sie mir, dass meine Mutter berichtet habe, dass ich noch Bettnaesser sei und sie muesste mir nun Windeln anziehen. Dann hat sie mich mit Stoffwindeln und einer Gummihose gewickelt. Die Geschichte passierte Ende der 60er Jahre. Damals gab es noch keine Einwegwindeln. Das Ganze war mir damals schon sehr peinlich aber ich habe es sehr genossen gewickelt zu werden.
Die Geschichte ist genauso passiert und ist wahr! Liebe Gruesse René

janbaby
13.05.2013, 21:45
Kuckuck,

sollte mnan dazu schreiben, dass Kleinkalibergewehre zu der Zeit noch legal waren und sie eigentlich jeder mit einer dürftigen Genehmigung besitzen durfte. Mein Opa hatte sogar ein halbautomatisches auf dem Schrank.
Mitte/Ende der 70er wurden die dann eingesammelt, wenn ich mich recht erinnere. 'Zum Glück...

Wie ist es denn ausgegangen mit der Schusswunde?

Gruß,
Janbaby SB
:danke: :regenbogen:

rene_dlinko
14.05.2013, 16:23
janbaby
Hallo Janbaby, danke für Dein Mail, also für Dich hier die Fortsetzung:
Ich musste damals 6 Wochen im Krankenhaus bleiben. Aber Operiert haben sie mich damals noch nicht. Die erste Zeit wurde ich von der Krankenschwester Josefa jeden Tag ein paarmal gewickelt. So nach ca. 10 Tage musste ich mich dann für die Nacht selber einpacken.
Zu der Schusswunde, ich hatte trotz allem noch sehr grosses Glück dass nicht mehr passiert war. Aber die Kugel sass an einem sehr dummen Ort und es wäre eine grössere Operation nötig gewesen die Kugel zu bergen.
Nach 6 Wochen wurde ich entlassen aber mit dem Vorbehalt dass ich mich regelmässig zur Kontrolle melden musste.
Das Bettnässen ging weiter bis ich über 18 war. Danach passierte es nur noch sporadisch dass mein Bett nass wurde. Es gab jedoch auch Zeiten, da passierte es auch mehrmals die Woche. Ganz bin ich nie vom Bettnässen los gekommen. Es gab aber auch Ärzte die, die Vermutung hatten, dass die Schussverletzung mit dem nächtlichen Einnässen eventuell ein Zusammenhang haben könnte.
Wiederholt hatte ich dann immer wieder Beschwerden die sich in heftigen Bauch und Rückenschmerzen zeigten. Als alle Massnahmen nicht halfen, entschloss man sich dann 1976 das Geschoss zu entfernen. Die Vermutung dass die Schussverletzung und das Geschoss im Zusammenhang mit den Symptomen standen, war immer ein Thema. Die Bauchschmerzen verschwanden dann mit der Zeit ganz, die die Rückenschmerzen, aber auch das gelegentliche Bettnässen blieben mir jedoch erhalten.
Da ich damals ein sehr strenger Job hatte, wurden dann die Schmerzen im Rücken immer heftiger und ich war dann auch ständig in Ärztlicher Behandlung. Irgendwann wollte Mein Arzt dann der Sache auf den Grund gehen und ordnete eine Computer-Tomografie an. Das Resultat war dann nicht sehr erfreulich. Ich hatte mehrere Bandscheibenvorfälle die man dann mit Physiotherapie behandelte. Leider wurden die Beschwerden nicht weniger und im April 1987 wurde ich dann das erste Mal Operiert.
Anfänglich ging es mir echt besser die ganzen Schmerzen waren weg. Leider hielt die Freude nicht sehr lange an. Nach zehn Tagen wurden die Wundklammern gezogen und dabei passierte es, dass ca. 3 cm der Wunde aufplatzen. An und für sich wäre das nichts Schlimmes gewesen. Fatalerweise ordnetet aber der verantwortliche Arzt Bewegungstherapie im Wasser an. Nach ca. 3 Tagen war die Wunde gerötet und schon nach kurzer Zeit hatte ich eine riesige Infektion im Rücken. Es wurde nun ganz schlimm, alles fing an zu eintern und nach kurzer Zeit hatte ich ein Loch im Rücken das offen war bis auf die Wirbelsäule. Ich muss in ein Spezialkrankenhaus verlegt werden. Mir ging es nun sehr schlecht und ich hatte fürchterliche Schmerzen. Meine Blase hatte ich praktisch nicht mehr unter Kontrolle. Mein Zustand war so schlecht dass man das Schlimmste befürchten musste. Nach 7 Monaten und einer weiteren Operation konnte ich dann endlich das Krankenhaus verlassen. Bis 1994 wurde ich nochmals 6 Mal Operiert. Die letzte Operation war 2008. Seit 1987 bin ich nun inkontinent und trage rund um die Uhr Windeln. Das einzig Gute daran ist, dass ich Windeln und Gummihosen auch heute immer noch mag. Ich fühle mich Wohl so.

janbaby
14.05.2013, 16:58
Kuckuck,

deftig!
Respekt vor soviel Leidensfähigkeit!
Da kann man nur ein weiterhin gute Gesundheit wünschen.
Es ist wohl nur ein kleiner Trost, dass man wenigstens die Windeln mag.


Gruß
Janbaby SB
:danke: :regenbogen:

Reez
24.05.2013, 21:28
Eine schlimme Sache, die noch schlimmer hätte ausgehen können. Die Erzählung weckt einige Erinnerungen. Es war Mitte 7oer Jahre noch so und sogar Anfang 80er an einigen Orten. Ich erinnere mich an die Sanor-Hosen, die über der Badewanne hingen zum Trocknen. Fortschrittlich waren dann mal die Zellstoffunterlagen, die ins Bett gesteckt wurden und wie eine dicke Schicht Packpapier aussahen. Ich habe den Eindruck, dass man in den 60er-Jahren in den Krankenhäusern vielleicht etwas unkomplizierter mit Windeln umgegangen ist als heute. Der Gedanke, dass man das als Erniedrigung empfinden könnte war nicht verbreitet, weil der eigentliche Grund für den Aufenthalt im Zentrum stand; also die Krankheit oder der Unfall der zur Aufnahme geführt hat.